Fünf
Owen saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und starrte auf sein Handy. Er hätte Nathan nur zu gerne angerufen oder ihm eine Textnachricht geschickt, wie er es versprochen hatte, aber er versuchte, es noch ein bisschen aufzuschieben. Kurz vor dem Schlafengehen war wahrscheinlich der richtige Moment für das, was Owen im Sinn hatte.
„Du kennst doch das Sprichwort vom Topf auf dem Herd.“
„Hm, was?“ Owen hob den Kopf und fing einen belustigten Blick von Simon auf, der zusammengerollt neben Jack auf dem Sofa lag.
„Wenn man ihn beobachtet, kocht er nie.“ Jack warf einen vielsagenden Blick auf das Smartphone in Owens Hand.
„Du kannst mich mal. Außerdem warte ich ja nicht mal auf was. Ich hab‘ gesagt, ich ruf‘ ihn an.“ Owen legte sein Handy auf den Kaffeetisch und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Simon grinste ihn immer noch an.
„Was gibt’s da zu grinsen?“, fragte Owen mit einem finsteren Blick in seine Richtung.
„Du hast echt angebissen. So hab‘ ich dich noch bei keinem Kerl erlebt.“
Owen machte den Mund auf. Sein erster Instinkt war, alles abzustreiten. Doch als er das heiße Kribbeln fühlte, als ihm Röte in die Wangen schoss, wurde ihm klar, dass er damit wahrscheinlich niemanden überzeugt hätte.
„Na, das musst ausgerechnet du sagen.“ Er starrte Simon zornig an, der wie ein siamesischer Zwilling an Jack klebte und mit ihm auf Jacks Schenkel Händchen hielt.
Simon lächelte und drückte Jacks Hand. „Ich sag‘ ja nicht, dass das was Schlechtes ist. Ich kann es sogar sehr empfehlen. Also, wie dem auch sei, was passiert jetzt nach diesen fünf Dates – abgesehen von dem ganzen Sex, natürlich – hast du dir das schon überlegt?“
Owen zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wir werden ja sehen, wie wir dann beide darüber denken.“
„Dann bleibst du also vielleicht weiter mit ihm zusammen?“
Owen dachte an Nathan. Seine liebenswerte Art, seinen sanften Humor. Er konnte sich nicht vorstellen, ihm nach den fünf Dates Lebewohl zu sagen. „Ich kann mir was Schlimmeres vorstellen“, gab er zu. „Aber vielleicht will er dann nicht mehr mit mir zusammen sein.“
Owen runzelte die Stirn. Obwohl Nathan das doch sicher wollen würde – oder? Schließlich war Nathan derjenige gewesen, der auf etwas Tiefergehendes als einen flüchtigen Fick bestanden hatte.
„Hast du Angst, dass du seinen Erwartungen nicht gerecht wirst?“, stichelte Simon. „Die ganze Vorarbeit… Fünf Dates als Vorspiel. Pass lieber auf, dass du ihn nicht enttäuschst.“
„Meinen Fähigkeiten sind legendär“, prahlte Owen.
Aber es stimmte. Er bildete sich wirklich etwas darauf ein, gut im Bett zu sein. Keiner seiner Partner hatte sich je beschwert. Und nach der Anzahl von hoffnungsvollen Bitten um seine Kontaktdaten nach One-Night-Stands zu urteilen, machte er wenigstens etwas richtig. Dennoch machte es ihn merkwürdig nervös, an Sex mit Nathan zu denken. Was, wenn sie sich nicht verstanden oder sexuell nicht zusammenpassten? Nein. Das war nicht auszudenken. Er erinnerte sich an das Feuer, das Nathan mit seinen Küssen in ihm entfachen konnte – unmöglich, dass es im Bett zwischen ihnen nicht gut lief. Apropos… er fand, dass es langsam Zeit wurde, diesen Anruf zu machen.
Owen duschte kurz und legte sich dann nackt ins Bett. Er griff sich sein Handy vom Nachttisch und schickte Nathan eine SMS.
Können wir telefonieren?
Ich ruf dich in fünf Minuten an , kam die Antwort.
Während Owen wartete, ließ er seine Gedanken treiben und stellte sich Nathan nackt vor.
Er hätte gewettet, dass Nathan einen tollen Körper hatte. Sein Arsch hatte in diesen Shorts verdammt gut ausgesehen, und er hatte herrlich breite Schultern und lange Beine. Owen seufzte, spreizte die Beine unter der Bettdecke und spürte, wie sein steif werdender Schwanz an der Baumwolle streifte. Er ließ die Hände über seine Brust gleiten, berührte flüchtig die spärlichen Haare und strich mit den Fingerspitzen über seine Brustwarzen. Er widerstand dem Drang, nach seinem Schwanz zu greifen. Wenn er ohne Nathan anfing, wäre das Spiel viel zu schnell vorbei.
Als sein Handy endlich klingelte, kam es ihm so vor, als hätte er eher fünfzehn als fünf Minuten gewartet. Er nahm den Anruf mit unziemlicher Hast entgegen. „Hi.“
Owen schluckte und fühlte sich urplötzlich seltsam gehemmt.
