26

N icht nur Kate weinte. Janie vergoss auch Tränen, jedoch eher aus Zorn als aus Kummer.

DCI Eastwood hatte mich netterweise durch die Stadt zu den Park Paddocks mitgenommen, und jetzt saß ich mit Kate und Janie in einem Tagungsraum bei Tattersalls.

»Seit ich sechzehn war, hab ich in Castleton House Stables gearbeitet«, sagte Janie wütend. »Mein halbes Leben lang. Und immer viel mehr Stunden, als sie mir bezahlt haben, zumal Ryan mir letzten Monat noch das Gehalt gekürzt hat. Wenn man alle Stunden, die ich tatsächlich arbeite, zusammennimmt, lieg ich wahrscheinlich sogar unterm Mindestlohn.«

»Dann zeig ihn beim Arbeitsgericht an«, sagte Kate. »Und zock ihn wegen unberechtigter Entlassung ab.«

»Sachte«, sagte ich. »Wir wollen nichts überstürzen. Wie hat Ryan begründet, dass er Sie gehen lässt?«

»Der Scheißkerl hat sie nicht gehen lassen«, sagte Kate wütend. »Er hat sie rausgeschmissen. Sie angebrüllt, sie solle ihre Sachen packen, verschwinden und sich nicht mehr blicken lassen.«

»Er könne sich mich nicht mehr leisten«, sagte Janie. »Und er fände es auch nicht gut, dass ich anderen Leuten private Auskünfte über sein Unternehmen gebe.«

»Hat er gesagt, welchen anderen Leuten?«, fragte ich.

»Wörtlich ›deiner Schwester und ihrem verdammten Freund‹.«

Reizend, dachte ich.

»Er ist ein Blödmann«, sagte Kate.

»Untertreib nicht«, meinte Janie. »Ich glaub, er hat keinen Schimmer, wie ich mich reinhänge, damit der Laden rundläuft. Ich mache die ganzen Starterangaben fertig und heuere die Jockeys an, regle selbstredend die Trainingsgebühren, Tierarztrechnungen, Transportkosten und pipapo. Ich führe praktisch das Geschäft und mache die Lohnbuchhaltung für die Pferdepfleger. Sogar das Pferdefutter und die Streu bestelle ich. Mr Ryan macht lediglich die Nennungen. Da läuft bald nichts mehr, wenn ich nicht mehr da bin.«

»Weiß Oliver Bescheid?«, fragte ich. »Er hat mir noch vorige Woche gesagt, dass es ohne Sie nicht funktionieren würde.«

Wie aufs Stichwort klingelte mein Handy, und Oliver war dran. Ich stellte auf laut, damit die Frauen ihn hören konnten.

»Tag, Harry«, begann er zögernd. »Wir haben hier ein kleines Problem, und ich wollte fragen, ob Sie uns weiterhelfen könnten.«

»Schauen wir mal.«

»Ich versuche Janie Logan zu kontaktieren«, sagte er. »Ich dachte, Sie wissen vielleicht, wo sie ist.«

»Was möchten Sie denn von ihr?«, fragte ich.

»Nun, es sieht aus, als könnte Ryan etwas voreilig gehandelt haben.«

»Nanu? Indem er sie entlassen hat?«

Einen Moment war es still in der Leitung.

»Ach so, Sie wissen schon Bescheid.«

»Ja«, sagte ich. »Janie Logan ist sogar gerade bei mir. Wir erwägen eine Klage wegen unberechtigter Entlassung.«

»Unberechtigte Entlassung?«, fragte er scharf.

