Nach der Flucht aus Boston nach New York und vor den Ereignissen in diesem Buch
M arvin hätte sich die Nase an der Scheibe platt gedrückt, wenn ihm nicht das Bewusstsein dafür gefehlt hätte, wie es aussehen mochte, wenn ein gut gekleideter Herr versuchte, durch die Scheibe einer Bäckerei zu krauchen – statt einfach die Tür zu benutzen. Es war einfach so über ihn gekommen. Sie waren zum ersten Mal zu dritt gemeinsam unterwegs und schauten sich das Quartier an, in dem sie wohnten. Es war das erste Mal, dass sie etwas unternahmen, und an sich war es nicht mehr als ein banaler Spaziergang. Nicht weit weg von ihrem Appartement erkundete er als freier Mensch die Gegend. Seth hielt sich in Rufweite und beobachtete ihn. Gleiches galt für Cecil. Wahrscheinlich machten die zwei sich keine Gedanken darüber, wie es für ihn sein mochte, hier zu stehen. Niemand, der ihn zurück in ein Haus drängen wollte. Die Appartements, in denen sie bisher gelebt hatten, waren allesamt schön gewesen. Großzügig. Hell. Und sie rochen wundervoll. Das war ihm bereits beim ersten aufgefallen. Aber nichts davon hatte ihn vergessen lassen, dass er noch nicht so richtig frei war, weil er sich nicht jederzeit von A nach B begeben konnte, wenn es ihm in den Sinn kam. Einfach loszulaufen war gefährlich gewesen. Er wollte jedoch laufen und nicht wieder stehen bleiben. Er wollte nicht mehr eingefangen und festgehalten werden. Und auch jetzt, hier bei den Männern, die er liebte, war dieser Drang unglaublich stark. Daher musste er darauf achten, den Abstand zu ihnen nicht zu groß werden zu lassen, zumal Kerry sowieso schon jetzt wirkte, als würde er eine Herde Flöhe hüten müssen. Der arme Kerl!
Marvin wusste, dass seine Gedanken absurd waren. Er musste vor niemandem weglaufen. Aber, und das war entscheidend, er konnte es. Das ließ sein Herz schneller schlagen. Doch dann sah er es: Dieses üppig dekorierte Schaufenster voller Kuchen, kleinen Backteilchen, mit und ohne Füllungen, Kunstwerke, die allesamt essbar waren und seltsame Bezeichnungen trugen, die er noch nie gehört hatte. Wobei, Eclairs kannte er. Aber nur aus der Packung aus dem Discounter und irgendwie hatte er die ganz anders in Erinnerung.
Was auch immer, die schiere Vielfalt ließ ihn vor diesem Anblick erstarren und er stellte sich vor, wie das riechen mochte.
„Willst du reingehen?“, fragte Cecil ihn sanft. Er hatte sich ihm genähert und war dabei bis zum letzten Moment für ihn nicht wahrnehmbar gewesen. Marvin zuckte zusammen und blinzelte.
„Reingehen?“, fragte er.
„Na ja, man kann da reingehen und du könntest dir dann alles sehr viel genauer ansehen und auch ausprobieren. Ich habe keine Ahnung von der Bäckerei, außer dass wir von hier unsere Backwaren fürs Frühstück beziehen. An sich hast du recht: Wir hätten auch noch mehr einkaufen können.“
„Ähm!“ Marvin schluckte. „Du hältst mich sicher für einen Idioten“, sagte er dann.
Cecils Augenbrauen zuckten kurz und dann schüttelte er den Kopf. „Nein, ich erinnere mich nur gerade sehr intensiv daran, dass du so etwas schon lange nicht mehr gesehen hast und du dich vielleicht fragst, ob wir reingehen könnten. Es ist lediglich ein Vorschlag.“
Marvin wandte wieder seinen Blick dem Schaufenster zu. Jetzt sah er sich darin gespiegelt. Hinter ihm stand Seth, der ihn beobachtete, denn dessen Augen waren auf sein Gesicht in der Scheibe gerichtet.
Marvin leckte sich über die Lippen. „Ist nicht weiter schlimm, wir können weitergehen. Ich meine … ich …“
Cecil ging hinter ihm vorbei, ohne ein Wort zu sagen, und betrat unter dem Gebimmel einer Messingglocke die Bäckerei und Konditorei.
