10. KAPITEL
Im Lauf der folgenden Tage gewöhnte Chloe sich an den Gedanken, dass sie dabei war, sich in Ramsey zu verlieben. Jede Nacht teilten sie das Bett miteinander, standen vor Sonnenaufgang auf und bereiteten gemeinsam das Frühstück für die Männer zu.
Während dieser Zeit erzählte er ihr bereitwillig aus seinem Leben als Schafzüchter und beschrieb ihr die Mitglieder seiner Familie. Fünf seiner Geschwister waren unter sechzehn Jahre alt gewesen, als seine Eltern ums Leben gekommen waren – Megan, Gemma, die Zwillinge Adrian und Aiden und seine Schwester Bailey. Zane war damals in seinem letzten Collegejahr. Für seinen Cousin Dillon, der vier Geschwister hatte, war die Situation ganz ähnlich gewesen.
Chloe erfuhr außerdem, dass Adrian und Aiden sowie deren Cousin Stern gerade ihr letztes Jahr in Harvard absolvierten.
Allein wegen der Schicksalsschläge, die Ramsey und Dillon hatten erleben und meistern müssen, bewunderte sie die beiden Männer.
Überdies hatte Ramsey sie während ihrer Spatziergänge auf der Ranch und den Weiden auch in die Kunst der Schafzucht eingeweiht. Fasziniert hatte sich Chloe alles erklären lassen.
Nachdem sie den letzten sauberen Topf an den Haken gehängt hatte, drehte sie sich um und lächelte. Ramsey betrat die Küche gerade durch die Hintertür. Schnell eilte er quer durch den Raum und umarmte Chloe, um ihr einen langen Kuss zu geben.
Völlig im Kuss versunken, vergaß sie für einen Moment, dass sie sich damit den Abschied nur noch schwerer machte. Es würde hart für sie werden, nach dem Wochenende einfach so zu gehen. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Also schlang sie ihm die Arme um den Hals und küsste Ramsey noch leidenschaftlicher.
Einige Augenblicke später löste er sich von ihr, lehnte sich einige Zentimeter zurück und flüsterte: „Wieso schmeckst du nur immer so unglaublich süß?“
Seine Worte berührten sie tief. Er klang so aufrichtig, so als ob er tatsächlich eine Antwort erwartete. Doch sie hatte keine darauf. Also schüttelte sie den Kopf, hob das Kinn und lächelte ihn an. „Aus dem gleichen Grund, aus dem du so köstlich schmeckst.“
Um ihm zu demonstrieren, was sie meinte, fuhr sie ihm mit der Zungenspitze ganz sachte über die Mundwinkel.
„Vorsicht, damit bringst du dich in Schwierigkeiten“, raunte er ihr warnend zu und zog sie noch fester an sich.
Sie lächelte. „Wenn du das sagst.“
„Ich könnte es dir beweisen.“ Er trat einen Schritt zurück. „Aber nicht jetzt. Denn wir sind zum Dinner eingeladen.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Zum Dinner?“
„Ja, mein Cousin Dillon und seine Frau Pamela würden dich gerne kennenlernen.“
Panik erfasste Chloe. Sie wollte nicht noch mehr seiner Angehörigen in ihr Täuschungsmanöver mit hineinziehen. Dafür hatte Chloe sie alle viel zu gern.
„Wieso möchtest du, dass ich sie kennenlerne?“, fragte sie. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Mann, der Ramsey so nahestand, wirklich treffen wollte.
„Sie haben jede Menge Gutes von dir gehört.“
Verlegen blickte Chloe zu Boden. Normalerweise wäre sie stolz gewesen, wenn der Mann, den sie liebte, ihr eröffnet hätte, dass seine Familie sie mochte. Doch in diesem Fall war sie es nicht. Denn wenn die Wahrheit ans Licht käme, dann würde nicht nur Ramsey, sondern auch seine Familie sehen, dass sie alle hinters Licht geführt hatte.
