Bei einigen Saaten ist eine Kälte- und Frosteinwirkung nötig, um die Keimung in Gang zu setzen. Diese Samen enthalten ein Pflanzenhormon, das die Keimung hemmt und erst bei niedrigen Temperaturen langsam abgebaut wird. Das Hormon schützt das Saatgut davor, schon vor dem Wintereinbruch auszukeimen. Beim Gemüse gibt es jedoch nur recht wenige Kaltkeimer, denn viele Arten, die wir im Garten hegen und pflegen, stammen aus deutlich wärmeren Gebieten, in denen die Samen keinerlei Samenruhe benötigen. Zu den Kaltkeimern zählen die fast vergessene Kerbelrübe sowie der mehrjährige Bärlauch und der an der Küste beheimatete Meerkohl. Salat ist kein Kaltkeimer, er wird lediglich bevorzugt in den kühleren Monaten im Frühjahr und Herbst angebaut, da er im Sommer zum Schossen neigt und dann nicht mehr sonderlich gut schmeckt. Entsprechend werden solche Pflanzen, die meist aus dem Hochgebirge stammen, als Frostkeimer bezeichnet. Frost- und Kaltkeimer werden bereits im Herbst ausgesät und überwintern im Freien, können aber auch im Winter selbst gesät werden.
Alternativ ist es möglich, den Kältereiz bei Frostkeimern in der Tiefkühltruhe oder im Tiefkühlfach zu simulieren. Dazu lege ich die Samen in kleine Töpfe und verpacke diese in Frischhaltefolie, um sie anschließend für einige Wochen in unsere Kühltruhe zu stellen. Kaltkeimern reicht der Kühlschrank. Danach folgt die eigentliche Aussaat im Freien.
Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Keimung. Während einige Arten Licht benötigen, keimen andere nur bei Dunkelheit. Lichtkeimer sind Pflanzen, die neben Wasser, Wärme und Sauerstoff auch Licht benötigen. Sie keimen nur, wenn sie nicht abgedeckt sind. Diese oft kleine Saat muss sofort Fotosynthese betreiben, um zu wachsen. Die Samen von Lichtkeimern – dazu gehören etwa Möhre, Kopfsalat oder Salbei – werden daher nur auf die Anzuchterde gestreut und leicht festgedrückt. Danach muss das Aussaatgefäß an einem hellen Ort stehen.
Dunkelkeimer-Saaten von Rüben, Erbsen oder Bohnen werden in die Erde gesteckt und auch mit Erde abgedeckt. Sie keimen nur bei absoluter Dunkelheit, durch Licht wird die Keimung gehemmt. Die Erdschicht über dem Saatkorn sollte mindestens Saatdicke haben. Voraussaaten werden in Kisten mit lockerer Aussaaterde abgedeckt. Sobald die ersten Blättchen erscheinen, brauchen dann aber auch die Dunkelkeimer Licht zum Wachsen.
Es gibt auch noch Quellkeimer, diese Saaten sind sehr trocken, damit sie lange überdauern können. Palmen sind zum Beispiel Quellkeimer, ihre Saaten müssen erst in Wasser aufquellen, bevor sie zu keimen anfangen. Für unser heimisches Gemüse spielt das aber keine Rolle.
Auch für die Aussaat in Töpfen oder Schalen verwende ich ausschließlich spezielle Anzuchterde. Sie enthält im Gegensatz zu normaler Blumenerde wenige Nährstoffe. Dadurch werden die Sämlinge anfangs nicht überfüttert, sondern bilden kräftige Wurzeln aus. Nach einigen Wochen benötigen die Babypflanzen regelmäßig Dünger, damit sie gut weiterwachsen.
Mein Tipp: Füllen Sie die Aussaatgefäße zur Hälfte mit herkömmlicher Pflanzerde und verteilen Sie darauf eine gleich starke Schicht Anzuchterde. So wachsen die jungen Pflanzen direkt in die nährstoffreichere Erdschicht hinein. Für fast alle Gemüsepflanzen bietet sich auch die Anzucht in Presstöpfen an, oft werden sie auch in solchen Töpfen verkauft.
Damit Ihre ausgesäten Samen gut keimen können, benötigen sie ausreichend Wärme und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Vor allem bei der Aussaat auf der Fensterbank leiden die Keimlinge oft unter einer zu trockenen Heizungsluft. Ich decke aus diesem Grund die Saatgefäße mit Frischhaltefolie ab, das ist der perfekte Verdunstungsschutz. Natürlich können Sie Anzuchtkisten oder Mini-Gewächshäuser mit einem transparenten Deckel nutzen, auch diese lassen Licht durch und halten die Luftfeuchtigkeit im Inneren hoch. Sorgen Sie bei einem solchen Gebrauch für einen regelmäßigen Luftaustauch, anderenfalls ist die Gefahr für Pilzerkrankungen hoch.
Kontrollieren Sie weiterhin regelmäßig die Feuchtigkeit der Erde, die Samen dürfen während der Keimung nicht austrocknen.
Wenn Sie Ihre Pflanzen in Anzuchtschalen aussäen, müssen Sie die Jungpflanzen rechtzeitig vereinzeln (pikieren). Grundsätzlich gilt: Je früher die Pflanzen pikiert werden, desto besser wachsen sie. Der beste Zeitpunkt dafür ist, wenn die Sämlinge erste Sprossblätter aufweisen – sie bilden sich oberhalb der Keimblätter. Umfassen Sie beim Vereinzeln die Pflänzchen vorsichtig mit den Fingern am Blattschopf und heben Sie die Wurzel mit einem Pikierstab aus der Erde. Sollten Sie keinen Pikierstab zur Hand haben – das kommt bei mir öfter vor, sie lösen sich immer in Luft auf –, können Sie auch einen Bleistift oder Kugelschreiber verwenden. Nun wird die Jungpflanze in einen größeren Topf umgesetzt. Machen Sie das nicht, konkurrieren die Sämlinge in den Aussaatschalen schnell um Licht und Nährstoffe und es kommt zu Wachstumsstörungen.
Die meisten Gemüsesorten (darunter Radieschen und Spinat) können Sie auch direkt in die vorbereiteten Beete säen, sobald der jeweilige Aussaatzeitpunkt gekommen ist. Eine Vorkultur auf der Fensterbank ist bei ihnen nicht notwendig. Der Boden wird vor der Aussaat gut gelockert und bei Bedarf gedüngt. Gesät wird breit oder in Reihen. Danach gießt man die Aussaat vorsichtig mit einem feinen Wasserstrahl an.
Bei der Aussaat in Reihen nutze ich eine Pflanzschnur, damit können die von mir empfohlenen Reihenabstände eingehalten werden. Aber nicht nur: Sie sorgt auch für eine gerade Linie. Zur optimalen Raumausnutzung sollten die Pflanzen benachbarter Reihen immer versetzt auf Lücke stehen. Manchmal ist es bei ganz feiner Saat schwierig, diese gleichmäßig auszubringen. In diesem Fall gibt es einen Trick: Mischen Sie das Saatgut mit feinem Quarzsand und streuen Sie das Sand-Samen-Gemisch anschließend auf dem Beet aus.