Für Nichteingeweihte ist es Wahnsinn, madness.

Was das Kürzel erklärt, das jemand für die aberwitzigste Anwendung einer der Ideen John von Neumanns prägte: MAD, Mutually Assured Destruction, die garantierte gegenseitige Zerstörung. Für diese Politik entschied sich Amerika im Kalten Krieg, ein Feiglingsspiel, gespielt rund um den Planeten und mit so mächtigen Waffen, dass sie die ganze Welt in die Luft jagen konnten. MAD war eine Doktrin der Abschreckung und der Vergeltung, wonach sich ein Atomkrieg zwischen den Supermächten allein dadurch vermeiden ließe, dass die USA und die UdSSR eine so gigantische Masse an Atomwaffen anhäuften, dass jeder nukleare Angriff die gänzliche Vernichtung beider Länder zur Folge hätte. Es war der perfekte rationale Irrsinn: die Sicherung des Weltfriedens, indem man uns an den Rand eines Armageddon trieb. Vier Jahrzehnte hat sich diese haarsträubende Doktrin gehalten, und sie beruhte, dies zu meiner ewigen Schande, auf einer Pervertierung der Konzepte, die von Neumann und ich in unserem Buch Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten ausgearbeitet hatten.

MAD ist eines der vielen Beispiele dafür, wie die Menschheit der Vernunft auf den Leim gehen kann, dabei hatte es, viele Jahre bevor die Atombombe auch nur als ferne Möglichkeit im Raum stand, recht unschuldig begonnen, als Johnny wieder mal eine Pokerrunde gegen seinen Kumpel Stan Ulam verlor. Passiert war es auf einer Party bei ihm zu Hause in Princeton: Johnny, der es partout nicht schaffte zu bluffen und seinen Gegner wahrscheinlich nur mit einem Scherz ablenken wollte, fragte Ulam, wie zum Teufel die Börse derart florieren könne, wo die meisten, wenn nicht alle Börsenmakler solche Idioten seien. Damals dachte er über Spiele nach und fragte sich, wie es sein kann, dass komplexe Systeme entstehen und funktionieren, obwohl ihre einzelnen Teile – seien es kriegerische Feuerameisen, die durch die schlammigen Gänge ihrer Kolonie flitzen, seien es Neuronen, die durch unsere Gehirnhälften schießen, seien es Schwachköpfe, die einander auf dem Börsenparkett bekriegen – vielleicht nicht völlig gedankenlos handeln, aber doch definitiv unzuverlässig. Spiele aller Art hatten ihn schon immer fasziniert, und nun suchte er nach einer Methode, die vielen Plänkeleien und Konflikte, die mit der menschlichen Interaktion einhergehen, in einer Reihe eindeutiger Regeln zu fassen. Ich war ebenfalls auf der Party, und da ich nicht gern trinke, war ich zu vorgerückter Stunde einer der wenigen, die noch einen zusammenhängenden Satz zustande brachten, und als Ulam seinem Freund Johnny den letzten Dollar aus der Tasche gezogen hatte, ging ich zu ihm hinüber und sagte, zufällig hätte ich seine Bemerkung über den Aktienmarkt gehört. Er versuchte sich seine Enttäuschung über die Niederlage nicht anmerken zu lassen und amüsierte sich mit diesem lächerlichen Ding, das er auf dem Kopf trug – ein Kinderspielzeug, eine kleine Kappe mit einem Propeller obendrauf, der sich drehte und pfiff, wenn er in einen Gummischlauch pustete –, und da sprachen wir dann lang und breit über Idioten, Wirtschaft und Spiele. Dabei gerieten wir peu à peu in die Ecke des Wohnzimmers, wo Oppenheimer und Wigner in eine Partie Schach vertieft waren, und ich sagte Johnny, dass ich gerade »Zur Theorie der Gesellschaftsspiele« gelesen hätte, seinen Aufsatz von 1928. Ob die Theorie, fragte ich, auch für so etwas wie Schach gelte? Bevor er antwortete, ließ er seinen Propeller munter schwirren: »Nein, nein, nein! Schach ist kein Spiel! Das ist eine klar definierte Form der Berechnung. Und so komplex, dass sich die