„Und? Begleitest du mich zum Dinner bei Dillon und Pamela?“
Ein Teil von ihr suchte nach einer Ausrede, um nicht mitkommen zu müssen. Vielleicht sollte sie Migräne oder so etwas vorschützen. Doch das wäre albern. Auch wenn sie es eigentlich nicht verdiente, wollte sie alles von ihm. Chloe wollte mehr über den Mann, in den sie sich verliebt hatte, erfahren. Und sie wollte die Menschen kennenlernen, die er liebte und die ihn liebten.
Sie holte tief Luft und sagte schließlich: „Ja, ich werde dich begleiten.“
Ramsey konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal eine Frau zu seiner Familie mitgenommen hatte. Selbst zu dem Wohltätigkeitsball, den die Westmoreland-Stiftung jährlich veranstaltete, kam er für gewöhnlich allein. So hatte er sich stets wohler gefühlt. Außerdem gab es schließlich genug Westmorelands, die es liebten, mit einer Frau am Arm im Rampenlicht zu stehen.
Er wusste nicht einmal mehr, ob er Danielle zum Dinner mitgenommen hatte, als sie noch ein Paar gewesen waren. Wahrscheinlich war er nur so lange mit ihr zusammen gewesen, weil sie seiner Familie gefallen hatte. Und weil sie auf ihn gewartet hatte, während er das College beendete. Damals hatte er wohl gedacht, dass es das Mindeste wäre, sie zu heiraten.
Langsam ließ er den Blick durch den Raum schweifen und sagte sich, dass dies hier keine familiäre Pflichtveranstaltung war. Dillon und Pamela hatten ihn und Chloe einfach nur zum Dinner eingeladen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, plötzlich seinen drei Schwestern gegenüberzustehen, die ihn angrinsten. Noch war er darauf gefasst gewesen, Zane, Derringer und Jason an diesem Abend zu begegnen. Dass Callum ebenfalls da war, überraschte ihn nicht mehr. Der Mann nahm jede Gelegenheit wahr, um in Gemmas Nähe zu sein.
„Dass du nicht auf das Cover dieses Magazins willst, geschenkt. Aber vermassle es bloß nicht mit Chloe, Ram. Ich mag sie“, sagte Bailey.
Ram drehte sich um und sah seine kleine Schwester an. „Und was genau magst du so an ihr?“, fragte er neugierig.
„Sie passt zu dir.“
Er war überrascht. Eigentlich hatte er mit einem längeren Vortrag gerechnet, nicht aber mit drei kleinen Worten. Doch so einfach sollte Bailey ihm nicht davonkommen. „Inwiefern?“
Baily zuckte die Schultern. „Sie ist schön, du bist sympathisch. Sie kann kochen, du nicht. Sie ist offen, du bist verschlossen.“ Fragend hob sie eine Augenbraue. „Noch was?“
„Nein.“
„Wir wissen, dass du die Angewohnheit hast, Dinge auszusitzen, Ram. Aber wenn du an ihr interessiert bist, dann solltest du vielleicht einen Zahn zulegen.“
Nun war er derjenige, der erstaunt aufsah. „Was macht dich so sicher, dass ich sie mag?“, fragte er sie und blickte zu Chloe und Pamela hinüber, die sich in einer Ecke des Wohnzimmers miteinander unterhielten. Die beiden sahen aus, als seien sie gute Freundinnen.
„Ist sie gerade hier oder nicht? Das sagt eigentlich eine ganze Menge, finde ich.“ Ohne noch etwas hinzuzufügen, ging Bailey davon.
Ramsey hatte das starke Bedürfnis, ihr hinterherzulaufen und ihr zu erklären, dass sie die Dinge völlig falsch sah. Doch als sein Blick wieder auf Chloe fiel, fragte er sich, ob nicht vielleicht doch etwas an Baileys Worten dran war.
An diesem Abend war es nicht das erste Mal, dass Chloe Ramsey einen verstohlenen Blick zuwarf, bevor sie sich wieder der Unterhaltung widmete.
