Kapitel 4
Mit Else fing alles an
Es muss im Jahre 1970 gewesen sein, der Blütezeit von Herta, als es dieses Wetterleuchten gab. Ich hätte statt Wetterleuchten fast als der Blitz einschlug geschrieben. Aber er schlug nicht ein. Anfang der 70er Jahre noch nicht. Der Tag, an dem Else nicht zum Schlachter musste, brachte ein frühes Vorzeichen. Ein Vorzeichen für das ganz große, klärende Gewitter, nach dem ich nicht mehr Fleischgroßindustrieller sein wollte. Und konnte.
Ich saß in meiner Ecke im Herta-Großraumbüro und hatte einige Experten um meinen Tisch versammelt. Worum es an diesem Tag genau ging, weiß ich nicht mehr. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es – wie so oft – um Großvieheinheiten (GV) ging. Von Großvieheinheiten reden Agrarier, wenn sie davon abstrahieren wollen, dass es um Lebewesen geht. Es rechnet sich leichter, wenn man von allem absieht, was mit Gefühlen besetzt sein könnte. Eine Großvieheinheit entspricht dem Gewicht eines ausgewachsenen, 500 Kilogramm schweren Rindes. So hat ein Kalb 0,4 GV, ein Mastschwein 0,12 GV.
Da erschien Anne, meine damals achtjährige Tochter. Sie war sehr aufgeregt. Eltern haben ein Gespür dafür, ob es sich um eine kleine, alltägliche Kinderaufgeregtheit oder um ein Seelenbeben handelt. Hier ging es, ein einziger Blick genügte, mehr um die zweite Kategorie.
»Anne was gibt’s?« Anne brauchte zwei, drei Anläufe, um zu sagen, was sie bedrückte. Das war alarmierend, denn dass ihr die Worte im Halse stecken blieben, war für Anne schon in Kindertagen ungewöhnlich. »Nun mal raus damit …«, ermutigte ich sie.
»Vater, da oben in der Resser Schweiz [die Hertener nennen die schöne, bäuerlich geprägte Landschaft im Norden der Stadt liebevoll Schweiz] steht auf der Weide ein kleines Pferdchen.«
»Ja und?«
»Das heißt Else. Reichenbach [der Pferdehändler] sagt, wenn er keinen Käufer findet …«, sie schluckte und fuhr dann tapfer fort, »… dann muss das Pferdchen zum Schlachter. Vater, bitte, bitte, komm und schau es dir an.«
Kurze Denkpause. Schließlich: »Meine Damen und Herren, Sie entschuldigen! Wir haben einen Notfall. Wir sind mit dem Wesentlichen durch, meine ich. Ich schlage vor, dass wir den Rest telefonisch … Meine Sekretärin wird Ihnen …« Und so weiter. Annes kleine, heftig ziehende Hand ruckte in meiner.
Anne und ich fuhren in die Resser Schweiz. Und da stand der vierschrötige Reichenbach an der Pferdekoppel, so als hätte er uns erwartet. Gleich wird er die üblichen Pferdehändlertricks auch bei mir anwenden, sagte ich mir. Na gut, soll er nur, ich kenne ihn schließlich aus Jugendtagen. Ich beschloss, das Spiel mitzuspielen. Das Pferdchen wurde begutachtet, von der einen Seite heftig gut-, von der anderen schlechtgeredet, es wurde gehandelt, die Zähne betrachtet, die Fesseln prüfend abgetastet … bis schließlich, wie konnte es anders sein, der Kaufpreis per Handschlag festgelegt wurde und das Pferdchen in unseren Besitz überging.
»Anne, kannst du das Pferd alleine zum Kräuterhof bringen? Schaffst du das? Kennst du den Weg?«
Anne strahlte: »Klar kann ich.«
Ich fuhr schnell zum Kräuterhof, denn ich wollte die Ankunft von Anne mit ihrem neuen Pferdchen erleben. Es dauerte nicht lange, da kamen die beiden, Anne hüpfend und Else im Trab hinterher. Da war etwas Besonderes geschehen, das war »unüberspürbar«, etwas, dessen Folgen und Auswirkungen ich damals ganz bestimmt nicht geahnt habe. Ein Stall wurde eingerichtet, der nicht nur für Else, sondern auch für Anne zum festen Aufenthaltsort wurde.