richtigen Antworten vielleicht gar nicht ausrechnen lassen, aber theoretisch muss es eine Lösung geben, eine optimale Spielweise, einen perfekten Zug für jede Position und jede Anordnung der Figuren auf dem Brett. Reale Spiele haben damit nichts zu tun. Im wirklichen Leben sind Spiele etwas völlig anderes. Um in der Realität zu gewinnen, musst du lügen und betrügen. Die Spiele, für die ich mich interessiere, bestehen aus ausgeklügelten Taktiken der Täuschung – der Selbsttäuschung auch! –, man muss sich also ständig fragen, was der andere denkt und wie man selbst reagiert und was der andere wiederum denkt, dass man als Nächstes tut. Darum geht es bei Spielen in meiner Theorie.« Ich verließ die Party, ohne mich von irgendwem zu verabschieden, und arbeitete das ganze Wochenende durch. Am Montag ging ich direkt in sein Büro im Institute for Advanced Study und zeigte ihm einen Entwurf des Aufsatzes, den ich geschrieben hatte. Er hielt ihn für zu kurz. Ich solle ihn erweitern. Was ich tat. Ein paar Tage später schaute er noch einmal drauf und meinte, er sei immer noch zu kurz, also ging ich wieder nach Hause und ergänzte ihn nach seinen Vorschlägen. Als ich ihm die neue Fassung brachte, las er sie blitzschnell durch und sagte: »Schön, warum schreiben wir nicht gleich einen Aufsatz gemeinsam?«, fast so, als wäre es bloß mir zuliebe.

Ein so intensives Arbeiten habe ich nie wieder erlebt. Jeden Morgen trafen wir uns zum Frühstück, und wenn er den Abend frei hatte, arbeiteten wir die ganze Nacht. Er war keiner, der sich hinsetzt, um nachzudenken, er dachte ununterbrochen, und wenn es in seinem Kopf dann fertig war, kam alles herausgeperlt, wie am Schnürchen, sorgfältig konstruierte Sätze, die er ohne das kleinste Zögern und absolut fehlerfrei diktierte. Ich brauche Ruhe, um mich zu konzentrieren, und Zeit zum Nachdenken, er dagegen konnte überall arbeiten, Lärm war ihm nur recht, ein überfüllter Bahnhof oder Flughafen ließ sich schon auftreiben, mit Vorliebe arbeitete er in Flugzeugen oder auf Schiffen, und er konnte weitermachen, wo er aufgehört hatte, als der Boy ihm in der schicken Lobby eines Hotels seinen Drink brachte. Da konnte ich nicht mithalten. Für das Projekt musste ich einen enormen Preis zahlen. Ich nahm ab, entfremdete mich von meinen Freunden, meiner Familie, meinen Kollegen. Vor Erschöpfung wurde ich einmal richtig krank. Ich hatte Fieberträume, Albträume, sah Johnny über mir aufragen wie einen Zyklopen, sah ihn mit Spielzeugpanzern und Blechflugzeugen spielen und ganze Armeen verschlingen und mit nur einem einzigen, riesigen Auge unverwandt über den Horizont starren. Ich war mit meinen Kräften am Ende, aber ich arbeitete weiter, denn er schien nicht mal zu bemerken, wie müde ich war. Beschweren konnte ich mich nicht, dafür war ich zu schüchtern. Außerdem fühlte ich mich privilegiert, mit ihm arbeiten zu dürfen, und war mir der Bedeutung unseres Tuns sehr bewusst. Unser Ziel war nicht nur, Regeln für Spiele aufzustellen. Wir versuchten auch zu erfassen, wie Menschen Entscheidungen treffen, und das mit reinstmöglicher Mathematik, wollten ein Netz werfen über die unergründlichen Motivationen der Menschen und uns einen Begriff machen von den vielen geheimen Spielen, die im Inneren ihrer Köpfe genauso gespielt werden wie draußen, in der Wildnis der Gesellschaft. Der Anwendungsbereich unserer Arbeit kannte keine Grenzen: von den Niederungen alltäglichster Vorgänge – etwa wie jemand meint eine Gehaltserhöhung am besten aushandeln zu können – bis hinauf zu den gewichtigen Entscheidungen, die darüber bestimmen, wie Nationen gegeneinander Krieg führen.

