Läuse gibt es in unterschiedlichen Arten: grüne, gelbe, schwarze, rosa, große, kleine, mit und ohne Flügel. Benannt werden sie meist nach ihren Wirtspflanzen, so gibt es die Gefleckte Kartoffelblattlaus, die Grüne Gurkenlaus oder die Schwarze Bohnenlaus. Es gibt sie seit über 200 Millionen Jahren, weltweit sind rund 50000 Arten bekannt.
Die Besonderheit an ihnen allen ist, dass sie sich schnell und massenhaft durch Jungfernzeugung vermehren können. Das heißt: Es werden nur Weibchen lebend geboren, die ebenfalls nur Weibchen lebend gebären. Diese Strategie wurde entwickelt, um nicht dem Aussterben zum Opfer zu fallen. Blattläuse, nur wenige Millimeter groß, sind nämlich ein wichtiger Bestandteil für unser Ökosystem. Sie sind also nicht wirklich starke Schädlinge, das muss einfach mal gesagt werden. Eigentlich geht es ihnen sogar ziemlich schlecht, denn sie sind ständig bedroht, sekündlich kann sie ein schlimmes Schicksal ereilen. So stehen sie ganz unten in der Nahrungskette und sind ein gern gefressenes Zielobjekt. Viele kleine und größere Tiere sind von ihnen abhängig, vom Marienkäfer und seinen Larven bis hin zur Blaumeise. Gerade die Blaumeisen haben in den letzten Jahren stark unter einer bakteriellen Infektion gelitten, die oft zum Tod der Vögel führte. Unsere Aufgabe ist es, besonders den Meisen durch Nisthilfen und genügend Futterangebot zu helfen. Aber das nur nebenbei.
Blattläuse haben dennoch die unangenehme Eigenschaft, einem die schönsten Tage im Garten zu vermiesen, dann, wenn eine Invasion droht – eben bedingt durch ihre enorme Fortpflanzungsrate. Sie stechen mit ihren Saugrüsseln und ihrer unbändigen Sauglust die Leitungsbahnen von Pflanzen an, in denen diese ihre Nährstoffe transportieren. Abgesehen haben sie es aber hauptsächlich auf die Proteine, die Kohlenhydrate (mithin Zucker) sind ihnen völlig egal, weil sie die nicht verwerten können. Sie scheiden diese vielmehr als Honigtau aus. Darüber freuen sich die Bienen. Es gibt einige Arten, die extra diesen Honigtau anfliegen und ihn sammeln; auch Ameisen melken ihn. Leider können die Blattläuse mit ihren Einstichstellen doch größeren Schaden anrichten, wenn nämlich durch diese Wunden Viren in die Pflanze gelangen und sie infizieren. Ein Beispiel hierfür ist in der Landwirtschaft die Strichelkrankheit der Kartoffel, die von dem Kartoffel-Y-Virus ausgelöst wird (das Virus befällt aber auch Tomaten). Die Blätter weisen dann fleckige Nekrosen auf, die Stängel strichförmige (daher der Name!). Die Pflanze wirkt gestaucht und die Blätter kräuseln sich und vertrocknen.
Dann sind da noch die nicht minder lästigen Woll-, Schild-, Schmier- und Blutläuse, die natürlich auch ins Ökosystem gehören. Sie sind aber meistens hartnäckiger und noch schwerer in den Griff zu bekommen als einfache Blattläuse. Geschützt durch einen Wachspanzer oder wasserabweisende Wachswolle, ist ihnen kaum beizukommen.
Was Sie tun können: Nehmen die Plagegeister überhand, kann man in der Nähe des Gemüsegartens Kapuzinerkresse pflanzen, denn die mögen Läuse besonders gern, sie sind dann sofort bereit, von den Gemüsebeeten Abschied zu nehmen. Auch der Gewöhnliche Schneeball ist so ein Lockmittel, schaut man genauer hin, so ist dieser Strauch meistens voll mit schwarzen Blattläusen (an diesem Strauch überwintern sie auch gern). Holunderbusch, Rosen und Lupinen könnten ebenso ein Ablenkungsmanöver sein, aber will man wirklich Blattläuse an den Rosen haben? Pflanzen mit stark ätherischen Ölen, wie zum Beispiel Lavendel, werden eher nicht besucht.
Ungefüllte Blütenpflanzen sorgen besser für Insektenfutter als gefüllte, denn nur diese sind für Insekten attraktiv. Schwebfliegen oder auch Schlupfwespen und deren Nachkommen zieht das an, und sie fressen (wie Marienkäferlarven) viele Blattläuse und auch Schildläuse.
Grundsätzlich greifen wir Biogärtnerinnen und Biogärtner nur schonend ein und verzichten auf chemische Pflanzenschutzmittel. Das heißt, Läuse werden nur reduziert und nicht komplett ausgerottet, denn wir sollten der Natur immer einen Teil überlassen. Sie werden nur mit natürlichen Mitteln vertrieben, die den Nützlingen nicht schaden. Wir machen unsere Pflanzen widerstandsfähig und stark, sodass sie mit einigen Blattläusen gut klarkommen. In einem funktionierenden Ökosystem, also mit einer möglichst großen Diversität, reguliert sich so manches von selbst. Dann jedenfalls, wenn Sie die Gemüsepflanzen nicht überdüngen, das fördert wiederum einen Schädlingsbefall.
