Gemüsepflanzen benötigen zum Gedeihen Nährstoffe, und wenn diese dem Boden entzogen werden, müssen wir sie auch wieder ersetzen. Denn im Gemüsegarten wächst nichts nur von Luft und Liebe. Pflanzen haben im Laufe der Evolution Mechanismen entwickelt, um sich zu ernähren, damit sie wachsen und – wie bei allen Lebensformen – ihre Art erhalten können. Was nichts anderes bedeutet, als sich zu vermehren. Wenn wir Gärtnerinnen und Gärtner uns damit beschäftigen, kommen wir der Fotosynthese auf die Spur; ohne sie würde es wohl kein Leben auf der Erde geben, jedenfalls nicht so, wie wir es kennen. Unter Fotosynthese versteht man – vereinfacht gesagt – die Umwandlung von Wasser (das die Pflanzen über die Wurzeln aufnehmen) und Kohlendioxid (die Aufnahme erfolgt über Spaltöffnungen) in Glukose (Zucker) und Sauerstoff. Das geschieht mithilfe der Sonneneinstrahlung und des Chlorophylls, jenes grünen natürlichen Farbstoffs, der von Pflanzen gebildet wird, die Fotosynthese betreiben. Die Fotosynthese selbst passiert in den Zellen von Pflanzen, sie ist ein grundlegender biochemischer Vorgang der Stoff- und Energieumwandlung. Der Zucker dient den Pflanzen als Nahrung, der Sauerstoff ist mehr oder weniger ein Abfallprodukt, das sie an die Umwelt abgeben. Er ist jedoch für die meisten anderen Lebewesen lebensnotwendig.
Damit Pflanzen nun Fotosynthese betreiben und somit wachsen können, ist eine Reihe an Nährstoffen erforderlich, die Sie kennen sollten. Diese finden sich in jedem Dünger, den Sie kaufen, um Ihren Pflanzen zu einem besseren Gedeihen zu verhelfen:
Stickstoff hat in Pflanzen vielfältige Funktionen, neben der Steuerung des Wachstums ist er auch für die Grünfärbung verantwortlich. Da er am meisten gebraucht wird, ist er der Motor jeder Pflanze, ohne Stickstoff kann sie sich nicht entfalten. Ein Stickstoffmangel führt rasch zur Verringerung des Wachstums und damit zu einer geringeren Ernte. Erstes Symptom für einen Stickstoffmangel ist eine Aufhellung der alten Blätter, die schließlich gelb und dann abgeworfen werden. Die Pflanze selbst bleibt klein und entwickelt oft eine Notblüte, um sich noch schnell zu vermehren, bevor sie verhungert.
Auch ein Stickstoffüberschuss kann auftreten, dann nämlich, wenn Sie es zu gut mit Ihren Pflanzen meinen und sie überdüngen. Die Pflanzen bekommen in diesem Fall dunkelgrüne Blätter, die Blütenbildung lässt auf sich warten und die Standfestigkeit lässt nach. Das gesamte Pflanzengewebe wird weicher und lädt Schädlinge ein; diese haben nun ein leichtes Spiel, an die begehrten Pflanzensäfte zu gelangen. Auch können Ertrag und Geschmack von Früchten sich negativ verändern.
Phosphor gehört zu den Hauptnährelementen, er spielt für die Pflanzengesundheit und Pflanzenentwicklung eine wichtige Rolle. So ist er für den Aufbau bestimmter Pflanzenenzyme entscheidend – nicht nur Menschen haben Enzyme, sondern auch Pflanzen, sie sind Katalysatoren, das heißt, sie nehmen Einfluss auf bestimmte chemische Reaktionen. Die meisten Enzyme sind dabei reaktionsspezifisch, sie beschleunigen oder erleichtern also eine ganz bestimmte chemische Reaktion. Phosphor unterstützt zudem die Wurzelentwicklung und das Wurzelwachstum, die Zellteilung sowie die Bildung von Pflanzenabwehrstoffen. Außerdem hilft er bei der gesunden Entwicklung von Blüten, Früchten und Samen. Ob und wie viel Phosphor aufgenommen werden kann, hängt maßgeblich vom Boden ab. Ein zu niedriger pH-Wert, ein zu feuchter oder verdichteter Boden oder zu geringe Humusgehalte führen meist zu einer geringen Aufnahme von Phosphaten. Bei der Versorgung der Pflanzen mit Phosphaten ist also immer auf die Bodenqualität zu achten.
