Haeschen.tif

8

»Meine Damen, ich bitte Sie!«, rief Philippe.

Gerade hatte Jackson das Meat & Greet betreten, und jetzt achtete keine einzige der angehenden Schauspielerinnen mehr darauf, was Philippe gerade sagte.

Einschließlich Olivia.

Das Filmteam hatte sämtliche Möbel aus dem Essbereich des Restaurants geräumt und Klappstühle für alle hereingetragen.

»Meine Damen, wir beginnen jetzt mit den Probeaufnahmen!« Philippe sah aus, als würde er vor Stress gleich explodieren. »Jetzt, wo ihr-wisst-schon-wer ihr-wisst-schon-was getan hat, kostet jede Minute Geld!«

Philippe tigerte auf und ab und blieb alle paar Schritte stehen, um herumzufuchteln und dadurch seine Worte zu unterstreichen, während er die Regeln erklärte. »Okay, jede Kandidatin bekommt genau eine Chance, um mich vor der Kamera zu beeindrucken. Diejenigen, denen das gelingt, kommen heute Nachmittag zu einem Vorsprechen mit Jackson wieder. Diejenigen, die mich nicht beeindrucken, sollten sich dafür schämen, meine kostbare Zeit verschwendet zu haben. Das ist alles.«

Olivia schluckte. Nicht gerade aufbauend, dachte sie.

Als Erstes war ein rothaariges Mädchen an der Reihe, das mindestens drei Jahre jünger war als Olivia; sie war ein wenig grünlich im Gesicht.

»Schau in die Kamera«, bellte Philippe.

Das Mädchen krallte ihre Finger ineinander, fast als würde sie beten, und blickte in die Kamera. Olivia sah, dass sie zitterte. Armes Ding, dachte sie. Alle hier wollen unbedingt die Rolle haben.

Eine Frau mit krausem Haar und starkem New Yorker Akzent sprach ein wenig sanfter: »Bitte sag uns deinen Namen und dein Alter.«

Aber das Mädchen vor der Kamera war wie gelähmt, sodass sie kein Wort herausbrachte. Das machte Olivia noch nervöser. Was, wenn es mir genauso geht?, fragte sie sich.

Das Mädchen schüttelte den Kopf, und die Frau ging zu ihr, legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie nach draußen.

Philippe zeigte kein Mitgefühl. »Die Nächste!«, rief er, wobei er den Namen des armen Mädchens mit einem dicken Strich von seiner Liste löschte.

Ein älteres Mädchen mit blondem Haar, einer grünen Wollmütze und großen Kreolen sah da schon selbstbewusster aus.

»Gleich werden wir in deine Seele blicken«, verkündete Philippe. »Die Seele einer Schauspielerin!«

Er fing an, das Mädchen mit Fragen zu löchern. »Wann hast du zum letzten Mal gelacht? Was hältst du von Fröschen? Was, wenn die Erde eine Scheibe wäre?«

Das Mädchen tat sein Bestes, Antworten darauf zu finden, während Philippe sich hektisch Notizen machte. Aber manche der Fragen waren total schräg. Als sie fertig war, nickte Philippe sichtlich zufrieden.

Eine nach der anderen trat vor die Kamera, sie mussten den Präsidenten spielen, von ihrem Hamster erzählen oder beschreiben, wie sie ein Erdnussbutter-Marmelade-Sandwich machen würden. Charlotte wurde nach ihren Hobbys gefragt und zögerte nicht, allen zu erzählen, dass sie Kapitänin des Cheerleader-Teams war. Bereitwillig führte sie einen Cheer vor – den, den Olivia letztes Schuljahr geschrieben hatte.

Als sie schon halb durch die Wartenden durch waren, rief Philippe Olivia auf.

»Ich weiß, viel Glück soll man nicht sagen«, sagte Camilla. »Deshalb: Halt die Tentakel steif

»Danke«, erwiderte Olivia und trat vor die Kamera. An hohen Metallgerüsten hingen Lampen und der Mann mit den riesigen Kopfhörern ließ ein Mikrofon über ihrem Kopf baumeln.

