Kapitel 52

Mommy, warum willst du mir nicht verraten, was wir Grandma zum Geburtstag gekauft haben? Ich möchte es wissen!«

Christina sah auf ihre sechsjährige Tochter hinab und sagte: »Pst, Kyle, schrei hier nicht so auf der Straße herum.«

»Aber warum sagst du es mir denn nicht?«, jammerte Kyle.

»Weil du kein Geheimnis für dich behalten kannst und Daddy und ich es nicht wagen, dich einzuweihen, denn es ist etwas ganz Besonderes. Wir fürchten, dass du damit herausplatzt, und dann ist es keine Überraschung mehr für Gran.«

»O Mommy, ich sag’ bestimmt nichts«, protestierte Kyle beleidigt. »Ich bin doch kein Baby mehr wie Tante Janeys Clarissa.«

Christina nahm das Kind fest bei der Hand und überquerte den Grosvenor Square in Richtung South Audley Street. Es war ein strahlender Junitag im Jahre 1965, und Audra würde in dieser Woche achtundfünfzig werden. Heute Abend gaben sie und Alex ein kleines Essen für Audra in ihrer Wohnung am Eaton Square, und Kyle war ihr schon tagelang lästig gefallen, indem sie ständig nach dem Geschenk fragte.

»Bitte sag es mir, Mommy!«

»Gut, ich mache einen Pakt mit dir, Kyle«, murmelte Christina und bezwang ihre Gereiztheit. »Wenn du hier auf der Straße nicht wieder davon anfängst, sage ich es dir, wenn wir wieder zu Hause sind – ist das was?«

»In Ordnung.«

Zu Christinas großer Erleichterung gingen sie schweigend weiter. Sie war in Gedanken bei ihrem Geschäft und überlegte, ob sie noch einmal in der Bruton Street hineinschauen und mit Alex und Giselle über die neue Winterkollektion sprechen sollte, die gerade angefertigt wurde. Dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Ihre Eltern, die Sedgewicks und Janey mit ihrem Ehemann Simon würden gegen halb sieben Uhr kommen, und es war jetzt schon vier. Sie sollte lieber direkt zum Eaton Square zurückkehren.

Sie dachte gerade darüber nach, was sie heute Abend anziehen sollte, als sie ihn sah, wie er vor ihnen aus einem Auto mit Chauffeur stieg.

Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie, dann ging sie weiter, Kyles Schneckentempo angepasst.

Er wandte sich vom Auto ab, drehte sich um und blickte die Straße entlang in ihre Richtung. Er sah sie sofort. Mitten auf der Straße blieb er stehen, stocksteif, wie von einem Schock gelähmt, und sie begriff, dass er auf sie wartete.

Dann kam er ganz langsam auf sie zu, die Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.

Wie erstaunlich, dachte Christina, er hat sich in den acht Jahren überhaupt nicht verändert. Vielleicht ist da ein bisschen mehr Grau an den Schläfen, aber er sieht sonst noch genauso aus wie immer. Er war jetzt berühmt. Die Labour Party hatte die Parlamentswahlen von 1964 gewonnen, und er war jetzt Minister, bekleidete einen wichtigen Regierungsposten. Einige Leute meinten, er würde eines Tages noch Premierminister werden. Candida hatte sich vor sechs Jahren von ihm scheiden lassen, um irgendeinen verarmten, hochadligen Franzosen zu heiraten, einen Grafen oder Herzog, sie wusste es nicht genau. Manchmal sah sie seinen Namen in Verbindung mit irgendwelchen Frauen in den Klatschspalten, aber er hatte nie wieder geheiratet.

Als sie einander näher kamen, fing ihr Herz wie rasend an zu klopfen, und ihr Mund wurde trocken.

»Hallo, Christina«, sagte er leise, als sie schließlich voreinander standen.

