Dimanche – Sonntag
Luc las die SMS noch am Abend.
Morgen Nacht Gewitter. Um fünf Uhr früh beginnen wir deshalb die Lese. Bete mit uns, dass es nicht unsere letzte ist. Kommst Du am Mittag? Richard.
Eine Minute später hatte Luc zwei Nachrichten abgeschickt:
Lieber Richard. Ja. Bis morgen. Luc.
Und eine längere:
Anouk. Wo wir uns vor acht Tagen wiedergetroffen haben? Morgen um 12. Du erzählst mir von Deinem Verhör, und ich erzähl Dir von meinem. Luc.
Nun stand er im Garten des Schlosses Lecœur-Saint-Julien. Alles hier sah ganz anders aus als vor acht Tagen. Viel unaufgeräumter, arbeitsamer, hektischer.
Dort vorn standen riesige Traktoren mit Anhängern, bereit, wieder in den Weinberg zu fahren. Gerade erst waren sie hier angekommen, dann hatten fleißige Mitarbeiter die Trauben abgeladen und in die Verarbeitungshallen gebracht. Dort wurden sie auf dem Fließband sortiert und von den Stielen befreit – das sogenannte Entrappen –, und zwar per Hand. Das war bei einem Grand Cru nicht anders zu bewerkstelligen, es gehörte zur Qualität des Weines. Erst danach gelangten sie in riesige Bottiche zum Maischen, die Trauben wurden dort zerdrückt.
Früher war es ein riesiges Spektakel, wenn die Winzer und die Bewohner der Dörfer in einem großen Fass auf den Trauben herumtrampelten, mit nackten Füßen.
Das allerdings konnte sich heute kein Château im Médoc mehr leisten, es wäre eine romantische Verklärung gewesen – und die Hygienebehörden hätten wohl auch nicht mehr mitgespielt. So wäre der Spaß ein teures und sinnloses Vergnügen geworden.
Sein Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Gedanken.
»Luc Verlain?«
»Hier spricht Robert. Robert Dubois. Ich wollte mich bedanken. Die Ausgabe von heute Morgen ist ausverkauft. Und zwar von Saint-Émilion bis Lacanau. Die Leute haben sich draufgestürzt wie die Raben. Und aus Paris haben schon zig Zeitungen bei mir angerufen, weil sie Informationen wollen. Mein Chef ist very amused.«
»Gern geschehen. Es war so versprochen. Und du hast mir sehr geholfen.«
»Ich hab aber noch eine Frage, Luc. Mich hat ein Informant angerufen, der meinte, dass der letzte Marathon du Médoc ungültig gewesen sei, weil er zu lang war: 42,4 Kilometer nämlich. Und das wäre doch ein wahrhaft unglaublicher Aufmacher für morgen. Der wirklich längste Marathon der Welt.«
»42,4 Kilometer, aber wie kann das …?«
Dann fiel es Luc ein. Er selbst hatte die Laufstrecke verlängert, weil er den Streckenposten angewiesen hatte, die Strecke an Richards Schlossgarten vorbei zu führen. Na prima.
»Hast du das von dem Streckenposten?«, fragte er.
»Also, warst du das wirklich? Ehrlich?«
»Kann sein. Aber sag: Wer hat dir das gesteckt?«
»Mein Chefredakteur. Ganz im Ernst: Er ist mitgelaufen und hatte einen Schrittzähler. Und der zeigte 42,4 Kilometer an. Er hat das seiner Familie erzählt, und seitdem ziehen sie ihn damit auf, er habe sich irgendwo verlaufen. Das wurmt ihn tierisch. Er hat mir davon erzählt und mich gebeten, das nachzuprüfen. Und ich dachte mir schon, dass du und die Ermittlungen etwas damit zu tun haben könnten.«
»Und was machst du nun? Zerrst du mich vor den Internationen Sportgerichtshof?«
»Ich werde meinem Chefredakteur sagen, alles sei mit rechten Dingen zugegangen. Und wir trinken bald mal eine gute Flasche, auf Kosten der Police Nationale.«
»So machen wir es.«
Luc musste grinsen, und er hörte das Lachen des Journalisten am anderen Ende der Leitung.
