KAPITEL
5
Celia McDaniel hatte das Gerichtsgebäude zielstrebig und mit erheblichem Tempo verlassen, eine Frau, die genau wusste, wo sie hinwollte. Del war nicht gefragt worden, er musste zusehen, dass er mit ihr Schritt hielt. So ging es an einem Starbucks und einem Seattle’s Best Coffee vorbei und ohne Verzug immer weiter, bis sie ein paar Blocks nördlich des Gerichts an der Fifth Avenue bei Top Pot Doughnuts endlich am Ziel waren. McDaniel öffnete die Tür. »Ich trinke keinen Kaffee, wenn nicht auch ein paar Donuts mit im Spiel sind.«
Drinnen duftete es nach frisch aufgebrühtem Kaffee und frisch gebackenen Donuts, für manche eine süße Verführung, für andere die reine Folter. Donuts konnte Del auf keinen Fall gebrauchen. Er hatte gerade erst die jährliche ärztliche Untersuchung über sich ergehen lassen. Das Ergebnis: Sein Blutdruck war zu hoch. Eigentlich kein Wunder nach dem Stress der letzten Wochen, aber sein Arzt hatte sich außerdem noch ausführlich über Dels Gewicht ausgelassen.
Also beschränkte er sich jetzt lieber auf schwarzen Kaffee, während sich McDaniel einen Latte und zwei Donuts geben ließ, einen klassischen und einen mit Zuckerguss. Sie suchten sich einen Tisch, an dem sie sich einigermaßen diskret unterhalten konnten, und setzten sich, McDaniel auf die Sitzbank
an der Wand, Del auf einen Stuhl ihr gegenüber. McDaniel wärmte beide Hände an ihrem Kaffeebecher, als wäre der ein feines Feuerchen in einem Schneesturm. »Ich hasse die Kälte«, klagte sie. »Wenigstens kriegt ihr hier keinen Schnee.«
»Vielleicht ja doch. Normalerweise rechnen wir ja höchstens im Dezember oder Januar damit, aber in diesem Jahr ist der März so kalt, wie ich ihn hier noch nie erlebt habe.«
»Ich wollte nur ein bisschen Optimismus verbreiten.« McDaniel lächelte, was ihr leichtzufallen schien. Überhaupt strahlte die ganze Frau eine durch und durch positive Energie aus, wahrscheinlich kam das bei Geschworenen gut an, dachte Del. Er beneidete sie ein wenig. Er selbst hatte nicht mehr lächeln können, seit seine Schwester ihn angerufen hatte, um zu sagen, dass Allie tot war. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Donut wollen?«, fuhr McDaniel fort.
»Laut ärztlicher Untersuchung liege ich jetzt schon ein paar Donuts über meinem idealen Kampfgewicht.« Del hatte seinen Regenmantel ausgezogen und ihn über eine Stuhllehne gehängt.
»Und weder Sahne noch Zucker.« McDaniel deutete mit dem Kinn auf Dels Kaffee. »Ein Mann ohne Laster.«
»Das sieht meine Badezimmerwaage anders.«
»Eins meiner Laster haben Sie ja jetzt kennengelernt. Ohne Donuts kann ich nicht leben, denn nur so kriege ich meinen Kaffee runter.«
»Warum geben Sie dann nicht einfach den Kaffee auf?«
»Und verzichte auf meine Donuts?«
»Hört sich an wie ein Zirkelschluss.«
»Ganz und gar nicht! Das nennt man rational argumentieren.«
»Und so frühstücken Sie jeden Morgen?«
»Gott, nein.« Sie warf ihm ein betretenes Lächeln zu. »Nur ein paarmal die Woche.«
»Und wie bewahren Sie dann Ihre …?« Del unterbrach sich und nippte an seinem Kaffee.
»Meine Figur?«
»Das habe ich nicht gesagt!« Del hob abwehrend die Hand. »Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit hockt mir auch so schon im Nacken.«
»Dann sagen Sie also öfter unangemessene Dinge?«, wollte McDaniel wissen.
