Selbst Gemüse anzupflanzen, ist eine ideale Nahrungsvorsorge. Aber sich selbst zu versorgen heißt auch, sich um Saat für das nächste Jahr zu kümmern. Saatgut ist dabei nicht gleich Saatgut. Man kann Saatgut kaufen (von alten Sorten, resistenten Sorten, ökologisch, frei von Gentechnik, möglichst frei von Pilzen und anderen Schädlingen, nicht zu alt und abgelagert), im Internet, bei Gärtnerinnen und Gärtnern, in Gartencentern und Baumärkten. Es gibt Saaten von bestimmten Arten, die sehr lange keimfähig sind (etwa Tomaten), aber auch von anderen, die sehr schnell ihre Keimfähigkeit einbüßen. Das Saatgut sollte zudem niemals der vollen Sonne ausgesetzt sein, denn UV-Strahlung zerstört die Keimfähigkeit. Aber zuerst einmal soll es nun darum gehen, wie sich Saatgut eigentlich vermehrt:
Bei einer Aussaat handelt es sich um eine generative, also geschlechtliche Art der Vermehrung, bei der die neuen Pflanzen aus einem Saatkorn gezogen werden. Das ist die natürliche Art der Fortpflanzung, so vermehren sich die meisten Pflanzen, sorgen gleichzeitig für den Fortbestand und entwickeln sich weiter. In den Samen ist das Erbgut beider Elternpflanzen enthalten und sollte im besten Fall starke Nachkommen hervorbringen. Die Pflanzenbabys sind nie absolut identisch mit ihren Eltern, das Erbgut der Pflanzeneltern wird hier neu gemischt, sodass Unterscheidungen, so gering sie auch sein mögen, möglich sind. Die Natur sorgt so dafür, dass die genetische Vielfalt erhalten bleibt. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie aus kleinen Saatkörnern nach einiger Zeit neue vermehrungsfähige Pflanzen heranwachsen.
Wie aber funktioniert eine generative Vermehrung? Manche Pflanzen können sich selbst bestäuben, die Pollen, die das männliche Erbgut enthalten, werden von Insekten, Vögeln oder dem Wind von einer Blüte zur anderen gebracht, die die Samenanlagen enthalten, also das weibliche Erbgut. Im Grunde würde eine einzige Pflanze ausreichen, um neue Samen zu produzieren. Stehen jedoch mehrere Einzelpflanzen einer Sorte im Garten, bleibt der Genpool innerhalb der Sorte vielfältig. Selbstbestäuber sind Tomaten, Paprika, Erbsen, Salat sowie Stangen- und Buschbohnen.
Daneben gibt es die Fremdbestäubung, bei ihr kann sich eine Einzelpflanze nicht selbst bestäuben, hier braucht es die Pollen von anderen Pflanzen der gleichen Sorten, die wie bei der Selbstbestäubung von Insekten, Vögeln oder dem Wind weitergetragen werden. Die Vorteile sind eine noch größere genetische Variabilität und eine besonders hohe Anpassungsfähigkeit der Pflanzen. Bei Fremdbestäubern kann es passieren, dass sich Sorten einer Art oder Familie kreuzen, beispielsweise Kürbis mit Mangold oder der Roten Rübe. Auch wilde Sorten können sich kreuzen, etwa der Feldsalat mit der Melde. Zu den Fremdbestäubern gehören auch Mais und Salbei.
Neben der generativen Vermehrung existiert auch eine vegetative (ungeschlechtliche) Vermehrung, hierbei wird zum Beispiel aus einem Steckling der Pflanze eine fast identische Pflanze gezogen. Auf diese Art der Vermehrung greift man oft zurück, wenn man die Eigenschaften der Mutterpflanze erhalten möchte. Bei der vegetativen Vermehrung entsteht nämlich ein exakt identisches Abbild der Mutterpflanze.