»Er kann sich entscheiden zu töten (…), ohne zur Hölle zu fahren, weil er mit Gott selbst im ständigen Kontakt ist, der ihm seine Kraft gibt.«
Ein Regierungssprecher im Staatsradio über Präsident Teodoro Obiang Nguema (seit 1979).
»Papa Macias« nannten sie den Onkel des heutigen Präsidenten. Auch er war Präsident, bis ihn sein Neffe 1979 absetzte und 101 Mal zum Tode verurteilte. Vielleicht hatte er es verdient. Weihnachten 1975 ließ er 150 Gegner im Stadion hinrichten. Festlich erschienen alle Todesschützen im Nikolaus-Kostüm. Die Lautsprecher spielten des Diktators Lieblingslied: Those Were the Days.
Sie hat mehr Tore geschossen als alle anderen in der Bundesliga: 22-mal traf Genoveva Añonma in der Saison 2011/12. Die Potsdamer Stürmerin ist außerdem Kapitänin der äquatorialguineischen Nationalmannschaft – der Frauen wohlgemerkt. Denn die Gegner aus den afrikanischen Nachbarländern sagen, sie sei ein Mann und zwei andere Teamkameradinnen auch. Ist sie aber nicht, sie sieht nicht einmal so aus. Im afrikanischen Fußball wird mit harten Bandagen gekämpft.
94 Prozent der Erwachsenen können lesen, mehr als in jedem anderen afrikanischen Land.
Hier dürfen wir unseren Nuklearmüll abladen. Seit 24 Jahren strahlt die Insel Annobón 500 Kilometer vor dem Festland. 3400 Einwohner teilen sich das Eiland mit vielen Millionen Tonnen atomarem und sonstigem Giftmüll, den britische und amerikanische Firmen dort hinkippen. Die Pflanzen sterben, und jedes zweite Neugeborene ist krank. 200 Millionen US-Dollar bringt das der Präsidentenfamilie jährlich.
Eine Megacity mitten im Dschungel: Oyala. Drei Brücken in der Innenstadt gibt es schon, Straßen werden gerade gebaut und die stolze Schrägseilbrücke für den Kontakt mit der Außenwelt. Nur die geplante Millionenstadt lässt auf sich warten. Im ganzen Land gibt es nur 740 000 Menschen.
Mit einer Wildcard startete Eric Moussambani bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney. Nach nur acht Monaten Schwimmpraxis sprang er allein ins 50-Meter-Becken, um den Vorlauf über 100 Meter Freistil zu bewältigen. Seine beiden Wettbewerber schieden wegen Fehlstarts aus. Fast schien es, als müsse er auf der Zielgeraden vor dem Ertrinken gerettet werden. Er schlug bei 1:52,72 an, war damit 64 Sekunden hinter dem Weltrekord, erreichte allerdings seinen persönlichen und den nationalen Rekord. Journalisten gaben ihm den Namen »Erich der Aal«.
In der Hauptstadt gibt es kein Kino, kein Café, keinen Buchladen, kein Museum, es erscheint keine Tageszeitung und es gibt auch keinen Kiosk, an dem man sie kaufen könnte.
Die Straße zum Flughafen wird gesperrt, wenn Mangue, der Sohn des Präsidenten, seinen Ferrari ausfahren will, an der Hand den brillantbestückten Handschuh von Michael Jackson für 3,2 Millionen Dollar. In den USA hat er sich für 70 Millionen US-Dollar ein Strandhaus, einen Jet und 24 Autos gekauft. Äquatorialguinea müsste das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt haben, doch die »Erste Familie« hat das Geld auf ihren privaten Konten, um es vor »Korruption« zu schützen, sagen sie.
Das Staatsmotto lautet: »Einigkeit, Frieden, Gerechtigkeit«. Von 1972 bis 1979 wurde es unter dem Onkel des jetzigen Diktators für ein paar Jahre geändert in: »Es gibt keinen Gott außer Macías Nguema.«