„Hi“, antwortete Nathan zurückhaltend. Es gab eine Pause. „Wolltest du was Bestimmtes?“
„Na ja…“ Owen senkte absichtlich die Stimme und versuchte, nicht zu lachen, während er sich bemühte, möglichst sexy zu klingen. „Ich habe da ein Problem, und ich hatte gehofft, du könntest mir dabei helfen…“ Seine Stimme schwankte und überschlug sich, und er prustete los. „Oh, scheiß drauf. Tut mir leid. Ich dachte, ich kann das besser.“
Nathan lachte leise. „Sehr raffiniert. Soll das heißen, dass du noch nie Telefonsex gemacht hast? Irgendwie dachte ich, du wärst ein Experte.“
„Nein“, gab Owen zu. „Von Angesicht zu Angesicht bin ich besser. Oder Gesicht-zu-Schwanz – oder Arsch. Aber ich hab‘ mir gedacht, einen Versuch ist es wert. Ich bin spitz wie Nachbars Lumpi, und ich dachte, das könnte geil sein, wenn wir es ohne zu kichern hinkriegen. Was meinst du – möchtest du’s probieren?“
„Ja, okay“, sagte Nathan. „Ich weiß aber nicht, was ich sagen soll. Alles, was mir einfällt, klingt schnulzig.“
„Wem sagst du das? Aber was soll’s. Legen wir einfach los. Hilft es, wenn ich dir sage, dass ich schon nackt bin?“
„Wirklich?“ Nathan hörte sich interessiert an. „Dann warst du dir also ziemlich sicher, dass ich ja sagen würde?“
„Na ja, selbst wenn du nicht mitgemacht hättest, wollte ich mir nachher sowieso einen runterholen. Ich denke ständig daran, wie du mich geküsst hast und wie es sich angefühlt hat, als du mich gegen diesen Baum gedrückt hast.“
„Ja?“
Ermutigt sprach Owen weiter und kam dabei allmählich so richtig in Fahrt. „Ja. Ich hab‘ gespürt, dass du einen Ständer hattest, und ich wollte dir unbedingt einen blasen. Ich wollte deinen Schwanz sehen… ihn im Mund haben… dich schmecken.“ Er machte eine Pause und wartete, ob Nathan auch mal was sagen wollte.
„Hör nicht auf.“ Nathans Stimme klang etwas dumpf, und Owen hörte Geraschel und das Ratschen eines Reißverschlusses. „Oh, Fuck.“ Irgendwas rumste, und Nathans Stimme klang weiter entfernt. „Warte mal eben.“ Weiteres Geraschel und Bewegungsgeräusche, und dann war Nathan zurück und seine Stimme wieder laut und deutlich. „Na also, so ist es besser.“
„Hast du das Telefon fallen lassen?“
„Ja. Ich hab‘ versucht, aus den Klamotten zu kommen, ohne es wegzulegen. Aber jetzt ist alles klar. Also, red‘ weiter.“
„Ich hab‘ den Faden verloren.“ Owen rieb seinen Schwanz ein bisschen fester. „Bist du nackt?“
„Fast“, antwortete Nathan. „Wäre es schlimm, wenn ich dir sagen würde, dass ich die Socken angelassen habe? Ich war ungeduldig.“
Owen lachte. „Nein, das ist irgendwie süß. Ich find’s schön, dass du es eilig hattest, wieder zu mir zu kommen. Was machst du? Streichelst du dich schon?“
„Ja.“ Jetzt hörte Nathan sich etwas atemlos an.
„Ich auch. Aber ich mach’s ganz langsam – sonst komme ich zu schnell. Was machst du gerade?“
„Ich… äh… ich spiele an meinem Arsch rum. Nicht mit reinstecken und so, nur streicheln.“
Bei diesem leicht beschämten Eingeständnis wurde Owen schlagartig heiß, und er packte seinen Schwanz fester und fuhr beim nächsten Streicheln mit dem Daumen über die Eichel.
„Oh Mann, echt jetzt? Das ist geil. Bist du ein Bottom?“
„Ja. Na ja, ich mag beides. Aber ja, ich lass‘ mich gern ficken.“
Owen stieß in seine Faust und gab sein bestes Pornostar-Stöhnen von sich, ohne es auch nur zu versuchen. „Ich würde dich sowas von gut ficken“, brachte er heraus. Die Herausforderung beim Telefonsex würde darin liegen, lange genug verständlich zu bleiben, um einander zum Orgasmus zu bringen. „Gott, ich bin schon kurz davor, wenn ich nur daran denke. Sag mir, was du jetzt gerade machst. Steckst du dir die Finger rein?“
Owen hörte ein feuchtes Schmatzen, bei dem sich seine Zehen kringelten.
„Ich mach’ sie nur nass…“, und dann folgte ein kurzes Schnaufen und ein Ächzen.
Owen hielt seine Hand still und lauschte gespannt, Nathans Bild vor Augen, mit gespreizten Beinen und seinen Fingern im Hintern.
