S eth hoffte, dass niemand erkannte, wie rot er geworden war. Zu seinem Bedauern war es nicht so dunkel, als dass man nicht sehen könnte, dass er gerade sehr viel dunkler im Gesicht als gewöhnlich war. Seine Kerle brachten ihn gerade durch ihr bloßes Dastehen in immense Schwierigkeiten. In aller Regel war er sehr diszipliniert und er war in gewisser Weise auch stolz darauf. Eine Überlebenstechnik, die er verfeinert hatte. Der Inbegriff der Gelassenheit und der Ruhe. Nicht erregt und nicht erregbar.
Gott, was wäre passiert, hätte man ihm angesehen, wie sehr ihn Marvin anmachte? Sie beide hätten nicht lange genug überlebt, um auch nur einen Tag wie diesen hier zu erleben. Doch erst Cecils Anblick in diesen sündigen Stiefeln und jetzt die zwei zusammen sich gegenüberstehend fast im Partnerlook. Die beiden brachten ihn über seine Grenze. Er stand auf seine Männer. Und wie.
Es war auf eine gewisse Weise demütigend, denn er war seinen Gefühlen hilflos ausgeliefert.
Cecil war aus seinen Stiefeln wieder befreit worden. Er trug die gleichen italienischen Schuhe, die er bereits den ganzen Tag getragen hatte. Doch dafür steckte er in einer Lederhose, die an den Seiten nur von Bändern zusammengehalten wurde. Dazu ein offenes Hemd in Schwarz und ein Halsband in einem roten Lackleder. Er hatte es nicht abgelehnt. Nur beim Modell hatte er kurz gestreikt. „Kein Ring!“ Mehr Bedingungen stellte er nicht. Jetzt lag etwas Gloss auf seinen Lippen und seine Augen waren dunkel in Kajal gefasst. Verdammte Dragqueen. Sie wusste, wie man etwas effektvoll in Szene setzte.
Bei Marvin konnte sie mit Make-up nichts erreichen. Der fluchte wie ein Hafenarbeiter. Doch dafür sah er fast genauso aus wie Cecil. Lediglich das Halsband war eines in Schwarz gefasst mit Strasssteinen – und einem großen Ring in Silber.
Seth schluckte und merkte, dass sein Mund völlig trocken war. Was gäbe er jetzt für einen Bourbon?
„Ich glaube, wir haben es“, meinte Araigne und sie konnte mit Recht so zufrieden sein, wie sie klang. Plötzlich klingelte ein Handy und sie zog ihres aus der Tasche, ohne ihren Blick von seinen beiden Männern abzuwenden. Cecil zog gerade Marvin an dem Ring zu sich. „Sehr praktisch“, meinte er, „und daher nichts für mich. Aber gut für dich.“
Seth unterdrückte ein Grinsen. Cecil zeigte Ansätze einer verspielt – leicht sadistischen – Ader. Das war ausbaufähig.
„Mhm! Nein, kein Problem, Officer. Der Kerl hat niemanden verletzt. Ich hatte aus anderen Gründen den Laden geschlossen. Mir ging es heute nicht so gut. Ja, und tut mir leid, dass ich Ihnen nicht sagen kann, was dessen Problem ist.“ Araigne ging ein Stück nach vorn und Seth folgte ihr ein paar Schritte. Blau-rotes Licht kam durch die wenigen Spalten. „Ich denke auch, dass ein Anti-Aggressionstraining eine gute Idee ist. Danke, Officer, dass Sie sich erkundigt haben. Ich werde keine Anzeige erstatten, außer Sie denken, dass er nicht vom Richter gemaßregelt wird. Sagen Sie mir Bescheid. Und ja. Alles in Ordnung. Wenn ich nicht aufs Revier muss, wäre mir das recht. Ich kann den Laden schlecht allein lassen … Danke, und eine ruhige Nacht.“ Sie wischte über das Display und ihr Lächeln wurde breiter. „Alles im grünen Bereich“, teilte sie mit. „Wir haben bald Ruhe. Wobei ich mich frage, wo er lang ist. Er war nicht mehr zu hören. Egal, die Polizei hat ihn dennoch finden können.“
Seth nickte. Das war ihm auch aufgefallen und er hatte sich Sorgen gemacht. Doch offenbar waren die unbegründet gewesen. „Auch etwas zum Anziehen?“, fragte die Ladeninhaberin.