»Ja«, sagte ich. »Soviel ich weiß, hat Janie sechzehn Jahre lang in Castleton House Stables gearbeitet. Damit hatte sie Anspruch auf eine bezahlte Kündigungsfrist von mindestens zwölf Wochen. Also wird sie vor dem Arbeitsgericht wegen unberechtigter Entlassung klagen und gewinnen, da bin ich mir ziemlich sicher.«

»Das ist doch alles ein Missverständnis«, sagte Oliver. »Wir möchten, dass Janie zurückkommt. Ryan hätte niemals sagen sollen, was er gesagt hat. Sie ist nicht entlassen.«

»Oliver«, sagte ich. »Ich denke, wenn der Arbeitgeber einen anbrüllt und sagt, man soll sofort verschwinden und nicht wiederkommen, dann ist man entlassen.«

»Aber das Ganze war, wie gesagt, ein Missverständnis. Im Affekt gesprochen. Wir möchten unbedingt, dass Janie wiederkommt.«

»Sieht Ryan das auch so?«

»Ja, natürlich.«

Ich konnte mir lebhaft das schwierige Gespräch zwischen den beiden vorstellen, nachdem Ryan seinem Vater gesagt hatte, dass er den einzigen Menschen rausgeworfen hatte, der sich in ihrem Betrieb wirklich auskannte.

Oliver befand sich wieder einmal auf einer Schadensbegrenzungsmission für seinen Ältesten.

»Ich bespreche das mit Janie und gebe Ihnen Bescheid«, sagte ich. »Aber was auch passiert, ich kann Ihnen versichern, dass sie nicht zu den bisherigen Bedingungen weitermachen wird. Zunächst einmal würde sie die Rücknahme der Gehaltskürzung vom letzten Monat verlangen und sich darüber hinaus eine ansehnliche Erhöhung wünschen sowie eine beträchtliche Entschädigung für ihren Kummer in dieser Angelegenheit.«

»Gehaltskürzung?«, sagte Oliver. »Was für eine Gehaltskürzung?«

»Fragen Sie Ryan«, sagte ich und legte auf.

Die nächste schwierige Unterhaltung zwischen Vater und Sohn war vorauszusehen.

»Harry«, sagte Kate und klatschte in die Hände. »Du warst großartig.«

Tatsächlich schien der Austausch sie beide aufgeheitert zu haben.

»Die wichtigste Frage«, sagte ich zu Janie, »ist aber doch, ob Sie wirklich weiter da arbeiten wollen, sei es auch mit einem höheren Gehalt?«

»Noch wichtiger wäre, wie lange es den Job noch gibt«, sagte sie. »Heute Morgen haben schon zwei Besitzer angerufen, dass sie ihre Pferde anderen Trainern geben wollen. ›Schade‹, meinten sie, ›aber Mr Ryan hat in letzter Zeit zu viele Verlierer.‹«

Rennpferdebesitzer standen offenbar genauso treu zu ihren Trainern wie Fußballclubs zu ihren Teammanagern, also gar nicht und nur, wenn sie siegten. Auf der Rennbahn wie im Fußball und jedem anderen Profisport heutzutage war Siegen nicht bloß alles, es war das Einzige.

»Wo kommen die Pferde denn hin?«, fragte ich.

»Bei einem weiß ich es nicht, der Besitzer wollte es nicht sagen, aber der andere schickt sein Pferd zu Declan. So bleibt das Pferd wenigstens bei den Chadwicks, meinte er, als wäre das was Gutes! Mr Ryan ist explodiert, als ich ihm das gesagt hab. Da hat er mich gefeuert.«

»Man soll nie den Boten erschießen, bloß, weil die Nachricht schlecht ist«, sagte ich. »Sonst sagt dir aus Angst, getötet zu werden, niemand etwas, das du nicht hören willst. Folglich wirst du nicht auf nahende Gefahren hingewiesen, selbst wenn alle anderen im Bilde sind.«

»Sehr tiefsinnig«, sagte Kate.

»Aber wahr. Hitler wurde so wütend, wenn man ihm sagte, es liefe nicht gut, dass seine Generäle die schlechten Neuigkeiten einfach nicht mehr weitergaben. Er glaubte noch, als die russische Armee in den Straßen Berlins kämpf‌te, er würde den Krieg gewinnen. In England galt es früher als Hochverrat, einen Stadtschreier anzugreifen, weil einem nicht gefiel, was er bekannt gab.«

»Vielleicht sollte man Ryan hängen, strecken und vierteilen«, sagte Kate lachend.

»Zu mild für ihn«, warf Janie ein, was mir halbwegs die Frage zu beantworten schien, ob sie weiter in Castleton House Stables arbeiten wollte.

