Äthiopien

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»Sie wollte mit mir Essen gehen – äthiopisch. Die hungern doch – was mag’s da geben? Leere Teller?«

Billy Crystal im US-Film Harry und Sally. Das Image Äthiopiens ist bis heute von der großen Hungersnot 1984/85 geprägt, weshalb die Ethiopian Airlines noch regelmäßig Anfragen bekommt, ob auf ihren Flügen auch Mahlzeiten gereicht werden.

Name

»Verbranntes Gesicht«, sagten die alten Griechen zu den Äthiopiern.

Rekord

Dallol in Nordäthiopien, 130 Meter unter dem Meeresspiegel, ist der heißeste Ort, an dem je Menschen gelebt haben. Bis in die 1960er-Jahre wurden hier Kalisalze abgebaut, und die Arbeiter maßen im Jahresschnitt 34 Grad Celsius. Übrig geblieben sind ein paar verrostete Autos, Maschinen und eingestürzte Gebäude aus Salz. Keine Straße führt hierher, nur Kamelkarawanen.

Das können die Äthiopier besser

Er lief den Marathon-Weltrekord ganz ohne Schuhe: Abebe Bikila hatte bei Olympia 1960 keine passenden mehr gefunden, ging barfuß an den Start – wie immer – und schlug alle. 37 Jahre später rannte sein Landsmann Haile Gebrselassie beim Berlin-Marathon ebenfalls zum Weltrekord – mit leicht angewinkeltem linken Arm. In dem hatte er als Kind seine Schulbücher getragen, täglich 20 Kilometer weit.

Danke für …

… den Kaffee. Der Name und die Pflanze kommen aus Kaffa im Südwesten des Landes. Sogar die Sträucher, von denen man heute in Kolumbien erntet, stammen ursprünglich von hier. Ein Hirtenjunge namens Kaldi soll auf die Bohnen gekommen sein. Seine Ziegen hatten welche gegessen und sich seltsam benommen. Kaldi zeigte die Bohnen einem alten Mann. Als der sie ins Feuer warf, brachte der Duft die beiden auf die Idee, die Bohnen in heißem Wasser zu zerstoßen.

Nur hier

Die Zehn Gebote liegen hier! Und die Bundeslade! Zwei Steintafeln also und die Kiste, in der sie sich befinden. Sicher verwahrt in Aksum, in der Kirche der Heiligen Maria von Zion. Ob es aber wirklich Moses echte Gebote sind, ist schwer rauszukriegen. Denn ein Mönch bewacht sie unablässig. Er ist der Einzige, der sie sehen darf. Sein ganzes Leben verbringt er in der Kapelle, als »Häftling des Heiligen, der nur für diese Aufgabe geweiht wird – und der seinen Nachfolger immer selbst bestimmt«.

Es war einmal

Ardi, Lucy und die Omo-Jungs – alle unsere ältesten Vorfahren sind Äthiopier. Die ältesten Homo sapiens, die Skelette Omo 1 und Omo 2, 195 000 Jahre alt, fand man hier in den 1960er-Jahren. Deren Vorfahrin Lucy, der mit 3,4 Millionen Jahre älteste »Vormensch«, wurde dann in den Siebzigern entdeckt. Bis man in den Neunzigern Ardi fand, eine Frau, die noch eine Million Jahre früher durch die damals grünen Wälder spazierte – in der Wiege der Menschheit.

Äthiopien fühlen

Christen und Muslime leben seit 1541 friedlich Seite an Seite.

Warum die Außerirdischen gleich wieder wegfliegen würden

Nirgendwo gibt es weniger Toiletten. 94 von 100 Äthiopiern müssen im Freien ihr Geschäft machen. Weltweit geht es etwa 2,6 Milliarden Menschen so.

Übrigens

In Äthiopien gibt es ein Dorf, das den Göttern abgeschworen hat, Jesus, Allah und allen anderen. Etwa 450 Menschen leben in Awra Amba auf 2000 Meter Höhe im Norden sehr weltlich im nordafrikanischen Vergleich. Westliche Organisationen, Medien und Soziologen pilgern hierher, denn der Ort hat es mit seinen in Äthiopien außergewöhnlichen Regeln zu bescheidenem Wohlstand gebracht: Gleichberechtigung der Geschlechter, kein Alkohol, kein Beten mehr. In den Nachbardörfern sind die Menschen von Awra Amba unbeliebt.