Und mehr als einmal war er ihrem Blick begegnet und hatte ihr ein Lächeln geschenkt, bei dem sie weiche Knie bekommen hatte.
„Dann haben Sie also keine Geschwister, Chloe?“
Chloe sah Gemma an und lächelte. Die Westmorelands wollten sie offenbar wirklich kennenlernen. Sie wollte nicht mehr lügen. „Nein, ich bin Einzelkind. Allerdings nicht mehr lange. Mein Vater wird in einigen Monaten heiraten. Seine Frau hat einen Sohn und eine Tochter.“
„Und das ist kein Problem für Sie?“, fragte Bailey.
Chloe lachte. „Aber nein. Dad war so lange allein. Meine Mutter starb, als ich noch sehr klein war. Ich finde, es ist längst an der Zeit, dass er ein neues Leben beginnt.“
Dann erzählte Megan, wie ihr Tag als Narkoseärztin aussah. Chloe ließ ihren Blick wieder zu Ramsey wandern, der in ein Gespräch mit Dillon vertieft war.
Als Ramsey ihren Blick erwiderte, ging er ihr durch und durch. Trotz des Abstandes zwischen ihnen spürte sie die Hitze, die von Ramsey ausging. Er flüsterte Dillon kurz etwas ins Ohr und kam dann auf sie zu.
Als er bei ihr war, entging seinen Schwestern nicht, wie er ihre Hand nahm. „Vielen Dank für das wunderbare Dinner, Pamela. Chloe und ich möchten uns jetzt verabschieden.“
Vielsagend sah Chloe ihn an.
Pamela schaute auf die Uhr. „Ist doch noch gar nicht so spät. Seid ihr sicher, dass ihr schon gehen wollt?“
Ramsey lächelte. „Ja, ganz sicher.“
Später in der Nacht war Ramsey hellwach und betrachtete Chloe, die fest schlief. Kaum dass sie Eingangtür hinter sich geschlossen hatten, waren sie übereinander hergefallen.
Er hatte sie mit einer Kraft und Leidenschaft geliebt, die ihn selbst überwältigt hatte, während sie sich mit der gleichen Lust unter ihm gewunden und sich mit der gleichen Bedingungslosigkeit ihrem Liebesspiel hingegeben hatte.
Je mehr sie gefordert hatte, desto mehr hatte er ihr gegeben. In dem Moment, in dem die höchste Lust die Tiefen seiner Seele berührt hatte, war ihm klar geworden, dass es nicht mehr länger nur um normalen Sex ging. Es ging verdammt noch mal um so viel mehr, dass das Wort normal nicht annähernd das traf, was sie miteinander teilten. Nichts von dem, was zwischen ihnen geschah, war gewöhnlich. Es war die atemberaubendste Erfahrung, die er jemals gemacht hatte.
Und nun wusste er auch, warum.
Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich eine feste Beziehung mit einer Frau. Und er wusste, dass die Gefühle, die er für Chloe empfand, nicht rein sexueller Natur waren. Der nächste Tag würde ihr letzter offizieller Arbeitstag auf der Ranch sein. Obwohl sie ihm versprochen hatte, das Wochenende mit ihm zu verbringen.
Seine Männer würden sie sehr vermissen, so viel war klar. Und das nicht nur wegen der köstlichen Mahlzeiten, die sie für sie zubereitet hatte. Seine Männer würden den Menschen vermissen, den sie im Laufe der letzten Wochen kennen und schätzen gelernt hatten. Der sich mit großer Freude um ihr Wohl gekümmert hatte.
Ramsey beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. In der letzten Woche hätte er noch nicht sagen können, was mit ihm geschehen war. Doch nun wusste er es: Er liebte diese Frau. Von ganzem Herzen.