Anne Schweisfurth mit »Else« auf dem Kräuterhof in Herten: Ein Tierleben wurde gerettet, ein junges Menschenleben nachhaltig geprägt.
Else wurde immer dicker. Die Bauern der Nachbarschaft sagten: »Anne, du gibst dem Tier zu viel Hafer!« Der Grund fürs Dickerwerden war allerdings ein anderer. An einem Morgen lag ein Fohlen neben Else im Stall. Welch eine Aufregung, welch ein Glück! Anne schlief viele Nächte auf einer dicken Wolldecke mit den beiden im Stall. Meine Frau hatte das großzügig erlaubt.
Was war geschehen, an diesem Sommertag 1970, als eine Konferenz vor dem regulären Ende zu Ende ging, weil Tochter Anne sich nicht abweisen ließ? Es war ein Leben gerettet worden, ein Tierleben, oder sogar zwei, wenn man den Pferdeembryo mitzählt. Und ein junges Menschenleben, das meiner Tochter, war nachhaltig berührt worden.
Und mir, der ich den Rest des Tages vermutlich wieder mit der Marktgängigkeit getöteter Tiere zu tun hatte, blieb dieses Dilemma, das der Biologe und Philosoph Rupert Sheldrake einmal trefflich so formuliert hat: »Wir Menschen unterscheiden zwischen Tieren, die wir ans Herz drücken, und Tieren, die zu Tierfutter verarbeitet werden.«
*
Eine Weile nutzte ich einen Fluchtweg. Einen, der mich, schlingernd zwar, aber immerhin, an den Konsequenzen vorbeiführte, die man ziehen muss, wenn man einerseits Tiere liebt und andererseits Tiere gnadenlos vermarktet. Ich baute mir in Holtwick im Münsterland eine Welt, wie ich sie für gut und richtig hielt, einen Bauernhof mit Mutterkuhherde. Aber ich lebte und agierte weiterhin das Gros meiner Zeit in der Herta-Welt, in der Kubikmeter-Fleisch-Welt. Und Holtwick – es wäre schon ein wenig verlogen, es zu verschweigen – gönnte ich mir auch deshalb, weil ich nur so an eine Fleischqualität kommen konnte, die in Europa sonst nicht zu haben war. Ich verhielt mich also ein wenig wie der Bauer aus dem wunderbar bösen Biermösl-Blosn-Lied (»Im Märzen der Bauer …«), der seine Kartoffeln zum Markt fährt und auf dem Rückweg schnell noch Reformhaus-Kartoffeln kauft: »… denn er weiß schon warum!« Und was die Well-Brüder von Kartoffeln sangen, gilt natürlich ganz besonders auch für Fleisch.
Glücklich machte mich, dass meine Kinder viel Zeit in Holtwick im Münsterland verbrachten. Mit den Tieren, denen es so gut ging. Im Herbst des Jahres, in dem Else gerettet wurde, stand eine Entscheidung an: Unsere sechs Zuchtbullen brauchten eine Winterunterkunft. Wunderbarerweise gab es die räumliche Möglichkeit, sie unweit unseres Hertener Wohnhauses unterzubringen.
Es waren Bullen der französischen Rasse Limousin, in Deutschland »Gelbvieh« genannt. Deshalb nannten wir sie Mao Zedong, Zhou Enlai, Lin Biao und so weiter. Ich rief meine drei Kinder, Karl, Georg und Anne, zusammen. »Kinder, habt ihr Lust, die Tiere zu versorgen?« Ein dreistimmiges »Ja!«.
»Moment! Das heißt: morgens früh aufstehen, im Dunkeln die Tiere füttern, dann zurück nach Hause und unter die Brause, ihr könnt ja schlecht mit Stallgeruch ins Klassenzimmer.« Alle drei nickten heftig.
»Moment, Moment! Es geht noch weiter: abends noch mal füttern, tränken, misten, schauen, ob es allen gut geht …« Noch heftigeres Nicken.
