3. Romantik und Weisheit: Ein himmlisches Paar!
Warum man mehr als nur tiefe Gefühle braucht
Hier ist es gut, dachte Rick traurig und sah sich über die Schulter um, ob ihm auch niemand gefolgt war. Dann hob er den Spaten und trieb ihn tief in die Erde.
Klang! Das Geräusch von Stahl auf Stein durchbrach die Stille der Nacht. Erschrocken ließ Rick den Spaten fallen. Meine Güte! So würde er ja wohl die gesamte Nachbarschaft wecken! Bei dem Gedanken, jemanden von Christys Familie zu wecken, wurde ihm ganz schlecht. Was, wenn ihr Vater rauskam und ihn entdeckte? Welche Erklärung könnte er wohl dem Vater seiner Ex-Freundin dafür liefern, dass er um drei Uhr morgens mit einem Spaten in seinem Vorgarten herumgrub? Er versuchte nicht darüber nachzudenken.
Rick hielt den Atem an und wartete. Minuten vergingen und im Haus rührte sich nichts. Langsam machte er sich wieder an die Arbeit, diesmal aber erheblich vorsichtiger. Zwar kam ihm sein Gegrabe immer noch ziemlich laut vor, aber er war mindestens 50 Meter vom Haus entfernt und vermutlich würde ihn niemand hören. Das konnte er zumindest nur hoffen.
Das Geschenk der Verliebtheit
Bevor ich erkläre, warum Rick Shipe ein Loch in den Vorgarten von Christys Familie buddelte, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Das ist echt eine coole Geschichte – eigentlich sogar eine der romantischsten Liebesgeschichten, die ich kenne. Aber sie wird dir nicht nur das Herz wärmen, sondern sie ist auch ein inspirierendes Beispiel dafür, was passiert, wenn sich Verliebtheit – inklusive all der tollen Gefühle, der Aufregung und dem Spaß – mit Weisheit paart.
Vier Jahre vor Ricks geheimen Grabungen hatte er Christy in der Gemeinde kennengelernt, die sie beide besuchten. Sie waren damals vierzehn Jahre alt. Rick fand Christy richtig süß und Christy fand Rick total doof. Zum Glück für Rick blieb er nicht lange vierzehn. Er wurde älter und mit der Zeit wurden Christy und er gute Freunde. In der Oberstufenzeit wurde dann aus der Freundschaft langsam mehr. Sie begannen sich zu schreiben – nicht etwa E-Mails, sondern echte altmodische, handgeschriebene Briefe, in denen sie über ihre Gefühle füreinander sprachen.
Wie sie sich verliebt haben, können Christy und Rick schlecht erklären. Wer könnte auch diese mysteriöse Anziehungskraft beschreiben, die der andere plötzlich auf einen ausübt? Worte werden diesen Gefühlen nicht gerecht. Romantik zu beschreiben ist ungefähr so hoffnungslos, wie die Faszination des Grand Canyon mit einer Kleinbildkamera einfangen zu wollen. Ganz egal, wie viele Schnappschüsse du machst, es wird nur ein kleinkarierter Abklatsch.
Weißt du was? Sich zu verlieben war Gottes Idee! Er war derjenige, der uns überhaupt befähigt hat, romantische Gefühle zu entwickeln. Er machte es uns möglich, Schönheit zu erkennen und uns zueinander hingezogen zu fühlen. Und dann hat er als Krönung die Ehe erfunden, damit die helle Flamme des Verliebtseins zu etwas noch Schönerem werden konnte – der roten pulsierenden Glut wahrer Liebe!
Warum hat er das gemacht? Aus demselben Grund, aus dem er auch Berge und Sonnenuntergänge und Blütenkelche geschaffen hat: weil er gut ist und uns Millionen von verschiedenen Gelegenheiten geben wollte, das zu begreifen. Mit alledem wollte er uns sagen: „Ich liebe euch!“
Ich habe dieses Buch mit einer Geschichte über Adam und Eva angefangen, weil ich herausstellen wollte, dass Gott der Erfinder der Liebe ist. Obwohl wir Adams und Evas Geschichte nicht unbedingt als Lovestory betrachten, sprüht sie doch vor Romantik. Sie waren Menschen wie du und ich; sie sahen, sie fühlten, sie begehrten. Kannst du dir den Moment vorstellen, als sich ihre Augen zum ersten Mal begegneten? Stell es dir einmal vor! Wie ist es wohl, das erste Mal einen Angehörigen des anderen Geschlechts (ADAG) zu sehen, wenn man sich noch nie gedacht hat, dass es so etwas überhaupt gibt?