„Cecil?“ Marvin blickte ihm nach und konnte doch nur sehen, wie sich die Tür wieder schloss. Hilflos blickte er zu Seth auf.
„Ich denke, er will es dir einfach machen.“
„Aber …“
„Du willst rein und du traust dich nicht. Ich würde sagen, du musst ihn jetzt aus dieser Süßigkeitenhölle befreien, sonst ist er verloren, weil er auf dich wartet.“
„Du ziehst mich auf!“
Seth grinste. „Lass uns reingehen. Ich glaube, ich hätte Lust auf Cannoli. Die sehen gut aus.“
Marvin atmete tief durch. „Ich soll also Cecil retten“, ließ er sich doch auf das Spiel ein.
Seth nickte ernsthaft.
„Und was ist, wenn ich scheitere und das, was uns darin erwartet, nicht bewältigen kann?“
„Dann helfe ich dir beim Essen“, antwortete Seth noch immer bemüht ernsthaft. Nur kurz zuckten seine Mundwinkel.
Marvin sah unwillkürlich in seiner Fantasie, wie Seth ein Cannoli zwischen ebendiese Lippen schob, sich die Sahne von den Fingern ableckte und ihn dabei auf eine sündige Art anschaute, die ihn unwillkürlich schlucken ließ.
„Ich würde sagen“, flüsterte Seth, „du verstehst, welch harter Kampf uns bevorsteht.“
Marvin nickte. Er verstand nur zu gut.
Seths Handbewegung hieß ihn, ihm zu folgen. Ihn in seinem Rücken zu wissen, war nach dem kurzen Moment, in dem er geglaubt hatte, fliehen zu müssen, weil er sonst keine Gelegenheit mehr bekäme, unglaublich beruhigend. Seth war da und Cecil wartete. Der Mann, der ihm nur bis etwas über die Augen reichte, stand mit im Rücken verschränkten Armen vor der Auslage, die es in ihrer ultimativen Überladenheit schlicht unmöglich machte, innerhalb von Sekunden irgendetwas auswählen zu können.
Cecil schien das zu wissen, denn er tänzelte ein wenig zur Seite, von dort wieder zurück und blickte dann über seine Schulter. Er grinste breit und wirkte unglaublich jung und befreit. In seinen Augen funkelte es. So sollte es sein, wusste Marvin auf einmal. So sollte es bei ihnen allen dreien sein. Nicht die Gehetztheit und das, was Cecil an sich hatte, wenn er sich anschickte, unsichtbar und kleiner zu sein, als er es sowieso schon war. Manchmal, wenn alles ganz still war und er wach in der Nacht dalag – was selten und dennoch immer mal vorkam –, beobachtete er dieses Bündel aus zarten Gliedern, weicher und heller Haut, die den Mann unglaublich zerbrechlich wirken ließ. Dass er es nicht war, wusste Marvin. Aber das machte es nicht besser. Wer hatte nur die Gewissenlosigkeit besessen, ihm diese Wunden in die Seele zu brennen? Und vor allen Dingen, wie musste ein Mensch beschaffen sein, der dazu in der Lage war?
Marvin wusste es und doch erschloss es sich ihm nicht. Die ganze Rohheit menschlicher Begierden, die er selbst am eigenen Leib erfahren hatte, konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Wie war das möglich? Wie konnte man das nicht begreifen, wenn man das Ziel all dessen bereits gewesen war? Da war nur eine Wand in ihm und er stand davor. Konnte man das überhaupt je verstehen? Und wenn ja, was bedeutete das dann?
„Die Kuchen sehen großartig aus!“, rief Cecil. Verdammt, er hatte eben wahrscheinlich genauso ausgesehen, als er vor dem Schaufenster gestanden hatte. Kurzerhand trat er näher und in seinem Mund sammelte sich Speichel. Seine Augen gingen buchstäblich über. Der Anblick war wie aus Tausend und einer Nacht. Zumindest stellte er sich das so vor.
Die Torten. Bunt. Groß. Klein. Glänzend überzogen. Mit Gold bestäubt. Komplizierte Aufbauten. Oder ganz schlicht, aber dann mit einer Marmorierung, die an einen Sternenhimmel erinnerte. Winzige Törtchen, die aussahen wie die großen und die man trotzdem mit einem einzigen Happs verschlingen konnte. Sie sahen aus, als wären sie superweich. Andere eindeutig krosser und knuspriger.
