18. Im Nashorn
Was man zu Geschäftsterminen anzog, das hatte Klaus Riesle im Verlauf seiner fünfundzwanzig Journalistenjahre allmählich gelernt. Seine Garderobe war zwar nicht vielfältig, aber funktional. Und für fast jede Gelegenheit gab es etwas.
Er besaß die Kombinationen Jeans plus Hemd plus Jackett für Gemeinderatssitzungen oder legere Empfänge. Dann einen Anzug, der jedoch nicht häufiger als zweimal pro Jahr zum Tragen kam. Und ansonsten ein halbes Dutzend Jeanshosen sowie zwei Jeansjacken, die für alle übrigen Termine ausreichten – inklusive der privaten.
Modisch war Riesle in den Achtzigerjahren stehen geblieben.
Für den heutigen Abend musste er sich vermutlich neu orientieren. Er blickte sich in seiner Anderthalbzimmerwohnung um und musterte das unaufgeräumte Ambiente aus alten Pizzakartons, noch älteren Zeitungen, einem umgekippten Weinglas und Kleidungsstücken, die nach einer Waschung lechzten.
Riesle durchwühlte einen Stapel Hosen, unter dem sich irgendwo sein Laptop befinden musste, und entschied sich dann für eine fleckige blaue Jeans, die an den Hosenbeinen bereits ausgefranst war.
Heute bestand ausnahmsweise keine Gefahr, dass er »underdressed« sein könnte, im Gegenteil: Er würde in einer Kaschemme recherchieren, in der er durch zu gute Kleidung nur auffiel.
Das hatte mit einem weiteren Anruf zu tun, der ihn am späten Nachmittag in der Redaktion erreicht hatte. Erneut war keine Nummer auf dem Display zu erkennen gewesen, auch hatte sich die männliche Person nicht die Mühe gemacht, ihren Namen zu nennen. Und treffen wollte sie sich auch nicht mit ihm.
Stattdessen hatte der Mann ihm mitgeteilt, er habe sich getäuscht. Die Tote sei keineswegs ermordet worden, sondern schlicht ein Opfer ihrer Drogensucht geworden.
Auf die Gegenfrage, woher der Anrufer das denn wissen wolle, hatte es geheißen, »das Mädel« sei doch schon seit einiger Zeit völlig fertig gewesen.
»Sie meinen Elena?«, hatte Riesle dann zum ersten Mal den Namen erwähnt, den ihm vorher die angebliche Frau Wagner genannt hatte.
Der Anrufer am anderen Ende hatte das zunächst mit Schweigen quittiert und dann lediglich »Genau« angefügt.
»Welche Drogen?«
»Alles, was man so spritzt …«
Auf die Frage, in welchen Lokalen Elena denn verkehrt habe, hatte Riesle keine präzise Antwort bekommen. Als er wissen wollte, warum sie sich denn mit einem anderen Namen auf dem italienischen Campingplatz angemeldet habe, hatte es lediglich geheißen: »Hat sich wahrscheinlich geschämt. Ist aber jetzt auch egal …«
Dann legte die Person auf.
Riesle dachte nach. Besonders rauschgiftsüchtig war ihm die Frau auf dem Passfoto nicht erscheinen, aber wer wusste, wie alt das Bild wirklich war. Ähnliches galt für die Schnappschüsse der Frau, die er in Unterkirnach im Fotoalbum von Beate Kollmann gesehen hatte.
Riesle sortierte gedankenverloren weiter Hosen, Unterhosen und alte T-Shirts, die an den Achseln eine Mischung aus Schweißflecken und Spuren eines Deorollers aufwiesen.
Dann wählte er die Handynummer von Hubertus. Niemand meldete sich.
Fast zwanzig Uhr.
Sollte er die Polizei anrufen und sich bestätigen lassen, dass es sich um den Tod einer Rauschgiftsüchtigen handelte? Aber der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Beamte war sicher schon längst zu Hause. Zudem war die Polizeidirektion Villingen-Schwenningen schließlich gar nicht primär zuständig und darum wohl ohnehin schlecht informiert.