Die Funken sprühten nur so!
Zwischen den beiden stimmte die Chemie dermaßen, dass man es kaum glauben konnte. Und jetzt kommt der tollste Teil: Gott beobachtete die beiden und freute sich an allem, was er sah! Er hatte hier den Kuppler gespielt und freute sich an der Schönheit der romantischen Liebe zwischen Mann und Frau. Ich kann mir nicht helfen, ich sehe ihn richtig lächeln, als die Herzen seiner beiden ersten Menschen schneller zu schlagen begannen …
… bis es ihr selber gefällt ….
Verliebt zu sein ist eine sehr, sehr gute Sache. Das bedeutet aber nicht, dass wir es genießen sollten, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet. Wie alle guten Dinge, die Gott erschaffen hat, kann man auch romantische Gefühle missbrauchen.
Sogar das Hohelied Salomos, ein Buch der Bibel, das sich in höchst sinnlichen Worten über romantische Liebe und Leidenschaft auslässt, erinnert immer wieder daran, dass man diese Leidenschaft nicht von den guten Gesetzen Gottes trennen soll – und von seinem Timing! „Ich beschwöre euch“, sagt Salomos Braut, „dass ihr die Liebe nicht weckt, bevor es ihr selber gefällt!“ (Hohelied Salomos 8,4).
Ricks und Christys Gefühle füreinander waren echt und seeeehr romantisch. Aber wurden sie in Gottes Zeitplan und in seinem Sinne „erweckt“? Christys Vater war sich da nicht so sicher. Als er mitbekam, wie weit sich Christy und Rick schon emotional aufeinander eingelassen hatten, beschloss er einzuschreiten.
Christys Vater Mike begegnete Rick tagtäglich, denn er war sein Chef. Mike arbeitete für den Gouverneur von Virginia und hatte Rick einen Job als Fahrer besorgt. Eines Tages sprach Mike Rick unverhofft an und kam direkt zur Sache: „Was läuft da eigentlich zwischen dir und Christy?“
Rick schluckte.
Mike sprach freundlich und väterlich besorgt mit ihm über die Bedeutung, die die Weisheit in einer romantischen Beziehung hatte. Mike bereute nämlich selbst sehr, dass er in seiner Schulzeit sehr nachlässig mit seinen eigenen und den Gefühlen vieler Mädchen umgegangen war. „Immer, wenn du Gefühle in einen Menschen investierst, gibst du ein Stück von deinem Herzen weg“, sagte er zu Rick. „Das hat langfristige Folgen, auch wenn man es nicht gleich mitbekommt.“
Zu seiner Ehre muss man sagen, dass Rick sich alles anhörte, was Mike zu sagen hatte. Und langsam begriff er, was Mike am Herzen lag. Natürlich war er weder emotional noch sonstwie in der Lage, eine wirklich ernsthafte, auf eine Ehe zustrebende Beziehung mit Christy einzugehen. Es war einfach zu früh.
„Solche Gedanken hatte ich noch nie gehört“, erinnert sich Rick. „Mike hat mich echt überzeugt. Er drängte mich nicht dazu, mich von Christy zu trennen, sondern er erzählte mir einfach, wie er die Sache sah. Und er hatte Recht!“
Drei Worte
Ihre enger werdende Beziehung einen Schritt zurückzufahren war unheimlich schwer für Christy und Rick, aber sie wussten beide, dass es richtig war. Sie versuchten also, wieder zu einer rein platonischen Freundschaft zu finden. Sie unternahmen viel miteinander, aber sie betrachteten sich als Geschwister und nicht mehr als Pärchen.