»Ich werde bald fünfzig, da bin ich an sich schon unangemessen.«
»Um Ihre Frage zu beantworten – und herzlichen Dank für das Kompliment –, ich bin in Bezug auf Sport genauso obsessiv wie in Bezug auf Donuts.«
»Wenn nur irgendein Sport zu meiner Liebe für Lasagne passen würde!« Del seufzte.
»Ich stehe jeden Morgen um fünf Uhr auf und mache Pilates. So kann ich essen, was ich will.« Sie stippte ihren Donut in den Kaffee und biss ein Stück ab.
»Ich bin auch jeden Morgen um fünf auf«, bekannte Del. »Dann gehe ich ins Bad und wieder zu Bett.«
McDaniel legte sich lachend die Hand vor den Mund. Einen Moment lang sah es so aus, als müsste sie ihren Kaffee wieder ausspucken, um sich nicht zu verschlucken. Del wollte schon eingreifen und ihr auf den Rücken klopfen, als sie, immer noch lachend, abwinkte, kurz den Kopf abwandte und sich mit der Serviette den Mund abwischte. »Das nächste Mal warnen Sie mich bitte vorher«, krächzte sie heiser.
Del mochte die Frau. Sie wirkte so heil, so real, machte ihm nichts vor. Außerdem war ihm aufgefallen, dass sie keinen Ring trug. Er lehnte sich zurück. Seine Beine fühlten sich schwer an, sein ganzer Körper spürte den Schlafmangel, aber die dauernde Angespanntheit, die er während der vergangenen Woche gespürt hatte, war verpufft.
»Darf ich Sie etwas fragen?«, erkundigte er sich jetzt.
»Natürlich.«
»Im Büro vorhin, da haben Sie gesagt, was mit meiner Nichte passiert ist, sei nicht ungewöhnlich. Wie meinten Sie das?«
McDaniel stellte ihren Kaffeebecher ab und wischte sich die Fingerspitzen an einer Serviette ab. »Sie sagten, Sie war direkt vor der Überdosis in einer Entzugsklinik?«
»Ja. Sie kam eines Tages nach Hause und sagte zu meiner Schwester, sie sei durch mit den Drogen, sie fände es schrecklich, was die mit ihr machten. Sie wollte raus aus der Abhängigkeit. Meine Schwester rief mich an und ich habe ein paar Beziehungen spielen lassen und ihr einen Platz in einer Entzugsklinik im östlichen Washington verschafft. Sie war fast drei Monate lang clean. Sie nahm an Treffen der Anonymen Drogenabhängigen teil und hatte eine Therapeutin. Ich habe ihr einen Job bei Starbucks besorgt und sie schien wirklich auf dem richtigen Weg zu sein. Das glaubten wir alle. Ihr Tod hat uns völlig unvorbereitet erwischt.« Del konnte nicht mehr weitersprechen.
McDaniel stellte ihren Kaffeebecher ab. »Wenn ein Heroinsüchtiger nach dem Entzug eine Weile clean war und dann rückfällig wird, nimmt er oft die gleiche Menge Stoff, die er vor dem Entzug genommen hat, oder doch gleich starkes Heroin. Sein Körper ist aber gar nicht auf diese Dosis vorbereitet und so nehmen diese Leute leider oft, ohne es zu ahnen oder gar zu wollen, eine Überdosis.«
»Cerrabone sagte, Sie hätten in Georgia an Drogenfällen gearbeitet.«
»Ich habe Leute angeklagt, die gegen die Drogengesetze verstoßen hatten. In letzter Zeit habe ich an der Gesetzgebung mitgearbeitet, die den Gerichten bei Drogenabhängigen alternative Entscheidungsmöglichkeiten geben soll.«
»Und wie sind Sie hier bei uns gelandet?«
McDaniel sah aus dem Fenster. »Ich brauchte nach meiner Scheidung einen Tapetenwechsel.«
»Ich wäre nach meiner am liebsten auf einen anderen Planeten gezogen.«
»So schlimm?«
»Auf jeden Fall nicht gut.«
»Haben Sie Kinder?«, wollte McDaniel wissen.
