Die deutsch-spanischen Beziehungen waren in der Geschichte weniger spannungsreich als dies im deutsch-französischen oder auch deutsch-englischen Verhältnis der Fall war. Dies liegt natürlich zuerst in der spanischen Neutralität sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg begründet. Aber obwohl Spanien und Deutschland geografisch keine unmittelbaren Nachbarn sind, sind sie historisch enger verbunden, als es auf den ersten Blick scheint. Der deutsche Kaiser Karl V. (1519–1558) war schon seit 1516 König von Spanien, und unmittelbar nach der Entdeckung Amerikas suchten deutsche Kaufleute über die Casa de Contratación in Sevilla im Überseehandel aktiv zu werden. Die damalige Präsenz der Fugger in Spanien zeugt ebenfalls von der wirtschaftlichen Bedeutung Spaniens für das Reich. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) kämpften spanische Truppen an der Seite der Bayern und österreichischen Habsburger gegen Frankreich und Schweden, und im 18. Jahrhundert wurden unter König Carlos III. Teile Nordandalusiens und der Sierra Morena (La Carolina) mit deutschen Einwanderern besiedelt. Bis heute ist diese Anwesenheit in Familien- und Ortsnamen ersichtlich.
In Deutschland leben heute rund 130.000 Spanier, wobei (bedingt durch die Eurokrise in den südeuropäischen Ländern) über Migrationsbewegungen eine erneute Zunahme zu erwarten ist, denn während in Deutschland eine Wiederbelebung der Wirtschaft und ein Sinken der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen ist, befindet sich Spanien auf einem konjunkturellen Tiefpunkt. Seit wenigen Monaten ist in diesem Zusammenhang ein Ruf aus Deutschland zu vernehmen, dass Arbeitsplätze in bestimmten Bereichen auch von Spaniern besetzt werden könnten. Diese Einladung an die spanischen Universitätsabsolventen könnte in eine neue Migrationswelle umschlagen. Erste Anzeichen weisen schon darauf hin. In der nahen Zukunft wird sich zeigen, ob es zu einem neuen ‚Gastarbeiterphänomen‘ kommen wird oder ob sich die wirtschaftliche Situation in Spanien verbessert und die Abwanderung qualifizierter Arbeitnehmer vermieden werden kann.
In Spanien haben sich in den letzten Jahren über 500.000 deutsche Staatsangehörige dauerhaft niedergelassen; in der Mehrzahl sind es ältere Menschen, die an der Mittelmeerküste und auf den Balearen Wohnsitze erworben haben. In diesen Regionen und auf den Kanarischen Inseln kommen jährlich etwa rund 11 Mio. deutsche Touristen hinzu, die das Bild Spaniens in der Bundesrepublik und umgekehrt der Deutschen in Spanien entscheidend mitprägen.
Die politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern haben sich spätestens seit dem Beitritt Spaniens zur EG gefestigt. Regelmäßig finden seither deutsch-spanische Konsultationen und Foren statt. Die Wirtschaftsbeziehungen sind ebenfalls sehr eng. Spanien steht 2010 in der Außenbilanz des Exportweltmeisters Deutschland zwar nur auf Platz elf, im Außenhandelssaldo besetzt es aber Platz sechs. Das Land nimmt auch bei den deutschen industriellen Direktinvestitionen eine führende Position ein. In Spanien sind über 1.100 deutsche Unternehmen mit Tochterfirmen oder Beteiligungen vertreten, viele davon mit eigener Produktion. Zwar exportiert Spanien das Gros seiner Waren (18,85 % des Umsatzes) nach Frankeich, aber an zweiter Stelle folgt schon Deutschland (10,8 % des Umsatzes). Umgekehrt ist Deutschland der wichtigste Importeur nach Spanien (11,74 %), gefolgt von Frankreich (10,73 %).
Auch die kulturellen Beziehungen haben sich in den letzten Jahren intensiviert. Es besteht nach wie vor ein gegenseitiges Interesse an Kultur und Sprache, auch wenn von sehr unterschiedlichen Voraussetzungen auszugehen ist. In Deutschland wird seit etwa einem Jahrzehnt von einem Spanisch-Boom in den Schulen und an den Universitäten gesprochen, während dem Deutschunterricht in spanischen Regelschulen vergleichsweise sehr geringe Bedeutung zukommt: nur 4 % der Gymnasialschüler in Spanien lernen die deutsche Sprache, und an nur acht spanischen Universitäten (und in Zukunft werden es noch weniger sein) wird Germanistik als Studienfach angeboten. Diese Mangelsituation ist kaum zu beheben, denn da keine Nachfrage an Deutschlehrern besteht, spielt auch das Studienfach Germanistik keine wichtige Rolle. Dennoch unterhält der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zur Unterstützung des sehr aktiven wissenschaftlichen Austauschs ein Informationszentrum in Madrid, ist aber nur mit elf Lektoren an spanischen Universitäten vertreten und damit deutlich schlechter repräsentiert als in Frankreich (etwa 60 Lektoren) oder in England (57 Lektoren). Zwischen den Hochschulen beider Länder bestehen zahlreiche Kooperationsvereinbarungen. Hunderte von gemeinsamen Forschungsprojekten deutscher und spanischer Institutionen unterstreichen die intensive Zusammenarbeit. Eine wichtige Säule ist dabei die Alexander von Humboldt-Stiftung, die in Spanien eines der dichtesten Netze ehemaliger Stipendiaten überhaupt unterhält.
