Kapitel 19
Auf dem Rückweg zum Hotel schwärmte sie von Louise Baker, die geduldig alle ihre Fragen beantwortet hatte. Die Bücher verstaute ich im Wagen und griff nach der Tasche, die noch auf dem Rücksitz lag. Fias Augen richteten sich direkt auf mich, als ich ihr entgegenkam, da sie im Foyer des Hotels gewartet hatte. »Hast du für mich gepackt?«
»Sagen wir mal, ich hab’s versucht.«
»Na, ich bin gespannt.«
Als wir die Treppe in den ersten Stock nahmen, hielt ich die Schlüsselkarte hoch. »Bist du bereit?«
»Wofür?«
»Für die Nacht deines Lebens«, sagte ich gedankenverloren. Ihre Brauen schossen hoch. »Daaas … kam jetzt irgendwie blöd rüber.«
»Schon gut, ich weiß ja, wie du das meinst.« Sie zwinkerte mir zu und schlenderte einige Schritte voraus, drehte sich zu mir um, als sie den richtigen Raum entdeckt hatte. »Hierher!«
Die Tür entriegelte ich mit der Karte und sie betrat noch vor mir das dunkle Zimmer, knipste das Licht an. »Ein Doppelbett«, flüsterte sie hörbar verlegen.
Um die Stimmung zu lockern, sagte ich: »Die Nacht deines Lebens?« Für einen Moment dachte ich, ich hätte alles versaut, doch dann lachte sie und ich stieß die Tür zu, ließ die Tasche erleichtert vor das Bett fallen.
»Na klar.« Sie kam auf mich zu, kniete sich vor die Tasche. »Schauen wir mal, was du mir eingepackt hast«, flötete sie, während ich meinen Blick durch das kleine Zimmer gleiten ließ. Danach setzte ich mich auf die Bettkante. Sofia zog den Reißverschluss auf. »Hm, nett«, murmelte sie, als sie ihr Spitzenhöschen hervorzog. Es war das scharfe rosafarbene, das sie getragen hatte, als wir im Poolhaus waren. »Soll ich das anziehen … für die Nacht meines Lebens?«
»Wenn du die Nacht deines Lebens erleben willst, rate ich dir dringend, dieses echt heiße Ding anzuziehen.«
Sie bewegte sich nicht mehr und biss auf ihre Unterlippe, was meine Gedanken auf den Moment lenkte, als ich sie schmecken durfte. Auf den Moment in ihrem Bett, als ich sie das erste Mal, wenn auch nur kurz, um mich gespürt hatte.
Noch immer waren diese Augenblicke in meinen Kopf gebrannt, all die anderen Frauen nach ihr hatten sie nicht vertreiben können.
Langsam stand sie auf. Vor mir machte sie halt und führte ihre Fingerspitzen über meine Wangen. Als sie diese über meine Kopfhaut gleiten ließ, schloss ich meine Augen. Ihr fruchtiger Duft hüllte mich ein und ich legte den Kopf in den Nacken, genoss ihre Berührungen an meiner Kopfhaut. Es waren zärtliche Brührungen, schon fast unschuldige, die mein Herz zum Vibrieren brachten.
»Was hast du vor?«, flüsterte ich bald atemlos, als sie sich rittlings auf meinen Schoß setzte. Sie vergrub ihre Hände erneut in meinen Haaren, dabei schlug ich die Lider auf.
Der Blick in ihre Augen zwang mich in die Knie.
Da waren immer nur sie und ich.
Wir.
Vorsichtig legte ich meine Finger auf ihre Oberschenkel.
»Gott bist du schön«, sagte ich und in ihren dunklen Augen flackerte etwas noch Dunkleres auf. Verlangen.
Sie berührte meine Unterlippe mit ihren Fingern, während dieses herrliche Kribbeln sich in meinem gesamten Körper ausbreitete. Nur Sekunden später legte sie ihre Lippen an meine und ich öffnete meinen Mund, erwiderte ihre vorsichtigen Berührungen.
Immer nur wir …
Erst neckten wir uns zärtlich, ehe sie gieriger wurde und ihr Griff in meinen Haaren intensivierte sich. Sofia drückte ihre Hüften auf meinen Schritt und das Blut schoss nur so in meine untere Region. Ich wickelte ihre Haare um meine Hand, ballte diese zur Faust, um sie ein wenig von meinen Lippen wegzuziehen. »Vielleicht sollten wir uns das mit der Nacht unseres Lebens doch überlegen«, raunte ich und sie nickte.