»Gott sei Dank nicht. Und Sie?«
»Einen Sohn.« Sie schwieg kurz, ehe sie fortfuhr: »Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, mich ein bisschen für Betroffene zu engagieren, und hatte von der Arbeitsgruppe Heroin hier im King County gelesen. Die sucht nach Wegen, eine weitere Steigerung des Heroinkonsums zu verhindern. Inzwischen gehöre ich der Gruppe an.«
»Ich habe über deren Arbeit gelesen.« Da Del gerade niemanden vor den Kopf stoßen wollte, verschwieg er lieber, wie wenig er mit dem Vorgehen dieser Arbeitsgruppe einverstanden war.
»Der Heroinkonsum steigt mehr oder weniger im ganzen Land. Das hat inzwischen die Ausmaße einer Epidemie angenommen«, fuhr McDaniel fort. »Die Zahl der unbeabsichtigten Todesfälle aufgrund einer Überdosierung mit Opiaten übersteigt mittlerweile die Zahl der Todesfälle durch Autounfälle.«
Del schüttelte den Kopf. »In meiner Jugend haben nur die echten Junkies Heroin genommen.«
»Das alles hat sich mit der Legalisierung von Marihuana geändert. Die mexikanischen Drogenkartelle sahen ihre Profite schwinden, haben ihre Grasfelder umgepflügt und Mohn angepflanzt. Daran dachte niemand, als die Leute sich für die Legalisierung starkgemacht haben, und entsprechende Nachrichten haben es nie bis in die Medien geschafft.«
»Die Produktion steigern und die Kosten senken«, sagte Del. »Guter alter Kapitalismus.«
»In großem Maßstab.« McDaniel nickte. »Heutzutage kriegt man Heroin, das weniger kostet als eine Schachtel Zigaretten. Aber nicht nur die Legalisierung von Marihuana hat zum gesteigerten Heroinkonsum geführt. Es gibt Untersuchungen, die die Vermutung nahelegen, dass der dramatische Anstieg der Zahl Abhängiger auf eine Wende in der Gesundheitspolitik zurückzuführen ist. Als man dazu überging, eher die Schmerzen eines Patienten zu behandeln als deren Ursachen, die Krankheiten, die dahintersteckten. Es wurden verstärkt Opioide verschrieben und genommen.«
»Auch das habe ich gelesen.«
»Opioide, mit denen man ursprünglich nur Krebs und bestimmte psychische Traumata behandelt hatte, standen plötzlich in breitem Maßstab und bei einer ganzen Reihe großzügig definierter Probleme zur Verfügung. Chronische Schmerzen zum Beispiel. Da wundert es einen kaum, dass die Pharmakonzerne bestimmte Opioide wie zum Beispiel Oxycodon einführten und aggressiv vermarkteten.«
»Das haben sie mir nach meiner Schulter-OP gegeben«, sagte Del.
»Abhängige bekamen schnell heraus, wie sie die Zeitverzögerung bei Schmerzmedikamenten umgehen können, indem sie die Tabletten zerstoßen oder zermahlen oder auflösen, um sie dann zu schnupfen oder sich zu spritzen.«
»Wie kommen sie dann von diesen Mitteln auf Heroin?«
»Eine Frage der Verfügbarkeit und der Kosten. Als das Abhängigkeitsproblem immer deutlicher wurde, beschlossen verschiedene Bundesstaaten Gesetze, die es schwerer machten, Opioide verschrieben zu bekommen. Und die Hersteller veränderten die Zusammensetzung von Oxycodon so, dass man die Pillen nicht mehr zerstoßen oder auflösen kann. Auf den
ersten Blick angemessene Reaktionen. Nur ignorierte man hier die Tatsache, dass es inzwischen eine Menge Leute gab, die von diesen Opioiden abhängig waren und ihre Droge nun nicht mehr bekommen oder sich nicht mehr leisten konnten. Das hat dem mexikanischen Drogenkartell den Weg geebnet.«
»Sie stiegen auf Heroin um und fanden einen fertigen Markt vor.«
»Sie fluteten den Markt mit billigem Heroin, das man sich leisten konnte, womit Heroin bei den Achtzehn- bis Neunundzwanzigjährigen zur am meisten benutzten Droge wurde. Kein Wunder also, dass gerade in dieser Altersgruppe die Zahl der Todesfälle aufgrund einer Überdosis am stärksten zunimmt.«
»Also stecken wir die Dealer in den Knast, und zwar mit einem Strafmaß, das auch wehtut«, sagte Del, der sofort an das neue Gesetz dachte.