»Salut, Luc. Du Revolutionär des Sports. Längster Marathon der Welt … Was für eine Headline, schade, dass es sie nie geben wird.«
Der junge Mann lachte immer noch.
»Salut, Robert, à la prochaine et bonne week-end.«
Als er das Telefon wegsteckte, legte sich eine Hand auf Lucs Schulter, sanft und doch fest. Es war Anouk, die ihn aus seinen Gedanken holte.
»Bonjour, Monsieur le Commissaire.«
»Bonjour, Mademoiselle Commandante.«
»Wer war das?«
»Ein Informant.«
Luc grinste. Sie fragte nicht weiter nach. Stattdessen sah sie ihn an, gar nicht verlegen, vielleicht aber noch etwas prüfend. So, als wollte sie schauen, ob ihr Streit noch Spuren hinterlassen hatte.
Dann aber hellte sich ihr Blick auf, sie trat näher an ihn heran und gab ihm einen entschiedenen, kurzen und heiteren Kuss.
»So, los geht’s. Ich hab Lust auf meine erste Traubenernte.«
Sie griff ihn bei der Hand und zog ihn hinaus aus dem Garten, hinter den alten Steinmauern des Schlosses begannen schon die ersten Rebengänge.
Sie liefen eine Weile, dann sahen die den Schlossherrn und seine Frau, die in einem Weinfeld hundert Meter entfernt standen und die Trauben prüften.
Richard erkannte Luc, gab Christine ein Zeichen, und dann sahen beide auf und winkten Anouk und Luc zu.
»Wie sind die Trauben?«, rief Luc schon von weitem.
»Fabelhaft«, rief Richard zurück, »sie sind fabelhaft.«
Sie standen nun nah beieinander und gaben sich die bises.
Richard wandte sich Anouk zu, er lächelte, ein erkennbares Friedensangebot:
»Mademoiselle Filipetti, ich weiß, wir hatten keinen guten Start. Und ich weiß, dass Sie nur Ihren Job gemacht haben. Sie haben ihn sehr gut gemacht. Und ich möchte mich entschuldigen …«
Da unterbrach ihn Luc.
»Richard, mein Lieber, es ist vorbei. Du hast es ja sicher in der Zeitung gelesen. Und die ganzen makabren Details erzähle ich dir gerne im Weinkeller, wenn wir mal zu zweit …«, ein Blick zu Christine und einer zu Anouk, »oder zu viert zusammensitzen. Aber heute bist du unser Auftraggeber, wir sind gekommen, um deinen Wein von den Reben zu ernten. Also los, sag uns, was zu tun ist.«
Anouk ergriff Lucs Hand und drückte sie. Er spürte ihr Einverständnis.
Richard verstand sofort, er nahm seinerseits die Hand seiner lächelnden Frau und sagte:
»Wir haben genau den richtigen Zeitpunkt ausgewählt. Jetzt fangen wir an und ernten die besten Beeren, und dann kann das Gewitter kommen. Schaut sie euch an«, er bückte sich und nahm eine Traube. Sattrot und prall war sie. Er steckte sie sich in den Mund, die anderen taten es ihm nach. Als Luc ganz leicht auf die Schale biss, zerbarst sie und gab den Saft frei. Es war wirklich unglaublich. Selbst im Vergleich zu dem Geschmack, den Luc vor einer Woche mit Yacine erlebt hatte. Es war schon fast ein fertiger Wein, der da in den Trauben steckte. Voll und erdig und dunkelrot, die Sonne der letzten Tage hatte ihr Werk getan.
»Wunderbar«, sagte Anouk und genoss den Geschmack.
»Wahnsinn, oder?«
Richard war sichtlich stolz.
»Wir haben uns entschieden«, er sah Christine zärtlich an, »dass wir diesem wunderbaren Winzer aus Saint-Émilion posthum einen großen Wein schenken. Der diesjährige Jahrgang wird ihm zu Ehren Cuvée Hubert heißen.«
Luc war gerührt, und er sah Anouk an, dass es ihr ähnlich ging.