Deutsch ist in Spanien eine Sprache, die von Erwachsenen gelernt wird, und auch deshalb verzeichnen die beiden Goethe-Institute in Madrid und Barcelona (mit Außenstellen in Granada und San Sebastián) weltweit die höchsten Einschreibungsquoten in den Sprachkursen. In Deutschland betreibt Spanien fünf Institutos Cervantes, die eine den Goethe-Instituten entsprechende Arbeit leisten. In Spanien gibt es außerdem mehr deutsche Auslandsschulen als in den meisten europäischen Ländern, was einerseits auf die hohe Anzahl an Auslandsdeutschen in Spanien, andererseits aber auch auf die immer noch elitäre Stellung der deutschen Sprache und Kultur zurückzuführen ist. Von den schon angedeuteten Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern zeugen mit über 6.000 Schülern die deutschen Berufsschulen in Madrid und Barcelona.
Der seit Jahrhunderten bestehende Kontakt zwischen beiden Ländern führte natürlich zur Herausbildung von Selbst- und Fremdbildern bzw. von Stereotypen, die sich, wie dies dem Phänomen eigen ist, im Bewusstsein der Menschen festgesetzt haben und die Beziehung bis heute stärker mitbestimmen, als dies vielleicht zu wünschen wäre. Der galicische Journalist und Auslandskorrespondent Julio Camba (1884–1962) beschrieb schon 1916 in seiner Artikelsammlung „Alemania. Impresiones de un español“ Europa als ein Haus, in dem den Engländern und Franzosen die besseren Wohnungen vorbehalten seien, in dem sich die Deutschen erst nach der späten nationalen Staatsgründung eingefunden hätten und in dem die Spanier unter dem Dach hausten. Sie gelten als die ärmsten Bewohner, seien aber lebensfroh und deshalb am glücklichsten. Den Deutschen hingegen weist Camba Charaktereigenschaften wie Obrigkeitshörigkeit, Disziplin und Pünktlichkeit sowie intellektuelle (Kant), künstlerische (Wagner) und kulinarische Schwere zu. Solche durchaus nicht ironisch gemeinten Pointen zeigen, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts Deutschland mit Preußen und Spanien (was leicht an den stereotypen Assoziationen von Stierkampf und Flamenco-Musik ersichtlich wird) mit Andalusien gleichgesetzt wurden – Zuweisungen, die bis heute in den Fremdbildern beider Länder dominieren.
Dazu gehört auf spanischer Seite die Annahme, die Deutschen seien praktisch veranlagt und pflichtbewusst. Auch die Ordnung, welche im deutschen Alltag herrsche, wird immer wieder thematisiert. Kommt die Sprache auf den deutschen Karneval, so wird betont, dass es sich hierbei nicht um spontane Freude am Feiern, sondern um etwas vollkommen Durchorganisiertes und Ernstes handle. Im Wesentlichen kristallisieren sich drei Kategorien von Stereotypen heraus: Die Vorstellung vom barbarischen, aggressiven Deutschen, die Vorstellung vom romantischen Dichter und Denker und die Vorstellung vom tugendhaften deutschen Spießbürger. Während sich die Wesenszuschreibung des barbarischen Deutschen vorwiegend im politischen Deutschlandbild niederschlägt, taucht jene des Dichters und Denkers überwiegend im kulturellen Deutschlandbild auf, und diejenige des spießigen Deutschen manifestiert sich schließlich vor allem im Bild des deutschen Alltags.