»Ja. Eindeutig ja.«
»Das wollte ich hören.«
Ich stand auf und packte dabei ihre Oberschenkel, drehte mich zum Bett und sank mit ihr in die kühlen Laken. »Wir tun das nur, wenn du das wirklich willst.« Sie strich über meine Schläfe und fing meinen Blick mit ihrem ein.
»Ja … mehr als alles andere.«
Mehr musste ich nicht hören.
Hektisch zog ich mein Shirt über meinen Kopf und warf es zu Boden, bereits jetzt atemlos nahm ich ihre Lippen erneut ein. Jahrelang hatte ich mir diesen Moment vorgestellt und jetzt würde ich sie endlich bekommen. Voll und ganz.
Niemand, der uns stören könnte.
Da waren nur sie und ich.
»Komm hoch«, nuschelte ich und sie setzte sich, damit ich ihr Shirt ebenfalls ausziehen konnte, doch Fia zierte sich ein wenig. »Hey«, flüsterte ich, kämmte dabei mit den Fingern durch ihre vollen Haare. »Bist du nervös?« Sie nickte. »Ich auch«, murmelte ich an ihrem Hals, bevor ich ihr zärtlich hineinbiss, den Geschmack ihrer Haut genau aufnahm und sie meinen Namen keuchte. Schon jetzt trieb ihre sinnliche Stimme mich an den Rand des Wahnsinns.
Ich öffnete ihren BH und warf ihn ebenfalls zu Boden. Direkt fiel mein Blick auf ihre Brüste und sie legte sich zurück auf die Decke, schloss ihre Augen. Mir fiel auf, wie unsicher sie war, doch sie hatte keinen Grund, sie war atemberaubend.
Sie war immer atemberaubend.
»Fass mich an«, raunte ich. Als sie nicht reagierte, griff ich nach ihren Handgelenken und legte ihre Finger an meinen unteren Bauchbereich. Schon diese leichte Berührung entfachte das altbekannte Brennen in meinem Körper.
Während sie ihre Hände über meinen Bauch, hin zu meiner Brust gleiten ließ, beobachtete ich die Bewegungen ihrer Augen, die ihren Händen folgten.
Erneut küsste ich sie und sie drückte ihre Nägel sanft in meinen Rücken, als ich mich wieder zwischen ihre Beine presste. Nach einigen Sekunden schob sie sich mir ungeduldig entgegen. Ihre Stimme wurde heiser und ich verlor mich mit jeder Sekunde mehr in diesem Mädchen.
Hektisch öffnete ich meine Hose und sie folgte den Bewegungen meiner Hände, als ich die Jeans und direkt meine Shorts herunterzog. Sofia sah auf meine Erektion, wobei sie laut Luft holte und ich spürte ihren intensiven Blick auf mir, der die Hitze in meinem Inneren auf Höchsttemperaturen brachte.
Ich zog meine Jeans zu mir und griff in die Hosentasche, während sie mich mit einem zweifelnden Ausdruck bedachte, als ich ein Kondom herausholte.
»Hattest du geplant, mich …«
»Ich habe immer welche dabei …« Sie hob ihre Brauen. »Das klingt jetzt irgendwie noch blöder.«
Ehe ich mich versah, strampelte sie ihre Jeans und ihren Slip von den Beinen und lag völlig nackt vor mir. Ich riss die Verpackung auf und streifte das Kondom über, danach schaute ich zu der Frau, zwischen deren Beinen ich kniete.
Ich holte Luft.
Ich war nervös.
So unfassbar nervös.
»Komm endlich«, wisperte sie und streckte ihre Arme nach mir aus.
»Kein Vorspiel?«, neckte ich sie.
»Unser Vorspiel dauert schon viel zu lang.«
Wie recht sie hatte.
Wortlos positionierte ich mich zwischen ihre Beine und Fia legte eine Hand an meine Wange und küsste mich danach sanft. »Schlaf endlich mit mir«, flüsterte sie an meinen Lippen und griff zwischen unseren Körpern an meinen Schaft, sodass ich zusammenzuckte. Ihre Berührung floss durch mich hindurch, verbrannte mich innerhalb von Millisekunden. Sie dirigierte mich an ihre Mitte und langsam glitt ich in sie hinein. Ich griff mit einer Hand in ihren Nacken und dann hielten wir beide inne.