Marvin bemerkte, wie sich seine Zungenspitze zwischen die Lippen wagte. Oh, er hatte nicht die geringste Ahnung, was er nehmen sollte, und Gott, er war geil. Das war nur Gebäck! Aber das ging über seine Beherrschung.
„Weißt du, was du willst?“, fragte Cecil.
Marvin schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, was das alles ist.“
„Wenn ich Ihnen helfen darf?“, fragte die Frau hinter dem Tresen und lächelte dabei überaus freundlich. Sie wartete nicht auf ihre Zustimmung. Oder hatte Cecil genickt und die Freigabe gegeben? Denn die Frau legte los: „Hier haben wir zum Beispiel ein Kunstwerk aus Schokoladenbiskuit mit einer Kirschfüllung, in der ein Spritzer Grappa enthalten ist. Dazu eine Schokosahne mit Schokosplittern, die auf der Zunge zergehen und sich dabei kühl anfühlen. Winzige Kristalle zerplatzen danach und das gibt ein Feuerwerk. Das Ganze ist überzogen mit einer Glace, die dem Nachthimmel nachempfunden ist. Sie schmeckt nach Vanille. Dann haben wir hier …“
Marvin presste die Lippen aufeinander, während er kaum so viel Spucke schlucken konnte, wie er produzierte.
„Ich denke, wir nehmen von der Auswahl der kleinen Kuchen je ein Stück“, meinte Cecil auf einmal. „Und dann noch von der Torte und der da und …“ Er blickte sich um. Seth lächelte. „Mach nur! Ich glaube, ich wüsste auch nicht, wofür ich mich entscheiden sollte. Das ist alles ziemlich viel.“
Cecil war glücklich. „Und dann noch von den Torten da drüben. Können Sie es einpacken, wenn wir es nicht schaffen?“, fragte er dann noch zusätzlich.
„Das ist kein Problem. Sie können sich einen Platz aussuchen. Wollen Sie Kaffee oder Tee oder feine Schokolade mit Sahne dazu?“
„Eine Auswahl auch davon“, meinte Cecil. An Seth und Marvin gerichtet sagte er: „Ich denke, wenn es nicht reicht, können wir nachbestellen.“
Seth lachte. „Ja, können wir. Nur ich denke, dass wir uns eher aus der Tür rollen, als dass wir Nachschub benötigen werden.“
Cecil zuckte mit den Schultern und wirkte wie die personifizierte Unschuld. Keine Minute später saßen sie an einem Tisch, der direkt am Fenster stand und den Blick nach draußen auf die Straße und in die Stadt erlaubte. Fußgänger flanierten vorbei oder rannten. Autos fuhren und sie saßen hier und hielten die Zeit an. Es war ein eigenes Märchen. Denn es duftete wie in einem. Und als die ersten Teilchen – aufwendig drapiert auf Etageren und Tellern – vor ihnen ausgebreitet wurden und der Tee und der Kaffee sowie heiße Schokolade zu ihnen fand, wurden sie von den Düften regelrecht umhüllt.
„Ich habe mal vor so einer Bäckerei gestanden und ich dachte damals, dass ich mir so etwas niemals leisten könnte. Egal, wie viel ich verdient habe. Es reichte manchmal nur für Essen und Kleidung. Selten für ein Dach über dem Kopf. Ich frage mich, ob mein Schlafsack noch immer in meinem Versteck ist. Ich hatte ihn niemals bei mir, damit er mir nicht gestohlen werden konnte, wenn ich einen Kunden bediente.“ Marvin hielt erschrocken inne. Normalerweise rutschte ihm das nicht einfach so raus.
Cecil aber nickte nur. „Ich hatte auch ein Versteck. In jeder neuen Wohnung, die wir bezogen, suchte ich eines. Dorthin brachte ich meine Notizen. Ein paar Bilder, die wir auf unserer Flucht gemacht hatten, und die Bücher, die mir wichtig waren. Bei mir war es nicht das, was ich zum Überleben brauchte, und doch hätte ich nicht ohne das leben können. Aber mir ist das unwichtig geworden. Dafür ist das wichtig geworden: Hier einfach mit euch sitzen zu können.“
„Ich brauche den Schlafsack auch nicht mehr. Ich habe euch“, brummte Marvin und versuchte souverän und abgeklärt zu wirken. Leider sagte ihm Seths Gesichtsausdruck, dass dem nicht so war. Er schnaufte und erstarrte, als Seth seine Hand nahm, sie küsste – hier in der Öffentlichkeit. Ganz ungeniert. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und in seinen Augen brannten unvermittelt Tränen.