»Miles ...« Sie brachte in diesem Moment nichts anderes heraus. Seine strahlendblauen Augen blendeten sie, das laute Geräusch in ihrer Brust machte sie taub. Schließlich sagte sie mühsam: »Wie schön, dir nach all den Jahren zu begegnen.«

»Ja ... acht Jahre sind es her, Christie, eine lange Zeit.«

»Ja. Und herzlichen Glückwunsch, Miles ... zu all deinen großartigen Erfolgen ... dass du jetzt Minister bist.«

»Und zu deinen auch, Christina. Ich sehe deinen Namen überall – Parfüms, Kleider, Sonnenbrillen, Unterwäsche, Hüte ...« Miles war überwältigt. Er hielt sich reglos, hatte Angst, dass er ihren Arm ergreifen, sie irgendwohin mit sich schleppen könnte, irgendwohin, wo sie allein waren, wo er sie in die Arme nehmen konnte und ihr sagen, wie sehr er sie immer noch liebte.

Keiner von ihnen konnte weitergehen, den Blick vom anderen abwenden. Für beide stand die Zeit plötzlich still.

Tausend Erinnerungen überfluteten Christina, und als sie ihn ansah, wusste sie, dass auch er sich an alles erinnerte.

»Mommy.«

Die Kinderstimme rüttelte sie wach.

Miles sah herab. Er räusperte sich. »Ich bin Miles. Und wie heißt du?«, fragte er mit seiner wohltönenden Stimme und hielt der Kleinen die Hand hin.

Sie ergriff diese, lächelte zu ihm empor, Grübchen in den kleinen Wangen. »Ich heiße Kyle.«

»Und wie alt bist du, Kyle?«

»Sechs Jahre.«

Er hob den Kopf. »O Christie ...«

Sie sah den Schmerz in seinen Augen und die plötzlich aufglänzenden Tränen. Und da war solche Sehnsucht in seinem schmalen, intelligenten Gesicht, dass sie wusste, er hatte nie aufgehört, sie zu lieben, und dass er an ihr Kind dachte, das sie verloren hatte. Und sie wusste, dass er ihretwegen nie wieder geheiratet hatte.

Ihr gingen die Augen über. »Miles, o Miles«, sagte sie mit bebender Stimme.

»Nicht«, sagte er und klang ebenso erschüttert wie sie, legte die Hand auf ihren Arm. »Bitte nicht, mein Liebling, es ist so schon schrecklich genug für mich. Pass gut auf dich auf, Christie ... leb wohl, Kyle.«

Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Haus zurück, vor dem sein Auto stand, eilte die Treppe hinauf.

Und sie wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ehe sie weiterging.

»Warum weinst du denn, Mommy?«

»Ich weine nicht.«

»Tust du doch.«

»Es ist der Wind in meinen Augen.«

»Da ist doch gar kein Wind, Mommy.«

»Ich bin größer als du, und hier oben ist es windig.«

»Ach so.«

»Komm, wir wollen uns ein Taxi suchen«, rief Christina, strich sich mit den Fingerspitzen über die feuchten Wangen und schob ihre Tochter eilig vorwärts.

»Du hast mir versprochen, mir Grandmas Geschenk zu verraten, wenn wir zu Hause sind«, sagte Kyle, sobald sie die Wohnung am Eaton Square erreicht hatten.

Christina sah zu ihr herab und nickte: »Ja, Kyle. Aber ich habe dir nicht gesagt, wann ich’s dir verraten würde. Du wirst es erfahren, wenn Grandma es erfährt – heute Abend.«

»Das ist aber nicht fair!«

In diesem Augenblick erschien Nanny Fraser, die reizende Schottin, die sich um Kyle kümmerte, im Eingangsfoyer, hob Kyle hoch und verfrachtete sie ins Kinderzimmer.

Christina ging den Flur entlang und betrat ihr Schlafzimmer. Dann ließ sie ihre Handtasche aufs Bett fallen und ging in das angrenzende Badezimmer hinein. Sie verschloss die Tür, drehte die Wasserhähne auf, fand ein Handtuch und vergrub ihr Gesicht darin. Dann lehnte sie sich gegen die Wand und schluchzte und schluchzte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Sie weinte um das Kind, das sie verloren, um die Liebe, die sie verloren hatte. Und sie weinte um Miles, seine Einsamkeit und die tragischen Umstände seines Lebens, um alles, was er mit ihr nicht erlebt hatte.