Sie spürte, dass alle sie beobachteten und darauf warteten, was sie sagen würde. Die große schwarze Kamera war direkt auf sie gerichtet, und sie wünschte, Lucy wäre hier, um sie zu unterstützen. Aber das war ihre Chance, und sie würde das Beste daraus machen.

»Was ist deine Lieblingsfarbe und warum ist sie das?«

Das war leicht. Olivia lächelte breit. »Meine Lieblingsfarbe ist rosa. Und das liegt wohl daran, dass meine Mutter mir, als ich vier war, einen rüschenbesetzten rosa Sonnenschirm geschenkt hat, auf dem mein Name eingestickt war.«

»Was ist dein dunkelstes Geheimnis?«

Dass ich weiß, dass es tatsächlich Vampire gibt, dachte Olivia. Sie überlegte einen Augenblick, dann sagte sie: »Ich bin adoptiert. Nicht dass das ein dunkles Geheimnis ist oder so. Aber ich hab den größten Teil meiner leiblichen Verwandten nie kennengelernt.« Sie wollte nicht, dass jemand den Verdacht schöpfte, mit ihrer Familie könnte etwas nicht stimmen. »Aber ich würde mich freuen, wenn mein leiblicher Vater mich ihnen eines Tages vorstellen würde.«

»Sing uns etwas vor«, verlangte Philippe.

Olivia unterdrückte den Impuls, »The Right One« zu trällern, und entschied sich stattdessen für »Double Trouble«. Sie wusste, dass sie keine schlechte Stimme hatte, und die wurde sogar noch besser, als sie sah, dass Jackson im Takt dazu mit dem Kopf nickte.

»Erzähl uns einen Witz.«

Sie versuchte zu verhindern, dass sich Panik auf ihrem Gesicht widerspiegelte … ein Witz, ein Witz. Nie fiel einem einer ein, wenn man dazu aufgefordert wurde. »Ich weiß einen!«, sagte sie. Er war nicht gerade zum Totlachen, aber sie musste trotzdem immer kichern. »Wie nennt man einen Keks, der unter einem Baum liegt?«

Sie machte eine Pause und wartete auf Philippes Antwort.

Er trommelte mit dem Stift auf seinen Notizblock und zerbrach sich sichtlich den Kopf.

»Ich weiß nicht. Wie?«

»Ein schattiges Plätzchen.«

Olivia hörte ein kleines Prusten hinter der Kamera und bemerkte, dass der Kameramann über ihren Witz gelacht hatte. Rasch ließ sie ihren Blick umherschweifen, und alle, die zusahen, schienen sich zu amüsieren. Das ist bestimmt ein gutes Zeichen!, dachte sie.

»Eine letzte Frage bitte«, sagte Philippe mit schmalen Augen. Sie ahnte, dass sie schwierig werden würde, um sie auf die Probe zu stellen.

»Was ist das Beste, was dir je passiert ist?«

Olivia zögerte nicht. »Meine Schwester. Obwohl wir echt verschieden sind, ist sie meine beste Freundin.«

»Vielen Dank …« Philippe warf einen Blick in seine Notizen »… Olivia.«

Sie trat aus dem Rampenlicht und spürte das Adrenalin in ihrem Körper, als hätte sie gerade einen dreifachen Flickflack gemacht. Das wollte sie auf jeden Fall wieder tun – Leute zum Lachen oder Lächeln bringen. Ob sie wohl eine Chance hatte?

Camilla umarmte sie fest und sie setzte sich vor Glück ganz benebelt auf ihren Stuhl. »Ich glaube, Jackson lächelt dich gerade an«, sagte Camilla.

Olivia hob mit einem Ruck den Kopf und sah, dass Jackson sie tatsächlich anlächelte.

Charlotte saß direkt hinter ihr. »Ich glaube eher, er lächelt mich an«, sagte sie.

Doch als er den Daumen nach oben streckte, wusste Olivia, dass er damit sagen wollte, dass sie es gut gemacht hatte.

Charlotte machte »hmpf« und fauchte Katie an, damit sie ihr half, die Haare aufzuplustern.

