L ügner! Alles verfluchte Lügner!
Calvin hat sich nie wegen eines Unbekannten gesorgt.
Ich musste die Wahrheit herausfinden.
Nach einer langen, heißen Dusche, lag ich mit dem Springmesser in der Hand auf meinem neuen Bett und ließ es zwischen den Fingern schwingen, während ich die Decke anstarrte, um die vielen Gedanken zusammenzusammeln. Was partout nicht funktionieren wollte, weil dieser heiße Mistkerl nicht aus meinem Verstand verschwand.
Es klopfte und er kam rein, bevor ich etwas sagen konnte.
»Kommst du runter?«, fragte D. Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er mich am Handgelenk hoch auf die Füße, um mich mit der Hand im Rücken aus dem Zimmer zu schieben. Schweigend nahm ich seine stille Aufforderung hin und gewährte ihm erneut die Macht, die er alleine durch diese Berührung über mich hatte.
Auf direktem Weg marschierten wir zum Speisesaal und da mein Hirn mit unzähligen Fragen gefüllt war, unterhielten wir uns nicht. Vielmehr beschäftigte ich mich damit, wie ich an die Antworten kam, um mir dem Ausmaß der Situation bewusst zu werden, und zugleich suchte ich die Lösung für die vielen Probleme. Nur war das Letztere nicht naheliegend genug, um zu handeln.
»Schön, dass ihr auch endlich zu uns stoßt«, merkte Malcolm an, als wir den Raum betraten und uns hinsetzten, während das Essen bereits serviert wurde. Mit einem tadelnden Blick bestrafte er mich für meine Unpünktlichkeit, was mir am Hintern vorbeiging. Da ich mich nur zum Essen verspätet hatte und nicht zu einem Deal. Deswegen wechselte ich das Thema: »Schön, dass wir alle zusammen sitzen. Denn ich habe eine Menge Fragen an euch«, sagte ich und zeigte auf die Männer. »Und ich hoffe, dass ihr auch Antworten habt.«
»Du hast Fragen? Das ist etwas Neues. Aber natürlich, Kitty.« Calvin legte über der Tischecke seine Hand auf meine. »Ich werde mir Mühe geben, Antworten für dich zu finden.«
»Gut, aber du brauchst keine zu finden, es reicht, wenn du mir sie einfach gibst. Schließlich stelle ich keine Fragen, worauf du keine Antworten hast.« Ich kniff die Augen zusammen und konnte sehen, wie die Männer sich anspannten.
»Ihr wisst jetzt viel über mich. Also … womit macht ihre eure Geschäfte?«
Sie entspannten sich sichtlich, was meine Neugierde weckte. Was verbargen sie? Doch bevor ich das hinterfragen konnte, begann Adam: »Wir handeln mit unterschiedlichen Dingen, jeder hat so sein eigenes Geschäft und wir verbinden es mit- und untereinander.«
Drumherumquatschen? Ernsthaft? Und das aus Adams Mund, wo er doch sonst immer zumindest lügt, damit ich nicht misstrauisch werde. Jetzt so?
»Genauer, Hübscher«
»Riley hat mehrere Schrottplätze.« Riley unterbrach ihn direkt und erklärte:
»Ich handle mit Autoteilen, aber es dient eigentlich als Tarnung für gestohlene Luxuskarossen und deren Teile und für den Handel von… na ja«, er zögerte.
»Frauen?«, half ich ihm. Und er nickte. Das war kein Problem für mich. Eigentlich nicht.
»Frauenhandel auf einem Schrottplatz?« Ich musste mir ein amüsiertes Grinsen verkneifen.
Darf ich vorstellen? Die Höllenmänner, die Seelenschänder, die aus einer Jauchegrube gekrochen waren, um einen Schatten auf aller Leben zu legen. Und sie handeln mit Nutten auf einem Schrottplatz, innerlich lachte ich mich darüber schlapp, was für Lappen vor mir saßen.
»Behaltet ihr auch ein paar von den Frauen?«, fragte ich nach.
»Manche bringen wir in D‘s Häuser.«
D‘s was? Unglaublich. Aber warum wunderte ich mich überhaupt?
»Ich bin der Mann für die Drogen«, sagte Greg schnell und knapp, um abzulenken, und begann, zu essen.
»Dir mein Geschäft zu erklären, würde zu lange dauern«, gab Adam hinzu.
»Auch Freudenhäuser?« Ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszulachen.
»Komplizierter als Frauen«, antwortete Adam knapp.
Was ist bitte problematischer als ein paar Nutten?
Dennoch blieb er mir seiner Antwort schuldig. Also tippte ich fordernd mit der Gabel auf meinen Teller, was ein wirklich abgefuckt nerviges Geräusch machte. Mit jeder verstrichenen Sekunde, in welcher der Klang durch den Raum hallte, wurde die Stimmung greifbar angespannter. Worauf Adam schließlich nachgab und aufgelöst meckerte: »Kredite. Drogen. Banken. Ah! Hör auf damit!« Seine Gesichtszüge waren ihm völlig entglitten und er ergänzte: »Ich kann mich selbst nicht denken hören!«
Das eigentliche Ziel wurde erfüllt, weswegen ich mit meiner Provokation aufhörte und ihn dafür ungläubig ansah. Diese Lüge konnte er sich sonst wohin schieben. Das glaubten ihm noch nicht einmal seine Freunde, denn Greg sah ihn schief von der Seite an.