Und als sie sich schließlich wieder beruhigt hatte, wusch sie sich das Gesicht und ging in ihr Schlafzimmer, um neues Make-up aufzulegen und sich für den Geburtstag ihrer Mutter umzuziehen. Vorhin hatte sie schon ein malvenfarbenes Seidenkleid bereitgelegt, dazu passende malvenfarbene Seidenschuhe und all die Opale, die Miles ihr geschenkt hatte. Sie passten so gut zu violetten Tönen. Als sie den Schmuck in den Händen hielt, dachte sie daran, wie merkwürdig es doch war, dass sie ihn ausgerechnet heute Abend tragen wollte und deshalb heute Morgen aus dem Safe geholt hatte. Sie war Miles nie begegnet in all den Jahren, in denen sie zwischen New York und London pendelte.

Sobald sie sich angekleidet hatte, verließ Christina ihr Schlafzimmer und ging noch einmal eilig ins Wohnzimmer, um alles zu inspizieren, ehe die Gäste kamen. Im Eingangsfoyer hörte sie Kyles schrille Stimme aus Alex’ Arbeitszimmer schallen und ging darauf zu, blieb in der Tür stehen. Kyle sagte gerade: »Und nachdem er weg war, fing Mommy an zu weinen.«

Alex schaute lächelnd auf. Aber seine Augen waren etwas verwundert, als er auf sie zukam. »Hallo, meine Chris-Chris«, sagte er. »Wie schön du heute Abend bist. Unglaublich schön.«

Sie ging ihm entgegen, streckte die Hände nach ihm aus, sah zu ihm auf, betrachtete ihn mit einem liebevollen Blick. Sie war so froh darüber, mit diesem Mann verheiratet zu sein.

Er küsste sie auf die Wange und wandte sich dann dem Kind zu. »Na, mein Püppchen, solltest du dich nicht auch umziehen? Grandpa und Grandma können jede Minute kommen.«

Sobald sie allein waren, nahm Alex sie in die Arme und hielt sie dicht an sich gepresst. In ihr üppiges Haar hinein sagte er: »Also bist du schließlich doch noch Miles Sutherland begegnet, nach all den Jahren.«

»Ja.« Ein kleines Schweigen trat ein, dann sagte sie: »Er tat mir so leid, Alex. Deshalb habe ich geweint, nachdem er gegangen war – aus keinem anderen Grund.«

»Ich verstehe dich, Christie. Er ist wohl ein sehr einsamer Mann, trotz all der Macht und des Ruhms.«

»Ja.« Und dann murmelte sie: »Das war wirklich der einzige Grund, weißt du.«

Alex hielt sie etwas von sich ab und schüttelte den Kopf. »Glaubst du, ich wüsste nicht, woran ich mit dir bin, nach sieben Jahre Ehe?«

»War es Miles?«, fragte Jane und schaute sie gespannt an. »Der Mann, dem du heute Nachmittag begegnet bist?«

Christina nickte und schob die Lippen vor. »Also hat sie es dir auch erzählt, das kleine Äffchen ... und deinen Eltern, denke ich.«

Jane drückte ihren Arm. »Sei nicht böse auf sie, Christie, mein Herz. Du weißt doch, wie Kinder sind, und außerdem hat sowieso niemand genau hingehört.«

Christina lachte ironisch. »Das glaubst du!« Sie zog Jane dichter ans Fenster und schob sie auf die Terrasse des Penthouse hinaus. »Vorhin kam meine Mutter zu mir und fragte mich, wem wir heute Nachmittag begegnet seien, wer der Mann wäre. Und dann wagte sie, mich zu fragen, ob ich mit Alex glücklich sei.«

»Das bist du doch, oder?« Jane sah plötzlich besorgt aus. »Du trauerst doch Miles nicht mehr nach?«

»O Gott, Janey, wie kannst ausgerechnet du mich das fragen! Du weißt doch, wie ich Alex anbete. Ich habe die beste Ehe der Welt, von allem das Beste.« Christina nahm einen Schluck Champagner, sah Jane von der Seite an und sagte: »Aber nun bin ich an der Reihe zu fragen, und zwar wollte ich dich das schon seit Jahren fragen ... was hattest du nur immer gegen den armen Miles? Du warst von Anfang an gegen ihn eingenommen.«

Jane lächelte ihr verlegen und beschämt zu. »Ich fand ihn wohl sehr anziehend und war wütend, dass er mir nie die geringste Beachtung geschenkt hat. Und als er dich hofierte, machte ich mir Sorgen, Christie. Ich dachte wirklich, er würde dir wehtun.« Jane senkte ihre Stimme. »Und das war ja auch der Fall.«