»Ich zahle das, was ich auch einem professionellen Tierpfleger zahlen würde.« Ein Zusatzeinkommen zum Taschengeld, das ich immer eher spärlich bemessen hatte. Jubel!
Unser Zimmermeister Dimmerling baute die Ställe unterhalb unseres Wohnhauses am Hertener Paschenberg zu einem westfälischen Bauernhof um, mit einer großen Tenne und umliegend den Ställen für die Tiere. Alles aus schönem, altem Eichenholz. Man mag das nachempfundenes 19. Jahrhundert nennen oder eine nachgebaute bäuerliche Idylle. Mir ging es nicht um Stilfragen oder um Freiluftmuseumspädagogik. Ich wollte letztlich gute Lehrer und Trainer für meine Kinder engagieren und ihnen auch eine Unterkunft bieten. Die besten Lehrer: Tiere.
Im nächsten Sommer kamen 20 hochträchtige Mutterkühe auf die Weiden rings um den Kräuterhof. Karl und Georg, beide damals zwölf Jahre alt, betreuten nun auch diese Herde. Sie halfen, wenn nötig, bei der Geburt. Und sie versorgten die frisch geborenen Kälber, so wie wir ihnen das gezeigt hatten. Zu Else und ihrem Fohlen gesellten sich weitere Pferde, dazu ein Schwein. Es waren die Kindersommer mit flirrender Hitze, Wolkenbrüchen, Kälbern, die staksbeinig erstmals gegen Euter stoßen, und Schweinen, die im Schlamm wonnebaden.
Aber es war auch die Zeit der RAF. Ich hatte, zumal meine Kinder sich mit den Tieren weit vom Haus entfernten, Angst vor Kidnapping. Ede aus Ostpreußen, ein ehemaliger Frontsoldat, bekam eine Pistole. »Ede, pass gut auf die Kinder auf, besonders frühmorgens …«
*
Ich bin kein Theoretiker. Und wie intensiv und wohltuend Tiere auf heranwachsende Menschen wirken, war in den 70er Jahren wohl nur einigen Lehrern vom alten Schlag bekannt. Die Reformpädagogen der 20er Jahre hatten zwar eine Ahnung davon, aber sie wurden erst in den 80ern wieder gelesen. Was ich mit unserem Bauernhof richtig gemacht hatte, geschah intuitiv, aus einem Bauchgefühl heraus.
Bauchgefühl? Ich halte inne. Bei mir funktionierte damals – alles in allem, wenn auch nicht mehr störungsfrei – eine Art Denkschutz. Es gab im Kopf eine Brandmauer, die lange hielt. Sie trennte kategorisch die Tiere, die man ans Herz drückt, von solchen, mit denen man sich den Bauch vollschlägt. Letztere waren meine »Cash Cows«. Da waren die Tiere, die einen Namen hatten, denen man ins Auge schaute, die man womöglich sogar beerdigte. Und da war das anonyme Massenheer der Kalorienträger … auf Hufen, Klauen und Krallen.
Das Tier als »Mitgeschöpf«: Begegnungen der besonderen Art im »Dorf für Kinder und Tiere«.
Es gab offensichtlich zwischen meinen Kindern und den Tieren eine Beziehung und eine Kommunikation der ganz besonderen Art. Sie konnten ihren Kummer und ihren Ärger über die blöden Eltern und die doofen Lehrer den Tieren erzählen. Die hörten geduldig zu. Und meine Kinder spürten ganz sicher ein Glücksgefühl. Dieses Gefühl folgt der Erfahrung, dass man über den Kommunikationsgraben hinweg (Tiere sprechen bekanntlich nicht mit Worten) gleichwohl kommunizieren kann. Es gibt Ich und Du. Und nicht nur Ich und die anderen.
