DJ UND BARKER standen vor dem Rutherford Haus und sahen zu, wie Sanitäter die junge Frau in den Krankenwagen luden. Sie fuhren mit Anweisungen davon, dem Arzt zu sagen, er solle anrufen, sobald sie stabil und kohärent war. DJ versuchte, mit ihr zu reden, als Barker im Haus war, und fragte sie, was passiert sei aber ihre Wahnvorstellungen ergaben keinen Sinn.
Er sagte: »Ich weiß nicht, Barker. Sie war so verpeilt. Sie sagte etwas von einer Frau, die ihr sagte, dass ihr nichts passieren würde, sie solle sich keine Sorgen machen.«
»Eine Frau?«
»Sie wiederholte immer wieder: ‚Sie sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Immer und immer wieder. Sie
sagte, ich sei okay.’ Nichts über einen Kerl.
Nichts über Rutherford.«
»Und?«
»Und was, Barker? Findest du das nicht seltsam?«
»Ja schon, Cowboy, aber ich bezweifle, dass das Mädchen dir sagen kann, welcher Tag heute ist.«
»Ich meine ja nur – es macht keinen Sinn. Hast du irgendetwas im Haus gefunden?«
»Mögliche Anzeichen für einen gewaltsamen Einbruch durch die Hintertür. Ein Stuhl unten im Keller. Ich glaube, dort wurde sie festgehalten. Sie schaffte es, sich zu befreien. Ansonsten ist das Haus sauber. Kein bizarrer Folterraum oder verrückte Sexspielsachen. So wie es aussieht, hat der Typ mehr Geld als Verstand. Du hättest die Größe der Glotze sehen sollen.«
»Einbruch durch die Hintertür, sagst du?«
»War nicht viel. Geschlossen, nicht verschlossen, aber es sah nicht so aus, als hätte jemand mit einem Hammer zugeschlagen. Eher wie mit einem Schraubenzieher aufgestemmt. Der Idiot hat sich irgendwann mal selbst ausgesperrt.«
DJ sah sich das Haus an. Etwas fühlte sich nicht richtig an. »Was fehlt hier? Was sehen wir nicht?«
»Was sehen wir nicht?«
»Wir haben einen Verdächtigen bei einer Entführung, der ein anderes Opfer in seinem Keller hat«, sagte DJ. Er kniff sich in sein Ohrläppchen und dachte nach. »Aber dann gibt es einen möglichen Einbruch und das Mädchen erwähnt eine Sie
.«
Barker musterte ihn. »Ich komme nicht nach.«
»Was ist, wenn sie hier absichtlich platziert wurde?«
Barker lachte. »Allmächtiger Gott, DJ. Und du sagst, ich habe verdrehten Ideen.«
»Ich gehe davon aus, dass du das Wort ‚hypothetisch‘ schon einmal gehört hast.«
»Schau her, Cowboy, wenn ich sage, erkunde die Möglichkeiten, dann solltest du nicht sofort einen Bestseller-Krimi schreiben, der sogar James Patterson beschämen würde.«
»Was ist dann deine Theorie?«
»Wer auch immer sie
ist,«, sagte Barker, »hat sie sich mit Rutherford zusammengetan. Hat unser Opfer mit ein paar süßen Worten angelockt und sie hierhergebracht.«
»Es fühlt sich immer noch nicht richtig an.«
»Ockhams Rasiermessertheorie. Einfachste Erklärung. Je unkomplizierter die Theorie, desto mehr ist sie wahrscheinlich und kann in die Tat umgesetzt werden.«
DJ legte die Hände hinter den Kopf. »Sagen wir mal, wir ignorieren meine wilde Idee vorerst; Wenn Rutherford und diese mysteriöse Frau zusammenarbeiten, muss es mindestens noch eine dritte Person geben, vielleicht sogar mehr, richtig? Er war bis zehn Uhr im Büro und die Winthrop Kinder verschwanden gegen neun an verschiedenen Orten. Während er ein Alibi hatte und im Büro war, war der Rest seines Teams mit seiner Drecksarbeit beschäftigt.«
»Jetzt kommst du schon eher voran. Und wer weiß, wie lange das arme Mädchen unten im Keller war.«
»Aber warum? Wir haben keine Lösegeldforderung. Wir haben irgendeine Frau in ihren Zwanzigern und drei Kinder seiner Kollegin. Wie hängt das alles zusammen?«
»Ich habe dir schon gesagt, dass wir es mit einem Soziopathen zu tun haben. Jetzt könnten es zwei sein. Und wenn sie kein Lösegeld fordern«, sagte Barker, »dann sammeln sie Trophäen.«
Trophäen,
dachte DJ. Das würde mit der Idee zusammenhängen, Sara zum Spielen zu bewegen.