So viel Zeit habe ich bei den von Neumanns verbracht, dass ich Dorothy, die später meine Frau werden sollte, gleich dort in ihrem Wohnzimmer umwarb, ich musste meine Tage ja komplett um Johnnys hektischen Terminplan herum organisieren. Klari war von meiner ständigen Anwesenheit in ihrem Haus genervt, und sie stellte mir und Johnny ein reichlich kurioses Ultimatum: Sie würde dafür sorgen, dass er die Finger von der Spieltheorie lasse, es sei denn, es käme ein Elefant darin vor. Ich wusste, dass sie eine echte Obsession für diese Dickhäuter hatte – es gab unzählige Elefanten im Haus –, und Johnny versicherte mir, dass sie von ihren Forderungen niemals abrücken würde, wir hatten also keine andere Wahl, und prompt führten wir einen Elefanten ein: Auf Seite 64 unserer Abhandlung haben wir einen versteckt, in den Linien eines Diagramms ist sein Rüssel zu erkennen. Es hat Jahre gedauert, bis wir das Buch fertig hatten. Als wir das Manuskript schließlich abgaben, hatte die Princeton University Press schon damit gedroht, das ganze Projekt abzusagen. Der Band ist mehr als siebenhundert Seiten stark und vollgepackt mit so aufwendigen Gleichungen, dass ein guter Freund mir mal einen Artikel schickte, worin es hieß, es sei »das am wenigsten gelesene und einflussreichste Buch der gesamten Wirtschaftswissenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts«. Aber es lieferte etwas völlig Neues und Einzigartiges: eine mathematische Grundlage für die Ökonomie. Ich fühlte mich, als hätte ich den Heiligen Gral berührt. Mein Leben lang habe ich nichts mehr gemacht, was sich damit vergleichen ließe, aber hier kann ich natürlich nur für mich sprechen, für Johnny war es bloß das nächste Ding, noch so eine Leistung in einem Leben, das mit Großtaten gepflastert war. Im Zentrum unserer Theorie stand sein Beweis des sogenannten Minimax-Theorems: Von Neumann hatte mathematisch bewiesen, dass es bei Zwei-Personen-Spielen immer eine rationale Vorgehensweise gibt, vorausgesetzt (und das ist der Haken), sie verfolgen diametral entgegengesetzte Interessen. Wir haben den Beweis weiter ausgeführt und Gleichungen aufgestellt, um Spiele mit mehreren Spielern zu analysieren, deren Interessen sich überschneiden, und schließlich einen Rahmen geschaffen, der praktisch jede Art von menschlichem Konflikt umfasst. Eigentlich hatten wir unser Buch nur für die Wirtschaftswissenschaft gedacht, aber niemand nahm es so rasch und begeistert auf wie die Herren des Krieges.