Sehr viel später in meinem Leben ist mir das alles wieder in Erinnerung gekommen. Und mir ist bewusst geworden, wie wichtig es für Heranwachsende ist, je früher, desto besser, mit den großen bäuerlichen Hoftieren zu leben. Ich weiß natürlich, dass das für Stadtkinder nur punktuell und ausnahmsweise möglich ist. Aber ausnahmsweise ist besser als gar nicht. 30 Jahre später entstand aus diesem Ideenimpuls heraus unser »Dorf für Kinder und Tiere« in Herrmannsdorf. Schulkinder, gerne auch solche, die die Natur nicht vor der Haustür haben, leben eine Woche lang in Jurten und wunderschönen Großzelten, wachen vom Hahnenschrei auf, sehen den Schweinen beim Wühlen zu und den Enten beim Baden, helfen in den Gärten, wenn sie möchten, und, ganz wichtig, erarbeiten ihre eigene Nahrung. Sie mahlen Getreide für ihr täglich Brot, ernten Gemüse, machen aus Wurstbrei Wurst, mosten, erleben Land.
Immer wenn ich es zeitlich einrichten kann, führe ich Kinderferiengruppen durch Herrmannsdorf. Ich stelle mich dann als »der Alte von Herrmannsdorf« vor, sage, dass ich einen weiten Weg hinter mir habe – einen Weg, der eigentlich viel länger ist als der vom Ruhrgebiet nach Oberbayern –, und erkläre, warum Herrmannsdorf so ganz anders ist als das, was es sonst bei der Lebensmittelproduktion zu sehen gibt.
Was immer laut wird, spätestens, wenn die Kinder den Herrmannsdorfer Glücksschweinen beim Suhlen oder Futterpflügen zuschauen, ist die Frage nach dem Töten. »Ja, auch diese Schweine, denen es sichtbar saugut geht, werden getötet«, sage ich dann. »Aber wir versuchen, in Herrmannsdorf so achtsam und für das Schwein so unmerkbar wie möglich das zu tun, was nötig ist, damit aus einem Lebewesen ein ›Lebens-Mittel‹ wird.« Die Kinder wollen es dann immer genau wissen. Und ich erzähle ihnen, dass die Schweine bis zum letzten Moment die ihnen vertraute Menschenstimme im Ohr haben, dass keinerlei Hektik und Panik aufkommen darf. Und ich sage ihnen auch, dass die Schweine elektrobetäubt werden, ehe sie zum Ausbluten hochgezogen werden.
»Kinder, schaut, was für wunderbare Lebewesen diese Sauen mit ihren Ferkeln sind. Für diejenigen, die christlich erzogen sind, sind das Mitgeschöpfe! Sie haben ein natürliches Recht auf ein gutes Leben. Aber, Kinder vergesst nicht, es sind Schweine, keine Menschen.«
Die zweite Station unseres Info-Weges bildet ein ganz besonderer Rundgang. Einer von unten nach oben. Den Aushub für unsere Bio-Klärteiche hat ein tüchtiger Baggerfahrer nach den künstlerischen Vorgaben von Mary Bauermeister und Peter F. Strauss zu einem Labyrinthberg aufgeschoben. Ehe ich mit den Kindern den gewundenen Pfad bis zur Spitze gehe, erzähle ich die alte Geschichte von Theseus, Ariadne und dem Minotauros. Die Geschichte von der Königstochter, die ihrem Geliebten einen zum Knäuel gewickelten Faden in die Hand drückt, damit er aus dem Labyrinth zurückfindet, nachdem er in dessen Zentrum das Untier gestellt und getötet hat.
Viele Kinder kennen diese antike Sage. Zusammen mit unserem Labyrinthberg gibt sie mir die Möglichkeit, etwas Moral von der Geschicht’ zu verbreiten: »Kinder, das Leben macht bekanntlich große Umwege. Man kommt nicht auf geradem Weg und ganz schnell ans Ziel, das man sich gesteckt hat. Man hat es schon nah vor Augen und muss dann doch wieder einen Umweg machen. Man darf allerdings sein Lebensziel nie aus den Augen verlieren.«
Auf der Plattform oben im Zentrum des Labyrinths steht ein Bergkristall, umrahmt von kleinen Findlingen. Und manchmal höre ich oben – die Kinder sind dann meist still, nachdem sie den Weg über noch eifrig geschwatzt haben – so ein leises Klicken. Ich glaube, wissen kann ich es nicht, es entsteht, wenn sich ein gutes Bild ins kindliche Gemüt prägt.