„Fuck“, japste Nathan. „Gleitgel wäre besser gewesen als Spucke, aber es ist trotzdem gut.“
„Oh mein Gott, Nathan.“ Owen begann sich wieder zu bewegen und wichste wie wild. „Du bringst mich zum Abspritzen. Ich wünschte, das wäre ich, mein Schwanz in dir, würde dich ficken…“
Sein Orgasmus kam immer näher, und seine Muskeln verkrampften sich vor Anspannung. Nathan stieß einen halb erstickten Laut aus, und der gab Owen den Rest. Er stöhnte laut auf und wölbte sich hoch, kam so heftig, dass er sich Bauch und Brust vollspritzte. Ein paar Tropfen verirrten sich bis zu seinem Kinn und verfehlten nur knapp das Handy, das er sich immer noch ans Ohr presste.
„Heilige Scheiße“, murmelte er schwach, als er wieder genug Luft dafür hatte.
„Gut?“ Nathans Stimme klang warm und sanft in seinem Ohr.
„Echt spitzenmäßig. Aber ich hätte mir fast mein Scheiß-Handy eingesaut.“
Nathan lachte leise.
„Bist du schon gekommen?“
„Nicht so. Ich bräuchte eine dritte Hand für meinen Schwanz.“
„Kannst du mich nicht auf Lautsprecher legen?“, schlug Owen vor.
„Gute Idee, bleib‘ mal kurz dran. So.“
„Okay.“ Jetzt, wo der Rausch seines Orgasmus vorbei war, fühlte Owen sich befangen, nackt und klebrig auf seinem Bett mit Nathan am anderen Ende der Leitung. Aber Nathan hatte ihn mit Worten zum Höhepunkt gebracht, und Owen war fest entschlossen, sich zu revanchieren. „Hast du immer noch die Finger drin?“
„Ja“, antwortete Nathan. Owen hörte sowohl das Geraschel seiner Bewegungen als auch seine Stimme.
„Wenn ich dir mal einen blasen darf, könnte ich dich dabei fingern. Magst du das? Einen Finger im Arsch, während dir jemand den Schwanz lutscht?“
„Verdammt, ja.“ Nathan klang jetzt ziemlich angespannt.
Owen hatte ihn bald soweit; sehr viel mehr würde er wohl nicht brauchen. „Oder ich könnte dir den Arsch lecken, während ich an deinem Schwanz rumspiele, dich mit der Zunge verrückt machen, bis du drum bettelst, gefickt zu werden. Lässt du dich gerne rimmen?“
Es gab eine Pause, aber Owen hörte immer noch Raschelgeräusche und Nathans angestrengtes Atmen. Seine Stimme war heiser, als er schließlich antwortete.
„Äh… das hat noch nie jemand bei mir gemacht. Aber ich glaube, es würde mir gefallen.“
„Oh, Babe. Du liebst Analsex, und da hat dich noch keiner geleckt? Du hast was verpasst. Das ist ein tolles Gefühl. Ich würde es bei dir machen, würde dir die Rosette lecken und dir einen runterholen. Du würdest abgehen wie eine Rakete.“
„Oh Gott“ , stöhnte Nathan. „Fuck, Owen.“
„Ja, kommst du gerade für mich?“
Diese Telefonsex-Geschichte machte viel mehr Spaß, als Owen erwartet hatte. Sein Schwanz war nach dem Abspritzen vorhin noch kaum erschlafft, und als er hörte, wie Nathan auseinanderfiel und seinen Namen keuchte, fragte er sich, ob er nicht gleich in die zweite Runde gehen könnte.
Von Nathans Ende der Leitung kam erneut ein ersticktes Stöhnen, dann nur noch raues Atmen, und schließlich sagte eine zittrige Stimme: „Mist. Jetzt hab‘ ich doch tatsächlich Wichse auf mein Handy gekriegt.“
Beide brachen in Gelächter aus, und die Stimmung war dahin, aber auf eine gute Art.
Sie blieben am Telefon, während sie sich ein bisschen saubermachten. Owen zog eine Boxershorts an und legte sich wieder ins Bett, das Handy immer noch am Ohr.
„Das war verdammt geil“, gab er zu. „Ich war mir nicht sicher, ob ich Telefonsex mögen würde, aber es hat Spaß gemacht. Allerdings wäre ich trotzdem lieber mit dir im Bett. Ich wünschte, ich könnte dich sehen.“ Und riechen, dachte er, aber das sagte er nicht laut, weil es ein bisschen komisch geklungen hätte.
„Dito.“
„Was dito? Dass es geil war, oder dass du dir jetzt wünschen würdest, ich wäre bei dir?“
„Beides, glaube ich“, sagte Nathan.
„Warum genau warten wir nochmal?“ Owen sprach bewusst in leichtherzigem, scherzhaftem Ton. Er wollte diesmal den Moment nicht verderben.
„Keine Ahnung. Ich bin wohl einfach bloß stur. Es sind sowieso nur noch zwei Wochen.“
„Und dann kann ich alles machen, worüber wir geredet haben?“
„Vielleicht.“ Nathan gähnte.