Für Militärstrategen war die Spieltheorie ein Geschenk der Götter, denn in unserer Arbeit glaubten sie eine rationale Methode zu erkennen, Kriege durchzuspielen und zu gewinnen. Zur großen Freude von Johnny, der keineswegs ein Pazifist war, und er antwortete umgehend, als die RAND Corporation, der weltweit erste »Think Tank«, mit dem Anliegen an ihn herantrat, militärische Anwendungen für unsere Theorie zu finden. Diese Teufel von der RAND verehrten ihn, und sie nahmen die Spieltheorie, als wäre sie ein modernes Orakel mit Johnny als einer in Trance versetzten plappernden Sybille. Er war einer der Ersten, die offen für einen atomaren Überraschungsangriff auf die Sowjetunion eintraten, nicht weil er Kommunisten hasste (was er natürlich tat), sondern weil es nach seiner Überzeugung der einzige Weg war, den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Und unsere Theorie – oder zumindest seine Interpretation davon – untermauerte diesen Ansatz. »Wenn Sie sagen, warum bombardieren wir sie nicht morgen, sage ich, warum nicht heute? Wenn Sie sagen, heute um fünf, sage ich, warum nicht um eins?« Das sagte Johnny der Zeitschrift Life, aber hinter seiner schrecklichen Nonchalance stand die Überzeugung, dass es Frieden nur geben könne, wenn wir, bevor die UdSSR ihre eigenen Atombomben entwickelte, die nukleare Hölle auf sie niedergehen ließen. Die Zukunft, die ihm vorschwebte, wenn sich der nukleare Fallout erst verteilt hatte und die vielen Millionen Toten registriert und gezählt waren, bestand in einer langanhaltenden Pax Americana, einer Periode der Stabilität, die die Welt so noch nicht kannte, erkauft zu einem Preis, den wir in dieser Höhe noch nicht gezahlt hatten. Für mich war seine kühle Rationalität der Stoff, aus dem die Albträume sind, aber Johnny sah das natürlich anders: Betrachtete man die Sache logisch und mithilfe der Modelle der Spieltheorie, sagte er, sei ein nuklearer Erstschlag nicht nur die optimale Lösung, sondern überhaupt die einzige Entscheidung, die sich rein logisch treffen lasse. 1949 aber änderten sich die Dinge. Nur vier Jahre nach der Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki hatte die Sowjetunion ihre Bombe, und 1953 waren es schon mehr als vierhundert Sprengköpfe, was hieß, dass jeder Atomschlag der USA erwidert würde. Johnnys Vorstellungen, oder zumindest eine Version davon, bestimmten im Kalten Krieg schließlich das Gleichgewicht des Schreckens. Angesichts unlösbarer Dilemmas begannen das Pentagon, die CIA, die RAND und viele andere Organisationen, auf der Grundlage unserer Theorie immer komplexere Kriegsszenarien durchzuspielen. Aber dann wurden unsere Gleichungen – so klar und transparent, wenn man sie auf einen harmlosen Zeitvertreib wie Poker anwandte – hineingezogen in die politischen Auseinandersetzungen des Atomzeitalters, schufen ein Labyrinth, das in seiner Verschlungenheit jede Vorstellungskraft übersteigt, und lösten einen atomaren Rüstungswettlauf aus zwischen den westlichen Demokratien und den Ländern, die sich hinter dem Eisernen Vorhang verschanzten, eine Torheit sondergleichen, die fast unweigerlich in die wahnwitzige Pattsituation der Mutually Assured Destruction führte, wo jeder Angriff automatisch mit der vollen atomaren Wucht des Angegriffenen beantwortet würde und die Auslöschung aller Parteien zur Folge hätte. MAD sah vor, dass mit Atomwaffen bestückte Langstreckenbomber vierundzwanzig Stunden am Tag um den Erdball kreisten, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr, ohne jemals zu landen, die Maschinen verbunden über ein ausgedehntes Netz mit U-Booten, die, beladen mit Atomsprengköpfen, in den Tiefen der Meere patrouillierten, während Tausende von Interkontinentalraketen – die Moskau von Washington aus in weniger als dreißig Minuten erreichen konnten – in unterirdischen Silos und befestigten Bunkern geduldig auf den Posaunenstoß der Apokalypse warteten. Dieses prekäre Gleichgewicht, dieses makabre