Seth schüttelte den Kopf. „Ich würde gern meine zwei Männer so mitnehmen, wie sie aussehen. Ich würde auch ohne die Sachen alle Hände voll zu tun haben, doch so gefallen sie mir noch ein gutes Stück mehr.“ Er zeigte bei seinem Lächeln die Zähne.
Araigne lachte. „Das denke ich auch, Mister. Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Das Beautiful Rose ist ein gutes Pflaster für Anfänger in der Stadt. Meine Freundin siebt das Publikum und Flachwichser kommen erst gar nicht rein. Die Leute wollen tanzen und feiern und das ist alles, was sie duldet. Es lässt sich aber auch in dem Club nicht ganz vermeiden, dass Sie auf die beiden aufpassen müssen. Aber sie sind dort sicherer als in einer Lederbar mit Themenabend.“
„Es war eine Empfehlung aus dem Internet.“
Araigne trat näher und hakte sich umstandslos bei ihm ein. „Dann lassen Sie uns mal unsere Sorgenkinder einsammeln. Melody ist mir heute zu unausgeglichen. Ich glaube, ohne tanzen steigt sie mir heute noch aufs Dach.“
„Es ist, als hätten Sie Marvin beschrieben.“
Araigne sagte darauf nichts. Seth hatte schon bemerkt, dass sie eine gute Beobachterin war.
Melody fanden sie mit den Händen vor dem Mund und einem seligen Blick unweit eines Kleiderständers mit Federboas. Cecil und Marvin in einen Kuss vertieft. Seth hätte zu gern ihre Haare durchwühlt und die roten Lippen geküsst. Cecil zeigte eine ausgeprägte Dominanz, wenn es um Marvin ging. Und auch jetzt war sein Griff bestimmt und Marvin gefiel es.
Als er zu den zweien trat, seufzte Marvin gerade und öffnete mit verklärtem Blick die Augen. Seth lachte leise. Die zwei gehörten ganz ihm!
trenn
Kerry Olsen steckte das Handy weg und fluchte stumm. Seine drei Schützlinge hatten sich aus dem Staub gemacht und er hatte es zu spät bemerkt. Nicht, dass er nicht trotzdem wusste, wo sie waren. Wozu gab es schließlich die entsprechende Software für Handys? Dessen ungeachtet hätte er bei ihnen sein sollen. Stattdessen waren sie ihm buchstäblich entschlüpft. Eine Pizzalieferung an ihn und seine Kollegen sowie das Ausweichen der Jungs vom Erfassungsbereich der Kameras hatten genügt. Erst als John die Pings der Handys geprüft hatte, war die Flucht aufgefallen. Die Taktik war billig gewesen und er machte seinen Job nicht den ersten Tag.
Troy hatte ihn bereits zur Schnecke gemacht. Sie hatten von einem Moment zum anderen Gefährdungsstufe Rot.
Der Job war einfach. Geradezu simpel. Bisher hatten sich seine Schützlinge geradezu vorbildlich benommen. Ein Umstand, der offenbar dafür gesorgt hatte, dass seine Wachsamkeit nachgelassen hatte. Sein Instinkt war eingeschlafen. Doch ausgerechnet heute Nacht mussten sie ihr Verhalten ändern.
Kerry kam zum Stehen und fluchte noch einmal. Dieses Mal aber halblaut. Verdammte Warteschlange. Offenbar war der Nachtclub, in den die drei verschwunden waren, äußerst beliebt. Das Klientel bunt gekleidet und nicht Establishment. Er passte nicht rein.
Auf dem direkten Weg bedeutete das, er kam nicht hinein. Bestechung lag im Bereich des Möglichen. Aber einer der wartenden Gäste hatte dem Türsteher gerade zweihundert Dollar zugesteckt und der hatte nicht mal gezuckt. Also hieß es, eine Alternative zu finden. Kerry schätzte die Baustruktur ein und wählte die Ecke, die den größten Erfolg versprach. Der Geruch nach Essen und das Klappern von Geschirr, das in eiliger Folge in einen Industriespüler gepackt wurde, verrieten ihm, dass er auf der richtigen Spur war. Eine Tür wurde geöffnet. Küchenlärm, laute Rufe und Gelächter flossen in den Hinterhof. Jemand brachte Müll raus. Die Klappe des Müllcontainers schlug zu. Kerry beeilte sich und hielt noch gerade rechtzeitig die Tür davon ab, ins Schloss zu fallen, als er dem jungen Mann nachgeschlichen war. Spezialausbildung. Anschleichen, ohne dass einen einer bemerkte. Das konnte auch im Heimatland äußerst hilfreich sein, wie er spöttisch bemerkte.
