Wie so oft sitze ich in meinem Garten und genieße, dass ich einen habe. Neben mir plätschert ein Brunnen, Schwalben flitzen vorbei und jagen nach Insekten. Schmetterlinge flattern scheinbar orientierungslos umher. Eine Art Stille umgibt mich, eine Stille, die mich inspiriert und in mich gehen lässt, dennoch ist eine Menge um mich herum los. Fängt man an, über das Leben nachzudenken, so kommt man unweigerlich auf die Natur. Denn: Nichts passiert hier ohne Sinn, auch wenn es manchmal so ausschaut und man nicht sicher sein kann, ob das, was man sieht, auch stimmt.

Bei einem Hausbesuch habe ich mich in dieses Gartenhäuschen verliebt: Hier kann man ausspannen.

Obwohl ich seit fast dreißig Jahren Gärtnermeister und Pflanzenarzt bin, kann ich es jedes Mal kaum erwarten, endlich im Frühling die Saat aufgehen zu sehen und schließlich die ersten Pflanzen in die Erde zu setzen. Was ist das für eine Aufregung und Freude, wenn sie sich an ihrem Platz offenbar wohlfühlen, sie Wurzeln schlagen und dann von Tag zu Tag, fast sichtbar, wachsen. Aus den einzelnen Mini-Samen wird über die Monate großes und großartiges Gemüse. Dieser natürliche Prozess hat etwas Magisches, ich empfinde es alljährlich – mag das auch ein wenig klischeehaft klingen – wie ein kleines Wunder. Ein Wunder, das wir wertschätzen sollten, denn von ihm ernähren wir uns – wenn wir nicht jeden Tag nur Fleisch essen wollen. Vielleicht kann ich Sie auch dazu verführen, dieses Gefühl von Freude und von Stolz zu erleben, wenn Sie Ihren ersten selbst gepflanzten Blumenkohl in Händen halten oder ihre eigenen Kartoffeln aus der Erde holen.

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben dazu

Die Urban-Gardening-Bewegung, bei der selbst kleinste innerstädtische Flächen gärtnerisch genutzt werden, hat es vorgemacht. Und auch die Begrünung der eigenen Terrasse, des Balkons oder des Blumengartens wurde neu überdacht: Könnte man statt der Geranien und der Stauden nicht auch mal Paprika oder Kartoffeln pflanzen? Oder zumindest Kohlrabi zusätzlich zu den Geranien? Und ließen sich nicht auch Kräuter neben die Rosenstöcke setzen? In Städten sind mittlerweile viele Straßenbeete zu sehen, auf denen nicht nur Pflanzen für heimische Insekten gedeihen, sondern auch Gemüse angebaut wird. Unzählige Baumscheiben, kleine Erdhügel oder sogar Hochbeete werden gemeinsam von Anwohnerinnen und Anwohnern mit Auberginen, Erbsen, Tomaten und Möhren bepflanzt. Gemeinsam wird geerntet und das Geerntete häufig genug auch zusammen verspeist. Solche Projekte fördern die Artenvielfalt und neue Bekanntschaften.

Sich selbst mit Gemüse zu versorgen hat auch den Vorteil, dass man in Zeiten, in denen alles teurer wird, einiges sparen kann. Saaten sind relativ günstig, und zudem kann man immer nur das ernten, was gerade gebraucht wird. Nichts Überflüssiges landet in der Mülltonne – höchstens in den Mägen tierischer Mitfresser. Aber was man dadurch erfährt und akzeptieren lernt: Man muss auch teilen können.

Mit dieser Einstellung kann eigenes Gemüse Balsam für die Seele sein. Es macht nicht nur satt, sondern beruhigt ungemein (es ist immer was zum Essen da) und schweißt letztlich auch die Familie

Nutzpflanzen wachsen auch auf engstem Raum: Kartoffeln beispielsweise, die zu den beliebtesten Nahrungsmitteln gehören, gedeihen nicht nur im Beet, sondern ebenso im Kübel. In diesem Buch zeige ich Ihnen, wie auch Sie erfolgreich Ihr eigenes Gemüse im Garten oder auf dem Balkon anbauen können, und gebe Ihnen viele Tipps, wie es mit einer reichen Ernte klappt – wie immer ohne Chemie. Damit Sie sehen, was ich alles anpflanze und wie ich dabei vorgehe, nehme ich Sie mit in meinen eigenen Nutzgarten.

Ein Gemüsegarten macht viel Arbeit – das muss man wirklich wollen.