Das war die Freiheit, wisperte es in seinen Gedanken. Einfach das zu tun, wonach ihm war. Er schluckte hart. Seth streichelte seine Wangen und betrachtete ihn wie die größte Kostbarkeit, die er je hatte betrachten dürfen. Marvin erlaubte sich im Gegenzug, Gleiches zu machen. Jede Linie, jede Bewegung Seths in sich aufzunehmen. Jeder Schatten und jedes noch so winzige Haar. Diese Lippen, die sich bewegten. Oh Gott, wie hatte er das nur alle die Jahre aushalten können, einfach vorbeizusehen, um nicht sehen zu müssen. Nicht in Verführung gebracht zu werden, irgendetwas zu verraten. Die winzigen Berührungen. Nicht mehr als Fingerspitzen, von denen er behaupten konnte, er hätte sich alles nur eingebildet. Und genau das war ihm auch gelungen: Bis kurz vor Schluss hatte er sich überzeugen können, dass Seth nichts von dem gemeint hatte, was er andeutete. Dass es nur das war, was er brauchte, um überleben zu können. Ein Stück Hoffnung. Eine Winzigkeit vom Himmel.
Seth beugte sich vor und er kam ihm entgegen, als sie sich küssten. Als er wieder auf seinem Stuhl saß, fühlte er sich erhitzt und lockerte etwas seinen Hemdkragen. Eher, um sich seiner zu versichern, blickte er zu Cecil und bereute es zugleich. Der hatte doch tatsächlich sein Kinn auf seinen gefalteten Händen abgelegt und beobachtete sie beide auf eine sehr ungenierte Weise. Bei Marvins Blick grinste er.
Gott, er sah süß aus. Irgendwie zum Vernaschen und gleichzeitig konnte der Kerl von jetzt auf gleich herrisch werden. Irgendwie bekam nur Seth ihn unter Kontrolle. Nur gerade jetzt half es wenig, dass er in einem Anzug steckte, der sich zu eng anfühlte.
Cecils Augenbrauen trafen auf einmal über seiner Nasenwurzel zusammen. Jetzt sah er nicht mehr süß aus.
„Was denkst du gerade?“, fragte Marvin neugierig.
„Wie er dich dazu bringt, dass er dich hier und sofort haben kann“, murmelte Seth statt seiner und klang dabei vage desinteressiert. Marvin nahm ihm das nicht ab.
„Verrate ihm nicht alles, was ich denke“, forderte Cecil nicht wirklich verärgert. Er mochte die Neckereien.
„Mir gefällt es. Du solltest mir das auch beibringen“, meinte Marvin. „Ich will ihn auch lesen können.“
„Cecil hat fast von allein und sehr schnell gelernt, wie er dich lesen kann. Ich brauche ihm kaum etwas zu verraten“, gab Seth mit einem Brummen von sich.
„Ich lerne nicht schnell?“ Marvin war beleidigt.
Seth wackelte mit den Augenbrauen. Ganz eindeutig wurde er gerade herausgefordert. Trotzdem wurde er wütend. „Ich bin nicht dumm.“
Seth schüttelte den Kopf. „Nein, auf keinen Fall bist du das.“
„Hör auf, ihn zu ärgern“, schaltete sich Cecil ein.
Marvin schnaufte und Seth kämpfte mit einem Lachen. Es tat gut, das zu hören, und Marvin hoffte, dass es einfach aus ihm herausplatzte. Es war befreiend.
Dieser Bann wurde erst gebrochen, als Cecil nach einem Cannoli-Röllchen griff, es begutachtete und dann mit sichtlichem Genuss zwischen seine roten Lippen steckte. Marvin blinzelte und Cecil blinzelte zurück. Offenbar machte Seth gerade Gleiches, denn Marvin entging nicht, dass seine Aufmerksamkeit zwischen ihnen beiden pendelte.
