»Die Insel kann man als sehr uninteressant beschreiben, doch […] ein komplett steriles Land besitzt auch eine Erhabenheit, die mehr Vegetation nur stören würde.«
Charles Darwin
Das Kap ist nicht »verde« (portugiesisch für »grün«). Der Name ist nur geklaut von der 400 Kilometer östlich gelegenen Halbinsel Cap Vert, auf der die senegalesische Hauptstadt Dakar liegt. An ihr orientierten sich im 15. und 16. Jahrhundert die Seefahrer, um die zehn bis dahin unbewohnten Inseln überhaupt zu finden. Kap Verde müsste also heißen: »Die Inseln, die man findet, wenn man am Kap Verde Richtung Ozean abbiegt.«
Alle gehen. Die Zahl der Emigranten übersteigt die der Daheimgebliebenen bei Weitem. In den USA etwa leben heute etwa genauso viele Kap Verdier wie in der Heimat. Darum ist auch die Musik der Inseln so bekannt – Morna & Co. – oder etwa ihre Fußballer: Nani (Portugal) und Henrik Larsson (Schweden) hätten auch das kapverdenblaue Trikot tragen können. Die meisten gingen, als nach der Unabhängigkeit auch die europäischen Schiffe nicht mehr haltmachten und das Land verarmte.
Demokratie. Präsident Pedro Verona Pires erhielt 2011 den »Mo Ibrahim Preis« für gute Regierungsführung, den wohl höchstdotierten Preis der Welt: Nach einmalig fünf Millionen Dollar für die ersten zehn Jahre folgen danach lebenslang jährlich 200 000 Dollar Preisgeld. Pedro Verona Pires bekam ihn für den Aufbau einer funktionierenden Demokratie in Kap Verde. Eine Verfassungsänderung, die ihm eine weitere Amtszeit ermöglichen sollte, lehnte Pires ab.
…einen natürlichen Leuchtturm: 1680 brach der einzige Vulkan der Inseln auf São Filipe so heftig aus, dass der Berg über lange Jahre nachts weithin sichtbar war und der europäischen Schifffahrt als Orientierungspunkt diente. Dafür bekam er auch einen neuen Namen: Ilha do Fogo (Feuerinsel).
Eine Insel, die zur Wüste wird: Auf Boa Vista fällt weniger Niederschlag als an manchen Stellen der Sahara.
Die italienischen Faschisten brachten der kleinen Insel Sal den Wohlstand. 1939 bauten sie hier ihren Flughafen für den Zwischenstopp nach Südamerika, er ist noch heute der Hauptflughafen des Landes. Nach dem Krieg half er, Menschen und Geld anzulocken. Das kleine Sal weist heute die dichteste Besiedelung und überdurchschnittlichen Reichtum auf.
Morna ist das bedeutendste Exportprodukt des Landes: Ärmlich wohnte Cesária Évora mit ihren Kindern und ihrer Mutter in einer Bruchbude mit einer Glühbirne und dem Gestank modrigen Wassers. Nachts trank und rauchte sie in den Kneipen der Stadt Mindelos und sang den melancholischen kapverdischen Blues Morna, für 30 Cent pro Lied. Bis ein Portugiese sie entdeckte und zusammen mit dem Morna in aller Welt berühmt machte. Es folgten Grammys, Schallplattenpreise, ausverkaufte Hallen, Auftritte mit den Stars dieser Welt. »Bei uns sagt man, dass es besser ist, erst die Galle und dann den Honig zu trinken«, sagte Cesária. Sie trank den Honig, bis sie 2009 starb.
Wie hart die Natur hier macht, sieht man an ihren Tieren: 2012 überlebte eine kapverdische Echse den 3000-Kilometer-Heimflug einer britischen Touristin in deren schmutziger Wäsche … und 30 Minuten in der Waschmaschine.
Die Kap Verdier gelten als eines der »gemischtesten« Völker der Welt. Genetiker fanden heraus: 57 Prozent der Gene kommen aus Afrika, 43 Prozent aus Europa.