Eine Weile klappte das auch. Obwohl sie beide wussten, dass sie das Richtige taten, spielten ihre Herzen ihnen aber dennoch einen Streich. Sie wollten die Gefühle, den Thrill, das Wissen, dass sie zueinander gehörten. Also begannen sie langsam doch wieder in Richtung Beziehung abzudriften. In einem Brief sagte Rick Christy, dass er sie liebte, und sie schrieb dasselbe zurück. Körperlich kamen sie sich nicht näher, aber ehe sie sich’s versahen, befanden sie sich wieder mitten in einer Liebesbeziehung, und diesmal hinter dem Rücken ihrer Eltern.
Nach einigen Wochen bekamen sie ein schlechtes Gewissen. „Wir müssen es deinen Eltern sagen“, meinte Rick eines Tages zu Christy. „So können wir nicht weitermachen.“
Leider bekamen sie keine Gelegenheit dazu, denn am nächsten Tag hörte Christys Vater zufällig mit an, wie sich Christy am Telefon mit einer Freundin über ihre Beziehung mit Rick ausließ.
Erwischt!
Christy brach zusammen und gestand ihrem Vater alles. Rick traf sich mit Christys Eltern und entschuldigte sich bei ihnen dafür, dass Christy und er sie hintergangen hatten. Und er versprach ihnen, dass sie die Beziehung sofort beenden würden. Ihm war klar, dass dies drastischere Maßnahmen erforderte und dass sie die Freundschafts-Nummer nicht noch einmal probieren konnten. „Wenn wir uns nicht zurückziehen, werden wir uns vorwärts bewegen“, erkannte er. „In einer Beziehung steht man nicht einfach still und wartet ab.“ Sie mussten sich wirklich trennen, auch räumlich.
Rick bat Christy, ihm alle Briefe zurückzugeben, die er ihr im Laufe der Zeit geschrieben hatte. Sie gab sie ihm widerstrebend und Rick erklärte mir: „Ich wollte ihr alles abnehmen, was meine Gefühle für sie repräsentierte. Diese Briefe waren uns beiden enorm wichtig und ich wusste, dass wir unsere Beziehung nur dann wirklich an Gott abgeben konnten, wenn wir uns von ihnen trennten.“
Nächtliche Beerdigung
Rick grub in dieser Nacht ein Loch im Vorgarten von Christys Familie, um die Briefe darin zu versenken, die sie sich im Laufe ihrer Freundschaft geschrieben hatten. Es waren über hundert handgeschriebene Seiten in einem hübschen Karton!
Seine Gefühle für Christy hatten sich nicht verändert, aber er hatte kapiert, dass er sich nicht nur von seinen Gefühlen leiten lassen durfte. Er wollte tun, was für Christy das Beste war. Auch wenn es wehtat. Er wusste einfach, dass es das Liebevollste war, was er für das Mädchen seines Herzens tun konnte: aus ihrem Leben zu verschwinden und diese Beziehung zu beenden, die sie beide davon abhielt, Gott zu dienen und den Eltern zu gehorchen.
Rick musste fast zwei Stunden lang graben, bis das Loch groß genug war. Dann legte er die Schachtel mit den Briefen hinein, sorgfältig in mehrere Schichten Plastikfolie eingewickelt. Schließlich sollten seine Hoffnungen eine ganze Weile da unten im Boden überleben … vielleicht für immer.
Für den 18-jährigen Rick war dieser Moment die Beerdigung seiner Träume. Er gab seine Gefühle und Wünsche an Gott ab, als er ein letztes Mal auf die Schachtel starrte, einen sehnsüchtigen Blick zu Christys dunklem Fenster hinaufschickte und dann anfing, das Loch wieder zuzuschaufeln. Wenn du das hier eines Tages wieder ausgraben willst, kannst du das tun, sagte er zu Gott. Aber wenn nicht, wird es hier bleiben.
Er legte das zuvor sorgfältig ausgestochene Rasenstück auf die Stelle zurück, drückte es fest und verschwand leise in der Dunkelheit.