Kerry wusste aber, dass ihm das in der Küche selbst kaum helfen würde. Er sah nicht so aus, als würde er dazugehören, und die Küche war winzig. Er blickte sich kurz um. Überschlug die Lage, dann lief er los in dem Tempo, in dem sich die Bedienung bewegte.
„Hey“, hörte er jemanden ihm nachrufen, dann war er aus der Küche raus, lief einen langen Gang entlang und war kurz darauf im Bereich der Bar. Dort suchte er nach einem Versteck und fand es in den Schatten von langen, dekorativen Stoffbahnen, die von der Decke runterhingen und für schlecht einsehbare Nischen sorgten. Der Koch, der ihn in der Küche entdeckt hatte, lief an ihm vorbei und fluchte.
„Lorenz?“, hielt er einen Mann mit Security-Aufdruck auf dem Shirt auf. „Da ist ein Spaßvogel durch die Küche. Passt auf, dass das nicht zur Sitte wird. Ich habe keine Lust, dass mir der Gesundheitsinspektor aufs Dach steigt. Und der Madam wird es auch nicht gefallen.“
„Ich schaue, wer das ist. Peter, check mal die Kameras. Küchen-Bar-Bereich. Wir haben einen Eindringling.“
Kerry hielt die Luft an. Der Vorhang bewegte sich, aber er blieb unentdeckt. Der Koch und der Mann von der Security waren jetzt zu weit weg, als dass er sie hören konnte. Der Lärm, auch Musik genannt, war zwar eindeutig gedämpfter, als er es im Hauptbereich war, aber Kerry musste nur den Kopf bewegen, um die Tanzfläche zu sehen.
Automatisch huschte seine Augenbraue fast bis zum Ponyansatz. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Schwule Kerle waren nicht so sein Ding. Lesbische Frauen in Umarmung schon eher. Doch seine Aufmerksamkeit war nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde bei den vielfältigen Paarkonstellationen. Er hatte Marvin und Cecil entdeckt und ihr Anblick verwunderte ihn. Angesichts der versammelten potenziellen Kunden draußen vor dem Eingang hatte er keinen Zweifel daran, wer hier ein- und ausging. Dass sich seine Klienten der hier vorherrschenden Mode angepasst hatten, den Moment hatte er ganz eindeutig verpasst.
Und sie tanzten. Heiß!
Kerry stellte fest, es war immer noch nicht seins. Aber der Faszination konnte er sich auch nicht entziehen. Cecil hatte er bisher immer nur in Casual und Business erlebt. Das war mal was anderes. Und Mr. Parker. Nun, er hatte Fotos gesehen, die nicht viel Raum für Spekulationen ließen. Eine Dragqueen stieß gerade einen spitzen Schrei aus und ganz eindeutig war das sein Stichwort. Denn Cecil näherte sich ein Kerl von hinten und dessen Absichten waren strafrechtlich durchaus relevant, wenn sie nicht auf Einverständnis trafen.
Cecil zog Marvin an sich und eindeutig war, dass er ihn beschützte. Endlich sah Kerry auch Seth und der wirkte nicht glücklich. Kerry entschied, dass er sein Ziel erreicht hatte und er jetzt nur noch vor seiner Entdeckung durch den Staff des Clubs bei Cecil und Marvin sein musste.
Die zwei Männer bewegten sich, als würden sie schon ewig tanzen. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn und als Cecil Kerry entdeckte, weiteten sich kurz dessen Augen.
In seiner Hose vibrierte das Handy. „Schaff deine Kunden in Sicherheit“, befahl Troy via SMS. „Sofort!“
Kerry gab das vereinbarte Zeichen für Gefahr und Cecil nickte unmerklich. Im nächsten Moment drehte er sich um und der Idiot, der es gewagt hatte, Cecil an den Arsch zu gehen, taumelte zurück. Das Gesicht zu einer Fratze des Zorns verzogen, war der jedoch keine Sekunde später angriffsbereit, um die Abweisung mittels Gewalt in Zustimmung zu wandeln. Cecil packte ihn bei der Hand und ließ den Möchtegern-Casanova halb in die Knie gehen.
Der Handgriff saß. Pressurpunkte getroffen. Ein gut dosierter Schmerz, stellte Kerry fest. So weit war er nicht mehr entfernt. Aber er überließ Cecil diesen Moment und sicherte, dass sich außer den Tänzern niemand mit unlauteren Absichten seinen Klienten näherte.