Ich runzelte die Stirn, ließ es jedoch so stehen, wenn es ihm dadurch besser ging, und sah zu D.
»Ich habe mehrere Geschäfte, Jenny. Kunst und Schmuck. Aber ich plane und organisiere mit den anderen alles, da ich die besten Kontakte durch meinen Vater habe. Der Drogenhandel ist zu schwer, da wir keine Ländereien haben und nur über den Großhandel Geschäfte machen können.«
»Dann besitzt du noch die Bar, das Boxstudio und die Häuser, wo Frauen für dich das Geld verdienen. Ach ja. Und abgesehen vom Organhandel, den man euch nachsagt, und dem Deal mit den nicht registrierten Waffen, den du mir vor fast einem Jahr versaut hast«, ergänzte ich. Ich wusste sofort, dass sie mich allesamt belogen.
Sie verschwiegen mir ihre Tätigkeit. Oder zumindest den großen Teil. Sie gaben mir lediglich etwas Zucker, damit ich den Mund hielt. Solche Idioten. Dabei müssten sie doch wissen, dass mir klar war, dass sie überall mitmischten. Das war bekannt.
Dachten sie wirklich, sie könnten mich weiterhin verarschen? Hatten die Männer vor mir wirklich vergessen, dass ich nicht die dumme Kellnerin war, die sie kennengelernt hatten?
Dean starrte mich nur an, erwiderte aber weiter nichts.
»Von wem bekommt ihr euren Stoff geliefert?« Ich kannte bereits die Antwort. Ich wusste es eigentlich die ganze Zeit. Denn unser Koks wurde über die kompletten Staaten verteilt. Kaum einer hatte eine Chance, Fuß zu fassen und mitzuverdienen, außer, wenn sie Großmengen bestellten.
»Von Flores«, antwortete Greg und ich lachte laut auf. Die Männer vertickten wirklich meinen Stoff, wie ich es geahnt hatte.
»Was ist daran so lustig?«, fragte Greg direkt, aber Saltos erklärte lachend: »Ihr verkauft Kits Koks.«
»Ja, das wissen wir nun auch. Deswegen wollten wir ja einen Deal mit Calvin. Wir wussten ja nicht, dass es deine Ländereien sind«, erwiderte D und sah mich mit einer hochgezogenen Braue an.
»Und das ist der Grund, warum D ein Problem hat«, mischte sich nun Calvin ein, wobei er ungewohnt angepisst aussah.
»Sorry?«
»War das jetzt eine Frage, Kitty?«, meinte mein Boss. »Du kannst dir also vorstellen, warum er wegen dir in der Klemme steckt?«
Ich lächelte nur beschwichtigend.
Hey, die haben mich schließlich verarscht und Malcolm hat es verschlimmert. Was hätte ich sonst tun sollen? Sie auf ein Bier einladen?
»Wegen ihr?«, fragte D direkt.
»Was ist hier los?«, knurrte Greg.
»Nicht meine Schuld«, ignorierte ich die Männer und zuckte die Schultern. Calvin lehnte sich zurück und sah in die Runde.
»Ich erkläre es euch kurz. Greg war bei Flores, für einen Deal. Flores bekommt den Stoff aber von Kits Ländereien über den Handelsweg direkt geliefert. Deswegen bestellte er eine Extralieferung, die Malcolm übergeben sollte. Leider ging der Deal schief, weil sie nicht das vereinbarte Geld hatten, und Malcolm hat die Männer entführt und Kit angerufen. Er hat sie abgeholt und Kitty hat dann die Männer erschossen. Dann…«
»Stopp!«, unterbrach D. »War das an dem Tag, als dein Dad anrief und er dich dann morgens abgeholt hat?«
Lächelnd nickte ich zur Bestätigung.
»Fuck! Du hast die Männer abgeknallt? Und erzählst mir etwas von Selbstschutz, weil ich deine Messer gefunden habe?«
Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich Kit war! Hat er das vergessen?
Ich lächelte beschwichtigend und er biss sich auf die Wange.
»Du hast mir eine Knarre an den Kopf gehalten und mir etwas von Bewaffnung aus Selbstschutz erzählt und hast gesagt, dass dein Dad da war, um deine Wohnung zu sichern?«, war er noch schockierter. Da lachte Saltos, weil er genauso gut wusste, dass Malcolm keinem etwas antun konnte.
»Ähm, ja?«, lächelte ich und er schüttelte den Kopf.
»Nur so am Rande, Kleines…«, mischte sich nun mein Dad ein. »… hat er im Gegensatz zu dir gesagt, dass er gefährlich ist.«
»Verräter«, schnaubte ich. »Du hast auch gelacht, als er das gesagt hat!«
Saltos prustete los.