Unter der letzten Adresse Elenas in Schwenningen hatte er vorhin niemanden erreicht – weder telefonisch noch vor Ort. Nachbarn hatten ihm mitgeteilt, diese Frau wohne schon eine ganze Weile nicht mehr dort. Wo jetzt? Das wussten sie nicht. Offenbar war sie unbekannt verzogen.
Riesle überlegte, ob er Hummel auf dem Campingplatz ausrufen lassen sollte. Oder Winterhalter? Er musste ihn endlich dazu bringen, ihm das Bild zu schicken, das der Kommissar von der Toten gemacht hatte. Vielleicht war darauf etwas zu erkennen, was auf eine mögliche Drogensucht der Frau hinwies. Riesle entschied aber, damit bis zum morgigen Tag zu warten.
Winterhalter würde ihm wohl so oder so bis auf Weiteres jede Auskunft verwehren.
Heute Abend galt es jedenfalls, selbst zu recherchieren.
Villingen-Schwenningen hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren über eine veritable Drogenszene verfügt und im gesamten Bundesland mit die meisten Rauschgifttoten gehabt.
Einige Dealer hatte Riesle selbst gekannt. Einige Opfer leider auch.
Und er wusste: Wenn diese Elena wirklich in die Drogenszene des Schwarzwalds involviert gewesen war, dann musste man sie wohl im »Nashorn« kennen.
Das »Nashorn« war ein Schuppen in der Villinger Innenstadt, den es seit mehreren Jahrzehnten gab, und in den sich Riesle in nüchternem Zustand nur ein-, zweimal getraut hatte – und das natürlich ebenfalls zu Recherchezwecken.
Es war ein Laden, in dem sich im Normalfall niemand dafür interessierte, wer der andere war – vorausgesetzt, er arbeitete nicht für die Polizei.
Eine Pinte, in der sich die Preise für einen Wodka-Lemon nach dem Bekifftheitsgrad der Bedienung richteten.
Als der Journalist in den alten Jeans und dem kaum neueren T-Shirt in sein Auto stieg, überlegte er, dass die Drogengeschichte der Grund sein konnte, weshalb sich außer diesem anonymen Anrufer und der alten Freundin niemand beim Kurier gemeldet und den wirklichen Namen der Toten bekannt gegeben hatte. Mit Rauschgift und Leuten, die auf Droge waren, wollten nur die wenigsten in Verbindung gebracht werden.
Das »Nashorn« hatte sich nicht verändert. Um diese Uhrzeit war es allerdings kaum frequentiert, was auch mit den hochsommerlichen Temperaturen zu tun haben mochte. Der Journalist musterte das halbe Dutzend Anwesender: drei Kiffer, drei Trinker, aber niemand, der härter drauf war.
Die Wände zierten alte Zeitungsausschnitte, vorwiegend sowjetischer Magazine – Relikte der Achtziger. Ansonsten sah er eine gebrauchsunfähige Haschpfeife, zerlumpte Teppiche und matte Funzeln, die nie mehr repariert würden, weil man das fahle Licht genauso haben wollte.
Die Toilette wollte Riesle nicht besuchen, das reichte ihm noch vom letzten Mal. Sie benutzte man eigentlich nur, wenn es gar nicht mehr anders ging. Oder wenn man so voll mit was auch immer war, dass die Hygienehemmungen schwanden. Oder – und das war wohl der Hauptgrund – wenn man dealen wollte.
Vermutlich gab es die altmodisch-grauen, unten offenen WC-Kabinen primär, damit man alles Mögliche von einer Kabine zur anderen weiterreichen konnte.
Soweit Riesle sich erinnerte, waren auf den Türen sowie den Toilettenwänden mit Edding Parolen gegen »Bullen, Staat und Kapital« sowie die Namen irgendwelcher Undergroundbands verewigt. Auf der Damenvariante war Riesle bislang nie gewesen. Er sah keinen Grund, das zu ändern.
Zwei junge Männer mit zotteligen Haaren und in Lederhosen saßen an der Theke und schlürften lustlos etwas, das Riesle zunächst nicht erkennen konnte. Dann bemerkte er, dass es tatsächlich Tee war.
Sein Plan war, allmählich ins Gespräch zu kommen, mit wem auch immer.
