KAPITEL 10
Im Warteraum der Rechtsmedizinischen Abteilung des King County holte sich Del einen Kaffee aus dem Automaten und setzte sich dann wieder neben Faz.
»Wie lange warst du noch auf?«, wollte der wissen.
Del spürte an diesem Morgen deutlicher denn je die Folgen einer weiteren halbwegs schlaflos verbrachten Nacht. Er war nach seiner um Mitternacht endenden Schicht wieder zu seiner Schwester gefahren, hatte dort aber erst gegen halb zwei einschlafen können – um halb zwei hatte er jedenfalls den letzten Blick auf die Uhr seines Handys geworfen. Um sechs war er schon wieder auf gewesen, um die Jungs für die Schule fertig zu machen, sie hinzufahren und dann gleich hierherzukommen. Die toxikologische Analyse der Substanzen in Allies Körper lag vor, das Büro des Rechtsmediziners hatte am Abend zuvor angerufen und Bescheid gesagt.
Inzwischen führte der Schlafmangel bei ihm schon zu einer gewissen Leere im Kopf, wie damals, als er als junger Mann bei einer Tour auf den Mount Rainier die Höhenkrankheit bekommen hatte. Auch da hatte sich sein Kopf seltsam leer angefühlt, ihm war schwindelig gewesen und er hatte unter Gleichgewichtsstörungen gelitten. Diesmal war die Müdigkeit ihm in die Gelenke gekrochen und schien dort bleiben zu wollen.
»Zu spät zu Bett, zu früh wieder auf«, bekannte er.
Gedankenverloren schüttelte er sein Handgelenk, um das Goldkettchen daran zu lockern, das ihm seine Ex in glücklicheren Tagen ihrer Ehe geschenkt hatte. Seit die Goldpreise stiegen, dachte er manchmal zynisch, trug er mehr Geld am Arm, als auf seinem Bankkonto lagerte. »Ich habe die Jungs gefüttert und zur Schule geschickt. Das Haus sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, und es ist nichts zu essen da. Meiner Schwester geht es sehr schlecht. Ich weiß echt nicht mehr, was ich tun soll.«
»Du hast ihr den Namen von dieser Therapeutin aufgeschrieben?«
»Ich habe sogar angerufen und einen Termin für sie ausgemacht. Aber ob ich sie dazu kriege, auch hinzugehen, ist eine andere Sache. Zwingen kann ich sie ja nicht.«
»Wie gehen die Jungs damit um?«
Del zuckte die Achseln. »Wenn sie aus der Schule kommen, legen sie sich auf die Couch, futtern Chips und Salsa und ziehen sich im Fernsehen Serien rein. Die Hausaufgaben werden nicht gemacht.«
»Gehen sie überhaupt zur Schule?«
»Da schaffe ich sie höchstpersönlich hin. Aber wenn sie um drei Uhr nach Hause kommen, hat niemand mehr ein Auge auf sie. Bald fängt die Little League wieder an. Ich muss zusehen, dass sie sich dafür eintragen und sie die nächsten beiden Wochenenden zu den Probespielen fahren.«
»Du solltest sie trainieren«, schlug Faz vor.