Hinsichtlich des spanischen Selbstbildes kamen Ende des 19. Jahrhunderts Topoi auf, welche die schon in der Aufklärung ersichtliche politische Isolierung (Leyenda Negra) des Landes umzudeuten versuchten, indem sie gerade darauf – freilich größtenteils mit Blick auf die südlichen Regionen –die reizvolle Einzigartigkeit Spaniens zurückführten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beharrten intellektuelle Stimmen sowohl von innen als auch von außen auf einer völkerpsychologischen Sichtweise der spanischen Besonderheiten. 1926 definierte Ramiro de Maeztu (1874–1936) in seinem Essay „Don Quijote, Don Juan y la Celestina. Ensayos en simpatía“ den spanischen Nationalcharakter anhand der im Titel genannten fiktiven Figuren. Das Resultat war eine Mischung aus gescheitertem Idealismus (Don Quijote), undiszipliniertem Individualismus (Don Juan) und egoistischer Bereicherung gegen die Interessen der Gemeinschaft (Celestina). Der baltisch-deutsche Philosoph Hermann Graf Keyserling (1880–1946), aber auch die Romanisten Ernst Robert Curtius (1886–1956) und Karl Vossler (1872–1949) wiesen den Spaniern einen im Vergleich zu den übrigen Europäern übersteigerten ästhetischen Sinn zu und sahen das spanische ‚Wesen‘ maßgeblich durch einen christlichen Konservativismus geprägt. Sie betrachteten Spanien als Bollwerk gegen die Moderne und identifizierten in antidemokratischen Tendenzen eine Gegenbewegung zum Materialismus amerikanischer und bolschewistischer Provenienz. Der heute in Vergessenheit geratene Schriftsteller der inneren Emigration Reinhold Schneider (1903– 1958) evoziert in seinem Buch „Philipp II. oder Religion und Macht“ (1931) ein mystisches Spanienbild, das heute noch bei Cees Nooteboom („De omweg naar Santiago“, 1992) anklingt und in dessen Zentrum die Entdeckung und Conquista Amerikas durch die grandiose Weltmacht Spanien unter Karl V. und seinem Sohn Philipp II. stehen. Solche Zuweisungen sind als kulturelle Phänomene aufschlussreich, erscheinen aber heute, im Zeitalter der europäischen Integration, obsolet und spiegeln höchstens noch das in der Diktatur, als das Land für den Tourismus geöffnet werden sollte, geprägte Werbemotto „Spain is different“ wider.
1991 bemerkte der spanische Maler Antonio Saura in der Zeitschrift „El Paseante“ treffend, dass selbst „Carmen“ Ergebnis einer stereotypen Spaniensicht von außen sei. Prosper Merimées gleichnamige Erzählung, die 1845 veröffentlicht wurde, trug entscheidend dazu bei, das Spanienbild nördlich der Pyrenäen ins Exotische zu kehren. In diese Kerbe schlägt auch der im Ausland sehr erfolgreiche „Carmen“-Film von Carlos Saura (1983), der die Gemeinplätze jetzt aus spanischer Perspektive aufrollt: Im Kontext einer Themenmischung aus Liebe und Tod, Eros und Thanatos behandelt er den Stierkampf aus mythischer Sicht, und mit dem zentralen Motiv des Flamencotanzes rekurriert er auf ein weiteres Element aus der Reihe der Stereotype (und Exportgüter), durch die sich Spanien vom Rest der Welt unterscheidet. Die übertriebene Ehrproblematik, die bei Carlos Saura durchscheint und ebenfalls zu den Merkmalen der spanischen Identität gezählt werden muss, geht auf den Don Juan-Stoff zurück. Auf diesem Hintergrund werden dort bereits weitere Elemente des verbreiteten Spanienbildes installiert, die bis heute gültig sind: Frauen hinter vergitterten Fenstern, der draufgängerische capa y espada-Verführer und das Duell.
Historisch gehen die Verbindungen zwischen Deutschland und Spanien sehr weit zurück. Im weitesten Sinn könnte schon die Präsenz germanischer Stämme auf der Iberischen Halbinsel im Frühmittelalter als Beispiel eines Kulturkontakts in dieses Kapitel aufgenommen werden. Einflüsse des Westgotenreiches, aber schon früher der Sueben und Vandalen in Nordspanien sind noch heute in sprachlichen Superstraten nachzuweisen. Die Mauren auf der Iberischen Halbinsel unterhielten diplomatische Beziehungen zu den Sachsenkaisern, bekannt ist etwa die Gesandtschaft des ostfränkischen Mönchs Johannes von Gorze im Jahre 953 nach Córdoba, der damals mit über 100.000 Einwohnern größten Stadt in Europa. Johannes wurde vom Kalifen Abbar-Rahman III. empfangen, und sein Aufenthalt am Hof markierte den Beginn eines Transfers von arabischen und jüdischen Schriften ins Reich. Aber auch zu den christlichen Herrschern Spaniens, die die Halbinsel bis Ende des 15. Jahrhunderts zurückeroberten, bestanden Verbindungen. Der kastilische König Alfons der Weise (1221–1284) war Enkel des deutschen Königs Philipp von Schwaben und einer der designierten Herrscher im Interregnum. Im Verlauf der Reconquista reisten Ritter und Architekten in die christlichen Königreiche im Norden und in Zentralspanien, und während des gesamten Mittelalters herrschte ein reger Austausch auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