Langsam biss er ab und die Augenbrauen hoben sich fragend. „Mhm, ist das gut“, meinte er dann unvermittelt und stieß einen Seufzer aus. „Esst, es ist göttlich.“
Marvin blickte sich um. Sie saßen ziemlich öffentlich und doch, die Tischdecke war nahezu bodentief und der Tisch selbst groß genug, um einen Menschen darunter zu verstecken. Cecil schaute ihn misstrauisch an. Offenbar musste er an seiner Mimik arbeiten. Er war zu gut lesbar oder Cecil schaute sich tatsächlich diese Fähigkeit von Seth ab und ließ sich von ihm die Feinheiten erklären. Wie auch immer, gerade konnte er daran nichts ändern. Er rutschte zum Boden, hörte ein ersticktes „Marvin“ über sich und war keine Sekunde später unter dem Tisch – gut verborgen unter der Tischdecke. Kurz prüfte er, ob er genauso gut versteckt war, wie er vermutet hatte, dann krabbelte er zu Cecil und strich ihm über das Bein.
„Marvin“, hauchte Cecil. „Wir …“
Seth lachte leise und unterbrach ihn damit. Marvin schob die Tischdecke über Cecils Beine und öffnete den Reißverschluss. Cecil tastete nach ihm, ließ ihn dann aber machen. Er hörte ein Seufzen und fühlte die Anspannung. Cecil war erregt, noch bevor er ihn direkt berührt hatte. Das wurde spannend. Bequem war etwas anderes, aber vor aller Augen verborgen und ganz sicher verboten, seinem Geliebten einen zu blasen, war etwas, was er sich zwar noch nie vorgestellt hatte, aber jetzt, da er es tat, sich fragte, warum eigentlich nicht.
Cecil über ihm seufzte, als er mit der Zungenspitze an der Unterseite des Penis entlangleckte. Noch etwas mehr die Beine auseinandergeschoben und er hatte mehr Freiheiten. Der Platz war nur bedingt größer geworden, aber es genügte. Das würde ein harter Ritt, aber Marvin wollte es durchziehen, denn sein eigener Schwanz war ebenfalls der Meinung, dass das nur geil war.
Vorsichtig nahm er Cecils Schwanz tief in seinen Rachen auf. Weit nach oben zurück ging es nicht, aber das war nicht nötig. Langsam bewegte er sich vor und zurück, fühlte, wie sich sein Rachen um die Schwanzspitze schloss, er sie mittels ein paar Schluckbewegungen reizte. Cecils Finger waren nervös und das spürte er nur, weil er dessen Handgelenk festhielt und dabei immer wieder über den Puls seines Geliebten strich. Das war heiß und er musste selbst breitbeiniger knien, soweit das mit der verdammten Hose überhaupt möglich war. Eindeutig brauchte man für eine solche Aktion mehr Bewegungsfreiheit. Bei dem nächsten Ausflug würde er drauf achten.
Cecil berührte ihn in diesem Moment an der Wange und er hörte erneut einen unterdrückten Laut oberhalb.
Seth begann zu plaudern. Von was auch immer er sprach, Marvin war sich nicht sicher, ob es überhaupt einen gab, der zuhörte. Wahrscheinlich nicht einmal Seth.
Vorsichtig ließ er den Schwanz seinem Mund entschlüpfen und widmete sich den kleinen harten Nüssen unterhalb und lutschte an ihnen, bis er wusste, dass Cecil gerade Hören und Sehen verging. Ah, das war gut, die Finger krümmten sich und schlugen in das eigene Fleisch der Oberschenkel.
„Marvin“, hörte er Cecil wispern. Marvin hatte ein Einsehen und widmete sich wieder der Erektion, die nicht nur aufgrund seiner Künste nass geworden war. Erste Flüssigkeit trat heraus. Sämig und einladend. Marvin wünschte nur, das Licht wäre etwas besser. Ob sie noch Gäste sein durften, wenn er erwischt wurde?
„Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“, hörte er die Bedienung in diesem Moment fragen.
„Alles ist überaus schmackhaft“, antwortete Seth prompt und Marvin hörte dennoch heraus, dass er sich gerade sehr konzentrierte. Es war wahrscheinlich, dass er gerade ebenfalls einen Ständer in der Hose hatte. Marvin gefiel es.