»Man steckt einen in den Knast und schon stehen zehn Schlange, um dessen Platz einzunehmen.«
»Nicht, wenn wir die Strafen erhöhen. Nicht, wenn wir endlich dafür sorgen, dass sie auch wirklich die ganzen zehn Jahre kriegen. Dann würden es sich viele von den Dealern bestimmt noch einmal überlegen.«
McDaniel schüttelte den Kopf. »Dealer vielleicht, aber wir können nicht mit Gesetzen gegen Abhängigkeiten vorgehen, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre gebildet haben. Solange es Nutzer gibt, gibt es auch Lieferanten, Del. Ein Drogenabhängiger ist ein Drogenabhängiger. Ihre Nichte war eine Drogenabhängige. Kriminalisierung treibt die Abhängigen nur weiter fort von den Menschen, die sie lieben und die ihnen helfen können. Das treibt sie in die Arme von Leuten, die sie ausbeuten.«
Del spürte seine Beklemmungen zurückkommen. »Ich will ja auch nicht gegen die Leute vorgehen, die die Drogen
nehmen. Ich will gegen die Dealer vorgehen. Setzen wir das Strafmaß von zehn auf fünfundzwanzig Jahre oder lebenslänglich hoch und wir sind die Dealer los. Das ist meine Meinung.«
»Und wo sollen wir mit ihnen hin? Unsere Gefängnisse sind ja jetzt schon überfüllt. Und was machen Sie mit den Abhängigen?«
Darauf wusste Del so schnell keine Antwort.
»Ich fürchte, Sie müssen das Problem von einer Seite aus betrachten, die Ihnen nicht vertraut ist. Außerdem sind Sie jetzt gerade aufgewühlt, traurig und wütend. Sie wollen, dass jemand für den Tod Ihrer Nichte bezahlt.«
»Das sehen Sie wohl ganz richtig.«
»Das ist eine weitverbreitete Reaktion. Aber meiner Meinung nach liegt die Lösung des Problems nicht in unserem Umgang mit den Dealern, den Kriminellen. Wir müssen die Abhängigen aus der Abhängigkeit befreien, das bringt uns voran. Dazu brauchen wir mehr Leute wie Sie, Del, die die schlimmsten Auswirkungen des Problems hautnah miterlebt haben.«
Um ein Haar hätte Del gegrinst. »Ich hoffe, Sie haben mich nicht hierhergeschleppt, um mich zu rekrutieren.«
»Kommen Sie, bleiben Sie fair! Ich habe für Sie recherchiert und Sie über die relevanten Gesetze aufgeklärt. Darum hat man mich gebeten und das habe ich getan.«
Del war nicht nach einem Streit zumute, dazu war er viel zu erschöpft. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Sie haben recht. Danke. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
»Hören Sie, ich weiß, was Sie gerade durchmachen.«
Del hob abwehrend die Hand. »Wissen Sie, ich wünschte wirklich, die Leute würden das nicht dauernd zu mir sagen. Weil Sie nämlich – ohne jetzt unhöflich sein zu wollen – überhaupt nicht wissen, was ich gerade durchmache. Sie wissen auch nicht, was meine Schwester durchmacht. Die Leute sagen
immer: Ich fühle mit dir, ich weiß, wie du dich fühlst. Das habe ich früher genauso gemacht. Ich habe auch zu Leuten gesagt, wie leid mir der Verlust tut, den sie erlitten haben, und wie sehr ich mit ihnen fühle. Aber wer nicht selbst dort gewesen ist, wer es nicht selbst durchgemacht hat, der weiß gar nichts.«
Er schnappte sich seinen Mantel und hängte ihn sich über den Arm. »Danke für den Bericht.«