 

Kate und Janie waren in deutlich besserer Stimmung, als ich ihnen Adieu sagte, zum Bedford Lodge zurückging und mich im Büro von Simpson White meldete.

»ASW ist mittagessen gegangen«, sagte Georgina. »Er hat Ihnen aber eine Nachricht hinterlassen.« Ich hörte Papiergeraschel. »So. Sie haben nur noch bis Ende der Woche, sagt er, dann braucht er Sie wieder hier, weil sich andere Projekte am Horizont abzeichnen. Er hat mit dem Scheich schon alles zu dessen Zufriedenheit geregelt.«

»Das war’s?«, fragte ich. Ich hatte gehoff‌t, die Zauberlinge hätten inzwischen einen alle Zweifel ausräumenden Beweis aufgetan, einen rauchenden Colt in der Hand eines Chadwicks am besten.

»Nein, das ist nicht alles«, erwiderte Georgina. »Sie sollen einen Zahn zulegen, soll ich Ihnen noch sagen, endlich aus dem Quark kommen und den Pfeif‌en eine Blendgranate in den Hintern pflanzen … hätten Sie doch drauf.«

Ich lachte über ihre Nachahmung und hörte förmlich, wie ASW das sagte.

ASW schwor auf seine Blendgranaten, im übertragenen Sinn. Eine Blendgranate an sich war ein bei Militärmanövern verwendetes pyrotechnisches Gerät ähnlich wie ein Böller, nur größer und lauter. Eine ASW -Blendgranate hingegen war alles, was eine explosive Reaktion hervorrief.

»Gut«, sagte ich. »Ich lege einen Zahn zu, komme aus dem Quark und lass es krachen.«

Ich lachte noch, als ich meine E-Mails abrief.

Und zwei waren interessant. Sehr interessant.

Die erste kam von DCI Eastwood, mit Zoe Robertsons Krankenakte im Anhang.

Declan hatte gesagt, Zoe leide an einer Psychose, und Yvonne hatte Kate erzählt, sie sei ursprünglich wegen Schizophrenie eingewiesen worden, doch ihre jüngste Diagnose aus der Zeit ihres letzten Klinikaufenthalts lautete auf BPS , Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie fand sich in dem gescannten Brief eines Dr. Alan Cazalet, Facharzt für Psychiatrie am University College Hospital in London.

Ich schaute BPS im Internet nach. Ungeachtet des Namens war nichts Grenzwertiges daran. Es war eine schwere Krankheit, die sich in langzeitgestörten Verhaltensmustern äußerte wie Schwierigkeiten in der Beziehung mit anderen Menschen, unzureichendem Selbstbewusstsein und Gefühlsschwankungen. Die Betroffenen verletzten sich oft selbst und handelten regelmäßig ohne erkennbare Sorge um das eigene Wohlergehen.

Zoe war wirklich eine gequälte Seele gewesen.

Ich ging die Akte nach möglichen Auslösern ihres Leidens durch, doch während die letzten zehn Jahre ihrer Krankengeschichte ausführlich dokumentiert waren, beschränkten sich die älteren Nachweise mehr oder weniger auf die Benennung der Krankheit und ein Datum wie etwa »Keuchhusten – Mai 1992 «.

Dass Zoe mit dreieinhalb Jahren Keuchhusten bekommen hatte, war zwar nicht uninteressant, doch man erfuhr nichts über die Schwere der Krankheit oder ihre Behandlung.

Ebenso war ihre erste Einweisung in eine psychiatrische Klinik im Februar 2007 schlicht als solche verzeichnet, ohne den Hinweis, dass es eine Zwangseinweisung gewesen war, oder gar, dass ihr Vater dahinterstand, wie Yvonne behauptet hatte. Mir schien, dass nur die nackten Fakten der Vorcomputerzeit in die digitale Aufzeichnung übernommen worden waren und sich anderenorts vielleicht nähere Angaben fanden.

Ich las alles noch mal durch, um sicherzugehen, dass ich nichts übersehen hatte, aber alles Wichtige wusste ich wirklich schon.