Das etwa achtzehnjährige Mädchen hinter der Theke hatte rein optisch Ähnlichkeit mit Martina Hummel – zumindest, wenn man von den fahrigen Bewegungen und dem leicht abwesenden Blick absah.
Riesle atmete durch und bestellte ein Bier.
Die Typen oder die Bedienung zuerst? Er entschied sich für Letztere und zog den Computerausdruck des Passfotos aus der Hosentasche.
»Kennst du sie?«, fragte er und hielt es ihr unter die Nase.
Das Mädchen reagierte erst beim zweiten Versuch.
»Schon so früh am Abend ein Bulle?«
Riesle ließ sie in dem Glauben. Es war zumindest noch ein klein wenig wahrscheinlicher, dass sie einem Polizisten etwas sagte als einem Journalisten. Bei einem Bullen spürte sie eher den Zwang der Obrigkeit. Oder doch nicht?
»Scheißbullen«, begehrte der eine müde Teetrinker auf.
Vielleicht war es die Hitze, die die Leute von körperlichen Aggressionen abhielt. Zumindest vorläufig.
»Ein Vorschlag«, meinte Riesle unbeeindruckt. »Ihr sagt mir, auf was für Stoff sie war, und ich bin wieder weg.«
»Ey, ich kenn die nicht«, meldete sich nun die Bedienung zu Wort.
Die beiden Typen an der Bar brauchten dafür keine Worte. Sie schüttelten lustlos die Köpfe.
»Die war doch aber ab und zu hier«, versuchte es Riesle weiter, aber wurde nun komplett ignoriert.
Komischerweise glaubte er den Befragten. Keiner zeigte einen Erkennungsreflex. Gut, vielleicht waren sie dazu in ihrem Phlegma auch gar nicht in der Lage.
In der Hoffnung auf eine Eingebung schaute Riesle sich das Bild noch einmal genau an.
»Gib mal her«, setzte sich nun einer der anderen Gäste zu ihm und betrachtete das Foto ebenfalls. Es war einer von denen, die Riesle als Alkoholiker eingeordnet hatte.
Völlig falsch lag er damit wohl nicht. »Noch ein Kristall ohne Zitrone«, bestellte der Typ prompt. »Und der zahlt!« Er zeigte auf Riesle.
Der Trinker mochte Mitte vierzig sein und damit an diesem Abend Alterspräsident im »Nashorn« – sah man einmal von Riesle ab.
Der wollte eben protestieren, als der Typ etwas in seinen Sechstagebart hineinnuschelte.
»Was?«, fragte Riesle.
»Die kannte ich, aber da war sie noch jünger«, wiederholte er. »War auch auf Droge.«
Riesle bestellte ebenfalls noch ein Bier und nahm sich den Hinweisgeber genauer vor.
»Wie viel jünger?«
Der Mann überlegte. »Fünf Jahre? Sieben? Zehn? Keine Ahnung!«
»Und die war früher ab und zu hier?«
Der Trinker nickte und leerte das Halbliterglas mit einem Zug zur Hälfte. »Hab sie aber schon lang nicht mehr gesehen. Kam aus dem Osten. Bulgarien, Rumänien oder so was. Schaut auf dem Foto reifer aus als früher. Aber irgendwie auch gesünder.«
»Warum bist du der Einzige hier, der die kannte?«
Der Trinker leerte mit geübtem Zug auch die zweite Hälfte seines Biers und bestellte nach. »Ohne Zitrone«, betonte er wieder.
Riesle fragte lieber nicht nach, ob er auch dafür aufkommen musste.
»Schau dich doch um«, sagte der Mann dann mit müder Stimme. »Alles junges Gemüse. Haben doch noch in die Hosen gemacht, als das Mädel früher hier war. Außerdem hatte sie damals irgendwie andere Haare. Kürzer.«
Riesle nickte. »Und du?«, fragte er dann. »Auch auf Droge?«
Er wusste, dass die Zahl der Herointoten derzeit stieg und dass nicht wenige von ihnen erst nach vielen Jahren des Konsums elendig an Hepatitis C oder anderen Lebererkrankungen verreckten.
