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WEISSDORN

Crataegus spp.
(C. monogyna, C. laevigata)

Wo wächst er?

Hecken, Gebüsche, Waldränder

Wann sammeln?

Mai bis Juni

Was verwenden?

Junge Blätter und Blüten

Vorrat?

Blätter und Blüten lassen sich trocknen.

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Wolf am Lake DeSmet in Wyoming.

WEISSDORN

Das wichtigste Herzmittel der Natur wurde erst vor knapp zweihundert Jahren entdeckt. Weißdorn stärkt das Herz, es beruhigt und heilt bei körperlichem und seelischem Herzschmerz.

Weißdorn ist das Heilkraut fürs Herz. Weißdorntee hilft, das Herz auszugleichen, zu stärken und zu heilen.

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Vom Weißdorn sammle ich im Frühsommer Blüten und Blätter für den Tee.

INDIANER KANNTEN KEINEN HERZSCHMERZ

Vor einigen Jahren trafen wir in den USA wieder einmal Bill Tallbull, unseren Freund vom Stamm der Cheyenne. Tallbull war Medizinmann, und die allgemeine Hoffnungslosigkeit, die Armut und Aussichtslosigkeit im Indianerreservat ging ihm buchstäblich so zu Herzen, dass er Herzschmerzen hatte. Wolf fragte ihn: »Habt ihr keine Heilpflanzen gegen Herzprobleme?« »Nein«, antwortete Bill, »solche Krankheiten gab es bei uns nie, als wir noch frei lebten und unsere traditionelle Nahrung essen konnten. Wir kannten weder Zuckerkrankheit noch Krebs noch Herzkrankheiten.« Ins Krankenhaus gehe er nicht, weil, wie er sagte, die Menschen dort sterben, und weil sich dort zu viele Geister herumtreiben würden. Wolf berichtete ihm dann vom europäischen Weißdorn, der hilfreichsten Pflanze bei Herzproblemen. In den Felsengebirgen um das Reservat wuchsen aber nur die amerikanischen Arten, die längere Dornen und größere Früchte haben. Bill kannte die Pflanze und erzählte, dass die Cheyenne die Früchte sammelten, trockneten und sie zusammen mit anderen Wildbeeren zu Pemmikan verarbeiteten – das ist eine Art Winternahrung aus getrocknetem Fleisch, mit Fett und getrockneten Beeren vermischt. Aber als Heilpflanze war sie nicht bekannt. Wolf gab Bill das Rezept für Weißdorntee: den überbrühten Tee aus Blüten und Blättern dreimal täglich trinken. So etwas kennen die Cheyenne nicht, sie bereiten keinen Tee, sondern kochen ihre Medizinpflanzen gründlich aus und trinken dann den starken Sud. Aber er hielt sich an die Anweisung – typisch für Indianer: Medizin ist für sie ein Geschenk der Geister, und man experimentiert nicht damit herum, sondern hält sich an überlieferte Rezepte – in diesem Fall eben Wolfs Rezept. Nach drei oder vier Monaten trafen wir ihn wieder. Er deutete auf einen Weißdornbusch und meinte: »Das ist gute Medizin, echte Cheyenne-Medizin.«

Auch wir haben etwas dadurch gelernt, dass nämlich auch die amerikanischen Weißdornarten gut fürs Herz sind. Inzwischen sind sie auch in Europa eingewandert und hier in den Gärten zu sehen. Darüber freuen sich auch die Neuntöter – kleine Zugvögel, die den Sommer bei uns verbringen. Sie brauchen wild wachsende Weißdorn- und Schlehengebüsche, um ihre Käfervorräte aufzuspießen.

AUCH FÜR DEN HUND

In unserer Familie werden nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere mit pflanzlichen Heilmitteln behandelt. So haben wir unseren Hund Frodo – eine Jack-Russel-Dackel-Mischung – vor ein paar Jahren mit Weißdorn kuriert. Er hatte plötzlich Probleme mit dem Herzen bekommen, in seiner Lunge hatte sich Wasser gesammelt und seine Hustenanfälle waren furchtbar mitanzuschauen. Unsere Tierärztin riet uns zum Weißdorn. Frodo bekam dann täglich eine Kapsel Weißdorn und nach einigen Wochen waren die Symptome verschwunden. Mittlerweile ist Frodo 15 und erfreut sich immer noch bester Gesundheit.

ERST IM 19. JAHRHUNDERT ENTDECKT

Die Anwendung von Weißdorn als Herzmittel ist auch in Europa relativ neu. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Wirkung von einem irischen Arzt, Dr. Green, entdeckt. Seine Klinik galt um 1850 herum als Mekka für Herzkranke. Die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen hatte sich mit der industriellen Revolution gravierend gewandelt: Der Mensch musste sich an den unnatürlichen Rhythmus der Maschinen und Fabriken anpassen, und das ging aufs Herz.

SO SIEHT DER WEISSDORN AUS

Bei uns gibt es den zweigriffeligen (C. laevigata) und den eingriffeligen Weißdorn (C. monogyna), die durch die Details in ihren Blüten und ihre Blätter zu unterscheiden sind. Da aber beide Arten heilkräftig sind, ist die Unterscheidung für den Laien nicht wichtig. Die Büsche werden bis zu fünf Meter hoch und sind sehr langlebig. Erkennbar sind sie auch an ihren zentimeterlangen spitzen Dornen. Im Frühling sind sie überreich mit weißen Blüten überzogen, die sich bis etwa September zu leuchtend roten Beeren entwickeln. Blüten und Blätter dienen zur Teebereitung, aus den vitaminreichen Früchten kann man Mus und Marmelade kochen. Früher wurden Weißdornhecken gern zur Feldbegrenzung benützt, weil sie undurchdringlich und deshalb auch zur Einfriedung von Weiden geeignet sind. Der modernen Landwirtschaft sind die meisten dieser Hecken – und mit ihnen die Lebensräume so vieler Tiere – zum Opfer gefallen.

ANWENDUNGEN

Weißdorntee stärkt nicht nur das Herz, er reguliert auch den Blutdruck – zu hoher Blutdruck wird niedriger, zu niedriger normalisiert sich. Man sollte Weißdorn aber nicht nur anwenden, wenn man schon Herzprobleme hat, sondern auch vorbeugend, um das Herz zu stärken.

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WEISSDORNTEE

1 TL getrocknete Weißdornblüten und -blätter (oder 2 TL frische) mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und auf Trinktemperatur abkühlen lassen.

 

Wann anwenden?

WEISSDORN-JOHANNISKRAUT-(MELISSEN-)TEE

Getrocknete Weißdornblüten und -blätter und Johanniskraut zu gleichen Teilen mischen. Eventuell auch eine Mischung aus jeweils 1/3 Weißdorn, Johanniskraut und Melisse herstellen. 1 gehäuften TL der gewählten Mischung mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und auf Trinktemperatur abkühlen lassen.

 

Wann anwenden?