Ein Mangel an Phosphor führt auf Dauer zu Pflanzenschäden. Typische Phosphatmangelsymptome sind ein kümmerlicher Pflanzenwuchs, ein schlecht ausgebildetes Wurzelsystem oder eine ausbleibende beziehungsweise verzögerte Blüte. Manchmal werden die Blätter dunkler oder bekommen eine rötliche Färbung, viele sterben vorzeitig ab. Pflanzen, die eigentlich frosttolerant oder frosthart sind, gehen ebenfalls unerwartet ein. Nicht wenige Gemüsegärten sind jedoch überversorgt, auch das wirkt sich negativ auf das Pflanzenwachstum aus: Die Verfügbarkeit anderer wichtiger Spurennährelemente wird so eingeschränkt.
Neben Stickstoff und Phosphor ist Kali beziehungsweise Kalium einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. Das Salzmineral ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und sorgt für widerstandfähiges, knackiges Gemüse. Es ist mit für die Bildung des Stützgewebes verantwortlich, sodass Stängel nicht beim kleinsten Windstoß umknicken. Kali ist notwendig, damit Pflanzen gegenüber Krankheiten und Fraßfeinden widerstandsfähig werden. Tomaten oder Zucchini, die stark den Boden auszehren, benötigen eine Extraportion Kali, damit wir schmackhafte Früchte ernten. Auch gelingt durch das Salz das Lagern von Gemüse wie Möhren, Pastinaken oder Sellerie besser – sie sind dann länger haltbar.
Die Aufnahme von Kalium hängt wie beim Phosphor stark von den Bodeneigenschaften ab. Diese werden maßgeblich vom in der Erde enthaltenden Ton-Humus-Anteil beeinflusst. Kali wird von der Pflanze grundsätzlich nur in Wasser gelöst aufgenommen, und das noch bei einer Bodentemperatur von 5 Grad Celsius.
Ein Kalimangel führt sehr häufig dazu, dass Pflanzen krankheitsanfällig werden. Auch hier sind die typischen Symptome eine Blattaufhellung sowie ein Gelbwerden und Absterben der Blätter – und zwar zuerst der älteren – vom Rand her. Bei Tomatenpflanzen fördert eine Kali-Unterversorgung die Kraut- und Braunfäule, eine der häufigsten und gefürchtetsten Krankheiten an Tomatenpflanzen, die durch braune Flecken an den Blättern und Stängeln zu erkennen ist. In der Folge sterben die Blätter ab und an den Früchten bilden sich schwarze Flecken. Die Tomaten werden dann hart, weisen Risse auf und faulen im schlimmsten Fall ab. Ein unerwartetes Welken kann dafür schon ein erster Hinweis sein. Durch Überversorgung mit anderen Nährstoffen kann ebenfalls ein Kalimangel entstehen. Beispielsweise passiert dies, wenn im Boden zu viel Magnesium oder zu hohe Stickstoffanteile vorhanden sind, die eine optimale Aufnahme von Kali verhindern. Ebenso kann eine Kali-Überversorgung dazu führen, dass Pflanzen nicht mehr richtig wachsen. Das liegt unter anderem daran, dass Magnesium nicht weiter in den Mengen aufgenommen werden kann, die notwendig wären, weil das überschüssige Kali dies verhindert. In der Folge steigt die Salzkonzentration im Boden.