Cecil gab ein Räuspern und ein raues „Hervorragend“ von sich.
„Bitte scheuen Sie sich nicht, wenn Sie noch etwas wünschen oder etwas nicht nach Ihren Vorstellungen ist, nach mir zu rufen.“
„Das werden wir tun“, versprach Seth, während Marvin ein Einsehen hatte, dass ein Herunterdrücken des Schwanzes und ein ausgiebiges Lecken bis in die Harnröhre hinein gerade ein sehr schlechter Zeitpunkt war. Cecil gab trotz einer Zeugin einen erstickten Laut von sich.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Sir? Benötigen Sie vielleicht ärztliche Unterstützung.“
„Nein – mir geht es gut!“, antwortete Cecil deutlich angestrengt. „Nur ein Krümel!“
„Oh, natürlich. Ich …“
„Machen Sie sich keine Gedanken. Ich werde ihm helfen, wenn es schlimm wird. Ich bin Arzt“, unterbrach Seth jedes weitere Hilfsangebot. Marvin lauschte, ob sie wieder allein waren, und er hörte tatsächlich die kaum wahrnehmbaren Schritte, wie sie sich entfernten. Er forcierte den Blowjob und Cecil kam hart. Die Hände umklammerten jetzt die Sitzfläche. Die Füße rutschten nach vorn und Marvin erkannte, dass er ihm halb entgegenkam. Trotzdem folgte er nur so weit, wie es nötig war, und ließ Cecil in seinem Mund kommen. Mit einem Seufzer schluckte er und leckte dann Cecil sauber, der deutlich zitterte. Noch immer hielt er dabei den Stuhl fest.
Für Marvin war das genug. Jetzt war Seth dran.
Der schien damit gerechnet zu haben, denn er wurde von ihm begrüßt. Sein Gesicht betastet und gestreichelt. Marvin öffnete auch ihm den Reißverschluss und stellte sich vor, dass Cecil erst einmal seinen Hosenstall geöffnet ließ, um sich abzukühlen. Derart entblößt dazusitzen war ganz sicher nichts, was er lange duldete.
Seth kam ihm gleich ein wenig mehr entgegen und Marvin rückte seinen eigenen Schwanz zurecht. Verdammt, er war hart und er würde einige Zeit brauchen, bis das wieder abgeflaut war. Sich einen runterzuholen, war nach seinem Empfinden eher unangemessen. Er leistete einen Liebesdienst. Sich selbst zu versorgen würde das nur kaputtmachen. Mochte sein, dass er verkorkst war, so aber fühlte es sich richtig an.
Seth vollständig in seinen Mund aufzunehmen war nicht so einfach, aber auch nicht nötig. Sein Mann wollte das nicht. Aber auch so brachte er seinen Geliebten zum Seufzen. Es klang mehr wie ein Brummen.
„Ich glaube nicht, dass das gut geht, wenn wir ihn so weiterlaufen lassen“, meinte Cecil auf einmal.
Marvin knabberte ganz sanft an der Vorhaut und Seth erzitterte. Dann leckte er über die Eichel, bis er die erste Flüssigkeit schmeckte. Noch kein Sperma, aber eine Ankündigung.
„Was meinst du?“, fragte Seth gepresst.
„Er scheint mir unausgeglichen und ohne Aufgabe. Da wird er unruhig und macht Unsinn.“
„Ah, verstehe!“, wisperte Seth.
Marvin massierte ihm die Eier und leckte über die gesamte Länge des Schafts.
„Stell dir vor, jemand würde ihn entdeckten. Eine Anzeige wegen öffentlichen Ärgernisses wäre ihm gewiss.“
„Ich glaube“, Seth ächzte, „wir würden ihn nicht lange ohne Kaution lassen.“
Cecil lachte leise. „Auf keinen Fall. Aber wir müssen wohl öfter raus. Sonst wird die Unruhe bleiben und dann ist ein Job unter dem Tisch nicht das Einzige, das ihm einfällt.“
„Mir gefällt’s“, hauchte Seth und er kam.
„Mir auch. Aber ich will, dass er zufrieden ist“, flüsterte Cecil und Marvin hörte darin die Liebeserklärung. Er schluckte und machte auch Seth sauber. Seltsamerweise war seine Erregung abgeklungen.