Olivia schaute dem nächsten Auftritt zu und wagte zu hoffen, dass sie gut genug war, um zum Vorsprechen zugelassen zu werden. Als die Testaufnahmen schließlich beendet waren, zog Philippe sein Klemmbrett zurate.

»Sechs Kandidatinnen sind weitergekommen und dürfen am Vorsprechen heute Nachmittag teilnehmen. Die, deren Namen ich vorlese, mögen sich bitte an Lillian, unsere zweite Regieassistentin wenden. Von ihr bekommt ihr die Texte, die ihr auswendig lernen müsst.«

Die kraushaarige Frau hielt einen Stapel Mappen hoch.

Olivia holte tief Luft und Camilla drückte ihr die Hand.

»Evie Dawson, Jane Noble, Rachel Bowden, Lauren Kaler …« Jedem Namen folgte ein kleiner Jubelschrei des jeweiligen glücklichen Mädchens und Olivias Herz setzte jedes Mal einen Schlag aus. Nur noch zwei Namen. »Olivia Abbott und Charlotte Brown.«

Olivia klatschte, und Camilla vollführte einen kleinen Freudentanz, doch Charlotte warf nur ihr Haar nach hinten. »Klar, dass ich weitergekommen bin«, sagte sie sofort und drängelte sich durch die Menge enttäuschter Mädchen, die nicht aufgerufen worden waren, um sich ihre Mappe zu holen.

»Was ich noch sagen möchte …« Jackson hatte sich neben Philippe gestellt und sprach zu den erfolglosen Bewerberinnen. »Ihr alle wart fantastisch. Besonders gefallen haben mir die Geschichten von Harry, dem Hamster und die Anleitung, wie man Sonnenblumen pflanzt.« Die Mädchen, die dies beigetragen hatten, strahlten über die Anerkennung. »Ihr seid zwar nicht weitergekommen, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr aufgeben sollt. Wenn ihr Schauspielerinnen werden wollt, dann versucht es weiter. Auf diese Weise bin ich dahin gekommen, wo ich jetzt bin.«

Er weiß genau, was er sagen muss, damit sich alle besser fühlen, dachte Olivia. Noch immer war sie ganz benommen vor Aufregung darüber, dass sie zu den Glücklichen gehörte.

Olivia konnte es nicht verleugnen – Jackson war genau aus dem Holz geschnitzt, aus dem ein perfekter Freund gemacht war.

Sophia weigerte sich, den Cafeteria-Wagen zu verlassen, bevor sie ihre Steak-Sandwichs gegessen hatten, aber Lucy war ganz erpicht darauf, Olivia zu sehen.

Ich habe meinen Beweis, dachte Lucy. Jetzt kann ich etwas sagen, bevor sich Olivia zu sehr hineinsteigert!

»Gibst du es jetzt zu?«, fragte Lucy Sophia, als sie sich endlich auf den Weg machten.

Sophia seufzte. »Sieht aus, als hättest du recht gehabt.«

»Ha!«, sagte Lucy. »Und jetzt muss ich Olivia warnen.«

»Olivia warnen? Wovor?« Charlotte Brown war direkt vor ihnen stehen geblieben, flankiert von Katie und Allison.

»Ähm.« Lucy musste sich etwas Überzeugendes, aber völlig Informationsfreies einfallen lassen – und zwar schnell! »Warnen vor … diesem Wettbewerb! Ich habe gehört, da macht ein Mädchen mit, das schon in Fernsehwerbungen mitgespielt hat.«

Charlotte verdrehte die Augen. »Das spielt doch keine Rolle. Philippe hat diejenigen, die weiterkommen, bereits genannt – und Olivia hat es zwar geschafft, aber mich hat er praktisch schon unter Vertrag genommen.«

Eine Welle des Stolzes überkam Lucy, weil ihre Schwester es geschafft hatte, doch jetzt war sie noch erpichter darauf, sie zu finden und ihr zu erzählen, was sie über Jackson herausgefunden hatte. Olivia sollte ihr Herz nicht verschenken, ohne zu wissen, wem sie es gab. Lucy warf Sophia einen eindringlichen Blick zu.