Kalzium vernetzt die Zellwände und ist wichtig für deren Festigkeit, wodurch ein vorzeitiger Blattfall verhindert wird. Bei einem Kalziummangel wird das Wachstum der Wurzel gestört, junge Blätter werden gelb. Blütenendfäule bei Tomaten, Paprika und Gurken (die Früchte weisen dann graubraune bis schwarzbraune Verfärbungen im Bereich der Blütenansatzstelle auf) hat hier ihre Ursache. Um das zu verhindern, ist eine gleichmäßige Wasserversorgung wichtig, denn nur mit Wasser kann Kalzium in der Pflanze transportiert werden. Oft wird es auch durch viele Wassergaben im Sommer ausgewaschen. Kalzium reguliert den pH-Wert im Boden; bei einer Unterversorgung tritt ein zu niedriger pH-Wert auf.
Magnesium zählt ebenfalls zu den Hauptnährstoffen der meisten Pflanzen, es wird aber in deutlich geringeren Anteilen benötigt als die zuvor genannten. Das Mineral befördert eine bessere Phosphorversorgung, hilft bei der Bildung von Chlorophyll (Blattgrün), beim Wachstum und optimiert die Geschmacksqualität von Obst und Gemüse.
Ein Magnesiummangel ist schnell zu erkennen, die Blätter bekommen helle Flecken oder eine Gelbfärbung, bei der die Blattnerven jedoch ihre grüne Färbung behalten. Auch nimmt die Fotosyntheseleistung der Pflanzen ab, da nur noch ungenügend Chlorophyll von den Pflanzen gebildet wird. Meist lässt sich eine Unterversorgung mit Magnesium rasch beheben. Wird der Mangel jedoch nicht beseitigt, so werden die Blätter abgeworfen, die Erträge bleiben aus und die Pflanze stirbt ab. Überschusssymptome sind nicht bekannt, da überschüssiges Magnesium in den Vakuolen, den Hohlräumen zwischen den Blattzellen, gespeichert wird. Besteht im Boden oder in der Balkonerde jedoch ein Magnesiumüberschuss, so kann dies zur verminderten Aufnahme von Kalzium und Kali führen.
Schwefel hat ähnliche Funktionen im pflanzlichen Stoffwechsel wie der Stickstoff, beide sind notwendig beim Aufbau von Eiweiß oder von Blattgrün. Ein Schwefelmangel im Garten zeigt sich durch ein Gelbwerden junger Blätter (beim Stickstoffmangel sind dagegen zuerst die älteren Blätter betroffen), oft sind dabei die Blattadern heller als die Blattflächen. Einige Pflanzen sehen richtig krank aus, wenn Schwefel fehlt. Flechten an den Obstgehölzen zeigen an, dass wir heute weniger Schwefel in der Luft haben als früher, als es noch keine Abgasnorm und Schadstofffilter gab. Manchmal ist es sogar notwendig geworden, schwefelhungrige Pflanzen mit diesem Nährstoff zu versorgen. Dazu gehören Weißkohl, Zwiebeln, Knoblauch und Blumenkohl.
Mit Chlor als Pflanzennährstoff ist nicht das giftige Chlorgas (Cl2) gemeint, sondern das Chlorid-Ion. Es ist bekannt als Bestandteil von Kochsalz (NaCl), bildet aber auch mit vielen anderen Metallionen Salze, zum Beispiel Kaliumchlorid (KCl). Chlorid wird von den Pflanzen leicht aufgenommen und ist sehr beweglich. Es wird nicht in die Pflanzen eingebaut, sondern kommt nur als freies Chlorid-Ion vor. Wie Kali ist es für die Regulierung des Zellinnendrucks nötig. Chlorid ist für Pflanzen zwar nur in geringen Mengen wichtig, dennoch ist es in ihnen oft in großer Menge enthalten. Ein zu hoher Salzgehalt ist für viele Pflanzen schädlich. Das ist für jede Gemüsegärtnerin und jeden Gemüsegärtner gut zu wissen – ich verwende deshalb nur organische Dünger, denn diese sind in der Regel salzarm.