»Von wegen nette Tochter«, mischte sich nun auch Riley ein und äffte mich nach: »Keine Ahnung, was er will. Er ist mein Dad, vielleicht soll ich ihm die Socken stopfen.« Er rollte genervt die Augen, so wie ich es immer tat.
Was für ein Arschlochmensch! , verdrehte ich entnervt die Augen.
»Socken stopfen?«, wiederholte Saltos fragend und lachte weiter. »Scheiße, habe ich deine Lügen vermisst, Kit.«
Sie sahen mich alle an, Calvin schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Nun gut, meine liebe Kitty hat die Männer erschossen und sie verschwinden lassen. Nachdem Kit Flores noch auf der Auktion bedroht hat…«
»Ja, das haben wir mitbekommen«, unterbrach Greg Calvin schockiert und ich zuckte die Schultern.
»Flores geht nicht davon aus, dass Kit sie erledigt hat und meint, Greg wäre es gewesen.«
»Scheiße«, meinte dieser. »Weißt du, was du damit angerichtet hast, Stiletto?« Er sah mich grimmig an und ich hob nur eine Braue.
»Ohh, armer Greg. Aber hey, du kannst sie ja alle abknallen und neue Männer rekrutieren.« Damit gab ich die Spitze zurück und knallte die Wahrheit gleich hinterher: »Die zwei Idioten haben mich beschissen! Klar, ich kokse mich einfach mit denen gemeinsam weg, du Spast!«
»Nein, er würde noch mit euch verhandeln. Ich habe mit Flores gesprochen und er denkt, seine Männer haben ihn beschissen und sind über die Grenze«, erklärte Calvin weiter und versuchte, zu schlichten.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte D.
»Ich habe ein paar Dummbeutel bezahlt, die bei Flores behauptet haben, sie hätten die zwei verschifft. Natürlich mit dem Stoff.«
Greg atmete tief durch. Loser. Sie verarschten Flores doch eh, also warum die Aufregung?
Bevor Flores mich beschissen hatte, war er ein guter Geschäftspartner. Da ich auch etwas von dem Koks-Deal hatte. Nicht nur das Geld, welches mich ohnehin nicht mehr interessierte. Er war clever, dass er Frischlinge zum Deal schickte. Denn so konnte er behaupten, dass sie Geld entfernt hätten, um mich nicht in Rage zu bringen. Dumm für ihn, dass wir schlauer waren. Und richtig unangenehm für ihn, dass ich auf weitere Geschäfte mit ihm verzichten konnte. Erst recht, wenn Colt und seine Leute ein Auge auf ihn und seine Organisation geworfen hatten. Was mich auf eine Idee brachte.
»Das mit dem Koks können wir klären. Also, dass ihr direkt beliefert werdet«, wechselte ich flott das Thema, bevor ich mich weiter für ein paar Morde rechtfertigen musste und damit ich schneller an meine Ziele kam.
»Das klären wir später«, sprang D darauf an und sah vielsagend zu mir rüber. Ich zwinkerte ihm nur zu und wusste sofort, dass D der einzige Mann sein würde, mit dem ich Geschäftliches auch im Bett klären konnte. Was mit Sicherheit nicht gut war. Der Sex hingegen schon.
»Man trennt gewisse Sachen«, erkannte Saltos meine Gedanken.
»Ja, wie Kleidung vom Körper.«
Angewidert schob ich das Gemüse auf meinem Teller von der einen zur anderen Seite. Ich hasste das Zeug, außer wenn es mit Käse überbacken war. Dann konnte ich es vielleicht, aber nur vielleicht, essen.
»Iss dein Gemüse!«, forderte mich Calvin auf, woraufhin die anderen lachten und mich nochmal so richtig abfuckten.
»Familienessen«, gab Riley hinzu. »Wer ist eigentlich die Mutter von euch beiden?« Und zeigte auf Malcolm und Calvin. D stupste ihn direkt an, dass er den Mund halten sollte.
»Keiner, wir sind beide Väter«, antwortete Malcolm schmunzelnd.
»Nur nicht schwul. Oder vielleicht doch, wer weiß.« Ich grinste vor mich hin.
Riley sah aber zu seinem Teller und nuschelte eine Entschuldigung.
»Was ist?«, fragte ich. Denn er ließ seinen Kopf beschämend hängen und die Reaktion von D gefiel mir auch nicht.
»Ich wollte deine Mutter nicht ansprechen«, flüsterte er. Er dachte, ich wäre verletzt darüber? Nett. Dabei war sie mir schon immer egal gewesen. Ich überlegte kurz, ob ich ihn ärgern sollte. Nur würde das meine Laune nicht steigern, also klärte ich ihn auf: »Meine Mutter hatte noch nie eine Bedeutung für mich, Riley.«
»Sie hasst Menschen. Alle«, erklärte Saltos.
»Außer mich«, meinte Calvin doch tatsächlich und zupfte an seinem hellgrauen Jackett. »Mich liebt sie.«
Ich sah ihn von oben bis unten an. »Tu ich das?« Dann hob ich eine Braue. »Ich hasse dich vielleicht weniger als alle anderen, mehr auch nicht!«
»Also liebst du mich.« Nun lächelte er auch noch.
