Die äußeren Pariser Arrondissements wimmeln von funérariums, den französischen Bestattungsinstituten. Es sind durchweg kleine, dezente Etablissements, außen ohne besondere Kennzeichen, innen vollgestopft mit beklemmend behaglichem Mobiliar. Edgar Bowens Bestattung fand in einem solchen im XIV. Arrondissement statt, in einem Raum, den die Werbebroschüre – da wäre Rachel jede Wette eingegangen – bestimmt als soigné, als gepflegt, beschrieb, der in Wirklichkeit aber schlicht seelenlos war. In Anbetracht seiner Funktion, sagte sie sich, war das wohl ganz passend. Dunkle Bodenvasen mit unverfänglichen Blumenarrangements säumten die maulwurfgrauen Wände; maulwurfgraue Polsterstühle standen in Reih und Glied auf maulwurfgrauem Teppichboden. Der Gesamteindruck war der eines besonders nüchternen Konferenzzentrums – was aber ebenfalls nicht ganz unpassend war.

Sie reckte den Hals, um von ihrem Platz neben Magda in einer der hinteren Reihen besser sehen zu können. Edgars Sohn David saß ganz vorn, seine Mutter an seiner Seite. Rachel hatte die beiden seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, und sie stellte zu ihrer Überraschung fest, dass der Anblick Mathildes sofort eine Erinnerung wachrief: An einem sonnigen Morgen zu Beginn ihrer Beziehung mit Edgar, als sie gerade in abgeschnittener Jeans und ärmellosem Männerunterhemd in der Küche ein Croissant verdrückt hatte, war sie von einer ihr noch unbekannten Mathilde, kühl elegant in Leinen-Etuikleid und hochhackigen Sandalen, überrascht worden. Sie erinnerte sich

Die Bestattungsfeier war eine zivilisierte Angelegenheit, mit maßvollen Trauerreden vonseiten des Direktors der Bank, bei der Edgar gearbeitet hatte, und seines ältesten Kollegen. Alle standen auf, als sich der blanke Sarg zwischen die Vorhänge zurückzog, die den Bestattungsofen verbargen. Als David anschließend den Mittelgang entlang nach draußen ging, waren seine Augen und seine Nase sehr rot, aber er hatte nicht geweint. Edgar Bowen war kein Mann für exzessive Gefühlsäußerungen gewesen, und sowohl seine Bestattung als auch sein Sohn schienen fest entschlossen, diesem Umstand Rechnung zu tragen.

Nach dem offiziellen Teil gab es einen Empfang. Edgar hatte viele Leute gekannt – ja, hatte Magda später Rachel gegenüber gemeint, wenn man nur von der Pariser haute bourgeoisie sprach, hatte Edgar sogar alle gekannt. Der Raum war gestopft voll von Männern in teuren dezenten Anzügen und Frauen in gleichermaßen teuren dezenten Kleidern, wobei sich die Französinnen und Franzosen nur dadurch von den übrigen Nationalitäten unterscheiden ließen, dass ihre Sachen besser geschnitten waren. Da sie sich die Peinlichkeit ausmalte, sich aufs Neue vorstellen und dann krampfhaft Konversation machen zu müssen, brachte Rachel es nicht über sich, David ihr Beileid

Momentan allerdings brachte diskretes Zuhören sie lediglich Leuten näher, die auf Französisch oder Englisch »In seiner Suppe?« ausriefen. Sie vollendete ihren Rundgang, ohne über Edgar mehr erfahren zu haben, als dass die Trauergäste seine Art zu sterben ebenso lächerlich fanden wie ihr Ehemann. Um kurz zu verschnaufen, postierte sie sich neben einer Traube von tadellos gekleideten Frauen. Ihr Haar wies die kuriose, strähnig aschblonde Tönung auf, die Französinnen mittleren Alters so lieben, und jede trug zu einem schwarzen oder marineblauen Etuikleid einen sorgfältig drapierten Schal in gedeckter Farbe.

»Dans sa soupe, fragte die Frau im grauen Schal.

»Ja.« Ihre Gesprächspartnerin, die einen blassrosa Schal trug, sah ernst drein. Es folgte eine Pause, die gebührenden Respekt signalisierte; dann meldete sich die Frau im mattfarben gemusterten Schal zu Wort.