»Was hätten Sie gegeben, um das Leben Ihrer Nichte zu retten?«, fragte McDaniel. »Was hätte Ihre Schwester gegeben?«
»Alles«, antwortete Del, ohne zu zögern. »Ich hätte alles gegeben und meine Schwester auch. Aber das steht nun nicht mehr an. Allie wird nicht wieder lebendig, daran ändert sich nichts mehr.«
»Nein, sie wird nicht mehr lebendig. Sie haben ihr den Entzug bezahlt und sie ist trotzdem gestorben.«
Del richtete sich empört auf. »Dann wollen Sie damit sagen, es war ein Fehler?«
»Natürlich nicht! Es ist wunderbar, dass Sie das getan haben, es war wunderbar und tapfer, dass Allie den Entzug gemacht hat. Was ich sagen will: Abhängig zu sein, das bedeutet, ständig nach dem nächsten Schuss zu suchen. Darauf konzentriert sich alles, diese Suche verzehrt alles.«
»Wenn wir anfangen, mit den Dealern aufzuräumen, wenn wir die wegstecken, und zwar mit einem Strafmaß, das auch wirklich schmerzt, wenn wir es immer schwieriger und teurer machen, Heroin zu kaufen, dann haben diese Drogenabhängigen vielleicht eine Chance.«
»Dem widerspreche ich nicht. Aber was machen Sie in der Zwischenzeit mit ihnen?« Als Del nicht antwortete, fuhr McDaniel fort: »Es gibt den Vorschlag, hier in Seattle zwei Orte zu schaffen, an denen man sich in sicherer Umgebung Drogen spritzen kann. Das wären die Ersten im ganzen Land. Um den Abhängigen eine Chance zu geben.«
Del schnaubte. »Ja, davon habe ich gelesen. Und wissen Sie, was? Ich glaube, das ist Scheiße. Dass denen jemand die Spritze aufzieht? Sie ihnen vielleicht auch noch setzt? Sie high werden lässt? Wie soll ihnen das die Chance geben, clean zu werden? Damit unterstützt man doch nur noch die Abhängigkeit.«
»Vancouver macht das seit 2003 und dort spritzen seitdem weniger Leute in der Öffentlichkeit und mehr Leute nehmen an einer Behandlung ihrer Sucht teil.«
»Welches Problem ist denn damit gelöst? Drogenabhängige gibt es dann ja immer noch. Was haben wir also davon?«
»Dass niemand stirbt, Del. Genau das, was Sie und Ihre Schwester am meisten wollten.«
Del hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen erhalten zu haben.
»In Vancouver hatten sie mehr als fünfzehnhundert Überdosen, aber nicht einen einzigen Todesfall. Allie könnte noch am Leben sein. Mein Sohn könnte noch am Leben sein. Und wenn er noch lebte, dann hätte ich wenigstens die Möglichkeit, ihn in Behandlung zu schicken.«
McDaniel sah zur Seite und atmete hörbar ein paarmal tief durch, ehe sie ihre Serviette zusammenknüllte und neben die nicht fertig gegessenen Donuts warf.
Del erstarrte zur Salzsäule. Er war sich nicht sicher, was er jetzt sagen sollte. »Das tut mir so leid, ich wollte bestimmt nicht …«
»Nein, wollten Sie nicht.« McDaniel schnappte sich ihren Mantel. »Ich weiß genau, was Sie gerade durchmachen. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um die, die meinem Sohn das Zeug verkauft hatten, zur Rechenschaft zu ziehen. Und ich hatte Erfolg damit. Aber ich hätte noch viel mehr gegeben, wenn jemand ihn einfach gerettet hätte. Wenn mir jemand noch eine weitere Chance gegeben hätte. Eine Chance dafür zu sorgen, dass er clean wird.«