»Und nun strengt euch an, damit es ein großer Wein wird, der Huberts Namen verdient. Ihr beiden, nehmt euch einen Korb da vorne beim Traktor. Und dann sucht euch eine schöne Reihe aus und arbeitet sie nach und nach ab. Nehmt nur die vollen Trauben, die in der Sonne hängen. Lasst die Trauben, die vom Weinlaub geschützt sind, noch hängen, sie werden den Regen überstehen. Nehmt nur die Besten.«
Luc lächelte Richard an und war zufrieden. Sein alter Freund war voll in seinem Element. Und er hatte seine Zuversicht wiedergefunden.
»Merci, dass wir heute dabei sein dürfen.«
Luc griff sich in diesem Überschwang Richard einfach und nahm ihn in seine Arme. Und Richard schlang seinerseits seine Arme um ihn und drückte ihn fest.
Luc hörte, wie Richard immer wieder leise »merci, merci« in sein Ohr flüsterte. Erst nach einer Minute ließ sein Freund ihn los, und Luc und die beiden Frauen schauten weg, als der Winzer sich hastig eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
»Los geht’s«, sagte er und wies zu den Körben. »Und nachher, um drei, gibt es vorne am Schloss Christines lange eingekochtes Bœuf Bourguignon und Vin rouge für alle Helfer. Wir erwarten euch dort.«
Dann nahm er seine Frau bei der Hand, und zusammen gingen die beiden erzählend zurück zum Château.
Anouk und Luc gingen zum Traktor und griffen sich jeder einen Korb, dann suchten sie sich eine besonders schöne Reihe aus, die am Eingang mit wilden roten Rosen bepflanzt war.
»Einverstanden, Mademoiselle?«
»Natürlich, Monsieur le Commissaire.«
Luc prüfte an der ersten Rebe die Trauben und sah einige, die bereit waren für die Lese. Er pflückte sie ganz vorsichtig von den Blättern, und Anouk sah ihm erst mal dabei zu. Dann ging sie ein Stück weiter zu einer anderen Rebe und begann ebenfalls mit der Arbeit. Luc legte die ersten Trauben in seinen Korb, den er neben sich auf den Boden gestellt hatte.
»Na, dann erzähl doch mal, wie war es in Andorra? Ich will alles über dein Verhör im Bergland wissen.«
»Aber Luc, wir sind doch hier zum Arbeiten, nicht zum Quatschen.«
Sie mussten beide lachen.
»Es war sehr interessant da oben. Ich war noch nie in Andorra. Sehr professionelle Kollegen. Ich dachte erst, weiß der Geier, warum der Banker ausgerechnet dahin geflohen ist. Aber er hatte wohl noch einige Gelder auf einem Konto dort. Nicht viel. Aber er wollte es holen. Sparsame Seele, der Mann. Und er hätte es auch geschafft, wenn die Kollegen nicht so aufmerksam gewesen wären. Dank deiner schnellen Fahndungsanfrage nach ihm.«
»Und wie war er drauf, als du mit ihm gesprochen hast?«
»Er war sehr gefasst. Oder besser: gar nicht unglücklich. Ich glaube, es war das erste Mal in seinem Leben, dass irgendetwas Spannendes passiert war. Er genoss das, so schien es. Und wenn es gut läuft und er einen guten Anwalt hat, dann kommt er ja vielleicht mit Bewährung davon. Wenn wir ihm Anstiftung nicht nachweisen können, dann bleibt es nämlich bei Beihilfe.«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Wie ist er überhaupt an die Bulgarin geraten? Sie hat mir erzählt, sie habe ihn in einer Bar aufgelesen.«
»Er wurde fast lyrisch, als er davon sprach. Er sagte zu mir wortwörtlich: ›Es war wie eine Erweckung. Dieses Mädchen hat mich zum Leben erweckt.‹ Und dann haben seine Augen gestrahlt, sowas hast du noch nicht gesehen.«
»Und jetzt erzähl du mir endlich die ganze Geschichte.«
Luc beugte sich über eine Rebe und musste schlucken. Gut, dass sie sein Gesicht nicht sah. Denn er wusste, dass das nicht ging. Dass er einen großen Teil weglassen musste. Den Teil mit Cecilia konnte er ihr nicht erzählen.