»Was war es für eine Suppe?«

»Eine Vichyssoise.« Die Frau im marineblauen Kleid beugte sich leicht vor. »Am selben Nachmittag zubereitet.«

Die anderen schnalzten mit der Zunge und schüttelten die Köpfe. Eine gute Suppe, die durch einen üblen Tod verdorben worden war.

»Mais oui!« Die zweite Frau nickte. In jeder Gruppe, wie Rachel schon bei früheren Gelegenheiten bemerkt hatte, gab es immer eine Person, die besser Bescheid wusste als die übrigen und die ihre auf geheimnisvollem Wege gewonnenen zusätzlichen Informationen mit gesenkter Stimme und bedeutungsvollen Blicken weiterzugeben vermochte. Hier war dies eindeutig Madame Marineblau, die nun mitteilte: »Es heißt, er bekam einen Herzschlag und verlor die Besinnung. Sein maître d’hôtel hatte an dem Abend frei, und so war niemand da, der ihn hätte wiederbeleben können. Trotzdem, wäre die Suppe nicht gewesen, heißt es, könnte er jetzt noch am Leben sein. Ich habe gehört, er wurde mit dem Gesicht im Suppenteller aufgefunden.« Sie schüttelte den Kopf. »Seine Hand war nur ein, zwei Zentimeter von einer Flasche Rosé entfernt – hätte sie beinahe umgestoßen.«

Rachel schnappte unwillkürlich nach Luft, hielt sich rasch die Hand vor den Mund und schaute angestrengt weg in der Hoffnung, dass die Frauen nichts bemerkt hatten. Sie suchte das Zimmer nach Magda ab. Als sie ihre Freundin endlich entdeckte, wie sie in einer Ecke stand und sich mit einem dunkelhaarigen Mann in einem marineblauen Anzug unterhielt, schlängelte sie sich durch das Gedränge und packte sie am Ellbogen. »Wir müssen los.«

»Was?« Magda wandte sich vom Mann ab.

»Wir müssen los«, zischte Rachel. »Wir müssen sofort los.« Sie lächelte dem Mann schuldbewusst zu.

»Excusez-moi.« Magda lächelte ihm ebenfalls zu, jedoch eher verlegen. »Meiner Freundin ist nicht ganz wohl, und wir müssen aufbrechen. Pardon.«

Der Mann hob leicht die Augenbrauen über seiner scharfen

»Gott, was soll das? Was soll das?« Magda versuchte, ihren Arm zu befreien. »Autsch! Was ist denn so eilig?«

»Ich habe etwas gehört.«

»Was meinst du damit, du hast etwas gehört?«

»Warte.« Rachel reichte der Garderobenfrau ihre Marken. Sie sprach erst wieder, als sie draußen waren und sich ein paar Meter vom funérarium entfernt hatten. Dann blieb sie stehen und wandte sich Magda zu. »Tut mir leid. Aber ich wollte nichts sagen, bevor wir nicht in sicherer Entfernung wären.«

»Entfernung wovon? Was ist denn los?«

»Es ist nur … also, ich war am anderen Ende des Zimmers und hörte einem Gespräch zu, und da sagte eine Frau, dass Edgar zur Vichyssoise, in der er dann ertrunken ist, Rosé getrunken hatte.«

»Rosé zur Vichyssoise?« Aus Magdas Ton ging klar hervor, dass sie keine Ahnung hatte, was los war. »Na ja, das wäre zwar nicht meine Wahl, aber ich begreife nicht, was daran so besorgniserregend sein sollte.«

»Nein!« Rachel sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Du verstehst nicht. Edgar trank nie Rosé.«

»Ach komm schon. Nie?«

Rachel schüttelte energisch den Kopf.

»Er hätte ihn nicht mal angerührt, wenn es nichts Besseres im Haus gegeben hätte?«

»Er hatte immer etwas Besseres im Haus.« Rachels Stimme nahm einen erklärenden Tonfall an. »Er verabscheute Rosé. Er sagte, Rosé sei ein mutwillig verdorbener guter Weißwein.«

Magda schnaubte. »Nicht übel. Das ist eine Anspielung auf Mark Twain. Der sagte mal, Golf sei ein mutwillig verdorbener schöner Spaziergang.«

»Wo?« Magda kam nicht mehr mit.