Spiel hat nie wirklich aufgehört, auch nicht nach dem Ende des Kalten Kriegs. Viel zu viele dieser Waffen sind noch immer da und warten auf ihren Moment, überwacht von mangelhaften und veralteten Kontrollmechanismen und aufbewahrt in stählernen Sarkophagen wie die Leichname der vorzeiten verstorbenen Pharaonen, dem Leben entgegenharrend, das mit dem Tod beginnt. Zieht man das alles in Betracht, verwundert es kaum, dass nach Johnnys fester Überzeugung die Menschheit die vielen Wunder der Industriegesellschaft nicht überleben würde. Aber wäre er selbst noch am Leben, da bin ich mir sicher, würde er erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass seine schlimmsten Albträume nicht wahr geworden sind, dass unsere Spieltheorie weit über das Treibhaus der Politik hinaus Früchte getragen hat und in allen Bereichen zum Einsatz kommt, ob in der Informatik, der Ökologie, der Philosophie oder der Biologie, wo unsere Gleichungen modellieren, wie Krebszellen wachsen, streuen und kommunizieren. Ein paar unserer Fachbegriffe sind sogar in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen, etwa wenn bei manchen gesellschaftlichen Aspekten von einem »Nullsummenspiel« die Rede ist. Was nur zeigt, dass es nahezu unmöglich ist, Anwendungen und Konsequenzen von Ideen und Entdeckungen vorherzusagen, und warum es so schwer ist, selbst Realitäten, an denen wir teilgehabt haben, richtig einzuschätzen. Viele Menschen glauben immer noch, dass die MAD-Doktrin mit verhindert hat, dass aus dem Kalten Krieg ein heißer wurde. Wie dem auch sei, für mich bleibt sie eine unverzeihliche Sünde, und sie ist mir eine Mahnung, dass weder die Natur- noch die Sozialwissenschaften jemals neutral sind, sosehr sie auch danach streben. Denn eines ist gewiss: Johnny, der das zentrale Theorem unserer Arbeit bewiesen hatte, war ein eingefleischter Pessimist und sein Bild vom Menschen so düster und zynisch, dass sein Verstand die Gleichungen, die unsere Ansichten bestätigten, womöglich unbewusst in diesem dunklen Ton eingefärbt hat. Mir selbst ist die Verzweiflung unter die Haut gewachsen, und noch heute, Jahrzehnte nach meiner Zusammenarbeit mit ihm, stelle ich unsere zentrale These immer wieder infrage: Gibt es wirklich in jeder Situation eine rationale Vorgehensweise? Johnny hat es mathematisch zweifelsfrei bewiesen, aber nur für zwei Spieler mit diametral entgegengesetzten Zielen. Es könnte also einen entscheidenden Fehler in unserer Argumentation geben, der einem scharfen Auge sofort auffällt; dass nämlich das Minimax-Theorem, das unserem gesamten Konzept zugrunde liegt, vollkommen rationale und logische Agenten voraussetzt, Spieler, die nur daran interessiert sind, zu gewinnen, Spieler, die über perfekte Kenntnisse der Regeln verfügen und sich ausnahmslos an jeden gespielten Zug erinnern, Spieler, die noch dazu ein allumfassendes Bewusstsein haben für die möglichen Auswirkungen ihrer eigenen Handlungen wie auch der Handlungen ihrer Gegner, und das bei jedem einzelnen Schritt. Der einzige Mensch, dem ich je begegnet bin und der exakt diesem Schema entsprach, war Johnny von Neumann. Normale Menschen sind nicht so. Ja, sie lügen, betrügen, täuschen, verschwören sich und intrigieren, aber sie kooperieren auch, können sich für andere aufopfern oder aus einer Laune heraus Entscheidungen treffen. Männer wie Frauen verlassen sich auf ihr Gespür. Sie folgen einer Eingebung und machen Flüchtigkeitsfehler. Das Leben ist so viel mehr als ein Spiel. Seine ganze Fülle und Komplexität lässt sich mit Gleichungen nicht einfangen, so schön oder ausbalanciert sie auch sein mögen. Menschen sind nicht die perfekten Pokerspieler, die wir vor Augen hatten. Sie können höchst irrational sein, getrieben und gelenkt von ihren Gefühlen und voller Widersprüche. All das entfacht dieses unbeherrschbare Chaos, das um uns herum tobt, aber es ist auch eine Gnade, ein seltsamer Engel, der uns schützt vor den verrückten Träumen der Vernunft.