Begeisterung für den Umweg: auf dem verschlungenen Weg des Herrmannsdorfer »Labyrinthbergs«.
Wenn wir die frei stehenden Kunstwerke passieren, fällt fast immer der Satz: »Kinder, wenn ihr etwas seht und den Zweck nicht erkennt, dann ist es Kunst.« Ich denke mal, mein Alter schützt mich davor, von den Kunstwissenschaftlern, die ja bei diesen Führungen zum Glück nicht dabei sind, für diese Definition verprügelt zu werden.
Besonders freue ich mich immer auf die »Zaun-Station«. Im Zentrum von Herrmannsdorf umfasst ein Zaun unseren Kindergarten. Auf jedem Eichenpfosten ist ein Buchstabe eingeschnitten. Das Ganze ergibt einen Satz. Die Kinder gehen, manche rennen, den Zaun entlang und entziffern: »Und der Herr setzte den Menschen in den Garten Eden, auf dass er ihn bebaue und bewahre.«
Nicht alle Kinder, vielleicht noch nicht einmal alle, die einen katholischen Kindergarten durchlaufen haben, wissen, was der Garten Eden ist. Ich sage dann, dass kluge Menschen vor 2500 Jahren diese wunderbare Geschichte vom Garten Eden, vom Paradies, aufgeschrieben haben. »Und das Paradies, bitte schaut euch um, der Garten Eden ist hier.«
Die Kinder schauen sich dann nochmals gründlich um. Und ich sage: »Aber auch in diesem Paradies müssen wir den Acker bebauen, was richtig harte Arbeit ist, und wir müssen Tieren, die wir essen wollen, das Leben nehmen. Ja, kann es denn dann überhaupt noch ein Paradies sein?«
Das mag wie eine überfrachtete Frage klingen. Die Antworten, die wir, meist im lockeren Gespräch, finden, sind es nicht. Irgendwann fasse ich zusammen: »Wir müssen mit dem Boden so umgehen, dass noch viele Generationen nach uns gut davon leben können. Das sagt uns das Wort ›bewahren‹. Und damit es gut geht, braucht es das wichtigste Tier der Landwirtschaft. Wichtiger noch als Kühe, Schweine, Hühner und Gänse, wichtiger als all diese Tiere zusammen. Und dieses Tier zeige ich euch jetzt.«
Wir gehen ein paar Dutzend Meter weiter. »Ihr erfahrt gleich, warum wir diesen schönen Spaten mitgenommen haben. Ich brauche jetzt einen starken Jungen, der mir hilft, mit dem Spaten ein Viereck aus dem Boden auszustechen. Danke, das hat ja prima geklappt. Nun haben wir auf diesem Spaten ein gutes Stück Erde liegen. Schaut es euch mal ganz genau an, fasst es an, riecht dran. Na, wie ist es?« Alle schnuppern. »Neulich hat mir ein Junge gesagt, das rieche ekelhaft. Und ein Mädchen hat gesagt, es stinke. Ist das so?« Dann kommt ein vielstimmiges Nein. Und wenig später ein »Oh!«, wenn sich die ersten Regenwürmer zeigen. Die wichtigen Tiere. Ich erkläre, was Regenwürmer in der Erde tun und warum sie so immens wichtig sind. »Und jetzt erzähl ich euch was ganz Unglaubliches. Boden, das, was ihr hier seht, ist voller Leben. In einer Handvoll guten Mutterbodens sind mehr Kleinlebewesen enthalten, als Menschen auf der Erde leben. Wie viele Menschen leben auf der Erde? Über sieben … wer weiß es …?«
»Millionen!«
»Nein, über sieben Milliarden Menschen. Eine Milliarde, das sind Tausend Millionen. Und diese unzählig vielen Kleinlebewesen sorgen dafür, dass der Boden lebendig, dass er fruchtbar bleibt. Und ich möchte, dass wir uns hier versprechen, nicht mehr achtlos auf dem Boden herumzutrampeln und aufzupassen, dass kein Abfall und keine Chemie hineinkommen. Versprochen? Erzählt das bitte Papa, Mama, Oma und Opa, die wissen das nämlich auch nicht, das mit dem Wunder des Bodenlebens.«