»Hier. Mit Edgars Tod.«

»Okay.« Magda hielt eine Hand in die Höhe. »Jetzt mal ganz ruhig. Was stimmt hier nicht?«

Rachel dachte eine geschlagene Minute lang nach. »Ich weiß nicht.« Sie dachte noch ein bisschen nach. »Ich weiß es nicht.« Dann festigte sich ihre Stimme. »Aber etwas stimmt nicht. Etwas fühlt sich komisch an.«

Magda seufzte. »Etwas fühlt sich komisch an. Das ist so, als sagte man, etwas ist faul. Das ist nicht besonders konkret.«

»Aber ich habe nichts Konkretes! Und ja, etwas ist faul!«

Magda sah sie nachdenklich an. Normalerweise war Rachel die Ruhigere von beiden, aber gerade war sie der Inbegriff von Unruhe und Verwirrung. »Ich sag dir was.« Magda zupfte ihren Mantel zurecht. »Warum versuchen wir nicht, die Sache bei einem Kaffee zu bereden? Schauen wir einfach, was passiert, wenn wir uns hinsetzen und unsere Gedanken ordnen.«

In Paris hat man nirgendwo mehr als zehn Meter bis zum nächsten Café zurückzulegen – einem guten, einem schlechten oder ganz schlicht einem geöffneten. Sie betraten das nächstgelegene, dankbar für die sie empfangende Wärme, und setzten sich an einen Tisch an einem der großen Fenster zur Straße. Im Sommer, wusste Rachel, wurden diese geöffnet, sodass die Gäste auf einer offenen Terrasse sitzen und in der warmen Luft plaudern und rauchen konnten, aber im Januar bot die Glasfront das Beste von beiden Jahreszeiten: einen ungehinderten Ausblick auf die Außenwelt gepaart mit der Wärme eines beheizten Innenraums.

Ein Kellner war so gnädig zu erscheinen und nach ihren Wünschen zu fragen, und Rachel bestellte die übliche heiße Schokolade und für Magda einen Kaffee. Während er sich

»Also gut.« Auch Magda stieß einen kleinen Seufzer aus, während sie es sich bequem machte. »Jetzt erzähl mir, was deiner Meinung nach mit Edgar los ist. Und zwar mehr als nur ›etwas Komisches‹.«

Rachel biss sich in den Daumen. Was sie erlebt hatte, war wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewesen: Die plötzliche Erkenntnis, dass das, was angeblich geschehen war, nicht nur nicht geschehen war, sondern gar nicht geschehen sein konnte. Es war schwierig, die Logik hinter einer solchen unmittelbaren Gewissheit zu entschlüsseln, aber Magda hatte recht: Wenn ihr Gefühl nicht bloß eine interessante Intuition bleiben sollte, musste sie es schaffen zu erklären, wie sie so sicher sein konnte.

»Also«, fing sie vorsichtig an, »erst einmal wäre da der Rosé. Edgar hatte nicht nur eine leichte Abneigung dagegen; es war eine regelrechte Feindschaft. Er duldete ihn nicht auf seinem Tisch.«

»Okay, das macht seine Anwesenheit in der Tat seltsam«, sagte Magda. »Aber man muss nicht unbedingt weitere Schlüsse daraus ziehen.«

»Dann hätten wir noch die Tatsache …« Rachel guckte ganz grimmig vor Konzentration. »Ich weiß, dass die Art seines Todes irgendwie amüsant ist, aber das ist sie nur deswegen, weil sie so verrückt ist. Das will mir einfach nicht aus dem Kopf, seit ich die Todesanzeige gelesen habe. Wie oft kommt es schon vor, dass Leute einen Herzschlag bekommen und in einer Suppe ertrinken? Die Tatsache, dass es so bizarr ist, zeigt, dass es aus dem Rahmen fällt, dass es nicht die Norm ist. Aber was, wenn

Magda nickte und runzelte dabei gleichzeitig die Stirn. »Ja, ich verstehe es. Aber noch einmal: Es ist nicht gerade offensichtlich. Hast du sonst noch etwas? Etwas Konkreteres?«

Rachel tastete langsam nach einer möglichen Gedankenkette. »Als ich ihn kannte, war Edgar in ausgezeichneter Form.«

Magda grinste.

