Epilog

Sie schnürte ihre Laufschuhe zu und richtete sich auf. »Von mir aus kann’s losgehen.«

Lukas nickte ihr zu, und dann trabten sie gemeinsam los. Sie liefen zügig von zu Hause durch die Georgenstraße, überquerten die Leopoldstraße und liefen weiter durch die Ohmstraße, bis sie den Englischen Garten erreichten. Dann bogen sie nach links ab, um durch den Teil des Parks zu laufen, in dem sich erfahrungsgemäß weniger Besucher und Spaziergänger aufhielten.

Lukas erhöhte langsam das Lauftempo, und sie passte sich seinem Schritt an. Ihr dampfender Atem glich den morgendlichen Nebelschwaden, die über den Wiesen lagen. Eine große Ruhe breitete sich in ihr aus. Sie hörte nur noch das Knirschen unter ihren Schuhen, spürte den Herzschlag und fühlte, wie der Schweiß langsam an ihrem Rückgrat hinunterfloss. Trotz der Anstrengung überflutete sie eine Welle der Schwerelosigkeit. Ihr war, als würde ihr Körper fliegen.

Mit jedem Schritt zerstoben die Gedanken in ihrem Kopf zu Staub. Die Anspannung der letzten Tage fiel wie getrockneter Schorf von ihrer Haut. Jetzt gab es nur sie und Lukas. Wie eine Einheit liefen sie durch den Park, jeder für sich und doch gemeinsam im Gleichklang. Mühelos konnte sie das Tempo halten, das Lukas vorgab.

»Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«, fragte sie Lukas, ohne das Lauftempo zu drosseln. Noch hatte sie genug Luft, um ihm zu sagen, was sie entschieden hatte.

Er warf ihr einen fragenden Blick zu. »Eine Überraschung, hoffe ich.«

»Ja. Ich werde mit dir trainieren«, sagte sie ihm. »Ich werde den Marathon mit dir laufen.«

Lukas blieb stehen, doch Linda lief weiter. Er musste einen kurzen Spurt einlegen, um wieder aufzuschließen.

»Hast du dir das gut überlegt?«, fragte er außer Atem, als er wieder neben ihr herlief. »Wir müssen jeden Tag dafür trainieren.«

»Ich weiß.«

»Versprochen?«

»Versprochen!« Sie strahlte übers ganze Gesicht, als sie seine Reaktion wahrnahm.

Lukas ballte eine Faust gen Himmel. »Ja«, jubelte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Er sah sie liebevoll an und schenkte ihr ein Lächeln, das aus der Tiefe seiner Seele kam. In diesem Moment umfing sie nichts als Liebe.