„Bist du müde? Soll ich dich schlafen lassen?“
„Bald, aber leg‘ noch nicht auf.“
Bettzeug raschelte, und Owen stellte sich vor, wie Nathan jetzt allein in seinem Bett lag. Dabei packte ihn plötzlich die Sehnsucht, jetzt dort bei ihm zu sein, träge Küsse mit ihm austauschen zu können, bevor sie dann zusammen einschliefen. Was zum Teufel…? Owen verbrachte kaum jemals die Nacht mit jemandem. Er hasste die Peinlichkeit am Morgen danach; normalerweise war sie die Chance auf einen zusätzlichen Blowjob nicht wert. Aber mit Nathan aufzuwachen würde anders sein.
„Bist du noch da?“
Nathans Stimme riss Owen aus seinem verstörenden Gedankengang. „Ja.“ Owen war jetzt auch schläfrig. „Ja, aber ich penn‘ gleich ein.“
„Okay, vielleicht sollten wir auflegen.“ Nathan gähnte erneut. „Schlaf gut.“
„Du auch.“ Owen lächelte.
„Und danke für heute. Es war schön. Alles.“
„Ja. Ja, das stimmt. Nacht, Nathan.“
„Nacht.“
Owen nahm das Handy vom Ohr und schaute aufs Display, bis er sah, dass Nathan aufgelegt hatte. Dann legte er das Gerät beiseite, knipste das Licht aus und rollte sich auf die Seite. Er lächelte immer noch, als er einschlief.
Sie blieben die Woche über in Verbindung, meist per SMS, aber gelegentlich telefonierten sie auch. Am Freitagabend rief Nathan spät noch an, und diesmal war er derjenige, der den Telefonsex vorschlug.
Sie hatten genauso viel Spaß wie beim ersten Mal, und danach unterhielten sie sich noch eine Zeitlang.
„Ich weiß nicht, ob es morgen schwerer oder leichter sein wird, dich zu sehen, nachdem wir das gemacht haben“, sagte Owen. „Es ist ein komisches Gefühl, dass ich davon reden kann, dir den Schwanz zu lutschen, aber anfassen darf ich ihn nicht.“ Dann fügte er hinzu. „Technisch gesehen lautet die Regel natürlich: ‚keine Orgasmen, während wir zusammen sind‘. Also könnte ich dir wohl schon einen blasen, wenn du dabei nicht kommst.“
Nathan lachte. „Netter Versuch. Aber das wird nie passieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich allenfalls eine Minute durchhalte, wenn ich meinen Schwanz zum ersten Mal in deinem Mund habe.“
„Das will ich aber verdammt nochmal auch hoffen, nach fünf Wochen Vorspiel.“
Es gab eine kurze Pause.
„Also“, fuhr Owen fort. „Sagst du mir jetzt, wo wir morgen hingehen?“
„Nein. Aber du solltest was Altes und Bequemes anziehen. Ein T-Shirt und eine Jogginghose oder sonst eine weite Hose – definitiv keine enge Jeans.“
Owen runzelte die Stirn und fragte sich, wo zum Teufel Nathan mit ihm hinwollte. Vielleicht zum Paintball oder Laser Quest oder so. „Keine weiteren Hinweise?“
„Nein.“ Nathan klang irritierend selbstzufrieden.
„Muss ich uns irgendwo hinfahren?“, fragte Owen in der Hoffnung auf weitere Informationen.
„Nein. Ich komme gegen halb zwei bei dir vorbei. Ist das okay?“
„Klar.“
Sie redeten noch ein bisschen, bis sie beide am Gähnen waren, dann sagten sie sich widerstrebend gute Nacht.
„Bis morgen“, gähnte Owen. „Nacht.“
„Süße Träume.“
„Versaute Träume sind mir lieber.“
Nathan lachte. „Dann eben versaute Träume. Nacht, Owen.“
Owen öffnete die Haustür und musterte Nathan von Kopf bis Fuß. Er sah echt scharf aus in schlabbrigen Khakihosen und einem eng anliegenden grauen T-Shirt, das seine breiten Schultern und den flachen Bauch zur Geltung brachte. Ein kleiner Rucksack hing über seiner Schulter.
„Kann ich so gehen?“ Owen deutete mit einer Handbewegung auf sich. Seine einzige Jogginghose war total schmuddelig, aber er hatte eine einigermaßen weite, alte Jeans gefunden und trug ein T-Shirt, das schon bessere Tage gesehen hatte.
„Perfekt. Solange du dich in diesen Jeans gut bücken und strecken kannst.“
Owen zog eine Augenbraue hoch, dann drehte er Nathan den Rücken zu und berührte seine Zehen. „Soll ich auch noch Spagat machen?“
„Äh, nein. Das reicht mir schon.“
Als Owen sich wieder aufrichtete, stellte er mit Befriedigung fest, dass Nathan ein bisschen rot geworden war.
„Also, wo willst du mit mir hin, du alter Geheimniskrämer?“ Er machte die Tür hinter sich zu und ging neben Nathan her.
„Das wirst du schon sehen.“
Erst als sie in die Straße einbogen, an deren Ende der hohe Kirchturm aufragte, ahnte Owen allmählich, wohin sie gingen.
„Willst du mit mir zum Klettern gehen?“, fragte er.
