W ie schnell kannst du dir einen Bart wachsen lassen?«, fragte Doyle.
»Einen Bart?«
Sie nickte. »Frederick Beck kriegst du nicht, indem du versuchst, ihm zuvorzukommen. Er hat das alles jahrelang geplant, und er ist hochintelligent.«
»Und wie kriegen wir ihn dann?«
»Über sein Ego«, antwortete sie. »Das setzen wir gegen ihn ein.«
Poe richtete sich auf. »Wie stellst du dir das vor?«
»Wir haben ein kleines Zeitfenster, das wir nutzen können. Im Augenblick stellt Frederick sich gerade neu auf. Wir haben den Schleier gelüftet und der Welt gezeigt, wie sein Trick funktioniert. Bestimmt macht er Pläne, wie er die Fantasie der Öffentlichkeit wieder beschäftigen kann. Das heißt, wir haben eine Frist von einem Monat, vielleicht auch sechs Wochen, in der er sich auf viel zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren wird.«
Poe nickte. Doyle hatte recht. Im Moment wurde Beck in viele Richtungen gezerrt, seine Bandbreite musste gerade am Limit sein. Sich einer internationalen Großfahndung entziehen. Eine neue Kampagne planen und gleichzeitig versuchen, die Öffentlichkeit bei der Stange zu halten. Überlegen, wie er jetzt, da Doyle nicht mehr im Gefängnis war, die Wahrheit über seine Ehe geheim halten konnte. Und irgendwie musste Henning Stahl in seine Pläne passen. Noch war Poe nicht dahintergekommen, wie, doch Beck hatte ihn aus einem ganz bestimmten Grund ausgesucht.
»Du willst ihm noch was anderes geben, worüber er sich den Kopf zerbrechen kann, stimmt’s?«, fragte er.
»Tilly hat mich darauf gebracht«, meinte Doyle. »Sie hat mir erzählt, wie du mal einfach auf Teufel komm raus auf alle möglichen Tasten ihres Laptops gedrückt hast, sodass der Prozessor überlastet war und abgestürzt ist.«
»Ich sag doch immer, das ist nur ein einziges Mal passiert, und der Computer war auch uralt.«
»Sie sagt, sie hätte das nicht wiederholen können, nicht einmal unter Laborbedingungen.«
Poe räusperte sich und sah auf die Uhr. »Du hast gesagt, wir haben nur einen Monat?«
Sie lachte. »Entschuldige.«
»Sag mir, womit du seinen Verstand abstürzen lassen willst.«
»Was ist Frederick Beck am wichtigsten?«
»Im Mittelpunkt zu stehen«, antwortete er ohne Zögern. »Bei seiner Karriere ging’s nicht darum, die besten Medikamente zu entwickeln, es ging ihm um seinen Status. Und ich bezweifele, dass es ihn interessiert hat, was seine Opfer getan hatten, er wollte einfach nur von der Öffentlichkeit bewundert werden. Seine Mordkampagne hat dazu gedient, sich zurückzuholen, was er verloren hatte, als man ihm seine Karriere weggenommen hat.«
»Was ist also das Einzige, das ihn aus seinem Versteck locken kann?«
»Ich weiß nicht. Rache vielleicht. Ich trete im Fernsehen auf und fordere ihn heraus.«
»Nicht Rache; Rache kann warten. Es müsste etwas sein, bei dem die Zeit drängt.«
Poe ließ sich ein paar Minuten Zeit, doch ihm fiel nichts ein. »Abgesehen von einem bedeutenden Durchbruch in Sachen Breeg-Bart Syndrome kann ich mir nur schwer vorstellen, was ihm sonst wichtig genug sein könnte, um die Pausentaste zu drücken«, brummte er.
Mit funkelnden Augen sah Doyle ihn an.
»Du willst mich auf den Arm nehmen«, sagte er.
»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte sie. »Wir brauchen nur das Breeg-Bart-Rätsel zu lösen, und sein Ego erledigt den Rest.«