Ende

Herr Schröder hat Hiltrud fest im Blick. Sie sitzt an ihrem Lieblingsplatz im Frühstücksraum und rechnet mit ihrer ständig kreischenden Rechenmaschine lange Zahlenreihen aus, während der Hund zu ihren Füßen sitzt und sie unvermittelt ansieht. Ich stehe in der Küche und knete einen Kuchenteig, habe aber die Tür ein wenig offen stehen lassen, sodass ich die beiden beobachten kann. Seit fast fünf Minuten knete ich und gucke.

Herr Schröder geht jetzt zu einer intensiveren Kontaktaufnahme über. Offenbar hat er die Nase voll, von Hiltrud ignoriert zu werden. Er stupst sie sanft gegen den Arm. Hiltrud sieht endlich zu ihm hinunter.

Sie hebt die rechte Hand, lässt sie einen Moment in der Luft schweben und senkt sie dann ganz vorsichtig auf Schröders Kopf. Der Hund legt ihr seinen Kopf auf das Knie und Hiltrud streichelt ihm sanft über die samtweiche Stelle zwischen den Ohren. Ich atme aus und merke erst jetzt, dass ich schon eine ganze Weile die Luft angehalten haben muss.

Es wird alles gut. Die beiden werden Freunde. Ich widme mich wieder meinem Brotteig und knete gedankenversunken vor mich hin, bis mich ein „Moin Moin!“ aus meinen Gedanken reißt.

„Moin Piet“, sage ich und drehe mich um. Immer noch mit Teig an den Händen. Er kommt herein, gibt mir einen salzigen Kuss auf die Lippen, streicht mir mit seinen rauen Fingern eine Haarsträhne aus der Stirn und flüstert mir ins Ohr: „Willst du ein Date? Mit mir? Heute Abend um acht auf dem Kutter?“

Ich grinse. „Geht klar“, flüstere ich zurück und lege meine Stirn gegen seine Brust.

Als Piet wieder verschwunden ist, taucht Hiltrud neben mir auf. „Du weißt, was Piet mit Moin Moin meint, nech?“, fragt sie und angelt sich ein paar der Nüsse, die ich noch im Brot verbacken will.

„Wie meinst du das?“

„Ja, ist dir das denn nie aufgefallen?“

Ich habe keine Ahnung, worauf sie hinauswill.

„Piet begrüßt jeden Menschen, den er nicht kennt, mit Tach . Machen wir alle so. Menschen, die wir kennen, begrüßt man mit Moin . Und Piet hat zu dir, und nur zu dir, von Anfang an Moin Moin gesagt. Schon bei eurem ersten Treffen hier im Frühstücksraum. Das war ein Zeichen. Ihr wusstet es nur alle nicht zu deuten. Aber ich wusste: Moin Moin heißt eigentlich: Ich liebe dich.“