Die bloße Vorstellung ließ Del schnauben. »Auf jeden Fall! Ich in den engen Baseballhosen – ein Anblick für die Götter.«
»Du warst mal ein guter Spieler. Und du wärst auf jeden Fall besser als all die Väter Ende zwanzig, die glauben, ihr Neunjähriger endet mal als Profi in der Oberliga.«
Es stimmte, Del war mal ein guter Baseballspieler gewesen, ein Fänger mit eisernem Arm. Und er würde nie seinen eigenen Sohn trainieren können. »Mir reicht auch so, was ich um die Ohren habe«, wehrte er ab, ehe er einen Schluck Kaffee trank. »Ich überlege, bei meiner Schwester einzuziehen. Ich könnte weiterhin auf der Couch schlafen.«
»Du auf einer Couch ist um Längen lächerlicher als du in Baseballhose.«
»Nur für ein paar Wochen. Bis meine Schwester wieder auf den Beinen ist.«
Faz sah ihn an. »Warum nimmst du nicht eine Weile frei? Du übernimmst dich gerade total. Sieh zu, dass deine Schwester professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, und regele alles andere. Ich schaff das hier auch allein.«
Del stand auf. »Mir geht es am besten, wenn ich arbeiten kann. Das weißt du doch. Ich muss was tun, sonst drehe ich durch.«
»Eigentlich dürftest du mit diesem Fall gar nichts zu tun haben. Offiziell bin nur ich hier und du bist nur mitgekommen, um mir Gesellschaft zu leisten. So war es abgemacht. Vergiss das bloß nicht.«
»Alles klar, mir geht es gut, ja? Ich kenne die Regeln.« Del nippte an seinem Kaffee. »Ich konnte Maggie gestern überreden, mich in Allies Zimmer zu lassen.«
Faz zog die Brauen hoch. »Hast du Allies Handy gefunden?«
Del nickte. »Und ihren Computer. Aber niemand kennt ihre Passwörter. Ich habe Handy und Computer gleich heute Morgen bei den Technikern von der TESU vorbeigebracht.« Bei der Technical and Electronic Support Unit (TESU) arbeiteten die IT- und Technikexperten der Polizei. »Auf deinen Namen, es kann also nichts passieren. Sie nehmen die Teile auseinander und schicken alles weiter an Mike, wenn sie fertig sind.« Mike Melton leitete das kriminaltechnische Labor der Washington State Patrol.
»Warum zu Mike?«
»Weil ich ihm vertraue.«
»Du willst die Aufzeichnungen selbst durchgehen!«
»Sie war meine Nichte.«
Faz verzog das Gesicht. »Und genau deswegen solltest du es nicht tun. Lass mich das machen.«
Ohne zu antworten, warf Del einen Blick auf seine Uhr.
Faz seufzte erneut. »Hast du denn einen Gerichtsbeschluss für ihre Handydaten bekommen?«
»Da sitze ich noch dran.«
»War sonst noch was in dem Zimmer?«
Del dachte daran, wie ihm seine Schwester die Tür zu Allies Zimmer aufgeschlossen hatte, um gleich darauf wieder Richtung eigenes Bett zu verschwinden. Sie hatte keinen Blick ins Zimmer ihrer Tochter geworfen, hatte nicht einmal die Tür öffnen mögen. Del war es vorgekommen, als betrete er eine Zeitkapsel. So ging es ihm jedes Mal, wenn er in einen Raum kam, in dem eine Leiche lag. Alles war, wie Allie es zurückgelassen hatte: die Spritze und der Löffel, auf dem sie das Heroin geschmolzen hatte, ihr Feuerzeug, das Plastiktütchen mit der Droge. Er hatte alles eingesammelt und ans toxikologische Labor der Washington State Patrol geschickt. Das Tütchen sollten die Fingerabdruckexperten der Polizei untersuchen. Außer den Drogenutensilien hatte es in dem Zimmer aber natürlich auch noch andere Dinge gegeben, persönliche Sachen wie Allies überall auf dem Boden verstreute Unterwäsche und T-Shirts, ihre Stofftiere und Poster. Irgendwann hatte sich Del auf ihr Bett gesetzt und geweint.