»Nein, ich meine nicht das. Ich meine, er aß gut, aber er aß bewusst. Und er ging ins Fitnessstudio – und das zu einer Zeit, als es hier noch gar keine Fitnessstudios gab.«

Einen Augenblick lang gedachten die zwei Frauen jenes Paris von vor zwanzig Jahren, noch ganz ohne Fitnessstudios und unberührt von fettfreiem Essen.

»Sicher«, fuhr Rachel fort, »mit zunehmendem Alter war er etwas kräftiger geworden. Wer nicht?« Sie senkte den Blick auf ihre soeben eingetroffene heiße Schokolade. »Aber ich habe ihn seither immer wieder mal auf Partys gesehen, und er hat nie schwer oder schlapp ausgesehen. Und in der Todesanzeige stand auch nichts davon, dass er schon früher gesundheitliche Probleme gehabt hätte. Und ich weiß, ja, ich weiß, dass es ganz ohne Vorwarnung auftretende Herzinfarkte gibt«, sie holte tief Luft, »aber wie gesagt, sie sind selten. Und der Infarkt aus heiterem Himmel, die Suppe, der Rosé – die Details passen einfach nicht zusammen.«

Lange sagte Magda nichts. Rachel sah aus dem Fenster, betrachtete die Straße. Menschen eilten vorüber, das Kinn gegen die Kälte in Kragen oder Schal vergraben, aber eine Frau stöckelte in Minirock und drei Zoll hohen Christian Louboutins vorbei – Rachel sah die roten Sohlen kurz aufleuchten und schnaubte: Die Frau trug keine Strumpfhose. Wie hielt sie das nur aus? Die Pariser Winterwinde waren schneidend kalt, und

Endlich atmete Magda tief ein. »Okay«, sagte sie. »Okay.« Sie atmete vollständig aus. »F. Scott Fitzgerald zum Beispiel starb an einem Herzschlag.«

»F. Scott Fitzgerald war ein Säufer.« Rachel wandte den Blick von draußen ab. »Edgar war kein Säufer. Darauf will ich ja grade hinaus: Ein Säufer wäre die Sorte Mensch, bei der man mit einem Herzschlag rechnen würde.«

»Nein, das meine ich nicht damit.«

»Und was meinst du dann damit?«, konterte Rachel. Sie war nicht in der Stimmung für literarische Diskussionen.

Magda füllte ihre Stimme mit Geduld. »Ich meine damit, dass alle glauben, Fitzgerald sei an seiner Sauferei gestorben, während er in Wirklichkeit an einem Herzschlag starb. In Anbetracht seiner Lebensgewohnheiten war Alkoholismus die logische Schlussfolgerung, aber es gab Untersuchungen und es wurde festgestellt, dass es ein Herzschlag gewesen war. Ein Myokardinfarkt.« Sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Ich meine damit, dass die Ärzte nicht bei der offensichtlichen Schlussfolgerung stehenblieben.«

Rachel begriff weiterhin nicht, worauf Magda hinauswollte. »Und?«

»Und es ist erst zwei Tage her, dass Edgar gestorben ist. Für eine gründliche Untersuchung dürfte die Zeit nicht gereicht haben, was vermuten lässt, dass sich die Polizei tatsächlich mit der offensichtlichen Schlussfolgerung zufriedengegeben hat. Du gibst dich damit aber nicht zufrieden. Und deine Argumente mögen belanglos erscheinen, aber sie sind stichhaltig. Ich

Rachel entspannte sich. Wie sie aus langer und manchmal leidvoller Erfahrung wusste, war Magda nicht der Typ, der einem aus Höflichkeit nach dem Mund redete: Wenn sie sagte, dass Rachels Gedankengang plausibel erschien, dann war das auch so. »Und was machen wir jetzt?« Sie beugte sich über den Tisch, senkte die Stimme. »Sollten wir zur Polizei gehen?«

Magda schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Nein? Warum nicht? Genau für solche Fälle ist sie doch da.«

Magda seufzte. »Schon, aber stell dir das doch mal vor. Du gehst rein und sagst: ›Entschuldigen Sie, Mister Polizist …‹«