»Sie ist unfähig, zu lieben«, knurrte Malcolm.
Dem konnte ich nur zustimmen: »Ja. Ich hasse nur mehr oder weniger.«
»Außer Jeff«, meinte Saltos. »Den liebst du wirklich, Kit.«
Dazu sagte ich nichts und ignorierte es. Seit meinem Crack-Ausraster war zwischen uns Funkstille und ich hatte ihn verletzt.
»Ich liebe dich, meine kleine Kitty« Mein ach so grausamer Boss legte mir wieder eine Hand auf meine und ich zog sie rasch zurück.
»Und ich hasse dich weniger als alle anderen, Boss.«
»Ich liebe dich auch, Kleines«, meinte Malcolm neben mir. Und ich stöhnte genervt auf.
»Können wir mit diesem Regenbogen-Zuckerscheiß aufhören?« Noch angewiderter als zuvor schob ich den Teller von mir. »Ich bin nicht so ein Zuckerstangenscheiß-Emotionsmensch, das wisst ihr ganz genau!«
»Hast du es jemals zu Jeff gesagt?«, fragte Saltos.
Wollen die mich nun wirklich verarschen?
Ich sah ihn genervt an. »Ich sage solche Worte nicht! Und ich kann nicht lieben, das weißt du, und jetzt geh mir nicht auf die Eierstöcke!« Meine ungewollt laute Stimme schallte durch den Raum und ich atmete durch. Ich tat es auch nicht. Ich liebte nicht.
Saltos musterte mich mit diesem Oh-Honey-Blick, dass ich fast kotzte. Deswegen erwiderte ich mit meinem Fick-dich-Blick, begleitet von einem hochgestreckten Mittelfinger.
Ich war nicht in bester Laune für diesen Zuckermist! Teufel, dafür gab es keine passende Stimmung, um das ertragen zu können.
Außerdem lenkten sie nur ab, weil ich bemerkte, wie die Herren mich verarschten.
»Wo wir beim Thema Jeff sind«, mischte sich Calvin wieder ein. Ich sah zu D, der mich wie immer anstarrte. Er aß zwar, aber sein Blick wich nicht von mir.
»Drew hat angerufen.«
Da legte ich meine Arme auf den Tisch und den Kopf darauf und sah zu Calvin. Shit. Nicht das beste Thema.
»Wie geht es ihm?«, flüsterte ich.
»Drew geht es gut.«
»Doch nicht Drew.« Ich rollte die Augen. »Jeff!«
»Er humpelt vor sich hin, aber sonst geht es ihm gut. Er will, dass du zurückkommst.«
Seufzend wurde mir wieder bewusst, dass ich nicht zu ihm zurückkonnte und es schon mal gar nicht wollte. Jeff hatte den Absprung geschafft. Ich wollte es nicht.
»Er meinte, du könntest es schaffen, ein besserer Mensch zu werden«, flüsterte Calvin, aber so, dass es jeder verstand.
»Ich bin gut so, wie ich bin, Boss«, sprach ich auf die Tischplatte. »Ich habe Jeff nie gezwungen, so zu werden wie ich. Ich habe ihn unterstützt, bei allem.« Ich atmete tief durch und sprach weiter: »Ich erwarte nicht von ihm, dass er mich in meinen Geschäften ermutigt. Aber muss er darauf bauen, dass ich so werde wie er?«
Richtiges Scheißthema! Worauf ich verzichten kann! Nein, ich will darüber noch nicht einmal nachdenken! Selbst der Teufel verschont mich nicht!
Calvin strich mir über den Rücken.
»Denkst du nicht, dass Chicago besser für dich wäre?«
Schon roch ich dieses merkwürdige Etwas, was mir nur Ärger bringen würde. Mein Boss wollte nie, dass ich ihn verließ. Aber nun wollte er mich loswerden und das auf eine scheiß nette Tour.
»Wer ist er?« Und schon richtete ich mich auf, um in seinem Gesicht nach Antworten zu suchen. Calvin musterte mich und meinen prüfenden Blick.
»Wer ist wer?«
»Wer ist der Feind, der dich dazu bringt, mich wegzuschicken?« Und schon kniff ich meine Augen zu Schlitzen. Wenn Calvin glaubte, ich wäre dumm, dann vertat er sich.
»Das kann ich dir noch nicht sagen, Kitty«, sprach er wirklich drumherum. »Aber denk darüber nach, zu Jeff zurückzukehren. D kann dich dorthin bringen.«
Oh, Dean? Das wird ja immer interessanter.
Ich tippte nachdenklich auf den Tisch. Es war unwichtig, wie viele Fragen ich noch stellte. Die Antworten würde ich weder von ihm, noch von Dean bekommen. Dennoch wurde mir klar, dass die Herren alle zusammensteckten und dass es nicht nur alleine um Jeff und den Feind ging.