Eine weitere, tierische Möglichkeit neben pflanzlichen Versuchungen: Florfliegen (Chrysoperla carnea) sind hübsche Nützlinge, sie sollten mit Insektenhotels und einem naturnahen Garten angelockt werden. Denn ihre gefräßigen und räuberischen Larven können bis zu 50 Blattläuse pro Tag vertilgen oder auch bis zu 500, befinden die sich im Larvenstadium. Deshalb auch der zusätzliche Name «Blattlauslöwe». Die erwachsene Florfliege begnügt sich hauptsächlich mit Pollen und Nektar, aber auch der Honigtau der Blattläuse wird nicht verschmäht. Und weil ein einziges Weibchen bis zu 900 Eier legen kann, ist das außerordentlich effektiv.
Die ovalen Eier der Fliege werden an Stielen direkt in der Nähe von Blattlauskolonien abgelegt. Schlüpfen die Larven, wandern sie abwärts, auf der Suche nach einer passenden Mahlzeit. Die Florfliegenlarven bewegen unablässig ihren Kopf, bis sie auf ein Blattlausopfer treffen. Mit zangenartigen Kiefern wird es gepackt und ausgesaugt, so geschieht es aber auch mit Artgenossen. Für Florfliegenlarven gibt es Überwinterungshilfen, denn viele von den erwachsenen Tieren kommen nicht durch die kalte Jahreszeit. Mit ein bisschen Hilfe brauchen sie nicht lange, um ihre nützliche Arbeit aufzunehmen.
Eine SOS-Alternative: Quassiaholz («Fliegenholz», Quassia amara), auch Bitterholz genannt, kommt in Nord-Brasilien, Mexiko und West-Indien vor. Es enthält geruchlose Bitterstoffe, die Quassinoide. Die Menschen in den dortigen Regionen nutzen das Holz gegen Magenbeschwerden, Bandwürmer und Fieber. Neben dem Neembaum dient auch dieser Baum der Gesunderhaltung von Pflanzen. Seine Bitterstoffe werden als natürliches Insektizid gegen Blattläuse, aber auch gegen Kartoffelkäfer eingesetzt.
Die bittere Brühe können Sie wie folgt herstellen: 150 bis 250 Gramm Bitterholz mit 2 Liter Wasser übergießen und 24 Stunden ziehen lassen, danach eine halbe Stunde kräftig aufkochen. Bitterholzbrühe wird mit 10 Liter Wasser verdünnt, bevor man sie auf die betroffenen Pflanzen sprüht. Die Bitterholzbrühe sollten Sie jedoch nur in Notfällen anwenden, da auch Nützlinge darauf reagieren. Die Quassia-Brühe hält einige Monate. Das Bitterholz kann nach dem Kochen wieder getrocknet und zwei-, dreimal wiederverwendet werden.
Meine Empfehlungen für eine natürliche Behandlung von Blattläusen:
Ein wenig Pflanzenöl (Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl), zirka 10 bis 20 Milliliter, in 1 Liter warmes Wasser geben und einen Spritzer Spülmittel als Emulgator hinzufügen. Alles in eine Sprühflasche einfüllen, gut schütteln und handwarm auf den befallenen Pflanzen verteilen. Wichtig ist die tropfnasse Ausbringung, da alle Schädlinge getroffen werden müssen. Kommen sie in Kontakt mit dem Öl, verkleben die Atemorgane der Blattläuse. Eine solche Behandlung klingt brutal, ist sie auch, aber manchmal notwendig. Der Ölfilm wirkt auch bei den Eiern der Blattläuse, diese Methode ist somit sehr nachhaltig. Bei hohen Temperaturen und starkem Sonnenschein sollte auf eine Spritzung verzichtet werden, da die Gefahr von Blattverbrennungen dann sehr groß ist. Sobald der Spritzbelag eingetrocknet ist, verfliegt die Wirkung. Die Behandlung kann deshalb nach sieben Tagen wiederholt werden, je nach Befallsstärke.
Pflanzenöle sind aber nicht nur ein großartiges natürliches Mittel gegen viele Läusearten, sondern auch gegen Spinnmilben. Und geerntete Tomaten, Zucchini oder Gurken können bei diesem Wasser-Öl-Gemisch bedenkenlos gegessen werden.
Um die Gemüsepflanzen widerstandsfähiger gegen Läuse zu machen, wäre ein Pflanzensud ein richtiges Powerpaket. Gut eignet sich dazu ein Brennnessel-Kaltauszug: Die Brennnesseln 24 Stunden in Regenwasser einweichen und dann unverdünnt aufsprühen. Das Nesselgift vertreibt die Läuse. (Brennnesseln – ich kann es gar nicht oft genug wiederholen – ergeben als Jauche auch einen hervorragenden Dünger.)
Ein Acker-Schachtelhalm-Sud hilft ebenfalls: Hierfür 200 Gramm frisches Pflanzenmaterial 24 Stunden in 1 bis 2 Liter Regenwasser einweichen. Danach 15 bis 30 Minuten köcheln lassen, absieben und auf 5 Liter verdünnt spritzen. Die Kieselsäure des Schachtelhalms macht das Blatt hart und widerstandsfähig. Die Läuse haben es dann schwerer, ins Blatt zu stechen.