Sie sah mich an.
Und ich sie.
Ich senkte meine Lippen an ihre und begann mich zu bewegen. Jeder Stoß, ließ uns weiter verschmelzen und sie stöhnte meinen Namen, sowie ich ihren stöhnte. Jede weitere Sekunde, die wir eins waren, ließ uns lauter werden.
Es war immer nur sie.
Und sie würde es auf ewig bleiben.
»Joshua …«, wisperte sie. Wieder und wieder drang ich tief in sie ein und ich wollte, dass diese Nacht mit ihr nie vorüberging. Ich wollte sie konservieren, weil ich ahnte, dass das unsere einzige Nacht bleiben würde.
Sie zog sich um mich herum zusammen, warf den Kopf in den Nacken und ich blickte sie an, diese perfekte Frau unter mir, die stöhnte, keuchte, während ich weiter in sie stieß, während sie am ganzen Körper zitterte, verkrampfte und schlussendlich unter mir in alle Teile zerbrach.
Ein letzter Stoß, dann folgte ich ihr ins Delirium und vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, als ich in ihr kam.
Erst einige Zeit später wurden wir beide ruhiger und ich hob meinen Kopf an, küsste ihren Mundwinkel. Fia hielt die Augen geschlossen, doch lächelte. Mit ihren Fingern malte sie kleine Muster auf meinen feuchten Rücken.
Nach ein paar Minuten befreite ich mich aus Fias Griff und ich verschwand in das anliegende Badezimmer, um das Kondom zu entsorgen. Kaum war ich zurück, kuschelte sie sich direkt in meine Arme.
Als unsere Blicke sich trafen, schlang ich meine Arme um sie, drehte mich um, sodass sie auf mir saß.
Also schliefen wir erneut miteinander.
Und danach noch einmal.
Vorsichtig verteilte ich Küsse in ihrem Nacken und sie kicherte ein wenig. »Guten Morgen«, flüsterte ich ihr zu.
»Guten Morgen?«, gab sie leise zurück. »Wir müssen gleich bestimmt schon auschecken.«
Ich zog Fia weiter in meinen Arm und kuschelte mich noch dichter an sie. Wir waren nackt, somit konnte ich die Wärme ihres Körpers überdeutlich spüren.
Nach ein paar Minuten griff Sofia ihr Smartphone vom Tisch und legte es zurück. »Wir haben doch noch Zeit und sage und schreibe drei Stunden Schlaf gehabt.«
»Wenn es nach mir ginge, hätten wir gar keinen gebraucht.«
Schweigen legte sich über uns, während ich immer wieder leichte Küsse in ihrem Nacken und auf ihrer Schulter verteilte. »Darf ich dir was sagen?«, murmelte ich.
»Hm-mh«, kam es mit einem leichten Nicken zurück.
»Da warst immer nur du«, flüsterte ich an ihrer Halsbeuge und küsste sie erneut. Doch eine Antwort blieb aus, also ließ ich von ihr ab, denn irgendetwas stimme nicht, ich spürte es. Vorerst rührte Fia sich nicht, also griff ich vorsichtig an ihre Schulter, um sie zu mir zu drehen. Auf mein Lächeln bekam ich allerdings nur ein Stirnrunzeln zurück. »Was ist los?«
Ihre Augen verrieten es mir.
Es tut mir leid …
Wieder entschuldigte sie sich.
Also ließ ich sie los. »Natürlich«, sagte ich gekränkt.
»Denkst du wirklich, das würde funktionieren?«, fragte sie mich ruhig und ich hätte beinahe laut aufgelacht.
Wir setzten uns nebeneinander, lehnten am Kopfende und sie drückte die Bettdecke vor die Brust.
»Ich verstehe schon.« Resigniert starrte ich gegen die Wand mir gegenüber.
Denn ich war nur der Junge, der niemals gut genug für sie war.
Ich war der Junge, der ihr immer keuchend hinterherrannte.
Ich war der Junge, der sie niemals bekam.
»Das hätte nie passieren dürfen …«, flüsterte sie.
Und brach mir das Herz.