»Na ja«, sagte Lucy. »Nimm dich vor den anderen Bewerberinnen in Acht. Sie würden alles tun, um die Rolle zu bekommen.«

Charlotte stemmte die Hände in die Hüften. »Als könnten die mich übertreffen.«

»Ach übrigens.« Lucy versuchte, es beiläufig klingen zu lassen. »Hast du Olivia gesehen?«

»Sie hat gesagt, dass sie noch eine Weile im Restaurant herumhängen will«, sagte Charlotte.

Lucy bedankte sich und ging über den Parkplatz zum Meat & Greet, das von Menschen umgeben war. So wie es aussah, wollte jede einzelne der erfolglosen angehenden Schauspielerinnen noch mal einen Blick auf Jackson werfen.

»Ich kann Olivia nicht entdecken«, sagte Lucy zu Sophia.

Sophia war ein paar Zentimeter größer und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um über die Menge hinweg zu sehen. »Vielleicht sollten wir uns zum Restaurant durchdrängeln?«

Lucy nickte. Sie musste sofort ihre Schwester finden.

Olivia und Camilla saßen etwas versteckt in einer Ecke des Empfangswohnwagens, so weit vom Chaos des Restaurants entfernt, wie nur möglich. Zu jeder anderen Zeit hätten sie mit den anderen auf Jackson gewartet, doch Olivia wollte lieber in Ruhe ihren Text auswendig lernen.

Die Zeilen stammten aus der Eröffnungsszene, in der sich Jackson alias Chase in Mia verliebt. Der Gedanke daran, eine romantische Szene mit Jackson zu spielen, machte Olivia ein wenig verlegen, aber das würde sie beiseite schieben müssen.

»Fertig?«, fragte Camilla.

»Fangen wir an«, erwiderte Olivia.

Sie begann mit der Szene, indem sie nach einer Box Kosmetiktücher griff, die auf der Fensterbank lag; sie tat, als wäre sie der letzte Kokossaft, den es bei einem hawaiianischen Büfett noch gab. Camilla, die Jacksons Rolle übernahm, tat dasselbe und ihre Hände stießen zusammen.

Camilla las: »Chase blickt Mia in die Augen, und was er dort sieht, lässt ihn abrupt innehalten.« Sie klappte den Unterkiefer herunter und schlug sich die Hände vor den Mund.

»Ha, ha«, erwiderte Olivia, aber sie spielte weiterhin ihre Rolle und sprach ihren Text.

»Chase nimmt sich mit der einen Hand eine Kokosnuss, mit der anderen ergreift er Mias Hand und zieht sie zum Strand«, las Camilla. Sie schnappte sich die Kosmetiktücher und schlug mit einer Getränkedose, die dort herumstand, auf die Box ein. »Chase versucht, die Kokosnuss mit einem Stein zu öffnen. Ich öffne sie für dich, sagt er.« Camilla las Chase’ Text mit tiefer, wenig überzeugender Männerstimme.

»Vielleicht solltest du ein Baströckchen tragen«, scherzte Olivia alias Mia.

»Wenn ich mir den letzten Kokossaft genommen hätte, dann würde ich mich hier vielleicht nicht so blamieren«, war Camillas alias Chase’ Antwort.

»Ich bin froh, dass du es nicht getan hast.« Olivia wusste, dass das der eigentlich romantische Moment war, in dem sie indirekt zugibt, dass sie ihn mag. »Dir zuzuschauen, wie du versuchst, die Kokosnuss zu öffnen, ist das Lustigste, was ich auf dieser Reise bisher erlebt habe.«

»Glaubst du etwa, du kannst es besser?«, forderte Camilla sie heraus.