Aber er wusste auch, dass dies leicht gesagt war. Vielleicht wollte sie ja gar keine Beziehung mit ihm, die eine Zukunft hatte. Vielleicht mochte sie ihr Leben, so wie es war – ohne Verpflichtungen, mit Affären. Dieser Ex von ihr, dieser Daren, hatte sie möglicherweise für feste Bindungen verdorben. Aber in diesem Fall würde er, Ramsey, alles tun, um sie zu überzeugen, dass eine ernste Beziehung nicht schlecht sein musste.
Ihm war klar, dass er sich dafür ziemlich ins Zeug legen musste.
Doch er wusste auch, was er wollte, und es gab keine Ausrede, es nicht zu versuchen. Plötzlich hatte er ein Ziel vor Augen. Er wollte alles daransetzen, dass Chloe Burton nächstes Jahr um diese Zeit für immer das Bett mit ihm teilen würde.
„Alles in Ordnung, Chloe?“
Chloe sah zu Ramsey hinüber. Nein, nichts war in Ordnung. Sich von seinen Männern verabschieden zu müssen war das Schlimmste, was ihr jemals zugestoßen war. Als sie ihr ein Abschiedsgeschenk überreicht hatten, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen.
„Alles in Ordnung“, sagte sie tapfer. Nach dem Lunch hatte Ramsey ihr geholfen, die Küche aufzuräumen, dann hatte sie ein paar Dinge fürs Wochenende gepackt. Als sie auf den Hof getreten war, hatte dort ein großes Wohnmobil gestanden. Ramsey hatte ihr erklärt, dass der moderne Schafzüchter auf seinen alltäglichen Luxus verzichtete und im Wohnmobil lebte. Natürlich hatte er bereitwillig zugegeben, dass kaum einer eines der Extraklasse besaß. Die meisten übernachteten in einfachen Wohnwagen. Ohne Satellitenschüssel, Badezimmer, Küche und Essecke.
Das edle Wohnmobil, das Ramsey fuhr, war sein Ein und Alles. Als Chloe sich im Wagen umblickte, stellte sie beeindruckt fest, dass es im Prinzip ein Zuhause auf Rädern war. Und Ramsey gab auf seinem Platz hinter dem Steuer eine souveräne Figur ab. Seine Männer hatten die Schafe bereits ins Hochland weitergetrieben, wo Ramseys Weidegebiet an Dillons grenzte. Bis jetzt hatte Chloe keine Vorstellung gehabt, wie viel Grund die Westmorelands besaßen.
„Du wirst den Jungs fehlen.“
Sie lächelte. „Sie mir auch.“
„Und du mir, Chloe.“
Chloe ließ seine Worte auf sich wirken, während er den Wagen anhielt und den Motor ausschaltete. Dann drehte er den Kopf und sah sie an. Dieser unglaubliche Sog, in den sie immer hineingezogen wurde, war heute ganz besonders stark. „Du wirst mir auch fehlen, Ramsey.“
Er beugte sich vor, und sie lehnte sich zum Fahrersitz hinüber. Als ihre Lippen sich berührten, wusste sie, dass nichts Besseres mehr kommen würde.
Bevor er sich zurücklehnte, fuhr er noch einmal mit der Zunge über ihre Unterlippe. „Lass uns aussteigen, damit ich dir noch das Grundstück zeigen kann, bevor es dunkel wird.“
Nur einige Augenblicke später schlenderten sie Hand in Hand in der Nähe grasender Schafe umher. Pete Overton, einer von Ramseys Leuten, begann zu lächeln, als er sie sah. „Da du jetzt hier bist, Boss, mache ich mich mal aus dem Staub.“
Dann warf er Chloe einen Blick zu und grinste noch breiter. „Die Jungs und ich haben das auch so gemeint, was wir heute Morgen gesagt haben, Miss Chloe. Wir werden Sie sehr vermissen. Keiner backt so gute Frühstückskuchen wie Sie.“
Chloe lächelte ihn an. „Danke. Pete.“ Dann blickten sie Pete nach, bis er in seinem Truck verschwunden war.
Ramsey machte sie mit den vier Hunden bekannt, die die Herde bewachten, und erklärte ihr, wie wichtig sie für den Job waren. Denn die Hunde hielten die Herde zusammen und alarmierten die Schafhüter, wenn etwas nicht stimmte.