Die vom Simpson-White-Rechercheteam stammende zweite E-Mail gab wesentlich mehr her.

Obwohl es ihnen nicht gelungen war, ins Onlinebanking vorzudringen, hatten die Zauberlinge einen an eine Finanzierungsgesellschaft gerichteten Kreditantrag von Peter für den Kauf eines Wagens in die Hände bekommen. Dem Antrag beigefügt waren drei Auszüge vom gemeinsamen Bankkonto der Robertsons vom vergangenen Herbst.

Sie waren weniger der rauchende Colt, auf den ich gehofft hatte, als vielmehr ein ganzes Erschießungskommando.

Peter Robertson war, auch wenn er keiner Erwerbstätigkeit nachging, eindeutig kein Trottel. Er konnte gut davon leben, dass er seine sämtlichen angeheirateten Verwandten erpresste.

Kein Wunder, dass er auch nach dem Tod seiner Frau nicht mit mir hatte reden wollen. Wahrscheinlich war er fest entschlossen, die Erpressung fortzusetzen, vielleicht sogar jetzt gerade, weil es einen Mord zu vertuschen galt.

Aber wie machte er das?

Womit hatte er sie alle in der Hand?

Die Bankauszüge zeigten regelmäßige Zahlungen auf sein Konto an, nicht nur von Oliver Chadwick, sondern auch von Ryan, Declan und Tony. Nicht zu viel natürlich. Einen Betrag, den sie gerade noch ohne Aufschrei hinnehmen würden.

Es war definitiv Zeit, ihnen eine Blendgranate in den Hintern zu pflanzen.

 

Zuerst ging ich zu Oliver, doch der war unterwegs.

»Kommen Sie rein«, sagte Maria und hielt mir die Tür auf. »Oliver sieht sich irgendein Fohlen auf einem Gestüt bei Cheveley an. Er ist schon vor einer Weile weg. Dürf‌te bald wiederkommen. Was zu trinken?«

Sie hielt schon ein Glas in der Hand, Weißwein, nahm ich an.

»Kaffee wäre nett«, sagte ich und trat ins Haus.

Sie rümpf‌te die Nase, führte mich aber in die Küche.

»Bedienen Sie sich«, sagte sie mit einer Handbewegung zum Wasserkessel hin und füllte dann ihr Glas aus einer offenen Flasche Chardonnay, die auf dem Tisch stand.

Ich stellte den Kessel auf den Herd.

»Was ist mit Ryan?«, fragte ich. »Ist er da?«

»Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich bin nicht seine Aufpasserin.«

Die zwei hatten offenbar nicht viel füreinander übrig.

»Warum ist denn Ryan nicht hierhergezogen, als er den Stall übernommen hat?« Ich gab Instantkaffee in eine Tasse.

»Also wirklich!«, sagte Maria. »Oliver wollte den Stall ja nicht aufgeben. Da hätte er nicht gleich auch noch sein Haus dazugepackt.«

»Und weshalb hat er den Stall dann überhaupt aufgegeben?«, fragte ich. »Ryan hätte sich doch selbst was aufbauen können. So wie Declan.«

»Anscheinend war es schon immer klar, dass Ryan eines Tages den Stall von Oliver übernehmen würde. Nur hat niemand damit gerechnet, dass es so früh passiert. Ryan hat sich bei einem Sturz in Newbury so schwer das Knie gebrochen, dass er schon mit sechsunddreißig das Rennreiten aufgeben musste. Die meisten Flachjockeys sind viel länger aktiv, manche bis weit in die Fünfziger.«

Ich goss kochendes Wasser auf das Kaffeepulver und tat etwas Milch aus dem Kühlschrank dazu.

»Oliver hätte doch trotzdem Nein sagen können.«

»Hätte er bloß!«, stimmte Maria bei. »Dass Ryan übernommen hat, war eine Katastrophe. Wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir hier alles.«

Ich war erstaunt, wie indiskret sie sein konnte. Wahrscheinlich hatte es mit dem Wein zu tun. Aber ich würde sie nicht bremsen, nur damit sie sich hinterher nicht schämte.