Und seit wann hatte mein Boss Geheimnisse vor mir? Warum konnte er es mir nicht sagen? Ich müsste ihn kennen. Aber wer? Ich hatte kaum Feinde und diejenigen, die mich tot sehen wollten, hatte ich gut im Griff. Also was war hier los? Letztlich musste ich es selbst herausfinden. Ich versuchte, mich zu entspannen. Und entschied mich dafür, Saltos auszuquetschen. So, wie er in seinem Essen herumstocherte, wusste er mehr, als er vor mir zugeben würde. Also lehnte ich mich zurück und sah zu Greg.
»Ok, nächstes Thema«, forderte ich und klopfte erneut auf den Tisch. »Warum lässt du Blondie nicht in Ruhe?«
Greg schaute zu mir hoch und legte sein Besteck ab.
»Du hast sie an mich verkauft, also hör auf, sie anzuschreiben!«
Er sagte nichts und kniff seine Augen zusammen, also ergänzte ich: »Sonst muss ich sie daran hindern, dir zu antworten, Greg.«
Dieser lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust und fragte: »Was willst du machen? Ihr die Hände abhacken?«
»Bitte, Leute!«, stöhnte Malcolm. »Wir sind beim Essen.« Malcom konnte wirklich keinem etwas zuleide tun und das war für sein Gemüt auch zu viel.
»Also Verstümmelungen sind doch euer Spezialgebiet«, konterte ich und zeigte auf die Männer, deren Ruf ihnen vorauseilte, und ignorierte dabei Malcolms weiteres Aufstöhnen, als ich erklärte: »Ich dachte eigentlich an jemanden, der ihr das Handy wegnimmt.«
»Sie geht wirklich nicht mehr zurück nach Hause?«, fragte er mich, worauf ich den Kopf schüttelte. Er stand auf sie, aber warum hatte er sie überhaupt verkauft? Männer waren solche Idioten.
»Wenn du dann fertig bist mit deinen Fragen …«, unterbrach mich D. »Dann habe ich auch noch ein paar.«
Daraufhin machte ich eine gelangweilte Handbewegung, dass er anfangen sollte.
»Erklär uns mal die Sache mit Mexiko und deinem Ausraster bei dem Weißen Tiger «, fing er an und ich schluckte kurz.
»Ok«, schob Malcolm den Teller von sich. »Das war es jetzt mit dem Essen. Ich bin weg.« Er stand auf und ging.
»So schlimm war es gar nicht, Dad«, sagte ich noch, bevor er mit einem Kopfschütteln den Raum verließ.
»Doch, war es«, widersprach Saltos. »Wir können froh sein, dass wir noch leben.«
»Sie hat zwei ihrer eigenen Männer versehentlich mit abgeknallt«, ergänzte Calvin wissend. D hob beide Brauen.
Beide! Ein sehr ungewohntes Bild. Er war sichtlich überrascht. Es war aber wirklich ein Versehen. Also erklärte ich es. Natürlich kurz und knapp: »Mexiko ist eine lange Geschichte.« Die ich ohnehin nicht erzählen wollte. »Aber ich kann euch erzählen, was bei Bai Hu passiert ist.«
»Du bist die Einzige, die ihn mit seinem richtigen Namen ansprechen darf«, dachte Riley laut und ich nickte.
»Mein Ex, von dem ihr nun wisst, durfte die Staaten nicht mehr betreten, sonst hätte Calvin sonst was mit ihm gemacht«, fing ich an. »Aber leider tat er es doch und kam vor einem halben Jahr zu einer Veranstaltung von Bai Hu. Mir wurde das erzählt und meine Rache kennt nun mal keine Grenzen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Also ging ich schwerbewaffnet und voller Rachegelüste zu dem Event und habe seine Leute abgeknallt.«
»Nein, du hast fast jeden abgemurkst«, berichtigte mich Saltos. »Nur ihn hast du nicht gekriegt. Sämtliche Clans, die da waren, hast du erledigt. Der ganze Abend war nur noch ein Gemetzel, nachdem du aufgetaucht bist, Kit.«
Scheißegal, Hauptsache, seine Leute sind meiner Rache nicht entkommen.
»Ich habe davon gehört«, meinte Adam und runzelte die Stirn. »Die Clans haben einem Italiener Vergeltung geschworen.«
»Ja«, fing Calvin an. »Der Weiße Tiger wusste, was er getan hatte, und nachdem Kit ausgeflippt ist, konnte nur er sie beruhigen, bevor sie auch alle seine Männer erledigen konnte. Er hat sie runtergebracht und allen erklärt, was der Auslöser war.«
»Du bist mit demWeißen Tiger befreundet?«, wunderte sich Greg. Und ich schüttelte den Kopf.
»Freundschaft wäre zu viel gesagt.«
Aber vielleicht verschnürt uns seither eine Art Verbindung.
»Das ist also mit dem Massaker gemeint«, verstand Riley nun und ich nickte.
»Und der Grund, warum Jeff mich genötigt hatte, einen Neuanfang in Chicago zu starten. Er hatte von meinem kleinen Ausraster erfahren und mich am nächsten Abend ins Auto eingeladen.«
Ich seufzte bei der Erinnerung, wie Jeff mich ausgeschimpft hatte, als wäre er mein Vater, und doch war er der einzige Mensch, der sich das erlauben konnte, ohne sein Leben zu riskieren. Abgesehen von Calvin und Malcolm.