Von Lenkdrachen und Leinen
Ich möchte nicht, dass du einen falschen Eindruck von Rick und Christy bekommst. Verliebtsein mit Weisheit zu kombinieren bedeutet nicht automatisch, dass man das Gegenteil von dem tun muss, was man will! Es heißt nur, dass man das tun sollte, was das Richtige ist! Weisheit ist eigentlich einfach Einsicht in die Zusammenhänge, dieses „Ach so, jetzt hab ich’s“-Gefühl … und die Bereitschaft, entsprechende Veränderungen zuzulassen.
Mir gefällt die Art, wie Eugene Peterson Weisheit beschreibt. Er sagt, sie sei „die Kunst, in jeder Art von Umständen gekonnt zu leben.“ Wenn Romantik von Weisheit begleitet wird, haben wir eine „gekonnte“ Romantik vor uns, die von dem geleitet wird, was wahr und gut und richtig ist.
Ich mag die Idee, dass die Beziehung zwischen Weisheit und Verliebtsein ungefähr so ist wie die zwischen Lenkdrachen und Leine. Romantische Gefühle sind der Drachen, der mit dem Wind zum Himmel steigt und Kapriolen dreht. Die Weisheit ist die Leine, die ihm hilft, nicht die Bodenhaftung zu verlieren.
Natürlich hat der Drache manchmal das Gefühl, von der lästigen Leine behindert zu werden. Ohne sie könnte er frei aufsteigen …, aber ohne sie würde er auch leicht verloren gehen und wenn ihn keine Leine richtig in den Wind stellt, stürzt er sofort ab!
Verliebtsein ohne Weisheit kann schnell ins Auge gehen. So ein Gefühl wird leicht egoistisch und ungeduldig. Gefühle allein reichen eben nicht aus! Wenn man eine dauerhafte Beziehung anstrebt, braucht man ganz praktische Weisheit, die uns sagt, wann wir uns vom Wind davontragen lassen können und wann es angesagt ist, die Leinen einzuholen.
Die Kunst der „gekonnten“ Romantik
Ich möchte mal ein paar praktische Beispiele loswerden, die verdeutlichen, was ich meine.
Verliebtsein sagt: „Ich will das jetzt!“ –
Weisheit ermahnt zur Geduld.
In Sprichwörter 19,11 steht: „Wer Weisheit hat, hat Geduld“. Meine größten Fehler in Beziehungen sind so ziemlich alle aus Ungeduld geschehen. Geht’s dir auch so?
Wie Rick und Christy konntest du vielleicht einfach nicht warten, deine Gefühle rauszulassen. Vielleicht wurdest du auch ungeduldig, weil Gott dir einfach nicht „den/die Richtige/n“ über den Weg schickte, so dass du dich mit jemandem eingelassen hast, der nicht dieser Richtige war.
Geduld ist nicht nur wichtig, um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, zu dem man eine Beziehung anfängt. Geduld braucht man auch, um innerhalb einer Beziehung ein gesundes Tempo beizubehalten. Ungeduld bringt uns dazu, wichtige Stufen zu überspringen und uns kopfüber in eine enge gefühlsmäßige Bindung zu stürzen, statt der wachsenden Beziehung die Zeit und Aufmerksamkeit zu geben, die sie braucht.
Bei Julias erster Verabredung mit Matt verliebte sie sich sofort bis über beide Ohren in ihn. Matt war nicht gerade schüchtern und sagte ihr, dass er sich sehr zu ihr hingezogen fühlte. Und Julia konnte das umgekehrt auch bestätigen.
Diesem ersten Treffen folgte ein wahrer Sprint durch ihrer beider Leben. „Wir hatten einfach gleich eine unheimlich tiefe Verbindung zueinander“, erinnert sich Julia. Schon in ihren ersten Gesprächen erzählten sie sich einfach alles über einander. Sie berichtete ihm von ihren Kämpfen im Glaubensleben und von den Fehlern, die sie in ihren Beziehungen zu Jungs gemacht hatte. „Ich habe ihm einige ziemlich intime Sachen gesagt“, meint sie heute. Matt plauderte ebenfalls aus dem Nähkästchen. Obwohl sie sich erst ganz kurz kannten, brachten diese Gespräche ihre Beziehung gleich auf ein sehr intensives Niveau. Sie fühlten sich einander sehr nah, obwohl sie noch gar keine Zeit gehabt hatten, eine wirkliche Freundschaft aufzubauen oder den Charakter des anderen wirklich kennenzulernen.