Im spanischen Siglo de Oro kam es durch den Amerikahandel zu wichtigen Beziehungen mit der Hafenstadt Hamburg, die auch den Import von Kulturgütern begünstigten. Dazu gehörten beispielsweise fragmentarische „Don Quijote“-Übersetzungen, die allein zwischen 1690 und 1800 als Textgrundlagen von 21 deutschsprachige Opern fungierten. Modelle literarischer Gattungen wurden ebenfalls aus Spanien nach Europa exportiert: Schäferromane, Schelmenromane und der moderne Ritterroman. Die deutsche Übersetzung des „Amadís de Gaula“ gehörte zu den meist gelesenen Büchern im 16. Jahrhundert. Auch im 18. Jahrhundert nahm das Spanieninteresse in Deutschland trotz der Leyenda Negra nicht ab. Lessing beschäftigte sich mit spanischer Literatur und Philosophie, Herder übersetzte den „Cantar del mío Cid“, und auch die Bewunderung für Cervantes und Calderón de la Barca setzte schon Mitte des 18. Jahrhunderts ein. Sie kann über das 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart weiterverfolgt werden und führte schon in der Romantik zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Spanien, die bald über die Beschäftigung mit der Literatur hinauswuchs. Spanien und die Spanier wurden in der Goethezeit außerdem für ihren Mut im Kampf gegen Napoleon bewundert. Einen weiteren Höhepunkt in den deutsch-spanischen Beziehungen stellte 1870 Bismarcks diplomatischer Schachzug gegen Frankreich dar. Er schlug nach Absprache mit der spanischen Regierung den preußischen Prinz Leopold aus der katholischen Seitenlinie der Hohenzollern-Sigmaringen als Kandidat auf den seit 1868 vakanten spanischen Königsthron vor und schuf damit in bewusster Absicht den Anlass für den preußisch-französischen Krieg.
In der Geschichte der Kulturmodelle, die aus Deutschland nach Spanien importiert wurden, spielte im 19. Jahrhundert der krausismo, d.h. das Denksystem des in Deutschland so gut wie vergessenen Kantepigonen Karl Christian Friedrich Krause (1781–1832), für die Reformierung und Modernisierung des spanischen Erziehungswesens eine wichtige Rolle. 1843 plante der liberale Minister Pedro Gómez de la Serna, an der Universidad Central in Madrid eine Professur für Philosophiegeschichte einzurichten. Als Kandidat schlug er Julián Sanz del Río (1814–1869) vor, die Ernennung wurde jedoch von einem längeren Studienaufenthalt in Deutschland abhängig gemacht. Sanz del Río ging nach Heidelberg, wo er 1843/44 bei Hermann Freiherr von Leonhardi und Karl David August Röder, Schüler des idealistischen Philosophen Krause, Vorlesungen hörte. Er brachte die Ideen einer humanitären Kosmologie mit nach Spanien, wo sie unter progressiven Vorzeichen rezipiert wurden. Diese bekannte Geschichte eines Zufalls hat natürlich einen komplexeren Hintergrund und reiht sich in die Modernisierungstendenzen seit Verabschiedung der liberalen Verfassung von 1812 ein.
Die vom krausismo ausgehende Modernisierung verdeutlicht auch die Kulturdebatte zwischen Sanz del Ríos Schüler Gumersindo de Azcárate (1840–1917) und dem konservativ eingestellten Marcelino Menéndez y Pelayo (1856–1912): Azcárate, Begründer der Zeitschrift „Revista de España“, vertrat die These, dass die spanische Dekadenz in Kultur, Philosophie und Wissenschaft auf die von der Inquisition auferlegte religiöse Abschottung Spaniens zurückzuführen sei. Menéndez y Pelayo, als Philologe, Direktor der Nationalbibliothek und Herausgeber der „Revista de Europa“ eine zentrale Persönlichkeit im spanischen Kulturleben der Restauration, antwortete polemisch, der Beginn der spanischen Dekadenz stehe in zeitlicher Übereinstimmung mit der Rezeption des Gedankenguts der französischen Aufklärung, mit der Verfassung von Cádiz, mit der Säkularisierung der Kirchengüter, mit der Gründung des bürgerlich-liberalen Ateneo in Madrid (1835) und eben mit der Reise Sanz del Ríos nach Deutschland. Menéndez y Pelayo forderte als Führer des konservativen Lagers, den katholischen Glauben, wie er im spanischen Nationalcharakter verankert sei, zum einzigen Maßstab des kulturellen Lebens zu erheben. Die Restauration von 1875 verschaffte seinen Forderungen Gehör, geistesgeschichtlich leistete jedoch der krausismo dem Liberalismus in Spanien wertvolle Dienste. Nicht nur die Thesen Krauses zum Besitzrecht oder zur politischen und sozialen Organisation passen genau in den Erwartungshorizont des gemäßigten spanischen Bürgertums. Auch in ästhetischer Hinsicht konnten die spanischen Intellektuellen der neoidealistischen Schule viel abgewinnen, was etwa im Gedankengut der Generación del 98 ersichtlich wird. Die Zukunft der Bewegung wurde 1876 durch die Gründung der Institución Libre de Enseñanza (ILE) durch Francisco Giner de los Ríos (1839–1915) über die Jahrhundertwende hinaus bis zum Ende der Zweiten Republik gesichert. Aus dem Geist der krausistas entstanden weitere bildungs- und kulturrelevante Einrichtungen, u.a. 1907 die Junta para Ampliación de Estudios e Investigaciónes Científicas (JAE), das Museo Pedagógico und die Residencia de Estudiantes. Erster Präsident der Junta war der Nobelpreisträger für Medizin Santiago Ramón y Cajal (1852–1934). Wie der Philosoph José Ortega y Gasset gilt er als Vertreter des modernen, europäischen Spaniens und setzte sich für Veränderungen im Wissenschafts- und Universitätsbetrieb und im Erziehungswesen überhaupt ein.