»Wie gut haben Sie Zoe gekannt?«, fragte ich.

»Gar nicht«, sagte sie. »Von ihr gehört hatte ich natürlich. Jeder hier in der Gegend hat von Zoe Chadwick gehört. Blödes Stück. Noch im Tod macht sie uns nichts als Kummer.«

»Es war ja nun nicht ihre Schuld, dass sie ermordet worden ist«, sagte ich.

»Nein? Und wer ist sonst daran schuld? Sie hätte in London bleiben sollen.«

»Was haben Sie denn am Sonntagnachmittag und Sonntagabend gemacht?«

»Was ist das jetzt?«, sagte Maria mit einem hohlen Lachen. »Die Spanische Inquisition? Sie glauben doch wohl nicht, dass ich was damit zu tun habe.«

Nein?

»Dann macht es Ihnen sicher auch nichts aus, mir zu sagen, wo Sie waren.«

»Das hat mich die Polizei schon gefragt.«

»Und was haben Sie ihr gesagt?«

»Die Wahrheit«, sagte sie. »Da ich am Sonntagmorgen mit Migräne aufgewacht bin, habe ich ein starkes Schmerzmittel genommen und bin den ganzen Tag mit einer kalten Kompresse auf der Stirn im Bett geblieben.«

Ich fragte mich ungnädig, ob die Migräne nicht vielleicht ein Kater gewesen war.

»Haben Sie was gegessen?«, fragte ich.

»Da bin ich mir nicht sicher. Ich weiß, dass ich den größten Teil des Tages weg war. Die Schmerztabletten sind ganz schön stark, besonders, wenn man sie mit Chardonnay runterspült.« Sie lachte und prostete mir zu.

»Hat Oliver gar nicht nach Ihnen gesehen?«

»Zu Mittag hat er mir Tomatensuppe raufgebracht.«

»Sonst noch was?«, fragte ich.

»Wie, sonst noch was?«, fragte sie streitlustig. »Glauben Sie mir nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich dachte nur, ob Oliver vielleicht den Nachmittag mit Ihnen verbracht hat.«

»Nicht, dass ich wüsste«, sagte sie. »Ich glaub, er hat sich im Fernsehzimmer ein paar EastEnders -Folgen reingezogen. Macht er sonntagnachmittags oft. Ich hab’s durch die Decke gehört. Er dachte wahrscheinlich, die ist im Bett, da ist die Gelegenheit günstig. Ich kann die Serie nicht ausstehen. In meinem Leben gibt’s genug Streit und Unglück, da brauch ich mir nicht noch so einen Schmalz anzusehen.«

Ich schaute sie an. Wie traurig, dachte ich.

»Und am Abend?«, fragte ich.

»Wieder Schmerztabletten«, sagte sie. »Dann hat auf einmal Oliver an die Tür gehämmert und gebrüllt, dass der Stall in Flammen steht.«

»War Oliver den ganzen Abend zu Hause?«

»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich war nicht bei mir.« Sie lächelte mich an. »Aber Sie glauben ja wohl nicht, dass er seinen eigenen Stall angezündet hätte? Mitsamt Seiner Hufheit Prince of Troy?«

»Mochten Sie das Pferd nicht?«, fragte ich, erstaunt über ihren Ausbruch.

»Gegen das Pferd an sich hatte ich nichts. Ich wünschte nur, ich hätte halb so viel Liebe und Aufmerksamkeit bekommen. Total verhätschelt, das Vieh.«

»Aber die Zukunft von Ryans Trainingsstall hing vielleicht von ihm ab«, sagte ich.

»Ja, gut, jetzt ist das Pferd weg, wir werden’s also nie erfahren, oder?«

Allzu betrübt hörte sie sich nicht an.

»Hat Oliver jemals von Zoe gesprochen?«

»In letzter Zeit nicht«, sagte Maria. »Schon vor Jahren hat er mir gesagt, dass er Zoe nicht mehr als seine Tochter ansieht. Sie gehöre nicht mehr zu seinem Leben, das sei vorbei.«

»Warum hat er ihr denn dann jeden Monat fünfhundert Pfund gezahlt?«