„Sir, ich empfehle, den Abend abzubrechen“, sagte er ohne Umschweife, als er bei Cecil war. „Wir haben ein Problem.“ Cecil erkannte den Ernst der Situation, zog Marvin halb mit sich, der ihn gar nicht richtig mitbekommen hatte. Er leistete keinen Widerstand, wirkte nur überrascht. Kerry versuchte sich nicht davon ablenken zu lassen, dass Cecil Make-up trug. Wie gesagt, Männer waren nicht seine bevorzugte Beute. Aber gegen die Anziehungskraft von dem Kerl, der eindeutig eine Spur zu androgyn war, hatte er weit schwächere Abwehrkräfte, als er geglaubt hatte.
Kerry gab sich einen innerlichen Ruck.
„Sammeln wir Seth ein“, erklärte Cecil und gab ihm damit – bewusst oder unbewusst – so viel Kontrolle über sich, wie nötig war. Cecil übernahm die Vorhut, Kerry schirmte nach hinten ab.
„Hey, du Bastard. Ich fick dich!“, schrie der abgewiesene und schmerzhaft in die Schranken gewiesene Bewerber ihnen nach. Kerry drehte sich aus einer Eingebung heraus um und tatsächlich folgte der Yuppie ihnen. Kerry hatte irgendwo in seinem Gedächtnis abgelegt, dass der Typus Börsenmakler nicht mehr Yuppie genannt wurde. Aber letztlich war es einerlei. Die geleckten Kerle Marke Börsenmakler, Banker oder was auch immer sowie Gottes Geschenk an die Menschheit sahen doch alle gleich aus.
„Sir, bleiben Sie auf Abstand oder ich muss Sie mit Gewalt aufhalten.“
Der Börsenmakler sah ihn überrascht an, wich dann aber zurück. Cecil mochte trotz Gegenwehr immer noch leicht zu überzeugen sein. Kerry war schon rein körperlich ein anderes Kaliber. Hinter dem Jäger johlte eine kleine Gruppe und sie schien ihn anfeuern zu wollen, die Herausforderung anzunehmen. Der Yuppie gab aber auf.
Kerry sah zu, dass er Cecil auf den Fersen blieb.
„Sir“, wurde er kurz vor der Bar festgehalten. Er wehrte sich nicht, da er damit gerechnet hatte. „Sie werden jetzt gehen!“ Cecil war bei Seth angelangt und drehte sich zu ihm um. Ganz offenkundig passte ihm nicht, dass man seinen Bodyguard gesichert hatte. Er kam zurück und schaute den Mann von der Security an. „Was ist das Problem?“, fragte er und es war deutlich, dass er sich nicht ohne eine Erklärung wegschicken lassen würde.
„Nichts weiter. Feiern Sie bitte. Die Angelegenheit ist gleich geregelt. Der Herr hier muss gehen!“
„Er ist mein Bodyguard. Lassen Sie ihn los. Wir haben zudem vor, dieses Etablissement zu verlassen. Ich denke, damit dürften die Probleme Ihrerseits enden.“
„Was ist hier los?“, wurden sie unterbrochen. Eine Dame, die hervorragend ein Korsett ausfüllte, enge Hosen trug und High Heels, funkte dazwischen. Sie hatte etwas Offizielles an sich. In ihrer Hand hielt sie eine Zigarettenspitze und Kerry konnte sich gut vorstellen, wie er ihre Zehen küsste. Automatisch wurde er rot.
„Madam, der Herr ist durch die Küche. Er wollte sich wohl den Eintritt sparen.“
„Ich bitte um Entschuldigung“, schaltete sich Kerry ein. „Mein Klient ist Ihr Gast und ich muss ihn wegen einer dringenden Angelegenheit sprechen. Wir verlassen das Lokal. Ich werde selbstverständlich den entstandenen Schaden begleichen.“
Die Chefin sah ihn nur kurz an und dann ging ihr Blick an ihm vorbei. „Hallo Melody!“ Ein funkelndes Etwas, dessen Formen er gar nicht voll erfassen konnte, trabte an ihm vorbei und die zwei herzten sich innig. Ein paar geflüsterte Worte und die Chefin tauschte sich mit ihrem Mann von der Security aus. Der winkte ihnen, ihm zu folgen. Kerry fühlte sich freigelassen und richtete sich betont langsam auf. „Bitte, bitte folgen Sie mir, um uns ungestörter unterhalten zu können“, bestimmte Madam, ging vor und sie wurden in den VIP-Bereich geführt, der sich oberhalb der Tanzfläche befand und einen guten Ausblick gewährte. Als die Tür geschlossen wurde, war es ausgesprochen ruhig.