»Aber nicht irreparabel.«

»Gott sei Dank.« Jane trat an den Rand der Terrasse vor, sah auf die begrünten Gärten in der Mitte des Eaton Squares und drehte sich um. »Zwischen mir und Simon ist auch wieder alles in Ordnung, Christie. Es war nur ein Sturm im Wasserglas ... na, du hast mir ja gleich davon abgeraten, einen Schauspieler zu heiraten.«

Christina lächelte, ergriff ihren Arm und zog sie zur Glastür zurück. »Ich wusste, dass es sich einrenken würde. Und nun wollen wir lieber wieder hineingehen. Alex möchte, dass ich mein kleines Sprüchlein für Mummy aufsage, dann geben wir ihr unser Geschenk, und danach verfrachten wir die kleine Plaudertasche ins Bett.«

Alex räusperte sich und sagte: »Darf ich um Ruhe bitten? Christie möchte etwas sagen.«

Alle hörten auf zu reden, und Christina trat in die Mitte des Zimmers, Kyle an der Hand. Das Kind hatte eines seiner hübschesten Kleidchen an und hielt eine in buntes Papier eingewickelte Schachtel in der Hand.

Christina lächelte ihre Gäste an, dann ruhten ihre Augen auf Audra. »Im letzten Jahr hatte ich einen Einfall, Mummy, und ich habe Alex davon erzählt. Ihm gefiel er ebenso gut wie mir ... es war eine Idee für ein Geburtstagsgeschenk für dich ... von uns dreien. Wir schenken es dir mit aller Liebe, und wir hoffen, dass es dir so viel Spaß macht, wie wir es uns vorgestellt haben, als wir es vor ein paar Monaten für dich kauften.«

Kyle sah zu ihrer Mutter auf, und Christina nickte. »Ja, Kyle, gib Grandma jetzt unser Geschenk.«

»Da hast du’s, Grandma«, sagte das Kind, hielt ihr die Schachtel hin und legte dann die Arme um Audras Hals, küsste sie auf die Wange. Sie schmiegte sich an ihre Großmutter und sagte: »Bitte mach schnell, Gran, und schau nach, was es ist ... sie wollten es mir nämlich nicht sagen ... Mommy meint, ich könnte nichts für mich behalten.«

Alle lachten.

Audra, deren Gesicht vor Freude glühte, löste die blaue Schleife, zog das knittrige Silberpapier ab und machte die Schachtel auf. Sie sah angespannt hinein und runzelte die Stirn. »Was ist es denn?«, fragte sie und warf Alex und ihrer Tochter einen ratlosen Blick zu, während sie den alten eisernen Schlüssel herausnahm. Dann sah sie zu Vincent, der neben ihr saß. »Weißt du, was dieser Schlüssel zu bedeuten hat?«, fragte sie ihren Mann.

Vincent schüttelte den Kopf, obwohl er es genau wusste. Er hatte das Geheimnis von Anfang an geteilt und hatte sehr viel damit zu tun.

Christina sagte: »Es ist der Schlüssel zu deinem neuen Haus, Mummy ... deinem und Daddys. Alex und ich haben High Cleugh für dich gekauft – das ist dein Geburtstagsgeschenk ... das Zuhause deiner Kindheit.«

Audra machte den Mund auf. Sie brachte keinen Ton heraus. Erst sah sie auf den Schlüssel in ihrer Hand, dann zu Vincent. Sie erhob sich leicht schwankend vom Sofa. Ihr Gesicht war blass geworden, aber ihre Augen strahlten, als sie zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn hinüberging. Sie schüttelte den Kopf und schaute das Geschenk noch einmal an.

»Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich diesen Schlüssel noch einmal in der Hand halten dürfte ... ich danke euch, Christie und Alex, ich danke euch dafür, dass ihr mir dieses Haus zurückgegeben habt.« Dann streckte sie die Hand aus und ergriff Christinas Arm. Sie fürchtete, die Beine würden unter ihr nachgeben. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie umarmte ihre Tochter und flüsterte: »O Liebling, vielen, vielen Dank.« Dann trat ein Lächeln auf Audras Gesicht und blieb dort den ganzen Abend.