Nathan warf ihm einen Blick zu und lächelte unsicher. „Ist das okay? Nach dem letzten Wochenende mit der Felsenkletterei dachte ich, das könnte dir gefallen. Aber wir müssen nicht, wenn dir die Idee nicht gefällt.“
„Nein! Ich finde die Idee super. Aber ich habe sowas noch nie gemacht, also habe ich keine Ahnung, wie das geht. Und brauche ich nicht Klettergurte und so?“
„Ist schon okay. Ich kenne mich damit aus, und es ist ziemlich einfach. Ich kann dir zeigen, was du machen musst, und wir können alles, was wir für dich brauchen, in der Kletterhalle mieten.“
Bei der Ankunft zeigte Nathan seinen Mitgliedsausweis vor und bestand darauf, sowohl den Eintritt für sie beide als auch die Leihgebühr für Owens Klettergurt und Kletterschuhe zu bezahlen. Sie mussten beide ein Formular unterschreiben, damit Owen als Gast Zutritt bekam.
„Ich bin für dich verantwortlich, also benimm dich.“ Nathan gab Owen einen sanften Schubs. „Fall bloß nicht runter und verletz dich nicht.“
„Solltest du mich nicht sowieso auffangen, wenn ich runterfalle?“, fragte Owen mit einem Anflug von nervöser Erwartung. Er reckte den Hals und schaute an den Sperrholzwänden hinauf, die bis ins Dachgebälk der alten Kirche aufragten. Er sah zu, wie ein Kletterer abstieg, sich wie eine Spinne an einem beängstigend dünnen Seil herabschwang, und dabei wurde ihm ganz mulmig zumute.
„Natürlich. Wenn du von der Wand abrutschst, kommst du nicht weit“, versicherte Nathan.
Sie gingen nach oben, um die Schuhe zu wechseln und alles, was sie nicht brauchten, in einem Spind zurückzulassen. Nathan vergewisserte sich, dass Owens Taschen leer waren. „Wenn dir beim Klettern das Handy aus der Tasche fällt und mich am Kopf trifft, ist unser Date ruiniert.“
Owen sah ihn an und versank für einen Moment in Nathans blauen Augen. „Ja, das wollen wir nicht.“
Mit vor Nervosität feuchten Händen machte er sich wieder ans Anlegen seines Klettergurts. Als er fertig war, steckte Nathan einen Finger durch eine der Schlaufen und zog ihn näher heran. Der Ruck überraschte Owen, und er stützte sich mit einer Hand an Nathans Schulter ab, während Nathan sich bückte und an den Riemen zerrte, sie straffte und verstellte, bis alles zu seiner Zufriedenheit saß.
„Ziemlich schmeichelhaft, nicht?“ Owen streckte aufreizend den Unterleib vor. Der Schnitt des Gurtzeugs betonte in der Tat seinen Genitalbereich. „Vielleicht sollte ich mir eins von den Dingern besorgen, wenn ich das nächste Mal in den Club gehe. Es bringt meine Vorzüge zur Geltung.“
Nathan richtete sich auf und schmunzelte. „Aber du willst in so einem Ding keinen Ständer kriegen, glaub mir. Also hör auf, mir mit deinem Schwanz vor der Nase rumzuwedeln.“ Er tätschelte Owen den Hintern. „Du bist startklar. Kann losgehen.“
Nathan bestand darauf, dass Owen als erster kletterte. Er suchte ihm eine einfache Route aus, zeigte ihm den korrekten Knoten, mit dem er sich an einem Ende des Seils anbinden musste, dass von der Wand herabhing, und machte irgendwas Kompliziertes mit dem anderen Ende, das er durch ein Ausrüstungsteil an seinem Klettergurt fädelte.
„Was ist das?“ Owen schaute Nathan auf die Finger, als er geschickt sein Ende des Seils auseinandersortierte.
„Das ist ein Sicherungsgerät“, erklärte Nathan. „Es erzeugt Reibung, sodass ich dich leichter auffangen kann, falls du abstürzt. Ich zeig‘ dir nachher, wie es geht, damit ich auch klettern kann. Solange ich immer eine Hand am Seil habe, kann dir nichts passieren. Okay, du kannst loslegen.“
Owen schaute die Wand an, die sich vor ihm erstreckte. Sie sah plötzlich furchtbar hoch aus.
„Dann klettere ich also einfach los?“
„Ja, und ich halte das Seil dabei unter Spannung. Falls du abrutschst – was nicht passieren wird, weil die Route fast so einfach ist, wie auf eine Leiter zu steigen – dann fällst du nicht weit.“
„Okay.“
Angst und Adrenalin ließen Owen schnell klettern. Nathan hatte recht – es war überhaupt nicht schwer. Aber es war etwas Neues für Owen, und während er sich an den bunten Haltegriffen hochzog, pochte sein Herz und er atmete hastig. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke zögerte er kurz und warf einen Blick nach unten, um zu sehen, wo sein rechter Fuß als nächstes hin musste.