»Das mit Mexiko ist keine lange Geschichte«, gab Saltos hinzu. »Ihr dummer Ex hat es an sich gerissen und Kit hat es zurückgeholt. Fertig.«
Na ja, eigentlich war das auch ein kleines Blutbad und noch andere waren involviert. Wie dieser Pisser Campino.
Da schaute D zu Calvin, der nur kurz nickte. Ich sah etwas in Deans Augen. Es sah aus, als würde er etwas verstehen. Als würde ihm ein Licht aufgehen.
»Masi«, sagte ich zusammenhangslos, aber für mich ergab es einen Sinn. »Tommaso ist in der Stadt!«
Meine Venen gefroren bei dem Gedanken, er könnte zurück sein. Aber das wäre wirklich dumm von ihm. Ich war kein kleines Mädchen mehr. Das musste er doch erkannt haben. Spätestens nach dem Auftritt bei Bai Hu.
»Nein, Kitty. Er wäre nicht so dumm, einen Fuß in die Staaten zu setzen, nachdem, was du gemacht hast.«
Ich schaute ihn genau an und hätte schwören können, dass er mich belog. Egal, wie sehr er es versucht hatte, zu überspielen.
»Das wäre wirklich naiv«, mischte sich Adam ein. »Meinst du nicht?«
»Morgen findet übrigens im Haus von Malcolm eine kleine Begrüßung für dich statt, Kit«, wechselte Saltos das Thema. Er wusste wirklich mehr, als er zugeben würde. So ein billiges Ablenkungsmanöver. Da war ich sicher Besseres von ihm gewohnt. Er war zum Glück kein Problem für mich. Ich kannte ihn zu gut, als dass er mir etwas vormachen könnte. Zeit und Geduld.
»Aha«, sagte ich dazu nur. Diese Männer am Tisch verhöhnten mich. Ich versuchte, die Atmung zu regulieren, doch die Wut steigerte sich mit jedem Atemzug.
Von null auf hundert schoss mein Puls wie ein Porsche in die Höhe. Die ganze Zeit über verarschten sie mich am laufenden Band und ich würde am liebsten um mich schlagen.
Nein, dieses verfickte Zimmer auseinandernehmen!
Ich hätte schreien und sie allesamt mit den Möbeln in diesem Raum brutal zusammenschlagen können.
Doch ich atmete.
Ein. Und. Aus.
Ein. Und. Aus.
»D bringt dich um halb acht hin«, ergänzte Calvin. »Ich komme später hinzu.«
Ich nickte und legte meinen Kopf wieder auf die Arme auf dem Tisch.
Atmen! Bleib cool! Nicht ausrasten!
Dieses Spiel verstand ich nicht und der Zorn bebte in meinen Adern. Mit allen Mitteln verschwiegen sie mir ihre Geschäfte, wer mein Feind war, und dachten anscheinend, ich könnte die Ereignisse und Worte nicht zusammenfügen. Was mir auch schwerfiel, wenn dieser heiße Mistkerl mich so anstarrte und seine Blicke auf meiner Haut tanzten.
Die Frage war eigentlich, warum Calvin es mir verschweigen wollte, wenn es Tommaso war.
Hatte er Angst, dass ich nach ihm suchen würde und …
Ja! Verflucht! Das war es!
Er wusste genau, dass ich ihn suchen würde und ihn, im Gegensatz zu allen anderen, auch finden würde, wenn er in Detroit war. Denn eines war ihm genauso wie mir klar: Auch wenn Calvin Detroit regierte, so war ich diejenige, die alle kannte und wirklich wusste, was in der Stadt los war. Denn ich verschanzte mich nicht in einer Villa. Ich war immer vor Ort, doch in den letzten sechs Monaten hatte sich viel verändert und ich musste das Vertrauen meiner Leute zurückgewinnen.
Verfluchter Mist!
Ich hielt es nicht mehr aus und konnte nicht länger hier sitzen und mir dieses Schauspiel antun.
Also stand ich abrupt auf. Dabei flog der Stuhl nach hinten und lautstark zu Boden.
»Kitty?«, fing Calvin an, aber ich beachtete ihn nicht mehr. Auch die restlichen Männer, die meinten, sie könnten mit mir spielen, ignorierte ich.
Ich verließ den Raum und schob lautstark die Tür hinter mir zu. Calvin kannte mich lange genug, um zu wissen, wie angepisst ich nun war und dass ich diese ganze Show nicht schluckte. Ich machte den Scheiß nicht mit!
Doch gerade, als ich im Flur stand, kam mir eine von Calvins Nutten mit dem dicken Cop am Arm entgegen.
Shit, das konnte ich noch weniger gebrauchen.
Unbemerkt, da dieser mit der Nutte beschäftigt war und dämlich kicherte, lief ich schnell zurück. Zügig schob ich mich durch die Schiebetüren, schloss sie in meinem Rücken und lehnte mich mit bösem Blick Richtung Calvin dagegen.