»Knapp daneben ist auch vorbei. Lass uns aufs Beste hoffen«, sagte er. »Also, ich frage nur ungern, aber wo ist der Ehemann in all dem? Oder spielt er keine Rolle?«
Barker schüttelte den Kopf. »Ich weiß es noch nicht. Aber, wenn er keine Hauptrolle spielt, dann spielt er vielleicht eine Nebenrolle.«
»Glaubst du, er könnte der Dritte sein?«
»Verdammt, ich habe schon seltsamere Dinge gesehen. Komm, lass uns zurück zum Revier gehen und nachsehen, ob diese junge Frau vermisst gemeldet wurde. Vielleicht hat auch das Krankenhaus schon ihre Identität herausgefunden, bis wir zurück sind. Wenn es eine Verbindung zwischen ihr und Mrs. Winthrop oder dem Lord des Schreckenhauses, werden wir eine bessere Spur zu den Kindern haben.«
DJ sah Barker aus dem Badezimmer kommen und sein Hemd in die Hose stecken. Er sagte: »Das Krankenhaus hat die Identität des Mädchens herausgefunden. Anna Townsend« und überreichte ihre dünne Akte. »Sie war lange genug wach, um ihren Namen zu sagen, und wurde dann wieder ohnmächtig.«
»Können wir mit ihr reden?«
»Der Arzt sagte, wir sollen ein paar Stunden warten.«
»Was hat sie sonst noch erzählt?«
»Anna Townsend... auch bekannt als Stardust.«
»Stardust?«, fragte Barker und öffnete die Akte. »Sie ist eine Stripperin?«
»Sie arbeitet an der Stange in diesem neuen Club namens Ladyfingers.«
»Davon gehört. Nie dagewesen.«
»Glaub ich fast«, sagte DJ leise.
Barker ignorierte ihn. »Was haben wir denn hier ... eine Vorstrafe ... Alkoholmissbrauch am Steuer? 21 Jahre alt. Lass mich raten, sie ist Stripperin, um ihr College zu bezahlen?«
»Nö. Kein durchschnittlicher Stereotyp. Pass auf ... Laut ihrem Ehemann sind sie glücklich verheiratet und haben einen einjährigen Sohn.«
»Ohne Scheiß? Die zwei haben eine offene Beziehung oder sowas?«
»Ihr Mann klang sehr konservativ. Alte High-School-Liebe. Er sagte, sie begann sich auszuziehen, um die Rechnungen zu bezahlen, nachdem er seinen Job verloren hatte. Sie verdient zu gut, um damit aufzuhören, also ist er Hausmann geworden.«
»Ich fass‘ es nicht! Warum hat er sie nicht als vermisst gemeldet?«
»Ich musste es aus ihm herausquetschen, aber er sagte, dass sie immer erst gegen drei Uhr morgens von der Arbeit kommt. Hin und wieder, wenn ein Kerl mit Geld um sich schmeißt, geht sie mit ihm für eine private Show nach Hause. Kein Sex, nur zusätzliche Knete, und dann kommt sie erst gegen sechs oder sieben nach Hause. Er war besorgt, weil sie nicht auf ihr Handy antwortete, wusste aber, dass das wir nichts tun würden, weil sie erst nach vierundzwanzig Stunden als vermisst gelten würde.«
Barker schob die Brille auf seine Stirn und rieb sich den Nasenrücken. »Rein hypothetisch, bezweifle ich, dass es eine Verbindung zwischen einer Stripperin und Mrs. Winthrop gibt.«
»Aber«, sagte DJ, »eine Stripperin und ein Typ mit Geld - das versteht sich von selbst!«
»Lass uns mal im Nachtklub ein paar Fragen stellen. Eines der anderen Mädchen könnte uns vielleicht Informationen darüber geben, wohin sie letzte Nacht gegangen ist.«
DJ stimmte zu, konnte sich aber dem Gefühl nicht entziehen, dass sie sich immer weiter von Saras Kindern entfernten, unabhängig davon, ob sie die Spur von Teddy Rutherford und seiner mysteriösen Partnerin verfolgten, oder nicht.
Dieser Fall wird immer komplizierter,
dachte er.