„Ach du Scheiße.“ Der Boden schien sehr weit weg zu sein. Aber dann heftete er den Blick auf Nathan, der zu ihm aufschaute, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
„Du machst das super, nur weiter so. Hoch mit dem Fuß.“
Owen verlagerte sein Gewicht mehr auf die linke Hand und zog das Bein hoch. Der Haltegriff war weit oben in der Nähe seines Oberschenkels und schwer zu erreichen. Jetzt wusste er, warum Nathan ihm geraten hatte, keine enge Jeans zu tragen.
„Genießt du die Aussicht?“, rief er Nathan zu und fragte sich, wie er wohl von da unten aussah.
„Konzentrier‘ dich, Owen!“, antwortete Nathan lachend. „Und ja, das tu‘ ich.“
Owen legte den Kopf in den Nacken, richtete den Blick starr nach oben und hielt sich ran. Er schaffte den Aufstieg mühelos und klatschte triumphierend mit der flachen Hand an die Decke. „Und was jetzt?“, rief er.
„Jetzt lässt du los, und ich seil‘ dich ab.“
Owen wurde es ganz flau im Magen bei dem Gedanken, die Haltegriffe loszulassen. Obwohl er wusste, dass Nathan ihn nicht fallen lassen würde, widersprach es seinen sämtlichen Instinkten, seinen Griff zu lockern und sich mit dem ganzen Gewicht in den Gurt zu legen, der ihn stützte.
Aber er vertraute Nathan, also tat er es.
„Okay.“ Er warf einen Blick über die Schulter nach unten. Und dann… „Jesus!“, schrie er auf, als er ruhig und gleichmäßig, aber beängstigend schnell nach unten sank. Er pendelte nach innen gegen die Wand.
„Streck die Füße vor“, wies Nathan ihn an.
Owen stieß sich von der Wand ab und schwang zurück, dann stieß er sich erneut ab, wie er es bei Abseilern gesehen hatte. „Hey, das ist echt geil!“
Als er unten war, setzte er mit beiden Füßen auf und bekam eine elegante Landung hin. Er grinste Nathan an, begeistert und voll im Adrenalinrausch. „Das war einsame Spitze.“
Nathan erwiderte das Lächeln. „Du hast das toll gemacht. Ich hab‘ gewusst, dass du ein Naturtalent bist. Willst du gleich nochmal?“
„Jetzt bist du mal dran.“ Owen begann den Knoten zu lösen, der ihn am Seil hielt. „Sag‘ mir, was ich machen muss, um dich zu sichern.“
Da Owen das noch nie gemacht hatte, bat Nathan einen der Angestellten, es Owen beim ersten Mal zu erklären. „Eigentlich solltest du dafür vorher einen Kurs machen“, sagte Nathan. „Aber Ian kann dir zeigen, was du machen musst, und es ist keine Hexerei. Solange du immer eine Hand am Seil behältst, kannst du nicht allzu viel falsch machen. Du holst es ein, während ich hochklettere, und wenn ich oben bin, seilst du mich ab.“
Ian war gern bereit, Owen im Auge zu behalten, während Nathan ein paar Routen kletterte. Owen bekam es ganz gut hin – obwohl er ein bisschen abgelenkt war, weil Nathans Hintern in seinem Klettergurt so perfekt aussah – und Ian erklärte ihn für kompetent.
Danach kletterten sie abwechselnd und steigerten allmählich die Schwierigkeit. Im weiteren Verlauf des Nachmittags wurde es heiß in der Halle. Die Hintertür stand offen und ließ ein wenig frische Luft herein, aber bald schwitzten beide vor Anstrengung. Beim Ersteigen eines besonders steilen Abschnitts der Wand stellte Owen mit einem Seitenblick fest, dass der Typ, der etwas rechts von ihm kletterte, nur Shorts anhatte. Sobald er wieder unten war, riss Owen sich das T-Shirt vom Leib. Wenn Klettern mit freiem Oberkörper zulässig war, konnte er das verdammt nochmal auch tun.
„So ist es besser.“ Er knüllte sein T-Shirt zusammen und warf es neben die Wasserflasche, die sie sich teilten. „Was?“, wandte er sich an Nathan, der ihn anstarrte. Nathans Blick wanderte über Owens Oberkörper, und Owen errötete. Er senkte die Stimme. „Hör auf, mich so anzugucken. Sonst wird dieser Klettergurt noch viel unbequemer, als er ohnehin schon ist.“
Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Aufdröseln des Knotens zu, während Nathan das Sicherungsgerät von seinem Klettergurt losmachte. Als nächstes war Nathan mit Klettern an der Reihe, und er führte Owen zu einem steileren Abschnitt der Kletterwand mit einem breiten Überhang am oberen Ende der Route.
„Ich probier‘ mal die orangefarbene Route.“
Owen musterte die Etiketten am Fuß der Wand mit den Farbcodierungen der Routen. Die orangefarbene war viel schwieriger als alles, was Nathan bisher in Angriff genommen hatte, mit kleineren Haltegriffen, von denen es nicht sehr viele zu geben schien. Owen musste sich anstrengen, um zu erkennen, wo die Route verlief.
„Lieber du als ich.“
„Es ist tierisch heiß hier drinnen. Du hast schon recht mit deiner Idee“, sagte Nathan. Dann zog er sich mit einer raschen Bewegung das T-Shirt hoch und über den Kopf.