»Monsieur Polizist.«

»›Entschuldigen Sie, Monsieur Polizist. Mein früherer Freund soll nach einem überraschenden Herzinfarkt neben einer Flasche Rosé in seiner Suppe ertrunken sein, aber als ich vor zwanzig Jahren mit ihm zusammen war, da konnte er Rosé auf den Tod nicht ausstehen und erfreute sich bester Gesundheit. Seit damals habe ich zwar so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, und ich weiß natürlich, dass sich Geschmäcker mit der Zeit ändern können, und nein, ich habe keinerlei konkrete Anhaltspunkte, und der Leichnam ist bereits eingeäschert worden, sodass man ihn nicht mehr obduzieren kann, aber – was soll ich sagen: Etwas ist faul.‹«

Rachel schürzte die Lippen. »Gut, verstanden.«

Sie dachten beide nach. Schließlich sagte Magda: »Aber weißt du, was wir machen könnten?« Sie hielt kurz die Luft an und biss sich auf die Oberlippe. »Wir könnten selbst ermitteln. Oh mein Gott!« Ihre blassbraune Haut rötete sich, und

»Nick und Nora Charles«, sagte Rachel.

»Nick und Nora, ja!«

»Nein.« Rachels Stimme klang nüchtern. Magda geriet immer besorgniserregend in Fahrt, wenn ihr Interesse erst einmal geweckt war, und nach zweiundzwanzigjähriger Freundschaft wusste Rachel, dass es in solchen Fällen am besten war, ihr den Zündschlüssel so schnell wie möglich wieder rauszuziehen.

»Nein?« Magda sah geknickt drein. »Warum nicht?«

»Weil Brunetti und Vianello echte Polizeibeamte sind, und Sherlock Holmes war Privatdetektiv, und Nick und Nora Charles hatten immerhin Verbindungen zur Polizei. Wir hingegen haben weder die Ausbildung noch die Rückendeckung.«

»Aber es würde Spaß machen!«

»Ja, bis eine von uns erschossen wird.« Rachel musterte die enttäuschte Miene der Freundin. »Im Ernst, ich habe mit der Sache überhaupt nichts zu tun. Wie du selbst gesagt hast, bin ich nur eine frühere Freundin des Toten. Ohne eine konkrete Beziehung zum Toten haben wir keine Möglichkeit reinzukommen und keine Möglichkeit zu ermitteln. Und wir wissen nicht einmal genau, was wir überhaupt ermitteln würden! Also nein.« Sie versuchte, sie zu trösten: »Außerdem hast du ja selbst gesagt, es gibt überhaupt nichts zu ermitteln. Vielleicht war er einfach ein Mann, der mit den Jahren eine Schwäche für Rosé entwickelt und einen Herzschlag bekommen hat. Zufall.«

»Ja, okay.« Magda seufzte. »Du hast recht. Mir gefiel nur die Vorstellung, dass wir gemeinsam ermitteln könnten. Durch die Stadt ziehen und nach Spuren suchen.«

»Also, ich sag dir was.« Rachel tätschelte Magdas Arm, als sei sie ein Kind, das sie zum Lächeln bringen wollte. »Den

»Na, wenn’s versprochen ist …« Magdas Lippen zuckten, und Rachel fragte sich, wer hier eigentlich wen begönnerte. Sie schlüpften in ihre Mäntel und traten hinaus in die frostige Luft.

»Weißt du, ich hatte immer gedacht, F. Scott Fitzgerald sei an den Folgen seines Lebens als Alkoholiker gestorben«, sagte Rachel, als die Tür sich hinter ihnen schloss.

»Nein.« Magda schüttelte den Kopf. »Auch wenn das in dem Moment alle dachten. Am Abend vor seinem Tod hatte er, während er im Kino saß, eine Art ersten, leichten Anfall und sagte zu seiner Freundin: ›Die Leute glauben, ich sei betrunken, stimmt’s?‹«

»Seiner Freundin?«

Magda nickte. »Sheilah Graham. Sie schrieb darüber ein Buch.«

»Woher weißt du das eigentlich alles?«

Sie zuckte die Achseln. »Ich hab einen Podcast gehört.«

Sie stiegen hinunter zur Metro.