Zwanzig Minuten später betraten sie den Ladyfingers Gentlemans Club, Portlands jüngste Ergänzung zur wachsenden Zahl von Strip-Lokalen, die der Stadt eine höhere Pro-Kopf-Quote von Strip Clubs gaben als Las Vegas. Einige waren prominent und beliebt; andere waren in Seitenstraßen versteckt mit kaum mehr als einem kleinen rosa Neonschild, das NACKTE MÄDCHEN versprach. Der Markt war noch nicht gesättigt und würde es zweifellos nie sein. Wenn es auf der Welt keine Männer (und Frauen) mehr gäbe, die bereit wären, eine Frau splitternackt zu sehen und dafür zu zahlen, wäre das das das Ende der Welt.
DJ war vor ein paar Jahren einmal in einem Strip Club für einen Junggesellenabschied eines Freundes. Die Erfahrung war unangenehm. Ihm fiel es schwer, den Frauen in die Augen zu sehen, schwer, die Körperteile, die er betrachten sollte, anzustarren und er wusste nicht wohin mit seinen Händen, als er einen privaten Lap Dance, bekam, der ihn fünfzig Dollar kostete.
Er und Barker machten mal ein paar Strip Club Besuche im Dienst und er fühlte sich dann wesentlich sicherer und nicht unter dem Bann, in den die Stripperinnen anscheinend jede Person zogen, die ihnen verzweifelt zuzwinkerten, in der Hoffnung, dass sie ein bisschen näherkommen könnten.
Und Ladyfingers war jetzt sogar noch akzeptabler für ihn, nachdem sie gerade aufgemacht hatten und die Bühnen noch leer waren.
Sie hielten im Vorraum an. Noch keine Kunden, kein Barkeeper, keine Mädchen.
Drinnen roch es wie in jedem Strip-Club der Welt. Alkohol, Mädchenschweiß und billiges Parfüm. Die Luft war dick und süß. DJ wusste, dass der Geruch in seinen Kleidern hängen bleiben würde und er dachte, dass er die Sachen zu Hause wird waschen müssen. Er warf einen Blick auf die dunklen Wände, die Spiegel und die über ihm hängenden Blitzlichter. Hinter der Theke standen Schnapsflaschen und gegenüber war die Hauptbühne einen halben Meter erhöht mit einem markanten, glänzenden Pfahl in der Mitte. Tische und Stühle streckten sich bis in den hinteren Teil des Raumes, wo auf jeder Seite zwei kleinere Bühnen standen.
Er sagte: »Ich weiß nicht warum, aber diese verdammten Clubs wecken einfach ein Unbehagen in mir.«
»Es liegt daran, dass du kein normaler Mensch bist«, sagte Barker.
»Stimmt, aber zumindest ernähre ich nicht die Hälfte der Stripperinnen in der Stadt.«
»Meine Ex kommt nicht zu mir zurück und ich werde nicht jünger, JonJon.«
»Ich weiß, dass es zu deiner Zeit Monate gedauert hat, eine nackte Frau auf Leinwand zu malen, aber du hast schon vom Internet gehört, oder?«
Barker musterte ihn von Kopf bis Fuß und schaute konzentriert auf DJs Gesicht und auf sein Ohr.
»Was ist?«, fragte DJ.
»Suche nach deiner Stummschaltung.«
Eine Barkeeperin tauchte an den Schwingtüren links von ihnen auf und ihre tätowierten Arme bemühten sich, drei Kartone Bier auf einmal zu tragen. Sie bemerkte die beiden: »Noch eine Stunde bis es Titten zu sehen gibt, Jungs. Wollt ihr was trinken?« Sie hob das Bier hoch und stellte alles auf die Theke. Die Flaschen klirrten.
DJ und Barker gingen rüber zu ihr und zeigten ihre Abzeichen. Barker sagte: »Nein, danke. Im Dienst. Detective Barker und Johnson.«
Sie sagte: »Und die Wahrheit kommt raus!«
»Die Wahrheit?«, Sagte DJ.
»Wir haben seit einem Monat auf. Ihr seid nicht die ersten Bullen, die uns besucht haben, aber ihr seid die ersten, die im Dienst hier sind.« Sie öffnete eine der Kartone und begann die Kühlbox aufzufüllen.
Barker sagte: »Ich bin sicher, wir werden auch nicht die letzten sein. Könnte ich ihren Namen haben bitte?«
»Mildred«, sagte sie und machte den nächsten Karton auf.
