– Reiß dich zusammen, Bronski.
– Ich kann nicht mehr.
– Das ist jetzt der falsche Moment, um aufzugeben. Dein Mädchen wartet da draußen auf dich. Hör auf zu jammern und komm jetzt.
– Was willst du von mir, Anna?
– Du sollst dich an dieses beschissene Video erinnern. Wie hat der Raum ausgesehen, in dem sie lag? Was ist dir aufgefallen? Besondere Möbel? Bilder an den Wänden? Fenster? Du musst doch irgendetwas gesehen haben, das uns sagen könnte, wo sie ist.
– Wie oft denn noch, Anna. Da war nichts.
– Denk nach, Bronski.
– Es könnte überall aufgenommen worden sein. Hamburg, Leipzig, Innsbruck. Vergiss es. Da waren keine Geräusche, die uns verraten, wo er sie versteckt hat, keine Gebäude vor dem Fenster, die uns sagen, wo wir suchen müssen. Er könnte sie an hunderttausend verschiedene Orte gebracht haben.
– Könnte er nicht. Es muss eine von Laufenbergs Immobilien sein, eine seiner Wohnungen, er geht bestimmt kein Risiko ein.
– Bravo, Anna. Dann haben wir sie quasi ja schon gefunden. Wir konzentrieren unsere Suche also auf eine seiner Wohnungen. Wie viele hatte er noch mal? Achthundert waren es, glaube ich. Schränkt die Suche ja schon mal ordentlich ein.
– Du gibst also auf? Ziehst deinen Schwanz ein?
– Was soll ich denn deiner Meinung nach noch tun?
– Sie suchen und finden. Du hast jetzt lange genug den Märtyrer gegeben. Komm zu Verstand und setz deinen Arsch in Bewegung.
– Ich habe alles gemacht, was er von mir wollte. Jetzt ist er am Zug. Wir können nur noch hoffen, dass er sie gehen lässt.
– Er wird sie nicht gehen lassen. Begreif das endlich. Für Laufenberg geht es um alles. Vermögen und Freiheit. Es muss dir doch mittlerweile klar sein, dass man mit ihm keine Geschäfte macht. Er ist gerade dabei, das ganze Schiff zu versenken, auf dem wir sitzen. Dieser Scheißkerl hat alles richtig gemacht. Er hat dich vorgeführt.
– Ich weiß.
– Du hast es vergeigt, mein Lieber.
– Ich bring ihn um.
– Bravo. Das wäre dann der nächste Fehler, den du machen würdest. Sogar unser Freund Weichenberger wäre dann bereit, dich wegzusperren.
– Was soll das, Anna? Geht es dir besser, wenn du mich fertigmachst?
– Du hättest auf mich hören sollen. Ich habe dir gesagt, dass mit diesem Kerl etwas nicht stimmt. Warum hast du nicht einfach deine Klappe gehalten? Warum dieses verblödete Interview? Uns wäre eine andere Lösung eingefallen. Wir hätten uns das alles sparen können.
– Was denn?
– Dass man mit dem Finger auf uns zeigt. Ganz Deutschland denkt jetzt, dass du ein Mörder bist. Und ich die Schwester des Mörders. Keine Ahnung, wie wir das jemals wieder gerade bügeln können.
– Svenja kümmert sich darum, sobald Judith in Sicherheit ist.
– Unfassbar, dass sie bei diesem Wahnsinn mitgemacht hat. Diese Frau muss ganz schön auf dich stehen, dass sie sich auf so etwas einlässt.
– Es war einen Versuch wert. Hätte ja sein können, dass es funktioniert.
– Du bist und bleibst ein Träumer, David.
– Mag schon sein. Trotzdem glaube ich, dass das alles für etwas gut war.
– Und wofür bitte?
– Laufenberg denkt, dass ich in Polizeigewahrsam bin, richtig?
– Ja. Und?
– Er rechnet also nicht damit, dass wir bei ihm auftauchen werden.
– Wir werden nicht bei ihm auftauchen, David.
– Doch, das werden wir. Ich zumindest. Dass du dich ab jetzt raushalten möchtest, verstehe ich natürlich. Mich aber hält nichts mehr auf, Anna. Ich werde diesem Drecksack einen Besuch abstatten. Und ich werde so lange bleiben, bis er mir sagt, was ich wissen will.
– Er wird dich wohl kaum freiwillig auf sein hübsches Anwesen lassen.
– Ich werde ihn bestimmt nicht fragen.
– Du willst einbrechen?
– Wenn es sein muss, werde ich das machen, ja.
– Und du glaubst ernsthaft, dass ich dich alleine gehen lasse?
– Nein. War mir klar, dass du mitkommst.
– Du bist so ein Spinner, Bronski. Eigentlich sollte ich dir ordentlich in den Arsch treten, anstatt mich noch weiter in die Scheiße zu reiten.
– Hab dich auch lieb, Anna. Wobei du es dir wirklich überlegen solltest. Du hast mehr zu verlieren als ich. Dein Mann bringt mich um, wenn etwas schiefgeht.
– Ist schon gut, Robert ist einiges gewöhnt.
– Na dann. Holen wir uns das Schwein.
– Holen wir uns das Schwein.