Owen starrte ihn an. Nathan war noch besser gebaut, als er es sich vorgestellt hatte. Kräftig und muskulös, mit ein paar vereinzelten goldenen Härchen auf der Brust, die fast unsichtbar waren, bis sie das Licht einfingen. Seine Haut war blass, abgesehen von Wangen und Hals, die von der Hitze gerötet waren. Owen wollte ihn gegen die Wand drücken und ihm Knutschflecken auf der Brust machen.
Nathan räusperte sich, und Owen blickte auf und sah sein belustigtes Grinsen.
„Bist du soweit? Kann ich jetzt klettern?“ Nathan zog die Augenbrauen hoch.
„Ähm… ja, klar“, brachte Owen heraus. Er straffte das Seil und versuchte, seinen Blick nicht wieder nach unten wandern zu lassen.
Er drehte sich um und trat hinter Nathan, der mit dem Gesicht zur Wand stand, bereit zum Aufstieg. Als Owen einatmete, stieg ihm der Duft nach warmer Haut und Schweiß in die Nase. Er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, näher ranzugehen und Nathan zu berühren.
Während Nathan kletterte, beobachtete Owen das Spiel der Muskeln in seinem Rücken und seinem knackigen Hintern. Nathan erklomm die Wand mit geschmeidigen Bewegungen, sehr anmutig für einen so großen Kerl. Vor dem Überhang hielt er inne, balancierte auf den Füßen und schaute abwägend nach oben.
„Na mach‘ schon!“, neckte Owen, um den Zauber zu brechen, den Nathan auf ihn ausübte.
„Ich überleg‘ mir nur, wie ich das machen soll. Sieht sauschwer aus.“
Nathan ging es an und kletterte weiter, bis er beinahe horizontal unter dem Sperrholzvorsprung hing. Er zögerte kurz, dann schwang er sich hoch. Das angestrengte Ächzen, das er dabei von sich gab, brachte Owen auf höchst unanständige Gedanken. Schnell straffte er das Seil, während Nathan mit dem obersten Abschnitt der Wand kurzen Prozess machte und einen Triumphschrei ausstieß, als er schließlich die Decke erreichte.
Nathan ließ ohne Vorwarnung los, und der plötzliche Ruck am Seil riss Owen fast von den Füßen. Er ließ ihn ab, und Nathan grinste, als seine Füße schließlich wieder den Boden berührten.
„Gut gemacht.“ Owen ließ das Seil etwas lockerer, damit Nathan sich losbinden konnte.
„Wow, das war echt heftig.“ Nathans Finger zitterten, als er an dem Knoten herumnestelte.
„So hat’s auch ausgesehen“, antwortete Owen und fügte dann hinzu: „Und es hat sich auch so angehört, nach deinem lustvollen Gestöhne zu urteilen.“
Nathans Augen weiteten sich und seine bereits geröteten Wangen wurden noch rosiger. „Fick dich.“
Owen lachte leise. „Schön wär’s. Komm, lass mich das machen.“ Er schlug Nathans zitternde Hände von dem Knoten weg, den er immer noch vergeblich zu lösen versuchte. „Du bist fix und alle.“
„Ja. Vor allem meine Arme.“ Nathan beugte und streckte die Finger. „Ich war echt kaputt, als ich oben war. Konnte mich kaum noch festhalten.“
Owen zog ihn am Seil ein Stück näher heran. Er spürte die Hitze, die von Nathans nackter Haut abstrahlte, während er den Knoten aufdröselte. „Hier, bitte.“ Als er aufschaute, begegnete er Nathans Blick, und für einen Moment starrten sie einander an.
Nathan leckte sich die Lippen. „Danke.“
Owen trat zurück, bevor er dem Drang nachgeben konnte, Nathan gegen die Wand zu drücken und ihn bis zur Bewusstlosigkeit zu knutschen. Hoffentlich würde er später noch öfter Gelegenheit dazu haben.
„Sind wir dann hier fertig?“, fragte er. „Ich glaube, meine Arme machen auch nicht mehr lange mit, und ich kriege langsam Hunger. Hattest du für später schon was geplant?“
„Wie wär’s jetzt erstmal mit einem Bier? Und dann könnten wir uns irgendwo was zu essen mitnehmen und zu mir nach Hause gehen?“
„Klingt super.“
„Wir sind unter uns“, fügte Nathan hinzu. „Kirsty ist über das Wochenende zu ihren Eltern gefahren.“
„Noch besser“, grinste Owen.
In Nathans Wohnung legten sie Musik auf, machten es sich auf dem Sofa bequem und teilten sich das chinesische Essen, das sie auf dem Heimweg mitgenommen hatten. Mit einem Bier im Bauch aus dem Pub in der Nähe der Kletterhalle und einem weiteren zum Essen fühlte Owen sich in idealem Maß leicht beschwipst. Er sonnte sich im warmen Glanz von Nathans Kameradschaft und in den Nachwirkungen des Adrenalinrauschs vom Klettern vorhin.