»Ach ja? Dieser lila Irokesenhaarschnitt passt aber gar nicht zu einem so altmodischen Namen.«
»Daran ist meine Großmutter schuld.«
Barker kicherte. »Ist ja gut. Meine liebe alte Oma hieß auch Mildred.«
DJ warf ihm einen kurzen Blick zu und fragte sich, ob er log. Er erinnerte sich, wie Barker sagte: »Man kriegt mehr raus, wenn man Leuten ein bisschen Honig um den Bart schmiert, Cowboy.
«
Mildred war fertig mit dem dritten Karton und beugte sich über die Theke. »Ich bin nicht blöd und ich habe viel zu tun, Mann. Jetzt sagt mal, was ihr wollt.«
DJ sagte: »Sie haben eine Tänzerin hier, die Stardust heiß?«
»Anna. Sie ist eine der Besten.«
»Und haben Sie letzte Nacht gearbeitet?«
»Mir gehört der Laden, Detective. Ich bin jeden Abend hier. Ist ihr etwas passiert?«
Barker sagte: »Es
ist etwas
passiert, aber wir möchten herausfinden, was genau passiert ist.«
»Oh Scheiße. Sie ist doch nicht tot, oder?« Mildred stand auf und sah von Barker zu DJ und wieder zu Barker.
»Sie lebt, aber sie wird eine Zeit lang nicht arbeiten können«, sagte Barker.
DJ fragte: »Wussten Sie, dass sie nach Feierabend manchmal mit Kunden nach Hause geht, für private Shows?«
»Es verstößt gegen meine Regeln, aber einige Mädchen tun es trotzdem. Wenn die Schicht zu Ende ist, kann ich sie nicht aufhalten.«
»Hat Mrs. Townsend letzte Nacht jemandem hier besondere Aufmerksamkeit geschenkt? Kleiner Kerl, ungefähr so groß. Wahrscheinlich große Rechnungen mit ein paar zusätzlichen Nullen.«
»Ja«, sagte Mildred. »Aber es war kein Typ. Irgendeine Frau. Sie waren unten am Ende der Bar gesessen und haben die halbe Nacht miteinander geflirtet.«
DJ warf seinem neugierigen Blick auf Barker und Mildred. »Können Sie die Frau beschreiben?«
»Glattes braunes Haar, schulterlang. Großartiges Lächeln. Gute Figur. Zumindest was ich davon gesehen habe. Ich erinnere mich, dass ich dachte, dass sie auf die Bühne gehen könnte, wenn sie Make-up und etwas Glitzer auftragen würde.«
»Gibt es eine Chance, dass sie mit Kreditkarte bezahlt hat?«
»Nein. Sie hatte zwei Martinis und bezahlte beide bar.«
»Gutes Gedächtnis«, sagte Barker.
Mildred griff nach einem Lappen und wischte ein paar Krümel vom Tresen. »Na ja, wenn man lange genug hinter der Theke arbeitet, lernt man auf die Leute mit dem großen Trinkgeld zu achten.«
»Können Sie sich an etwas Außergewöhnliches erinnern?«, fragte DJ. »Etwas, woran wir sie erkennen könnten? Tätowierungen, ungewöhnliche Muttermale?«
»Ähm... nein, nur natürlich hübsch. Ungefähr so alt wie Anna. Tief ausgeschnittene Bluse. Guter Vorbau, als ob sie der Natur ein bisschen nachgeholfen hätte, Sie wissen schon.« Sie konzentrierte sich auf die Arbeitsplatte, als würde sie in ihre Erinnerung starren. »Davon abgesehen ... oh ja, eine Kette mit einem Diamantanhänger, der aussah, als wären zwei Buchstaben ineinander verflochten. Vielleicht waren es Initialen.«
DJ sagte: »Gutes Erinnerungsvermögen.«
»Mit so einem Ausschnitt, wer würde da nicht genauer hinsehen?«
Barker sagte: »Können Sie sich an die Buchstaben erinnern?«
»Nein, so gut ist mein Gedächtnis jetzt auch wieder nicht.«
»Raten Sie einfach mal«, sagte DJ. »Alles hilft.«
»Oh Mann ... okay ... D. Ich würde sagen, einer war vielleicht ein D.«
Barker sagte: »Eine letzte Frage, Miss Mildred. Ist Anna mit ihr weggegangen?«
»Sie war bis gegen halb drei hier. Anna ging ein paar Minuten nach drei. Was sie danach gemacht hat, ... wer weiß?«
»Danke für ihre Zeit«, sagte Barker. »Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«
»Der erste Drink geht aufs Haus.«
Auf dem Weg zu Barkers Auto sagte DJ: »Wie viele Kinderschokoeier müssen wir noch knacken, bis wir einen Schatz
finden?«
»Ich weiß ja. Ich weiß ja. Drück jetzt die Stummtaste, nach der ich vorhin gesucht habe. Der Bluthund hier muss mal eine Minute nachdenken.«
Sie liefen zwei Straßen lang schweigend nebeneinander her.