In den folgenden Monaten machten sie in demselben Tempo weiter. Sie waren sich nah, aber sie wollten mehr. Ihre Gefühle liefen auf Hochtouren, aber irgendwann ließ die Intensität nach und machte der Realität Platz. Zum Beispiel hatte Matt Julia geschworen, dass er sein altes Leben absolut hinter sich gelassen hätte. Nun fand sie aber heraus, dass er doch weiterhin ziemlich krumme Dinger drehte und auf wilde Partys ging.
Irgendwann ging ihre Beziehung mit einem hässlichen Krach zu Ende und Julia bereut noch heute, dass sie Matt so viel von sich anvertraut hat.
„Eintopf-Beziehungen“
Nur weil zwei Leute alt genug sind, um ernsthaft an eine Ehe zu denken, heißt das noch nicht, dass sie auch mit Vollgas loslegen sollten! Eine Beziehung wie die von Julia und Matt nenne ich „Eintopf-Beziehung“. Sie sind ein bisschen so, als würde man in ein edles Restaurant ausgehen. Der Meisterkoch hat sich ein traumhaftes Menü ausgedacht, das man ganz langsam und Gang für Gang genießen muss. Doch derjenige, mit dem man dort ist, hat nicht die Geduld, auf jeden einzelnen Gang zu warten. Statt sich alle Delikatessen nacheinander auf der Zunge zergehen zu lassen, besteht er darauf, dass alle Gänge – die Getränke, die Suppe, der Salat, die Hauptspeise und das Dessert – in einer großen Schüssel zusammengeschüttet werden.
Stell dir vor, wie du diese Pampe durch einen Strohhalm saugst, und du hast ein gutes Bild davon, wie viele Beziehungen heute aussehen. Ungenießbar! Statt die einzelnen „Gänge“ einer sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte zu genießen – Kennenlernen, Freundschaft, Umwerben, Verlobungszeit, Heirat –, matschen ungeduldige Paare den ganzen Ablauf einfach ineinander. Bevor sie eine tiefe Freundschaft entwickelt haben, nähern sie sich körperlich sehr stark an. Bevor sie auch nur über das Thema Verantwortung nachgedacht haben, verhalten sie sich so, als gehörten sie einander. „Eintopf-Beziehungen“ sind eine ziemlich unappetitliche Sache.
Die Weisheit ruft uns dazu auf, das Tempo runterzudrehen. Wir können Geduld haben, weil wir wissen, dass Gott souverän ist und unser Bestes will. Unsere Geduld ist ein Ausdruck unseres Vertrauens darauf, dass Gott, der Meisterkoch, uns eine exzellente Beziehung auftischen kann. Wir können ganz locker und ruhig in dem Stadium sein, in dem wir gerade sind, ob das nun eine Freundschaft oder die Verlobungszeit ist. Es ist nicht nötig, sich die Privilegien zu stehlen, die Gott für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen hat.
Mein Vater hat mir oft gesagt, dass seiner Auffassung nach die Zeit Gottes Art ist, nicht alles auf einmal passieren zu lassen. Wenn du für eine Ehe noch nicht bereit bist, greif nicht nach Sex. Warte geduldig auf den richtigen Zeitpunkt, um eine Beziehung anzufangen, deren Ziel die Ehe ist. Wenn du dich schon in einer solchen Beziehung befindest, lass nicht zu, dass dich deine Ungeduld umtreibt. Lass dir Zeit. Genieß das, was ihr beiden jetzt gerade erlebt. Lasst euch jeden „Gang“ auf der Zunge zergehen. Gebt euch nicht mit Eintopf zufrieden!
Verliebtsein sagt: „Ich muss meinen Gefühlen folgen.“
Weisheit führt uns in eine zielgerichtete Beziehung.
Der Bibel zufolge ist Gottes Plan für enge Beziehungen immer an ein deutliches Bekenntnis nach außen hin geknüpft, das das Beste für den Partner sucht und innerhalb einer Ehe am deutlichsten zur Geltung kommt. Die schönsten Blüten der Liebe können sich nur in einer geschützten Umgebung entfalten.