Neben der erwähnten Reise Sanz del Ríos nach Heidelberg wirkte sich auch Ortega y Gassets Studienaufenthalt in Deutschland (1905–1908 in Berlin und Marburg) auf die spanische Kulturentwicklung, auf die Reformierung der spanischen Universität, auf die Gründung von Zeitschriften und somit auf den Aufbau einer deutschen Referenz in Spanien generell aus. Von Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts beantragten und erhielten zahlreiche spanische Intellektuelle Stipendien an deutschen Universitäten und leisteten als Vermittler in den verschiedensten Bereichen (Übersetzung, Journalismus, Wissenschaft, Lehre etc.) wichtige Beiträge zum deutsch-spanischen Kulturaustausch. Bis zum Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs, als diese Aktivitäten über Jahrzehnte ausgesetzt wurden, finanzierte die Junta para Ampliación de Estudios 769 Auslandsstipendien nach Deutschland (davon 273 in Medizin), eine beachtenswerte Zahl, die zwar nicht an die 1216 Stipendien nach Frankreich heranreicht, aber die Missionen nach Großbritannien (349) oder in die USA (162) weit übertrifft.
Recht einfach zu verstehen ist die Rolle der deutschen Kultur im Modernisierungsprozess Spaniens, wenn man die skizzierte Bedeutung des deutschen Geisteslebens für die liberalen Intellektuellen bedenkt. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass germanophile Einstellungen ebenfalls unter Spaniern konservativer Prägung verbreitet waren. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern spitzten sich während des Ersten Weltkriegs, in dem sich die spanische Regierung neutral verhielt, dermaßen zu, dass von einem ideologischen Bürgerkrieg die Rede sein kann. Die geistigen Eliten linker Couleur forderten Parteinahme und Unterstützung für Frankreich, die Rechte wollte an Deutschlands Seite in den Krieg ziehen. Dies ist der Grund für die Spaltung der Intellektuellen in francófilos und germanófilos, eine Trennung, die bis zum Ende des Franquismus bestehen blieb. Im Groben galt die Gleichsetzung der germanófilos (Jacinto Benavente oder Eugenio d’Ors) mit konservativen, monarchischen und militärischen Überzeugungen; sie waren Anhänger der Einheit von Staat und Kirche und entwickelten auch aus diesem Grund antifranzösische Gefühle. Auf der anderen Seite verteidigten die Linksliberalen (Miguel de Unamuno oder Ramón Pérez de Ayala), die allerdings auch dem deutschen Geistesleben verhaftet waren, die Errungenschaften der Französischen Revolution. Das republikanische System und die Trennung von Staat und Kirche wurden als nachahmungswürdig angesehen. Aus historischen Gründen bis heute kulturell und politisch stark an Frankreich orientiert, führte Spanien den preußischen Sieg von 1870/71 auf angeblich typisch preußische Tugenden wie Disziplin und Gehorsam zurück und bediente damit ein Klischee, das seither den Katalog der deutschen Eigenheiten anführt.
Die Affinität zur deutschen Wissenschaft war in beiden Lagern vorhanden. Deutschland stand seit Ende des 19. Jahrhunderts und zumindest bis zum Ersten Weltkrieg im Ruf, die besten Geisteswissenschaftler (vornehmlich Philosophen), Naturwissenschaftler, Mediziner Pädagogen und Juristen auszubilden. Deutschland war damals als Wissenschaftsstandort weltweit führend, man erinnere sich nur an die Reihe von Nobelpreisträgern und die erfolgreiche Forschung im naturwissenschaftlich-grundlagenorientierten Universitätsstudium. Aber auch über die akademische Welt hinaus schaute man in Spanien auf die Entwicklung in Deutschland, was sich auch darin zeigt, dass die Verfassung der spanischen Zweiten Republik stark an die Verfassung der Weimarer Republik angelehnt ist. Aber nicht nur von spanischer Seite bestand Interesse, die Beziehungen zwischen beiden Staaten zu pflegen. Aus der Sicht von Deutschen ideologisch sehr unterschiedlicher Kreise besaß auch Spanien Modellcharakter. Der schon erwähnte Romanist Ernst Robert Curtius sah in der Krisenüberwindung Spaniens nach dem Desaster von 1898 ein mögliches Exempel für Deutschlands Bewältigung der Krise von 1918/19. Aus dem linken Lager berichtete Ernst Toller, als das Scheitern der Weimarer Republik nicht mehr zu leugnen war, in deutschen Zeitschriften hoffnungsvoll über die Errungenschaften der jungen spanischen Republik, quasi um die eigenen Landsleute zu ermuntern, diesem Beispiel zu folgen.