Nachdem Ramsey seine kleine Tour über das Weidegebiet mit ihr beendet hatte, kehrten sie zurück und aßen die Sandwiches, die Ramsey unterwegs gekauft hatte.
Als es schließlich dunkel wurde, klappten sie Stühle auf und setzten sich nach draußen, um in den Sternenhimmel zu sehen. Natürlich endete der Abend anders als mit der besinnlichen Betrachtung des Himmels. Ramsey hatte eine nette Stelle gefunden, wo er eine Decke ausbreitete, auf der sie sich liebten. Später, nachdem sie in den Wagen gestiegen, zurückgefahren waren und gemeinsam geduscht hatten, gingen sie ins Bett, wo sie ihr Liebesspiel fortsetzten.
Am nächsten Morgen machten sie sich nach dem Frühstück fertig, um auf den Weiden nach den Schafen zu sehen. Und mittags kuschelten sie eng umschlungen auf dem Sofa und sahen sich einige DVDs an. Mit ziemlicher Bestimmtheit konnte Chloe sagen, dass weder sie noch Ramsey wollten, dass die Idylle gestört wurde.
Ramsey vertraute ihr an, wie sehr er nach dem Tode seiner Eltern, seiner Tante und seines Onkels unter seiner Trauer gelitten hatte. Und wie er die Trauer hatte überwinden können, indem er sich seiner Geschwister angenommen hatte.
Es berührte sie so sehr, dass er seine persönlichen Gefühle mit ihr teilte, dass sie versucht war, über ihre Kindheit zu sprechen. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie sich kaum an ihre Mutter erinnern konnte, weil sie noch zu jung gewesen war, als diese gestorben war. Und wie sehr ihr als junges Mädchen die Trauer ihres Vaters nahegegangen war. Doch dann hätte sie Ramsey noch viel mehr beichten müssen, und dafür war er nicht bereit, das spürte sie.
Etwas später gingen sie ein weiteres Mal unter die Dusche. Als das Wasser über Chloes nackten Körper rann, nahm Ramsey sie in die Arme und begann sie zu küssen, während er sie gegen die Wand drückte.
Er drehte das Wasser ab und kniete sich auf den Boden. Dann spreizte er ihre Oberschenkel, um den Geschmack aufzunehmen, nach dem er mittlerweile süchtig geworden war.
Chloe stöhnte auf.
Als er sie mit der Zunge tiefer verwöhnte, klammerte Chloe sich an seine Schultern. Sie konnte nicht anders und schrie auf. Genau in dem Moment erhob er sich, schlang ihre Beine um seine Hüften und drang in sie ein.
Seine rohen und schnellen Stöße entlockten ihr einen weiteren Lustschrei. Dann hörte sie sich selbst, wie sie ihn anbettelte und anfeuerte, härter zuzustoßen. Nie hätte sie gedacht, dass sie jemals fähig gewesen wäre, solche Worte zu benutzen. Doch für sie war es der Beweis für ihr grenzenloses Verlangen. Und dafür, wie sehr ihr Ramseys Liebeskunst den Verstand nahm.
Sie klammerte die Beine noch fester um seine Hüften, um ihn so tief wie möglich in sich aufzunehmen. Er warf den Kopf zurück und stöhnte auf.
Seine verklärten Züge schienen ein Spiegel ihrer eigenen Empfindungen zu sein. Als sie spürte, dass er in ihr kam, erbebte sie, und unter seinen letzten Stößen flirrte die Hitze der Leidenschaft durch ihren Körper. Keuchend lehnte er sich an sie und küsste sie.