Erst durch das Gespräch mit der Surflehrerin hatte er verstanden, wie groß die Verletzungen waren, die das Verlassenwerden bei ihm ausgelöst hatte, die Verlustangst von Frauen in seinem Leben.
Und dass die Liebe immer noch die stärksten Gefühle auslöste: Glück, Verzweiflung, Wut, Mordlust.
Nach der Nacht mit Cecilia hatte er sich gefragt, wer in dieser ganzen Geschichte an Verletzungen gelitten haben könnte. Denn vielleicht hatte der ganze Fall gar nicht mit Hubert de Langeville persönlich zu tun. Er war vielleicht nur der unglückliche Katalysator – oder besser: sein Geld war es.
Und da schoss dann als Erstes das Bild dieses Mädchens in sein Gedächtnis. Die Augen von Jacqueline Georgieva, die auf der einen Seite so fröhlich waren und auf der anderen Seite so stolz. Und die Erzählung von Robert Dubois: dass sie immer wieder verlassen worden war. Von allen reichen Jungs aus der Gegend.
Wer also hätte sie nicht verlassen? Bei wem könnte sie sich sicher fühlen. Und wie könnte sie es gleichzeitig allen heimzahlen?
Und dann war er auf den Banker gekommen. Auf den braven, grauen Guy. Undenkbar eigentlich. Sie würde sich nie mit ihm einlassen, und er würde nie glauben, dass sie es ernst meinen könnte.
Aber dann dachte er: doch. Es könnte gehen. Zwei Menschen, die enorme Verletzungen erlitten hatten. Sie war trotz ihres Aussehens ständig zurückgewiesen worden. Und er, Guy, war ein Leben lang nicht gesehen worden, als Mann, als potenzieller Lebenspartner, als Liebhaber. Von keiner Frau, von keinem Freund. Da waren nur die Kunden, die ihn schätzten und über ihn verfügten. Und die Bank, die ihn jahrelang als Angestellten genutzt hatte, aber nun wollte man ihn abschieben. Wenn dann die Liebe an deine Tür klopft – oder der Sex – und viel Geld, dann machst du auf.
All das konnte er nicht erzählen, ohne von der Nacht mit Cecilia zu berichten. Doch lügen wollte er auch nicht.
»Ich habe mir selbst ein Bein gestellt«, sagte er. »Sozusagen mein Pariser Bein.«
»Was meinst du?«, fragte sie, während sie in einer mittlerweile unglaublichen Geschwindigkeit die Trauben pflückte. Augenscheinlich hatte sie großen Spaß dabei, und sie war sehr gut darin, die kleinen Trauben zügig einzusammeln, ohne sie dabei zu zerdrücken.