„Hier können wir uns ungestörter unterhalten“, meinte die Chefin des Clubs.
„Wie mein Leibwächter schon sagte: Es ist ein Missverständnis.“ Cecil war vorgetreten und egal, ob er Kajal trug, man nahm ihm seinen Auftritt ab. „Ich werde den Eintritt meines Mannes übernehmen. Ich vermute, die lange Eintrittsschlange hat ihn zu der Maßnahme verleitet. Mein Name ist Cecil Boyd.“
„Mein Name ist Lilith Moon und ich bin die Eigentümerin des Clubs. In der Tat ist es keine feine Art. Doch ich erkenne, dass hier offenbar ein Notfall vorlag.“
Kerry nickte Cecil zu.
„Mir sind die Details nicht bekannt, aber ich denke, mein Leibwächter würde nicht so handeln, wenn es nicht wichtig wäre.“
„Gut, dann ist das geklärt. Melody, meine Liebe. Ich denke, diese Herren sind es, die du mir vorstellen wolltest?“
„Ja, und offenbar wollen sie schon gehen.“ Die Dragqueen schniefte theatralisch.
„Ich bitte um Entschuldigung, Melody. Wenn ich mich kurz mit meinem Leibwächter unterhalten könnte?“ Cecil wandte sich ab, als Mrs. Moon ihm zunickte.
„Was ist los? Ich weiß, ich hätte dir Bescheid geben sollen. Aber ich dachte, wir sind sicher. Und die Tracker auf den Handys sind auch nicht alarmiert worden.“
„Troy. Er hat mich kontaktiert. Näheres weiß ich nicht. Doch wenn er euch nicht direkt kontaktiert hat, dann gehe ich davon aus, dass es ein umfassendes Sicherheitsleck ist. Ich soll euch alle in Sicherheit bringen. Das Appartement fällt aus. Wir werden das Ausweichquartier nehmen.“
„Das Appartement ist korrumpiert?“ Cecil sah ihn entsetzt an. „Wie konnte das passieren?“
„Ich weiß es nicht. Troy wird uns kontaktieren, wenn wir safe sind.“
„Dann sollten wir zusehen, dass wir die Zelte abbrechen“, bestimmte Seth.
Cecil reichte ihm stumm sein Handy und der nahm es auseinander. Marvin, der langsam näher getreten war, tat Gleiches und Seth zerstörte ebenfalls sein Handy.
„Aber ich wollte Lilith fragen, ob sie Marvin die Gelegenheit gibt, an der Stange zu tanzen. Wenn er so gut ist, wäre das die Gelegenheit und sie hält immer Ausschau nach Talenten“, schaltete sich Melody ein.
„Es tut mir leid, Melody. Es gibt ein paar Leute, die uns nicht wohlgesonnen sind, und daher müssen wir den Abend abbrechen. Wenn ich Genaueres weiß, kann ich sagen, ob wir uns wiedersehen werden.“
„So schlimm?“ Melody blickte zu einer Frau mit Spinnentattoos, die sie prominent am Hals trug und die die Drag vertraulich in den Arm nahm. „Hört mal, ihr Süßen“, sagte diese. „Nichts kann so schlimm sein, als dass ihr untertauchen müsst. Wir können euch ebenso verstecken. Das ist kein Problem.“
Cecil berührte die Hände der Dragqueen, dann hob er eine an seine Lippen und küsste sie. „Danke für das Angebot. Aber besser ist, wir finden erst einmal heraus, was das Leck verursacht hat.“ Man konnte trotz der Schichten von Schminke sehen, wie die Queen rot wurde.
„Okay, ihr Süßen. Dann hoffe ich, dass es nur halb so schlimm ist.“
„Ich hoffe es auch. Mrs. Moon, was schulde ich Ihnen?“
Die Lady des Hauses neigte anmutig ihr Haupt. „Einen Tanz von Ihrem Begleiter und einen Drink, wenn Sie wiederkommen. Sie und Ihre Freunde sind jederzeit meine Gäste. Inklusive dieses wackeren Leibwächters.“ Sie lächelte. „Peter, bitte geleite meine Gäste auf einem sicheren Weg raus. Du kannst die Limousine nehmen. Ich denke, das würde ein paar Spuren effektvoll verwischen.“
„Sehr wohl, Madam.“
Kerry war erleichtert, dass es so einfach war. Drei Stunden später befanden sie sich im Ausweichquartier. Noch immer in Manhattan. Aber außer Sicht eines möglichen Beobachters.