Wie Rick und Christy feststellten, ist eine Romanze, die nicht auf eine Ehe hinsteuert, immer gefährdet, in eine Art gegenseitige Selbstbefriedigung abzurutschen. Darum ruft uns die Weisheit dazu auf, uns nur dann unseren Gefühlen hinzugeben, wenn sie auch ein klares Ziel haben. Darüber hinaus gehört dazu, dass man in Bezug auf seine Hoffnungen und Absichten ehrlich ist und nur das Beste für den anderen anstrebt.
Es ist ein Trick des Teufels, Gefühle und Verantwortlichkeit voneinander zu trennen. In den Sprichwörtern findet sich dazu eine interessante Stelle. In Kapitel sieben beschreibt ein älterer, erfahrener Mann, wie ein junger Mann von einer skrupellosen Verführerin in ihr Bett gelockt wird. „Komm mit! Wir lieben uns die ganze Nacht hindurch bis morgen früh, wir wollen einander genießen“, sagt sie. Die Frau in dieser Geschichte ist die Dummheit, denn sie arbeitet genau wie sie. Unsere eigene Dummheit verleitet uns dazu, uns einfach zu amüsieren, ohne an die Folgen für andere zu denken. Sie will Intimität ohne Verpflichtungen.
Auf Kurs gehen
Ich werde oft gefragt, warum ich eine festgelegte Zeit der Prüfung für Shannon und mich initiiert habe. Warum habe ich sie nicht einfach mal eingeladen und geguckt, was so aus uns wird? Das habe ich nicht getan, weil ich die Nase voll hatte von solchen undefinierbaren Beziehungskisten. Es war mir einfach schon zu oft passiert, dass ich Sehnsucht nach Nähe hatte und darüber dann meine Verantwortung vergessen habe. Mir war klar geworden, dass das weder besonders schlau noch rücksichtvoll gegenüber dem betroffenen Mädchen war.
Als ich Shannon erzählte, dass ich gern gemeinsam mit ihr überprüfen wollte, ob eine Ehe für uns in Frage käme, wollte ich unserer Beziehung einen klaren Kurs geben – mit dem Ziel der Ehe, falls es das war, was Gott für uns wollte.
Für uns war diese Zeit des Werbens absolut schön. Wir hielten uns körperlich zurück, vertieften unsere Freundschaft, lernten einander wirklich gut kennen und entwickelten auch geistliche Gemeinschaft. Wir stellten einander sehr viele Fragen. Wir gingen aus. Wir hatten einfach Spaß miteinander und wir kamen uns sehr viel näher – aber alles vor dem sehr deutlichen Hintergrund, dass wir herausfinden wollten, ob wir heiraten sollten.
Anders als meine vorigen Beziehungen war diese Zeit mit Shannon völlig unzweideutig. Von Anfang an war Sinn und Ziel absolut klar und alles, was wir zusammen machten, hatte einen Zweck, der über bloßes Spaßhaben hinausging. Wir bewegten uns auf eine Ehe zu, statt einfach nur mal zu gucken, wie weit wir uns unter dem bloßen Vorzeichen einer guten Zeit aufeinander einlassen würden. Tja, das klingt jetzt vermutlich alles ziemlich nüchtern und du fragst dich, ob wir denn keine Schmetterlinge im Bauch hatten? Und wie!!! Wir verliebten uns unheimlich heftig ineinander. Aber wir ließen uns nicht einfach von diesen schönen Gefühlen wegtragen, sondern sie wuchsen ganz natürlich aus unserer immer tiefer werdenden Beziehung. Unser klar definiertes Ziel half uns dabei, uns nicht nur körperlich und gefühlsmäßig aufeinander einzulassen, sondern mindestens ebenso gut unsere Charaktere und Denkweisen kennenzulernen.
Warum so ernst?
Vermutlich findest du die Idee, schon vor Beginn einer Beziehung die Richtung abzuklären, ziemlich seltsam bis abstoßend. Gleich vom Heiraten zu reden ist ja wohl ziemlich dumm, sagst du, weil man noch gar nicht wissen kann, wie der andere so ist, und weil die Beziehung damit gleich so furchtbar ernst wird.