Dem Drehbuch nach nimmt Mia Chase den Stein aus der Hand. Olivia hatte noch nie zuvor eine Kokosnuss geöffnet, aber das Drehbuch gab deutliche Anweisungen. »Siehst du diese drei Einbuchtungen hier?« Sie zeigte auf zwei der Buchstaben auf der Dose. »Die Polynesier sagen, dass sie das Gesicht der Kokosnuss sind. Die beiden da sind die Augen und das hier ist der Mund. Der Mund ist die schwächste Stelle.«

Olivia tat, als würde sie auf die Kokosnuss schlagen und diese würde aufgehen. Dann sollte Mia das schönste Lächeln auf ihr Gesicht zaubern, das Chase je gesehen hatte. Um das genau richtig hinzukriegen, dachte Olivia an den Moment, in dem Jackson vor der großen Ankündigung des Castings ihre Hand ergriffen hatte.

»Weißt du, du machst das wirklich gut«, sagte Camilla und gab es auf, mit dieser albernen Männerstimme zu sprechen. »Als du das gesagt hast, bist du ganz in diese neue Rolle geschlüpft. Du warst zwar du selbst, aber irgendwie auch ganz anders – und ich habe echt geglaubt, was du gesagt hast.«

»Danke, Camilla.«

»Du solltest wirklich Schauspielerin werden.«

Olivia fühlte sich immer wohl dabei, wenn sie als Cheerleader Leute unterhielt, und wegen des Vampirgeheimnisses musste sie sich immer mal wieder vestellen; vielleicht war Schauspielerei nur eine andere Form von all dem? Und seit Neuestem bot ihr Leben auch jede Menge Inspiration zum Thema Romantik. »Vielleicht wird das heute mein großer Durchbruch«, sagte sie.

»Aber denk daran – falls Philippe dumm genug ist, die Rolle einer anderen zu geben, heißt das nicht, du bist nicht gut genug«, entgegnete Camilla.

Charlotte betrat den Empfangswohnwagen. »Was machst du da?«, fragte sie Olivia. Ausnahmsweise war sie ohne Katie und Allison gekommen.

»Was denkst du denn?«, erwiderte Camilla. »Olivia hat es auch in die zweite Runde geschafft.«

Charlotte machte eine Handbewegung, als wäre Camilla ein Cheerleader aus der zweiten Liga. »Ich bin nur überrascht, dass du immer noch probst.«

»Wie meinst du das?«, fragte Olivia.

»Ich dachte, du wärst bei Lucy«, antwortete Charlotte. »Sie hat am Handy mit jemandem gestritten und einen echt verstörten Eindruck gemacht.« Charlotte beugte sich vor und senkte die Stimme. »Es kommt mir vor, als wäre es aus zwischen Dracula und Draculine.«

Erschrocken stellte Olivia fest, dass sie Brendan heute Morgen schon wieder vergessen hatten. Es wäre schrecklich, wenn er und Lucy sich streiten würden, vor allem weil sie Olivias wegen ans Filmset gekommen waren. Das ist meine Schuld, dachte sie. Sie musste Lucy finden. »Wo ist sie?«

Charlotte zuckte mit den Schultern. »Unheil in ihrem Hexenkessel zusammenbrauen?«

»Charlotte«, sagte Olivia warnend, während sie einen von Lucys tödlichen Blicken imitierte. Cheerleader-Kapitänin hin oder her – wenn Lucy verstört war, blieb keine Zeit für Diplomatie. »Wo ist sie?«

»Okay, okay.« Charlotte warf ihr Haar nach hinten. »Sie hat dem anderen Nachtgespenst gesagt, dass sie ins Einkaufszentrum gehen würde, um von all dem hier wegzukommen.«

Olivia fing an, ihre Sachen einzupacken. Ihren Text faltete sie zusammen und steckte ihn in die Handtasche. »Ich muss ins Einkaufszentrum.«

»Aber was ist mit dem Vorsprechen? Deiner Rolle?«, fragte Camilla. »Kannst du sie nicht einfach anrufen?«

»Das ist wichtiger. Lucy und Brendan streiten nie. Etwas Schlimmes muss vorgefallen sein«, sagte Olivia. Die beiden waren das perfekte Paar, und sie würde nicht zulassen, dass etwas zwischen ihnen stand. Sie würde helfen, es wieder in Ordnung zu bringen, es Brendan erklären. »Sie braucht jemanden neben sich, nicht nur eine Stimme am Telefon.«

Lucy war wichtiger als das Vorsprechen.