Diese Zweite Republik schickte den renommierten Philologen Américo Castro als Botschafter nach Berlin, ein Zeichen für die Bedeutung, die man in Madrid der Beziehung zur Weimarer Republik beimaß. Nach der Machtergreifung Hitlers Anfang 1933 änderten sich jedoch die Vorzeichen der deutsch-spanischen Beziehungen, und durch sein Eingreifen in den spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Franquisten im Juli 1936 trug das „Dritte Reich“ zum Sieg der spanischen Putschisten bei. Im März 1937 zerstörte die Legion Condor, Hitlers Luftwaffencorps, das auch beim Transport der rebellierenden Truppen Francos von Marokko auf das spanische Festland mithalf, die baskische Stadt Durango und einen Monat später Gernika. Hitlerdeutschland warf 21 Mio. Tonnen Bomben über Spanien, insgesamt kamen 600 Flugzeuge und 19.000 deutsche Soldaten zum Einsatz. Es ist klar, dass der Spanische Bürgerkrieg als Generalprobe des Zweiten Weltkriegs fungierte, weitere Gründe für die deutsche Intervention waren ideologischer und politischer sowie auch wirtschaftlicher Natur. Das Engagement der Spanienkämpfer für die Zweite Republik in den internationalen Brigaden, unter denen sich auch zahlreiche Deutsche, Österreicher und Schweizer befanden, konnte den Sieg Francos nicht verhindern.
Spanien sollte Deutschlands Verbündeter im Zweiten Weltkrieg werden. Zwar blieb das Land im internationalen Konflikt erneut neutral, aber Franco unterstützte 1941 Hitlers Überfall auf die Sowjetunion mit der Entsendung der División azul, die sich aus falangistischen Freiwilligenverbänden zusammensetzte. Außerdem lieferte das Land für die Rüstungsindustrie Rohstoffe aus den Bergbaugebieten Nordspaniens. Nach 1945 distanzierte sich das Regime vom Nationalsozialismus, und dank des Kalten Krieges konnte die Diktatur schon bald auf eine erfolgreiche Anknüpfung an den Westen hoffen. Zwar blieb Spanien von den Kriegshilfen des Marshallplans für Europa ausgeschlossen (Luis García Berlangas Film „Bienvenido, Mr. Marshall“ ironisiert diese Tatsache hervorragend), aber schon 1952 wurden wieder diplomatische Beziehungen zu Deutschland aufgenommen. Bezeichnend für die frühen Nachkriegsverhältnisse war es, dass ehemalige Nazifunktionäre mit Hilfe der katholischen Kirche über Spanien nach Lateinamerika in Sicherheit gebracht wurden. Im Land selber konnten sich zahlreiche Nationalsozialisten versteckt halten und eine neue Existenz aufbauen, wie dies in Zeitungsberichten und Dokumentarfilmen schon Ende der 90er Jahre nachgewiesen wurde. Diese Tatsache einerseits und die zahlreichen in den 60er Jahren nach Deutschland strömenden spanischen Gastarbeiter‘ andererseits zeigen noch einmal, unter welch verschiedenen ideologischen Vorzeichen sich die deutsch-spanischen Beziehungen in der Geschichte gestaltet haben.
Ende der 60er Jahre rebellierten die Studenten europaweit, und auch in Spanien wurde die Opposition dieser gesellschaftlichen Gruppe gegen den Diktator immer stärker. Hans Magnus Enzensberger stellte damals einen Bezug zu den aktuellen Verhältnissen in Deutschland her und nahm den Kampf der Anarchisten gegen den Putschisten Franco im spanischen Bürgerkrieg zum Anlass, um die 68er-Bewegung zu kommentieren. Die spanischen Anarchisten, von denen zum Zeitpunkt der Entstehung des Romans „Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod“ (1972) einige noch im südfranzösischen Exil lebten, stilisierte er im Kontrast zu den vom Wirtschaftswunder verwöhnten Studenten seiner Zeit zu authentischen Freiheitshelden.