„Ich glaube, das Date heute war mein Favorit bisher“, sagte er, als er sich schließlich geschlagen gab und seinen Teller wegschob, da er für den letzten Bissen Chow Mein keinen Platz mehr hatte. „Danke.“
Nathan machte einen selbstzufriedenen Eindruck. „Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat. Nicht zu fassen, dass du das noch nie probiert hast.“
„Ja, da hab‘ ich was verpasst. Aber jetzt, wo ich weiß, wie cool das ist, möchte ich es auf jeden Fall noch öfter machen.“ Es gab eine Pause, und Owen wurde plötzlich bewusst, wie das geklungen hatte. Er konnte schließlich nicht davon ausgehen, dass Nathan nochmal mit ihm dort hingehen wollte. „Ich meine, ich könnte einen Kurs machen oder so. Mich mit anderen Anfängern zum Klettern treffen.“
„Wir können wieder zusammen hingehen, wenn du willst“, bot Nathan an.
Owen setzte sich seitwärts auf das Sofa, um ihn richtig sehen zu können, und legte die Füße hoch. Seine bestrumpften Zehen berührten fast Nathans Oberschenkel.
Nathan schaufelte den letzten Rest Reis auf seinem Teller mit der Gabel auf und steckte sie in den Mund. „Es sei denn, du kletterst lieber mit jemand anderem.“
„Nein.“ Owen rückte ein wenig näher und buddelte die Zehen unter Nathans Oberschenkel. „Mir gefällt die Aussicht, wenn ich mit dir klettere“, sagte er in möglichst anzüglichem Ton.
„Ja?“ Nathan stellte seinen Teller auf den Kaffeetisch, griff nach Owens Fußknöchel und packte ihn mit festem Griff.
„Mm-hmm.“ Ein Lächeln umspielte Owens Lippen.
Nathan zog ihm die Beine auseinander, schob sich dazwischen und legte sich auf ihn. Sein Mund fand Owens Lippen, und Owen erwiderte den Kuss und genoss es, Nathans warmes Gewicht auf sich zu spüren. Er vergrub eine Hand in Nathans Haaren, um ihn festzuhalten, und schob die andere hinten unter Nathans T-Shirt, fühlte warme Haut unter seiner flachen Hand und das Spiel schlanker Muskeln.
Sie waren jetzt zum ersten Mal auf diese Art allein, an einem sicheren Ort und ohne Störungen befürchten zu müssen, und Owen gab sich ganz den Empfindungen hin, der zunehmenden Leidenschaft, dem wachsenden Verlangen. Nathan rieb sich an ihm und Owen wölbte sich hoch, presste seine Erektion an die Beule zwischen Nathans Beinen. Es wäre erschreckend einfach, so zum Höhepunkt zu kommen, wurde ihm plötzlich klar, und er wusste, dass sie langsamer machen mussten. Nicht, weil er das hier nicht wollte. Er wollte Nathan unbedingt. Aber er wollte nichts tun, was sie vielleicht später bereuen würden, nicht, wenn es zwischen ihnen gerade so gut lief.
Er drehte den Kopf und entriss seinen Mund Nathans hungrigen Küssen. „Nathan“, japste er mit heiserer Stimme.
Aber Nathan machte weiter. Seine Lippen und seine Zunge zogen eine glühend heiße, feucht Spur an Nathans Hals entlang.
„Nathan.“ Owen zerrte jetzt an Nathans Haaren, zog seinen Kopf hoch, um sein Gesicht sehen zu können. Nathans Mund war feucht und üppig, seine Augen glasig vor Verlangen, und der Blick, mit dem er Owen ansah, machte es auch nicht besser.
Aber sie hatten eine Abmachung.
„Wenn wir so weitermachen, spritz‘ ich ab.“ Owen sah Nathan in die Augen, als er das sagte, eine klare, unmissverständliche Warnung.
Nathan erwiderte den Blick mit undurchdringlicher Miene, und der Moment dehnte sich in die Länge. Owen war hin- und hergerissen, weil er ihn nur zu gern wieder runterziehen und da weitermachen wollte, wo sie aufgehört hatten. Aber nur dann, wenn Nathan sicher war. Also wartete er angespannt, die Finger fest in Nathans Haar verkrallt.
Nathan schluckte. „Ja, ich auch.“
Er entzog sich Owens Griff, stemmte sich hoch und stand auf, wobei er seine Erektion in der Hose zurechtrückte.
Owen unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. Er verfluchte sich, weil er gebremst hatte. Seit wann hatte er ein Gewissen? Aber dann streckte Nathan ihm die Hand entgegen. Owen runzelte die Stirn, suchte in Nathans Gesichtsausdruck nach einer Erklärung, während Nathan wartend dastand.
„Wenn wir abspritzen, will ich das machen, ohne dass die Scheiß-Klamotten im Weg sind“, sagte Nathan schroff. „Mein Zimmer?“
Owens Herz schlug höher. „Bist du sicher? Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das erst Date Nummer vier.“
Nathan zuckte die Achseln und grinste leicht. „Ich hab‘ genug vom Warten.“
Eine berauschende Mischung aus Erleichterung und Erregung durchströmte Owen, und er erwiderte das Grinsen. „Oh, dem Himmel sei Dank.“ Er ergriff Nathans Hand und ließ sich hochziehen. „Ich auch.“