»Ich lebe eben innerlich immer noch in Pariser Zeit. Ich habe sie ausgeschlossen, von Anfang an, weil ich ja sicher war, dass Jacqueline automatisch ein Alibi hatte. Schließlich geschah der Mord am Samstagmittag. Und da sind alle Apotheken geöffnet. Zumindest in Paris.«
»Du Snob«, lachte sie, »in Bordeaux doch auch. Aber in Saint-Émilion?«
»Sie hat den einen Fehler gemacht. Sie war gestern Vormittag in der Altstadt einkaufen. Da hab ich sie gesehen. Ich habe erst einmal nicht darüber nachgedacht. Aber dann las ich eine kurze SMS von Robert. Der Journalist. Er schrieb, dass der Mordfall jetzt genau eine Woche her sei, und dass er endlich etwas Großes darüber schreiben müsse. Und da bin ich stutzig geworden. Genau eine Woche, und die arbeitsame Apothekerin schlenderte zur Ladenöffnungszeit in der Altstadt herum. Ich bin hochgelaufen zur Pharmacie. Und da hing das Schild mit den Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, von 8.30 Uhr bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Samstag und Sonntag geschlossen. Und dann war mir alles klar. Der Rest war schlichtes Zusammenreimen: Ich habe Richard geglaubt, dass er nicht in der Bank war, um Hubert zu stalken. Also musste Guy Vauquiez gelogen haben. Vielleicht, weil er Schiss bekommen hatte, und zu früh einen Ersatzverdächtigen herbeizaubern wollte. Vauquiez war zu schwach für das Ganze. Denn Jacqueline hat sich an ihren Plan gehalten. Sie hat mir von Richards Besuch quasi zufällig erzählt. Den gab es wirklich, es war nachprüfbar, und es kam ihr sicher sehr gelegen. Was für ein Zufall. Aber Guy hat es verpatzt. Denn er hat diesen Besuch erfunden, um Richard ins Spiel zu bringen.
Und da dachte ich: Wenn er gelogen hatte und die Apothekerin nicht in der Pharmacie war an diesem Samstag, dann musste das irgendwie zusammenhängen. Dann galt es, das auszuprobieren.«
»Und dich in echte Gefahr zu bringen.«
»Ich war vorsichtig«, sagte Luc und griff nach den Trauben. »Du hast sie ja kennengelernt. Sie sieht aus wie ein Engel. Aber ich ahnte, dass sie – sollte sie tatsächlich tatbeteiligt sein – kaltblütig genug ist und viele Kenntnisse von Arzneimitteln hat. Der Wein war ihre einzige Chance, um mich kaltzustellen. Und die hab ich genutzt.«
»Und sie hat nichts gemerkt?«
»Ich habe darauf geachtet, dass sie wirklich abgelenkt ist. Sie hat mir aus der Küche Wasser geholt. Und ich denke, dass sie dieses Mal aufgeregter war als beim ersten Mal. Es ist eine Sache, jemandem anonym etwas in den Wein zu tun und dann abzuhauen. Und eine andere, jemanden zu betäuben, der einem gegenüber sitzt und dann dabei zuzusehen. Um ihn vielleicht sogar um die Ecke zu bringen. Sie war mit den Nerven am Ende. Das konnte ich nutzen. Dass sie dann aber auch wirklich gesteht, kurz vor meiner vermeintlichen Betäubung, das habe ich nur gehofft. Gedacht hätte ich es nicht.«
»Was für ein Fall«, sagte Anouk. »Das lernen wir nirgendwo.«
»Die pure Perfidie. Es war mal wieder nur das Geld.«
»Und die Suche nach Anerkennung und Status«, befand Anouk. »Schade, so ein hübsches Mädchen. Eine echte Schönheit. Ich hab mich fast verschluckt, als ich sie in der Apotheke stehen sah. Was für eine Erscheinung. Und was für eine Verschwendung fürs Gefängnis.«
Luc sah Anouk an und dachte, wie wunderbar sie doch war. Sie war selbst so wunderschön und doch so bescheiden. Und so viel lebendiger als Jacqueline Georgieva. Echte Lebensfreude, das war der Unterschied. Anouk kalkulierte nicht, sie lebte einfach.
Luc sah, dass sein Korb erst halb voll war, Anouk hatte ihren schon fast gefüllt. Er sollte schneller arbeiten und weniger erzählen.
Die Sonne brannte immer noch sehr heiß am Himmel. Doch hinten tauchten kleine Schäfchenwolken auf, und es wehte ein feiner Wind, der auf der Haut ein wenig Kühle hinterließ. Würde die große Hitze endlich nachlassen?
»Wollen wir nach vorne gehen?«, fragte Luc und sah auf die Uhr. Es war fast drei Uhr.
»Es dürfte gleich das Essen mit den Helfern geben.«
Anouk ging zu ihm und nahm seine Hand.
»Ich würde lieber woanders hingehen. Mit dir.«