Jetzt schüttelte er verzweifelt den Kopf. »Es hat mir das Herz gebrochen, in das Zimmer zu gehen und zu wissen, sie kommt nie wieder. Ich hab das Mädchen gleich nach ihrer Geburt in Händen gehalten, Faz, sie war so winzig, kaum größer als meine Handfläche. All die Geburtstage und Feiertage.« Wieder schüttelte er vehement den Kopf, als könne er damit auch seine Emotionen abschütteln. »Sie hatte so viel zu bieten! Sie hätte alles werden, alles erreichen können.«
Faz sagte leise: »Sie war abhängig, Del. Die Sucht macht keine Unterschiede.«
»Nein, macht sie nicht. Der Scheiß lag da auf ihrer Kommode, unter ihren Postern von Shania Twain und Justin Bieber.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Ich raff es nicht, Faz! Wie wird aus einem unschuldigen kleinen Mädchen ein Junkie, der sich diesen Scheiß in die Adern jagt? Es ist die Hölle auf Erden, hat ihr Therapeut gesagt. Wortwörtlich: die Hölle auf Erden.«
»Ich weiß es nicht, Del. Ich weiß es einfach nicht.«
Stuart Funk betrat den Warteraum, leicht zerzaust und in Eile. Der leitende Rechtsmediziner des King County schaffte es immer irgendwie, wie ein Mann auszusehen, dem sein Kind abhandengekommen ist und der nun danach sucht. Dazu trug er ohne Ausnahme ein weißes, langärmliges Anzughemd zu einer Khakihose und Abrollschuhe mit dicker Sohle, die Faz Frankensteins Stiefel getauft hatte.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten«, begrüßte er die beiden Detectives. »Wir hatten letzte Nacht zwei Überdosen.«
»Zusammen?« Del hatte aufgehorcht. »Derselbe Tatort?«
Funk nickte. »Derselbe Tatort.«
Zwei Überdosen an einem Tatort zu finden, ließ an eine extrem starke Droge denken oder an eine Droge, der ein Giftstoff beigemischt worden war.
»Heroin?« Langsam kam Dels erschöpftes Gehirn in Gang.
»Ja.« Funk schüttelte den Kopf. »Das sind dann allein in dieser Woche schon zehn Leute mit einer Überdosis, und nur einer von denen hat die Notaufnahme lebend verlassen.«
»Wo? Wo waren die beiden Leichen, die Sie gestern gefunden haben?«, fragte Del.
»North Seattle.«
Del warf Faz einen raschen Blick zu. »Und wie alt waren die Opfer?«
»Mitte zwanzig.« Funk sah auf die Uhr. »Kommen Sie doch bitte mit nach hinten.«
Er führte sie den Flur hinunter in sein vollgestopftes Büro, wo neben den Papierstapeln auf dem Schreibtisch ein halb voller Kaffeebecher und eine braune Papiertüte mit dem Mittagessen des Rechtsmediziners warteten. Funk hatte eine Menge mit seinem Büro gemeinsam, so leicht derangiert, wie er stets wirkte, mit seinen nie ganz sauberen dicken Brillengläsern, den nie ganz ordentlich gekämmten Haaren, dem Hemd, das nie ganz im Hosenbund steckte. Trotzdem konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Mann seinen Job beherrschte. Zielstrebig griff er sich die entsprechende Akte aus dem Chaos und reichte Del die Kopie einer Aufstellung.
»Das sind die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung.«
»Danke, dass Sie Druck gemacht haben«, sagte Del. Diese Untersuchungen wurden im toxikologischen Labor des Staates Washington angefertigt, das zum kriminaltechnischen Labor der Washington State Patrol gehörte. Das Labor war für den gesamten Bundesstaat zuständig, weswegen man auf Ergebnisse oft sechs bis acht Wochen warten musste. Wahrscheinlich hätte es diesmal aufgrund der vielen Todesfälle noch länger gedauert, aber Funk hatte Del zuliebe ein paar Beziehungen spielen lassen.
Er wollte schon loslegen, als ihm wieder einfiel, dass es sich hier nicht um eine x-beliebige Leiche handelte. »Wollen Sie das wirklich hören?«
»Ja«, sagte Del, dem klar war, dass Faz ihn beobachtete. »Ich bin okay, mir geht es gut.«
Funk holte tief Luft. »Es wurden das Blut, die Leber und der Urin getestet«, sagte er. »Sagen Sie Bescheid, wenn ich etwas wiederhole, was Sie schon wissen.«
»Nein, alles gut«, sagte Del, dabei brannte es in seinem Magen wie Feuer.