Es geht aber auch anders: So sind beispielsweise Sellerie oder Mangold richtiggehend salzliebend. Gut salzverträglich sind weiterhin: Mais, Spargel, Rote Bete, Rhabarber. Zu den bedingt salzverträglichen Pflanzen zählen: Sonnenblume, Kartoffel, Tomate, Rettich, Radieschen, Kohlrabi, Erbse, Spinat, Karotte, Lauch, Meerrettich, Chicorée, Gurke. Und ziemlich salzempfindlich sind: Buschbohne, Dicke Bohne, Gurke, Melone, Zwiebel, Salat, Frühgemüse sowie Keimlinge und Setzlinge der meisten Pflanzen.
Für ein optimales Gedeihen des Gemüses sind nicht nur die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor oder Kali wichtig, sondern ebenso eine Vielzahl unterschiedlicher Spurenelemente wie Mangan (Mn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Zink (Zn) oder Molybdän (Mo). Diese Stoffe werden nur in sehr geringen Mengen benötigt, dennoch hat ihr Fehlen für viele Gemüsepflanzen so einige Nachteile.
Spurenelemente werden über die Wurzel, aber auch über das Blatt aufgenommen, sie sind Bestandteile von Enzymen, die bei Stoffwechselreaktionen wichtig sind, sie regulieren zudem die Phytohormone (Phytohormone sind pflanzliche Verbindungen mit hormonartiger Wirkung, die den menschlichen Hormonen stark ähneln, vielfach sind es sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe). Fehlen die Mikronährstoffe, kommt es ebenfalls zu Mangelsymptomen. Ein Eisenmangel zeigt sich durch eine Gelbfärbung der Blätter, dabei bleiben die Blattadern grün. Bei einem starken Mangel werden die Blätter weiß und sterben ab. In guten und durchlüfteten Böden ist der Eisengehalt aber für unsere Pflanzen meist ausreichend. Nur in sauren und schlecht durchlüfteten Böden kann es zu einem solchen Mangel in größerem Ausmaß kommen. Und in Böden mit einem hohen pH-Wert, also in alkalischen Böden, die das Gegenteil von sauer und als Kalkböden bekannt sind, ist Eisen schwer verfügbar; dann kann ein Eisenmangel auftreten.
Ein Manganmangel bedingt ein geringeres Wachstum, auch unterschiedlichste Blattflecken können die Folge sein. Ist genügend Ton im Boden, steigt der Mangangehalt, in trockenen, alkalischen Böden ist er eher sehr gering.
Typisch für einen Zinkmangel sind gelbe junge Blätter und die Rosettenkrankheit an Obstbäumen; dabei kräuseln sich die Blätter und sehen wie ein Hexenbesen aus, die Blüten gehen vielfach nicht auf. Auch kleine, eng zusammenstehende Blätter als Folge von fehlenden Wuchsstoffen werden durch einen Zinkmangel ausgelöst.
Bei einem Kupfermangel sind oft die Triebspitzen verkümmert bei einer gleichzeitigen Gelb- und Weißfärbung der jüngsten Blätter. Ein toxischer Überschuss kam früher häufiger vor, wenn Pflanzen jahrelang mit kupferhaltigen Fungiziden, einem Pilzspritzmittel, behandelt wurden.
Ein Molybdänmangel ist nicht minder schlimm, denn bei ihm findet keine normale Gewebeausbildung statt. Man erkennt es an Deformationen, an Verkrüppelungen der Blätter. Es entstehen vergleichbare Symptome wie beim Stickstoffmangel, da durch einen Molybdänmangel die Aufnahme und Verwertung von Stickstoff gestört wird. Bei einem Molybdänüberschuss, jedoch erst bei einem höheren Gehalt, entsteht ein Kümmerwuchs. Bei Gemüsepflanzen und überhaupt Nahrungspflanzen ist zu beachten, dass bei einem sichtbaren Überschuss Molybdän gesundheitsschädlich ist.