Dieser Kuss raubte ihr den Atem, war fast schon zu viel für sie. Als er sich endlich von ihrem Mund löste, ließ sie sich gegen seine feuchte Brust sinken. Langsam hob sie den Kopf und begegnete seinem intensiven Blick. Sie musste alle Kraft aufbieten, um ihm nicht zu verraten, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Am frühen Sonntagmorgen kehrte Pete zurück. Ramsey konnte es kaum erwarten, wieder zur Ranch zu fahren, wo er mit Chloe reden wollte. Er hoffte inständig, die richtigen Worte für seine Gefühle zu finden, um ihr klarzumachen, dass er sich danach sehnte, weiterzuführen, was sie begonnen hatten.
An diesem Wochenende hätte er ihr beinahe zweimal gestanden, wie sehr er sie liebte. Doch er hatte sich zusammengerissen, weil er nichts überstützen und verderben wollte.
Als sie den Hof der Ranch erreichten, atmete er tief ein. Er hatte Schmetterlinge im Bauch, und noch nie war er in Gegenwart einer Frau so nervös gewesen. Zum Teufel, immerhin hatte er drei davon großgezogen. Doch das hier war anders. Nicht jeden Tag nahm ein Mann sich vor, sein Herz auszuschütten. Er musste sehr behutsam vorgehen, wenn er ihr keine Angst machen wollte.
„Sprichst du noch mit Nellie, bevor sie morgen zurückkehrt, Ramsey?“
Ihre Frage durchbrach die Stille im Wagen. Er machte den Motor aus und lehnte sich zurück.
„Ja, sie sollte heute eigentlich anrufen.“
„Gut.“
Ramsey musste lächeln. Er fand es entzückend, dass sie sich um das Wohl seiner Männer sorgte. Er parkte das Wohnmobil auf der Seite des Stalls und ging Hand in Hand mit ihr zum Haus. Für ihn schien es das Natürlichste auf der Welt zu sein.
Ramsey öffnete die Tür, und Chloe rief, sobald sie im Haus waren: „Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee?“
„Das wäre wunderbar. Danke.“
Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. „Das wird Nellie sein. Ich habe ihr gesagt, dass ich heute Morgen gegen elf Uhr hier sein werde.“
Chloe nickte und ging in Richtung Küche.
„Hallo?“
„Mr Westmoreland?“
Ramsey erkannte die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung nicht. „Ja?“
„Hier ist Marie Dodson der CDS Zeitarbeitsagentur. Es tut mir sehr leid, dass wir Ihnen nicht helfen konnten. Sollten Sie immer noch auf der Suche nach einer Aushilfsköchin sein, dann hätte ich vielleicht jemanden für Sie …“
„Bitte?!“, unterbrach Ramsey die Frau irritiert. „Aber Sie haben mir doch geholfen. Die Frau, die Sie vor zwei Wochen geschickt haben, hat ihre Arbeit hervorragend …“
„Da muss ein Missverständnis vorliegen. Wir haben niemanden geschickt.“
Jetzt war Ramsey wirklich verwirrt. „Natürlich haben Sie das. Chloe Burton.“
Am anderen Ende entstand eine kleine Pause. „Für uns arbeitet keine Chloe Burton. Die Köchin, die wir Ihnen eigentlich schicken wollten, heißt Constance Kennard. Aber aufgrund eines Versehens wurde sie woanders eingeteilt. Ich selbst habe am Montag vor zwei Wochen angerufen, um Sie darüber zu informieren. Die Frau, die am Apparat war, versprach mir, Sie zu benachrichtigen.“
Ramsey hatte das Gefühl, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Was diese Mrs Dodson da sagte, machte einfach keinen Sinn. Chloe war doch aber an dem besagten Morgen bei ihm aufgetaucht. Und er zweifelte nicht im Geringsten an ihren Kochkünsten. Aber wenn das, was Ms Dodson sagte, wahr war, dann …“
„Mr Westmoreland?“
Ramsey holte tief Luft. „Ich werde Sie zurückrufen, Ms Dodson.“
„Oh. Na gut.“
Kaum hatte Ramsey aufgelegt, kam auch schon Chloe mit zwei Tassen Kaffee ins Zimmer. Wütend baute er sich vor ihr auf. „Wer, zum Teufel, bist du?“