Nach Francos Tod begann in Spanien die schwierige und gewalttätige Übergangsphase in die Demokratie, heute als Transición bekannt. In der jüngsten deutschen Geschichte gilt der Mauerfall von 1989 als das herausragende Ereignis, das ebenfalls einen wichtigen Prozess, die Wiedervereinigung, einleitete. Abschließend soll nun gezeigt zeigen werden, welch zentrale Bedeutung diesen Entwicklungen im jeweiligen Land zukam, weil sich daran auch die jüngsten Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland exemplifizieren lassen.
Als in Spanien ab 1976 die Weichen für eine demokratische Eingliederung in Europa gestellt wurden, waren es vornehmlich die SPD und die Friedrich-Ebert-Stiftung, die von allen internationalen Verbänden und Institutionen am schnellsten mit einem breit angelegten Unterstützungsprogramm reagierten, und zwar schlicht aus der Besorgnis heraus, dass – wie kurz vorher in der portugiesischen Nelkenrevolution der Fall – kommunistische Parteien stärkeren Einfluss auf die Demokratisierung des Landes ausüben könnten. Vor allem Willy Brandt sorgte als Vorsitzender der Sozialistischen Internationalen dafür, dass die Gewerkschaft UGT und die sozialistische Partei PSOE umfassende Hilfe materieller und ideeller Art erhielten. Insofern ist Walther Berneckers in mehreren Veröffentlichungen vertretene These, dass politische Kräfte aus Deutschland am Gelingen der Transición beteiligt waren, durchaus plausibel.
Im Oktober 1974 traf Willy Brandt zum ersten Mal mit Felipe González, dem künftigen Generalsekretär der PSOE und späteren Ministerpräsidenten Spaniens, zusammen. Diese Begegnung, die den Grundstein für eine fruchtbare Beziehung zwischen den beiden Politikern und ihren Parteien legte, war so stark, dass der sozialistische Führer zuweilen sogar als „Sohn Willys“ bezeichnet wurde. 1981 spielte González diese Beziehung herunter, als er auch Olof Palme und Bruno Kreisky als Ziehvätern nannte, aber nach Brandts Tod am 8.10.1992 war er es, der beim Staatsakt im Berliner Reichstagsgebäude die Trauerrede hielt.
Im Gegensatz zu den portugiesischen und französischen Sozialisten, die während der Transición Anhänger einer verstärkten Zusammenarbeit auch mit den Kommunisten in Spanien waren, konzentrierten sich die sozialdemokratischen Parteien in Deutschland und im Norden Europas ausschließlich auf die Unterstützung des PSOE. Schon 1976 eröffnete die Friedrich-Ebert-Stiftung als erste deutsche politische Stiftung ein Büro Madrid. Nach Angaben des damaligen Leiters Dieter Koniecki flossen zwischen 1976 und 1980 etwa 2,7 Mio. DM, das sog. oro del Rin, nach Spanien und in die Kassen der spanischen sozialistischen Partei, davon wahrscheinlich auch Gelder aus der Flick-Parteispendenaffäre. Aber nicht nur die SPD und ihre Stiftung ließen Spanien umfangreiche Unterstützung zukommen, sondern auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und andere deutsche Gewerkschaften überwiesen allein zwischen 1976 und 1977 rund 400 Mio. Peseten an die sozialistische Gewerkschaft UGT. Sowohl Franco-Anhänger als auch Kommunisten warfen der Friedrich-Ebert-Stiftung im Nachhinein vor, sich mit dem Geld zu sehr in innerspanische Angelegenheiten eingemischt zu haben. Koniecki entgegnete 1984 in einer „Spiegel“-Reportage, er verstehe seine Arbeit als eine kleine Wiedergutmachung für die großen Investitionen, mit denen Hitler-Deutschland Franco unterstützt habe, um die frei gewählte, demokratische Regierung der Republik zu stürzen.
Inhaltlich bedeutend sind die sozialen Foren, die Dieter Koniecki zwischen 1978 und 1988 organisierte, nämlich politische Treffen, auf denen über Fragen des Arbeits- und Streikrechts und über gewerkschaftliche Rechte in Unternehmen diskutiert wurde. Die Stiftung beteiligte sich 1978 auch an der Verfassungsdebatte und führte Seminare über in der spanischen Gesellschaft relevante Themen wie z.B. die katholische Kirche oder Fragen der Abtreibung durch. Seit dem Beginn ihrer Tätigkeit im Jahre 1976 bis 1984 finanzierte die Stiftung in Spanien mehr als 1500 Kurse, Seminare und Konferenzen und entfaltete eine Geschäftigkeit, die an ähnliche Aktivitäten in der Zwischenkriegszeit erinnert, als spanische Institutionen, wie oben erwähnt, eine enge Vernetzung mit dem Ausland suchten, um nach Jahrzehnten der geistigen Stagnation in einer veränderten politischen Situation Ideen und Impulse von außen aufzugreifen.