Funk rückte seine Brille zurecht. »Okay. Heroin, das man sich spritzt, wird rasch in 06-Monoacetylmorphin, auch als 6-MAM bekannt, und den ursprünglichen Bestandteil Morphin oder Morphium umgewandelt. Das 6-MAM ist bedeutend stärker als Morphium und schlägt, wenn injiziert, sofort aufs Hirn. Das Problem ist: 6-MAM lässt sich nicht leicht nachweisen, im Blut gerade mal in den ersten zwei Minuten nach der Injektion. Nach zehn bis fünfzehn Minuten bleiben nur noch vereinzelte Spuren übrig, unter zehn Nanogramm pro Milliliter.«
»Hier ist von zweiundzwanzig Nanogramm die Rede.« Faz hatte Funks Bericht überflogen.
»Das kann zwei Dinge bedeuten.« Funk sah Del an. »Entweder war die Dosis, die Ihre Nichte genommen hat, extrem stark und damit auch das 6-MAM, wodurch die verbleibenden Bestandteile höher sind, oder Ihre Nichte ist sehr schnell nach der Injektion gestorben, was den Stoffwechselvorgang, der 6-MAM zerlegt, verlangsamt und letztendlich zum Stillstand gebracht hat.«
»Ich weiß nicht, wie schnell sie gestorben ist«, sagte Del. »Meine Schwester hat sie am Morgen gefunden. Mehr weiß ich nicht. Ich habe mich neulich mit einer Staatsanwältin unterhalten, die sagte, sie könnte gestorben sein, weil sie sich eine Dosis von der Stärke gespritzt hat, an die sie vor ihrem Entzug gewöhnt war.«
»Das könnte sehr wohl der Fall gewesen sein.« Funk nickte.
»Aber Sie sagten, sie könnte auch extrem starkes Heroin genommen haben?«
»Bei den vielen Überdosen, mit denen wir es in letzter Zeit zu tun hatten, einschließlich der beiden von letzter Nacht, würde ich sagen, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.«
»Sie sagten, die letzten beiden Opfer gab es in North Seattle. Wo genau?«
»Green Lake«, antwortete Funk.
Del sah Faz an. »Dicht bei Loyal Heights.«
»Nur ein paar Minuten.« Faz nickte.
»Und die anderen?«, wollte Del wissen.
»Da müsste ich nachsehen. Einen Fall gab es am Capitol Hill, soweit ich mich erinnere, und einen im Central District. Beide Opfer waren älter, Ende zwanzig.«
»Haben Sie eine Autopsie vorgenommen?«
»Ja, haben wir«, sagte Funk. »Aber es wird eine Weile dauern, bis die toxikologischen Berichte fertig sind.«
»Was ist mit den beiden von letzter Nacht?«, fragte Del.
»Dasselbe. Ich würde angesichts der vorgefundenen Schaumpilze mit einer neunzigprozentigen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es Heroin war.«
Der Begriff Schaumpilze war Del vertraut: Heroin beeinträchtigt die Atemfunktion des Hirns, und es bildet sich, während Atmung und Herzschlag der betreffenden Person langsamer werden, ein Schaum, der eine Mischung aus der Flüssigkeit der Lungenödeme und der Luft in den Lungen darstellt. Er sammelt sich um Mund und Nase der Betroffenen.
Funk stieß die Luft aus, die er angehalten hatte. »Mit den Leichen von der Schießerei neulich stecken wir bis über beide Ohren in Arbeit. Es könnte ein Weilchen dauern, bis wir Genaueres sagen können.«
Del langte in seine Jackentasche und zog ein winziges Päckchen heraus, dessen Inhalt an Zucker erinnerte. »Ich weiß, Sie haben viel zu tun, und ich bin Ihnen wirklich dankbar. Deswegen ist es mir auch total unangenehm, Sie um noch einen Gefallen zu bitten, ich mache es aber trotzdem. Können Sie jemanden dazu bringen, sich das hier mal anzusehen und mir etwas darüber zu sagen?«
»Wo hast du das her?«, wollte Faz wissen.
»Allies Zimmer.«
»Ich dachte, was du da gefunden hast, hast du alles ans kriminaltechnische Labor geschickt!« Faz wurde lauter.