Christina legte den Kopf an Alex’ nackte Brust und lauschte auf seinen leichten Atem, ließ ihre Hand über seinen Arm gleiten.

»Glaubst du, dass Mummy sich über ihr Geburtstagsessen gefreut hat und darüber, dass ihr jetzt High Cleugh gehört?«

Alex lächelte: »Ja, beides. Und ich würde sagen, ›freuen‹ trifft es nicht so ganz ... wie wäre es mit ›überwältigt‹ oder ›ganz aus dem Häuschen‹?«

Christina lachte und schlang ihre Beine um ihn. »O Alex, es war ein wundervoller Abend, ich danke dir für deine Unterstützung.«

Er sagte nichts, streichelte ihr Haar, hielt ihren Kopf zärtlich an sich gedrückt. Er liebte seine Frau sehr. Das war vom ersten Augenblick an so gewesen, seit er sie das erste Mal getroffen hatte auf Janeys Party. Er hatte sie auf der anderen Seite des Zimmers stehen sehen, und sein Herz hatte einen Satz gemacht, er hatte gleich gewusst, dass er sie heiraten würde. Plötzlich wünschte er, sein Kind wäre ohne den Bericht über das Zusammentreffen des heutigen Nachmittags nach Hause gekommen. Er hätte lieber nichts davon gehört, dass Christina zufällig Miles Sutherland getroffen hatte. Das war alles schon so lange vorbei, aber der Gedanke, dass sie ihn wiedergesehen hatte, war ihm sehr unangenehm. Miles hatte ihr in der Vergangenheit großen Kummer bereitet. Dann machte er sich Vorwürfe, dass er so egoistisch war. Es war doch besser, dass er davon wusste, falls Christie darüber reden wollte. Sie hatte ihm nie viel von Miles erzählt, aber auf ihren Flitterwochen in Paris merkte er, dass dieser Mann einen tiefen Eindruck auf sie gemacht und sie ihn geliebt hatte. Er hatte vor Christie schließlich auch eine andere geliebt. Jeder besaß eine Geschichte und eine Vergangenheit. Nein, er glaubte nicht, dass Christie ihm viel über den englischen Politiker erzählen würde. Sie war immer sehr verschlossen, was Miles anging, wenn sie ihm auch sonst alle ihre Gedanken und Gefühle mitteilte. Sie teilten  das war einer der Gründe, warum sie eine so vorbildliche Ehe führten, deshalb konnten sie auch so gut zusammenarbeiten. Sie waren das allerbeste Team. Er hatte das House of Christina zu einem internationalen Geschäft ausgebaut, das Milliarden Dollar wert war. Sie besaß das künstlerische Talent, er die Geschäftstüchtigkeit, und indem sie ihren Namen als Patent angemeldet hatte, war sie größer herausgekommen denn je.

»Bist du mit mir glücklich?«, fragte sie unvermittelt.

»Das weißt du doch, meine Chris-Chris.«

»Tut es dir leid, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann? Hättest du gern noch ein Kind, Alex?«

»Nein, Kyle reicht mir«, sagte er und stöhnte dann in gespieltem Entsetzen auf. »Stell dir zwei von der Sorte vor.«

»Sei ernst.«

»Das bin ich doch ... ich finde alles wunderbar, so wie es ist, Liebling. Solange du glücklich bist, Christie. Und das bist du doch, oder?«

»Ja. Und tut es dir leid, dass wir keinen Sohn haben? Einen Erben, verstehst du?«

»Nein – und wir haben doch eine Tochter zur Erbin, das ist genug für mich.« Er spürte, dass sie lächelte, und beugte sich über sie, rückte ihren Kopf sacht zur Seite und schob sein Gesicht an ihres.

Er fand ihren Mund und küsste sie sanft, ließ seine Zunge an ihrer entlanggleiten. Dann fing er sanft und zärtlich an, sie zu lieben, berührte ihre Brüste und streichelte sie, ließ sie wissen, wie sehr er sie liebte, und erzählte ihr mit tausend stummen Gesten, dass er sie niemals verletzen würde.

Zart und geschickt ließ er sie neue Höhepunkte der Leidenschaft erreichen, und als sie erschauernd kam, nahm er sie, drang schnell in sie ein und machte sie sich zu eigen. Nicht nur für diese Nacht, sondern für immer.