An der Schwelle zum Tod stand der Mann hier aber offensichtlich nicht – auch wenn er alles andere als gesund wirkte.
»Hab umgeschult«, sagte der trocken und widmete sich dem neu eingegangenen Getränk. »Darauf.« Er tippte mit seinen langen Fingernägeln gegen das Weizenglas.
»Weißt du sonst noch was von der Frau? Elena hieß sie übrigens.«
Der Typ schüttelte den Kopf. »Ich sag’s ja – Osten. Kannte ihren Namen nicht. War aber ein heißer Feger, zumindest ehe es mit ihr bergab ging. Scheint sich ja aber dem Foto nach inzwischen wieder erholt zu haben.«
Riesle ließ ihn im Unklaren und stellte erneut fest, dass die Zahl der Kurier-Leser eine überschaubare war. Wohl keiner hier drin hatte seine Geschichte gelesen.
Die Tote schien als tatsächlich irgendwann einmal drogenabhängig gewesen zu sein. Doch das musste nicht zwangsweise auch die Todesursache gewesen sein. Und noch immer blieb eine wichtige Frage offen: Warum war die Frau mit einem gefälschten Ausweis auf dem Campingplatz aufgetaucht?
Sollte er seinen Gesprächspartner auch danach fragen?
Während er noch so sinnierte, ertönte hinter ihm plötzlich eine entschlossene Stimme: »Ihren Ausweis, bitte!«
Er blickte in das Gesicht einer Frau, deren Spitznamen er kannte, ohne jemals mit ihr zusammengetroffen zu sein.
»Schwarzwaldmarie« nannte man sie in der Polizeidirektion, und soweit er wusste, vertrat sie derzeit den im Urlaub weilenden Hauptkommissar Winterhalter.
Während der Weizenmann regungslos verharrte, kam nun Leben in die beiden Teetrinker. »Super Trick«, raunzte der eine, der eine braune Lederhose mit Schnürung an der Seite trug, die Schwarzwaldmarie an. »Musst nicht so tun, als würdest du ihn kontrollieren. Wir wissen, dass dein Kollege hier auch ein Bulle ist.«
»Ach, wirklich?«, fragte die Schwarzwaldmarie.
»Hat er doch vorhin selbst gesagt …«, stimmte die Bedienung mit ein.
»Hat er?«, wollte die Schwarzwaldmarie erneut wissen. Sie hatte energische Gesichtszüge, wirkte dabei aber dennoch fraulich. Und sie war dem Dialekt nach eine echte Landbewohnerin. Eigentlich die ideale Vertretung für Winterhalter – gewissermaßen eine weibliche Ausgabe von ihm in jünger und optisch ansprechender.
»Hab ich nicht«, beteuerte Riesle. »Das haben die Herrschaften nur vermutet!«
»Also: Ihren Ausweis, bitte«, wiederholte die Schwarzwaldmarie. Sie blickte sich im »Nashorn« um und wollte etwas sagen, unterließ es dann aber.
»Wenn Sie den Kurier lesen, müssten Sie mich kennen. Riesle. Klaus Riesle.«
»Ein Pressefuzzi?« Jetzt waren die beiden Männer an der Theke ehrlich empört.
Riesle überlegte, was das mittlerweile für Zeiten waren, in denen ein Journalist negativeres Aufsehen in einer Drogenkneipe verursachte als eine Polizistin, die hier kontrollierte.
»Wenn Sie Herr Riesle sind, habe ich tatsächlich schon von Ihnen gehört«, sagte die Schwarzwaldmarie. »Das hilft momentan aber nicht weiter. Also: Ausweis, bitte.«
»Hab ich nicht dabei«, sagte Riesle, der aus gutem Grund, wie er fand, inkognito in diese Pinte gegangen war. Die Betonung lag auf »war«, denn seine Tarnung war nun futsch.
»Was machen wir denn jetzt mit Ihnen?«, fragte die Schwarzwaldmarie sich selbst, als gäbe es hier keine interessanteren Personenkontrollen.
Ihr mittlerweile dazugestoßener uniformierter Kollege hob die Schultern.
»Einsperren«, schlug die Bedienung vor.