Helmut Schmidt sprach sich in den späten 70er Jahren und vor dem Hintergrund der Kandidatur Spaniens für den Beitritt in die Europäische Gemeinschaft dafür aus, das Land in der Situation der Transición durch privilegierte Handelsabkommen zu fördern. Frankreich hingegen lehnte zunächst Spaniens Mitgliedschaft in der EG ab. Auch Helmut Kohl, der nächste Bundeskanzler, trat zu Beginn der 80er Jahre entschieden für die Integration Spaniens in Europa ein. Auf dem Treffen des Europäischen Rates im Juni 1983 in Stuttgart wurde dann die Erweiterung der Gemeinschaft beschlossen. Für den Eintritt Spaniens in die EG, die 1986 Wirklichkeit wurde, war die deutsche Hilfe entscheidend. Im Gegenzug, so lässt sich vermuten, kam es in der Folge zu einer Annäherung zwischen Spanien und Deutschland und einer verstärkten spanischen Unterstützung der deutschen Politik in Europa.
Nicht einmal vier Jahre später konnte Spanien seine Kooperationsbereitschaft unter Beweis stellen, als 1989 die Berliner Mauer fiel und sich die historisch einzigartige Situation einer möglichen deutschen Wiedervereinigung bot. Und so wie Deutschland Spanien auf dem Weg in die Demokratie und nach Europa unterstützt hatte, verteidigte auch Spanien von Anfang an die deutsche Wiedervereinigung auf internationaler Ebene. Der vor kurzem verstorbene Jorge Semprun, NS-Häftling in Buchenwald und eine zentrale Gestalt der europäischen Intellektuellen, sprach sich schon vor 1989 für die deutsche Wiedervereinigung als Vorbedingung des europäischen Friedensprozesses aus und wies Deutschland als Schauplatz zweier totalitärer Systeme eine besondere europäische Aufgabe zu. Felipe González, immer noch spanischer Ministerpräsident, als 1989 die Berliner Mauer fiel, führte gleich in der Nacht des 9. November zwei Telefongespräche nach Deutschland, eines mit Helmut Kohl und eines mit Willy Brandt. Beiden Politikern sicherte er die spanische Unterstützung beim Prozess der Wiedervereinigung zu und gratulierte als erster Regierungspräsident den Deutschen zu dem epochalen Ereignis. Als Helmut Kohl am 8. Dezember desselben Jahres auf dem EG-Gipfel in Straßburg seine zehn Punkte zur deutschen Wiedervereinigung vorlegte, wurden Bedenken der Alliierten des Zweiten Weltkriegs und Italiens laut. Spaniens Position war vorbehaltlos positiv, was natürlich wegen der zumindest offiziellen Neutralität des Landes im Zweiten Weltkrieg leichtfiel. Als Detail sei noch angemerkt, dass 2009 zum 20. Jahrestag des Mauerfalls der Stadt Berlin der renommierte Preis Príncipe de Asturias de la Concordia verliehen wurde. Dabei erinnerte sich der damalige Berliner Bürgermeister Diepgen, dass Spanien einer der wenigen Staaten gewesen sei, die die Wiedervereinigung rückhaltlos unterstützten.
Natürlich wurden damals auch in Spanien Gegenstimmen laut. Dabei standen Positionen im Vordergrund, die eine mögliche Wiedererlangung deutscher Größe und Macht als Bedrohung wahrnahmen. Es kam die These einer Germanisierung Europas auf, die übrigens in der gegenwärtigen Krisensituation in Südeuropa angesichts der wirtschaftlichen Führungsrolle Deutschlands erneut vertreten wird. Aber insgesamt kann man sowohl von der Achtung der Spanier vor dem gelungenen Prozess der Wiedervereinigung als auch von der Anerkennung der Deutschen für den erfolgreichen Demokratisierungsprozess der Transición sprechen. Dies zeigt sich in der spanischen Begeisterung für die Hauptstadt Berlin wie in dem (über den Massentourismus hinaus gehenden) Interesse der Deutschen an Städten wie Barcelona oder Madrid und deren movida. Schon 1991 war Spanien Schwerpunktthema auf der Frankfurter Buchmesse. 1992 wurde Madrid europäische Kulturhauptstadt, Sevilla richtete die Weltausstellung aus und Barcelona die Olympischen Spiele. Spätestens zu dieser Zeit rückte Pedro Almodóvar weltweit zum Kultfilmregisseur auf, und in Deutschland bezeichnete Marcel Reich-Ranicki Javier Marías als einen der vielversprechendsten Literaturtalente der Gegenwart. Diese Fakten liegen zwar schon einige Jahrzehnte zurück, wirkten sich aber nachhaltig auf das eingangs als positiv bezeichnete deutsch-spanische Verhältnis aus.