»Boss?« Alle sahen mich verwundert an, aber nur Calvin reagierte: »Wer ist gekommen?«
»Der dicke Cop.«
»Karl?«
Mit einer gelangweilten Handbewegung zeigte ich ihm mal wieder, wie wenig mich Namen interessierten.
»Was will er hier?«
Ernsthaft? Denkt er, ich wäre in Chicago zu den Mentalisten gewechselt oder mache nun auf Hellseher-Bitch?
»Schon gut, Kitty«, erkannte mein Boss, dass ich dafür keine Nerven hatte, woraufhin ich leicht in die Richtung der Männer nickte, damit er nicht vergaß, dass kein Cop über unsere Gäste etwas herausfinden durfte. Auch das verstand er und griff in die Jacketttasche, um mir eine Dose zuzuwerfen.
»Du spielst Mäuschen mit ihm und wehe du tötest ihn!«
Na toll. Noch besser. Und das, wo ein eifersüchtiger Colt sich im selben Haus befindet.
Doch einen Widerspruch würde ich nicht leisten.
»Gibt es ein Problem?«, fragte D als Erster.
Ich ignorierte ihn, als ich die Pille schluckte, die meine Laune anheben sollte, und die Dose zurückwarf.
»Schaff ihn in mein Büro«, befahl Calvin sanft. Schon klopfte es an den Türen. Langsam öffnete ich nur einen Spalt und schenkte der Nutte einen Verpiss-dich-Blick, weshalb sie umgehend den Rückzug antrat.
»Hallo, Kit«, begrüßte mich der Dicke und versuchte, an mir vorbei den Raum in Augenschein zu nehmen, doch das ließ ich nicht zu: »Ach, Herzchen, was verschafft uns die Ehre?«
»Lässt du mich rein?«
»Warum sollte ich?«
»Weil du anscheinend etwas verbirgst, was ich nicht unbedingt sehen sollte?«
»Weil diese Gang-Bang-Party sicher nichts für so zartfühlende Seelen, wie du es bist, gedacht ist.« Ich drückte ihn mit meinem Oberkörper vom Eingang weg, um die Türen hinter mir zu zuschieben. »Also, was machst du hier? Wie du weißt, wiederhole ich mich ungern.«
Wir standen einander so nah, dass ich es ausnutzte, meine Arme um ihn legte, die Finger in seinem Nacken verschränkte und er mich am Rücken an seine kräftige Statur presste.
»Hast du heute bessere Laune?«
Sicher nicht!
»Antworte«, sagte ich stattdessen und lächelte noch zuckersüß, was aber nicht mehr lange anhielt, wenn er meine nicht vorhandene Geduld weiter ausreizte.
»Ich muss mit Calvin sprechen.«
»Wegen des Geldes, der Dienste, die wir bald nicht mehr benötigen, wenn du ungefragt die Villa betrittst, oder hast du Informationen, die du auch mir mitteilen kannst?«
Da drückte mich der Cop weg und sah mich wehmütig an.
»Du bist zu unvorsichtig, Kit. Der Junge, den du zwischen deinen Fingern hattest, stellt zu viele Fragen.«
Hach. Den kleinen Frischling habe ich doch noch gar nicht richtig zwischen meine Finger bekommen!
»Dann klär ihn über die Regeln auf.« Ich begann, viel zu willig mit seiner Krawatte zu spielen.
»Wo ist Calvin?« Wieder wich er mir aus. Also legte ich einen drauf, hauchte ihm einen Kuss auf seine schmalen Lippen und drehte mich um, weswegen er kurz aufstöhnte und mir hoffnungsvoll folgte. Aber auch, weil ich noch immer seine Krawatte zwischen den Fingern hielt und ihn mit mir zog, während ich meine Hüften kreisen ließ.
»Sicher ist er in seinem Büro«, trällerte ich und kaum betraten wir den Raum, drückte ich ihn gleich auf den Stuhl und setzte mich auf seinen Schoß. »Und willst du mir jetzt sagen, was du hier möchtest?«
»Er ist nicht hier«, sprach er das Offensichtliche laut aus.
Daraufhin unterdrückte ich mir das Augenrollen und glitt mit meinen Fingern über seinen Hals in den Nacken, um mit seinen Haaren zu spielen.
»Er kommt jeden Moment, Herzchen, aber sprich nur.«
»Colt ist in Detroit, weißt du, warum und wo er untergetaucht ist?«
»Wie kommst du denn darauf? Wurde er gesehen?«, säuselte ich und klimperte mit den Wimpern.
»Oh … äh … nein…«, stotterte er und schluckte hart. »Seine Söldner wurden gesichtet. Sie haben versucht, Informationen zu sammeln und einige deiner Leute ausfindig zu machen.«
Das kann nicht stimmen!
»Und?«, schnurrte ich. »Hatte er Erfolg damit?«
»Nein. Aber ich muss wissen, wo er ist. Das FBI sucht ihn auch.«
»Mach dir keine Sorgen, Herzchen. Der Boss kümmert sich schon darum. Aber er ist nicht in der Stadt.«
»Du lügst, Kit.« In dem Moment bemerkte ich, dass ich die Tür nicht verschlossen hatte und dass zwar Calvin den Raum betrat, aber D gleich hinter ihm stand.