Zwei Stunden später trottete Klaus Riesle alleine durch die Villinger Fußgängerzone. Nur noch vereinzelt saßen Menschen in den Außenbereichen der Gaststätten. In einigen Fenstern spiegelten sich die Lichter, und Riesle hörte die Glocke des Münsters.
Es war ein schöner, ein ruhiger Sommerabend inmitten der mittelalterlichen Stadtmauern.
Riesle mochte das Ambiente – er hing an seiner Stadt. Er merkte aber auch, dass er älter wurde. Noch nicht so alt, dass er sich in einen abgeranzten Wohnwagen irgendwo auf einen piefigen Campingplatz nach Italien begeben wollte, aber schon mindestens eine Generation weiter als die Gestalten, denen er im »Nashorn« begegnet war.
Riesle fühlte die Einsamkeit. Er fühlte sie besonders, als er beschloss, nicht noch auf einen Schlummertrunk in eine Kneipe zu gehen, weil er zu müde dazu war. Und vielleicht auch, weil er sich schämte, alleine zu sein.
Es war ein beunruhigendes Zeichen.
Er hätte nach Feststellung seiner Personalien mittels Presseausweis in der Redaktion schon fast die Schwarzwaldmarie gefragt, ob sie etwas mit ihm trinken gehen wollte – und zwar nicht, weil er sie für besonders attraktiv hielt, sondern einfach, weil er Gesellschaft brauchte. Gesellschaft von jemand, der zumindest annähernd in seinem Alter war.
Im konkreten Fall scheiterte das aber schon daran, dass die Schwarzwaldmarie im Dienst war – wenn auch nicht auf derselben Spur wie er, sondern tatsächlich nur auf einer Routinekontrolle durch einschlägige Gaststätten. Mit dem Todesfall in Italien seien sie nicht befasst, hatte die Kommissarin relativ glaubwürdig versichert.
Riesle schnaufte tief durch und versuchte, den spätabendlichen Wind einzufangen. Vielleicht doch noch ein Bier in einem Lokal?
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn just sah er einen alten Bekannten über den zentralen Latschariplatz laufen.
Präziser: torkeln.
»Mir geht’s schlecht, Klaus«, lallte der.
»Das ist ja auch kein Wunder, Didi«, entgegnete Riesle. »Trink halt weniger.«
»Ich habe Li… Liebeskummer. Was ist, wenn Martina mit diesem Spa… Spaghetti was anfängt?«
Didi Bäuerle war in keinem ordnungsgemäßen Zustand.
»Und außerdem habe ich Sehnsucht nach Ma… Ma…«
»Deiner Mami …? Ach so, Martina?«
»Maximilian.«
Puh. Der hatte Riesle gerade noch gefehlt.
Immerhin war Bäuerle in diesem Moment ein gar nicht so unwillkommener Beweis dafür, dass eine Beziehung auch nicht alle Probleme löste.
Mitunter ganz im Gegenteil.
»Lass uns nach Italien fahren, Klaus«, schlug Didi Bäuerle vor. »Jetzt sofort!«
»Prima Idee«, spottete Klaus mild. »Und wer fährt? Du etwa?«
»Das … Das schaffe ich schon«, meinte Didi. »In acht Stunden sind wir da.«
Riesle hörte schon gar nicht mehr hin. Er fühlte sich müde. Schrecklich müde.
»Und noch … noch was«, lallte Didi weiter. »Ich kenne die Tote …«
»Du kennst waas?« Riesle traute seinen Ohren kaum.
»Deine Tote!«
»Die Drogenfrau?«
»Welche Drogenfrau?«
Riesle zog den nun schon reichlich zerknitterten Ausdruck des Passfotos aus seiner Hosentasche. »Na, die von dem Campingplatz in Italien, wo du die ganze Zeit hin willst!«
»Und das ist eine … Drogenfrau?«
Riesle schaute müde in den dunklen Himmel. Dann ging sein Blick zur einen Seite auf das erleuchtete Riettor, nun nach rechts auf das Obere Tor.
»Also: Du kennst diese Frau hier?«
Bäuerle nickte schlaff.
»Und woher?«
»Schwörst du, dass du es nicht weitersagst?«
Riesle schwor – und staunte.