In der Innenstadt von Portland kann es mitten im Sommer heiß und voll werden, mit all den Menschen, die spazieren gehen, einkaufen und auf Terrassen essen. Heutzutage schien es, als würde jedes kleine Restaurant ein paar Stühle und einen Tisch aufstellen, um etwas im Freien anzubieten. Eine Tasse Kaffee, ein Gebäck, ein Glas Wein und etwas Käse. Es machte Spaß, wenn DJ und Jessica tatsächlich mal die Chance hatten in die Innenstadt zu gehen, um einen gemütlichen Samstag dort zusammen zu verbringen. Aber da er es jetzt eilig hatte und einen Fall lösen musste, war das Navigieren durch den Verkehr und die Leute ein Albtraum.
Mein Gott, es ist drei Uhr an einem Dienstag. Warum seid ihr Leute nicht bei der Arbeit?
Er musste laut reden, um sich von der Menge und den Menschen auf seinem Weg abzulenken, bevor er anfing, jemanden aus dem Weg zu schubsen. Er sagte: »Also wir wissen, dass Anna und die mysteriöse Frau beide gegen 2:30 und 3:00 Uhr in der Bar waren. Das bestätigt, dass es eine »sie« war mit der Anna gesprochen hat. Ich glaube nicht, dass wir sonst noch was herausgefunden haben, oder?«
»Nicht viel, aber vergiss nicht, der heutige Verdächtige wurde vom Buchstaben D gefunden.«
DJ war bereits angespannt und die Möglichkeit, dass Barker der falschen Spuren nachjagte, verstärkte seinen Stress. Er hob die Hände in die Luft. »Barker, das ‚D’ könnte alles und nichts bedeuten«, sagte er. »Je grösser das Netz, umso größer die Verwirrung.«
»Ich würde nicht sagen, dass es eine reine
Zeitverschwendung war. Ich könnte irgendwann einen kostenlosen Drink bekommen.«
»Würdest du eine Minute innehalten? Ernsthaft. Wir vermasseln diese ganze verdammte Sache. Wir haben mehr Fragen als Antworten und du freust dich über einen kostenlosen Drink? Wo ist Teddy Rutherford? Wer ist die mysteriöse Frau? Wo ist Sara Winthrop?«
Barker sagte: »Sie trinken alle zusammen ein Bier und lachen zwei dumme Bullen aus.«
»Sehr witzig.«
»Ich sag ja nur...«
»Beherrsch dich, Mann. Du machst dich ganz verrückt. Vergiss die Kette, vergiss den Ehemann, vergiss deinen verdammten Stolz für eine Minute und fokussiere dich auf das Wesentliche.«
Barker blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen. »Ich bin gestresst, weil ich momentan nicht weiterweiß, Jon. In den letzten zwanzig Jahren habe ich Menschen mit Brotkrumen, die nicht größer als ein Staubkorn waren, gefunden. Aber dieses Mal, dieser Fall – bis wir Rutherford finden oder herausfinden, wer das Mädchen ist, – bin ich total am Ende meiner Weisheit.«
Das Bedauern in seiner Stimme war echt und zum ersten Mal hatte DJ Mitleid mit dem Mann. Es war, als würde er seinem Lieblingsquarterback zusehen, wie er es zum
Super Bowl schafft und einen miesen Pass nach dem anderen wirft.
Nachdem er fünf Jahre lang zu Barker aufgeschaut hatte, schien es seltsam, der Tröstende zu sein, aber DJ versuchte es trotzdem. Er sagte: »Dann konzentrieren wir uns auf das, was wir wissen. Wir haben noch nicht verloren, Barker. Wir können nicht alle Rätsel lösen, aber unser Spiel, und das von Sara, ist noch nicht zu Ende.«
Barkers Handy klingelte. »Barker ... ähm ... ist sie? Richtig ... okay, wir sind in ein paar Minuten da.«
»Krankenhaus?«
»Stardust ist wach. Sie ist bereit zu reden.«