»Habe ich auch. Das sind nur die Reste, die ich zusammengekratzt habe.«
»Scheiße, Del!«
»Reg dich ab. Das Zeug lag auf dem Tisch verstreut, ich habe es wirklich zusammengekratzt. Das sind Reste, die waren nicht im eigentlichen Beutel.«
Funk nahm das Tütchen und sah es sich genauer an. »Eindeutig kein schwarzer Teer.«
Auch der Begriff war Del bekannt: Die mexikanischen Drogenkartelle, die einen Markt an der Westküste der USA hatten, lieferten ein Heroin, das wie der zur Abdichtung von Hausdächern verwendete Teer aussah. Oft wurde das Zeug in durchsichtigen Plastikbeuteln verkauft. Aus Südostasien stammte ein Heroin, das wegen seiner Ähnlichkeit mit Kokain China White genannt wurde. China White hatte seinen Markt an der Ostküste und in Vancouver, British Columbia.
»Sieht aus wie China White«, fuhr Funk fort. »Habe ich hier bei uns allerdings noch nie gesehen. Höchst ungewöhnlich, das im Zimmer Ihrer Nichte zu finden. Und möglicherweise problematisch.«
»Warum?«, wollte Faz wissen.
Funk legte den Beutel ab. Man sah förmlich, wie sich in seinem Kopf die Rädchen drehten. »Irgendwann letztes Jahr hatte New York ein ziemliches Problem mit China White. Es gab eine Reihe von Todesfällen durch Überdosis, alle innerhalb relativ kurzer Zeit und mehr oder weniger in einer Gegend. Sobald die Leute in den Notaufnahmen das Muster erkannt hatten, haben sie auf der Straße eine Warnung verbreiten lassen. Nach einer Weile war klar, dass da jemand sehr reines Heroin mit Fentanyl versetzte. Deswegen die Todesfälle.«
»Was ist Fentanyl?«, wollte Faz wissen.
»Ein sehr starkes synthetisches Schmerzmittel, das manchmal benutzt wird, um Heroin zu strecken. Die Kombination kann zu einem starken High führen, aber auch tödlich sein. Schwarzer Teer lässt sich aufgrund seiner Konsistenz nur schwer strecken.« Funk hielt den Beutel hoch. »Das Zeug hier? Das kriegen wir bei uns nicht zu sehen.«
Del hatte Mühe, die Information zu verarbeiten. Wie könnte Allie an dieses China White gekommen sein? »Kann man bei der Autopsie feststellen, ob jemand das eine oder das andere genommen hat?«
»Nein«, meinte Funk. »Beides taucht in den toxikologischen Berichten als Morphin auf. Am sichersten lässt es sich anhand des Produkts selbst herausfinden. Wenn Sie das im Schlafzimmer Ihrer Nichte gefunden haben, dann würde ich mal sagen, das hat sie umgebracht.«
»Haben sich die Medien bereits wegen der Überdosen von letzter Nacht gemeldet?«, fragte Faz.
»Nicht, dass ich es mitbekommen hätte.«
»Wir müssen die Nachricht an die Öffentlichkeit bringen.« Faz sah Del an.
»Nein! Das könnte unter Umständen das Letzte sein, was wir momentan tun wollen«, widersprach Funk.
»Warum?«, fragte Faz. »Menschen sterben.«
»Wenn wir verbreiten lassen, dass unglaublich starkes Heroin in Umlauf ist, dann läuft es ab wie mit den Motten und dem Licht: Die Abhängigen werden sich auf die Suche danach machen. Überdosen sind da draußen die beste Reklame für die Qualität eines Produkts. Wir könnten so noch eine Menge mehr Leichen zu sehen bekommen.«
»Aber das muss doch schlecht fürs Geschäft sein – für die Lieferanten, wenn ihre Kunden sterben«, meinte Faz.
»Das sollte man meinen, aber deren Kunden sterben statistisch gesehen sowieso«, antwortete Funk. »Und leider gibt es keinen Mangel an neuen.«