„Marvin, ich sage dir, wenn du rauf kannst“, hörte er Cecil sagen und die Stimme klang so unglaublich sanft und fürsorglich, dass Marvin sich kurz über die Augen reiben musste.
Er war nicht unruhig!
Nein, nicht jetzt! Aber er war es sonst. Meist befand er sich dann im Trainingsraum und tanzte bis zur Erschöpfung. Er dachte an Flucht und er wollte Sex. Viel Sex. Nähe. Berührungen und er wollte das von den zweien.
„Du kannst!“, hörte er Cecil und er krabbelte nach draußen. Richtete seine Sachen und blickte ihn an.
Cecil lächelte. Marvin konnte die Spuren dessen Orgasmus erkennen. Die Augen leicht glänzend. Die Lippen rot und ein ebensolcher Hauch von Rot lag auf seinen Wangen.
Seth räusperte sich. „Eine gute Idee. Wir könnten ausgehen. Aber ich glaube, für heute Abend …“
„Ist er fällig“, sagte Cecil, ohne den Blick mit Marvin zu brechen. Marvin durchflutete von den Fußsohlen bis zur Schädeldecke ein Schauer. Aufregung und Erregung gleichzeitig packten ihn. Seine Augen waren unwillkürlich größer geworden und als Cecils Lächeln sich ausprägte, schluckte er.
„Ganz deine Meinung! Heute Abend ist er fällig!“
trenn
Sein Körper summte und Schweiß und Sperma trockneten auf seiner Haut. Jeder Körperteil für sich schien kein Teil des Ganzen mehr zu sein. Zudem war jedes davon bleischwer. Sein Haupt ruhte auf Cecils Schoß, der sich, gegen die Kissen gelehnt, träge durch seine Haare fuhr.
Marvin hatte die Augen geschlossen, weil er nicht in der Lage war, sie zu öffnen. Er schwebte irgendwo zwischen unglaublich wach und ebenso unglaublich müde. Doch beides auf einmal war nicht möglich. Es machte ihn verrückt. Vielleicht wäre er eingeschlafen, wenn es ihm möglich gewesen wäre, sich zusammenzurollen. Aber sein Körper hatte vergessen, wie man sich bewegte. Er spürte noch die Bisse Seths und das Zwicken Cecils. Sein Schwanz lag schwer auf dem Bauch und in seinem Hintern würde er die nächste Zeit kaum einen Schwanz mehr haben wollen. Aber was hieß nächste Zeit? So wie er sich kannte, war es letztlich egal. Das hier war überragend. Mehr davon. Er lechzte nach mehr von allem.
Von der Küche her klirrte es. Glas an Glas.
Auf nackten Sohlen näherte sich ihnen Seth und plötzlich musste Marvin ächzen. Er riss die Augen auf, die sich gerade gar nicht hatten dazu bewegen lassen können. Der Flaschenboden einer Limonadenflasche hatte seine Brustwarze touchiert. Hart hatte sie sich zusammengezogen und mit ihm auch fast sein gesamter Körper. Ein eisiger Schauer zwang seine Haut, die kaum vorhandenen Haare aufzustellen.
Seth trank in großen Zügen die Zitronenlimonade und über sich konnte Marvin Cecil ausmachen, der sich ebenfalls labte. Seth stoppte und blickte ihn an. Langsam beugte er sich über ihn. Die Lippen noch nass, und küsste ihn. Erst Tropfen, um ihn zu warnen, dann mehr, floss in seinen Mund und Marvin trank. Tränen schossen ihm in die Augen. Das tat so gut. Er war durstig und hatte es gar nicht bemerkt.
„Mehr?“, fragte Seth und Marvin nickte. Er dachte, er bekäme noch einen Limonadenkuss, aber er wurde von Seth in die Senkrechte gezogen und erhielt eine eigene Flasche.
„Sieh, er ist schon wieder so weit“, sagte Cecil rau.
„Ist mir nicht entgangen.“
Marvin stöhnte verhalten, als er trank. „Oh Jesus“, flüsterte er, als die Limonade ihn abkühlte und er tatsächlich erneut erregt war. „Ihr macht mich fertig.“
„Das war ein Versprechen!“
„Und wir halten unsere Versprechen!“
Seine Geliebten blickten ihn an und er konnte sich nur darüber wundern, dass es genau das war, was er wollte.
Fortsetzung folgt …