Genau da trafen sich unsere Blicke. Mein Körper reagierte gewohnt auf ihn und der Cop vernahm die Anspannung und wollte meinem Blicken folgen. Weshalb ich ihn mit den Händen an seinen Wangen aufhielt, ihm erneut einen Kuss auf die Lippen hauchte und übertrieben durch seine Haare fuhr.
Er vertiefte den Kuss und drückte mich an sich. Das Würgen, weil seine dicke Zunge meinen Mund plünderte, verdrängte ich, bis ich die Tür ins Schloss fallen hörte und mich endlich von ihm lösen konnte.
Die Pille wirkte noch lange nicht ausreichend, um das zu verkraften. Das war das erste Mal, dass ich so etwas Abgefahrenes tat. Wenn, dann brachte ich das nur bei Männern, die heiß waren.
Aber diesen schnüffelnden, dicken Mundplünderer durfte Dean nicht sehen. Zu viele Fragen würde er dann stellen und das konnte nicht gut ausgehen. Denn leider verbuchte ich schon einige tote Cops auf meinem Konto und dauerhaft konnten wir nicht mehr vertuschen, um nicht noch größere Probleme zu bekommen.
»Karl, was kann ich für dich tun?«, begrüße Calvin ihn, gab mir aber ein Handzeichen, dass ich mich zurückziehen durfte. Was ich gern tat. Doch als ich den Raum verlassen wollte, war ich so nervös und ängstlich wie noch nie zuvor. Denn ich konnte mir denken, wer gleich dahinter wartete. Meine Ahnung bestätigte sich, als ich im Flur stand und D neben der Tür an der Wand lehnte.
Und da war es wieder. Dieses Lodern in seinen Augen, welches durch mein Fleisch schnitt und ich erschauderte kurz.
Mein Mund öffnete sich, obwohl ich nicht wusste, was ich sagen wollte, da zwang mich die gewaltige Kraft eines einzigen Schlages in die Knie.
Er schlug mir mit der flachen Hand so fest ins Gesicht, dass ich mit dem Kopf gegen die Wand prallte. Tausende Glocken klingelten in meinen Ohren und vor den Augen flackerte der Flur.
Da schlug er ein weiteres Mal zu und ich landete auf den Knien, ohne zu realisieren, was gerade geschah. So schnell prasselten sein Zorn und seine Eifersucht auf mich ein.
Schweigend riss er sich den Gürtel von der Hose und ehe ich mich richtig sammeln konnte, weil er mich fast ausknockte, schlang sich dieser wie eine Schlinge um meinen Hals. Das überstehende Ende wickelte er um seine Hand.
Als ich aufsah, hatte er bereits seine Hose geöffnet und drückte mir sein Glied zwischen die Lippen.
Tonlos stieß er heftig in meinen Mund, während der Gürtel mir um den Hals die Luft nahm. Ich bebte, zitterte und der Schlag im Gesicht hallte noch immer nach, als könnte ich seine Hand darauf spüren, gemischt mit dem brennenden Schmerz und dem Druck im Kopf.
Ich versuchte, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, die kaum möglich war, weil mir das Leder die Kehle immer mehr zuschnürte und D erbarmungslos meinen Mund fickte.
Eigentlich wollte ich mich gegen den Überfall wehren, konnte ich aber nicht, weil mir Luft und Kraft fehlten.
»Du atmest erst wieder, wenn ich gekommen bin«, dröhnte mir seine Stimme über die Haut und kam nicht ganz im Verstand an. Blitze schlugen mit einem schmerzhaften grauen Schleier vor meinen Augen und drohten, mich zu ersticken. Meine Glieder erschlafften, während zu wenig Sauerstoff bei mir ankam. Es waren zu viele Stöße in meinen Mund, die mein Gesicht nur noch mehr reizten.
Endlich ergoss er sich in mir. Kurz darauf löste sich die Todesschlinge und ich rutschte kraftlos auf den Boden, weil nur er mich aufrecht gehalten hatte.
»Das nächste Mal, wenn du das tust, kommst du nicht so glimpflich davon«, knurrte er wütend. Doch für mich klang er nur weit weg. Kraftlos versuchte ich, gegen den Schmerz an meiner Kehle zu atmen, was sich anfühlte, als strangulierte D mich noch immer.
»Hast du gehört?« Seine Stimme war leise, doch sie fegte dunkel wie Messerstiche über meinen Körper. Ich konnte nicht reagieren und sammelte mich noch immer.
Er verstand es als Widerspruch und trat mir in den Magen, ehe er verschwand.
Deans Zorn prallte auf mich ein, wie ich es noch nie von einem Menschen kennengelernt hatte. Er war schneller als jeder andere, stärker, als ich vermutet hatte, und erbarmungsloser, als ich geahnt hatte.
Zusammengekauert versuchte ich, in meinen gepeinigten schmerzerfüllten Körper zurückzukehren, nur versagte ich.
Schließlich war es Adam, der mich vom Boden hochhob und mich in mein Zimmer trug.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen.
* * *