Diese Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen. Und ganz sicher sollte man nicht leichtfertig damit umgehen, indem man zu einem wildfremden Mädchen rennt und sie fragt, ob sie einen heiraten will. Zu einer solchen Frage gehört viel Vorbereitung durch Gebet, durch Gespräche mit geistlichen Vorbildern und auch eine schon bestehende Freundschaft zu dem betreffenden ADAG. Wenn zum Beispiel ein junger Mann versucht, ein Mädchen mit der „Heiratsmasche“ zu ködern oder einfach behauptet, Gott habe ihm gesagt, sie sei die Frau fürs Leben, dann wird er sich eines Tages dafür vor Gott verantworten müssen.
Es ist auch nicht richtig, wenn ein Paar sich zu einer solchen Prüfungszeit entschließt, dabei aber schon automatisch davon ausgeht, dass sie heiraten werden. Es ist etwas ganz anderes, ob man ernsthaft prüft, ob eine Ehe in Frage kommt, oder ob man davon ausgeht, dass die Ehe das unvermeidliche Ziel dieser Beziehung ist. Mit dieser Prüfungszeit halten beide erst mal fest, dass sie für die Möglichkeit einer Heirat offen sind. Ohne diese grundsätzliche Offenheit macht es wenig Sinn, überhaupt eine Beziehung anzufangen. Das bedeutet aber keinen Automatismus.
Darum ist das Werben eine Art von Versprechen – die Zusage, nicht mit den Gefühlen einer anderen Person zu spielen. Es ist ernst. Es ist die Bereitschaft, die Möglichkeit einer lebenslangen Bindung ganz ehrlich abzuchecken.
Eine Prüfungszeit ist also eine Beziehung mit einem klaren Ziel. Es bedeutet Freundschaft plus die Möglichkeit für mehr. Es ist Romantik mit der Eskorte der Weisheit. Es bedeutet ein gewisses Risiko, aber nur so kann man das Herz des anderen schützen und herausfinden, was Gottes Wille ist.
Verliebtsein sagt: „Genieß doch den Traum!“
Doch Weisheit ruft uns dazu auf, unsere Gefühle und Träume in der Realität zu gründen.
Wieder mal muss ich die Sprichwörter zitieren (die sind einfach Weisheit pur!): „Eifer ohne Verstand taugt nichts; wer es zu eilig hat, macht Fehler“ (Sprichwörter 19,2). Dieser Vers wäre eine gute Zusammenfassung der berühmten Tragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare – und vieler anderer schief gegangener Beziehungen im wahren Leben. Leidenschaftlich für etwas oder jemanden entflammt zu sein, ohne dass diese Leidenschaft eine gesunde Basis hat, bringt immer Probleme mit sich. Und doch kann uns die unheimliche Intensität der Gefühle beim Verliebtsein genau dazu verleiten.
Ich habe dir ja schon von Matt und Julia erzählt. Sie sind ein typisches Beispiel von zwei Menschen, die von Ungeduld und Egoismus geleitet wurden. Zuerst empfanden sie wahnsinnig viel füreinander, aber dann mussten sie feststellen, dass ihre Gefühle auf Einbildung beruht hatten. Sie kannten sich eigentlich gar nicht und ihre Emotionen hatten keinen Boden unter den Füßen.
Was ist eigentlich ein Gefühl? Als ich noch jünger war, hat mein Vater mir das einmal so erklärt: Ein Gefühl ist der emotionale Ausdruck dessen, wie wir etwas betrachten, das uns wichtig ist. Wut, Freude, Angst, Traurigkeit, Neid, Glück, Hass … das sind alles Kombinationen aus unserer Wahrnehmung und unseren Werten. Zum Beispiel könnten zwei Leute, die beobachten, wie eine Katze von einem Auto überfahren wird, völlig verschiedene Gefühle dabei empfinden. Das kommt ganz darauf an, wie sie die Situation wahrnehmen und welchen Wert sie der Katze beimessen. Jemand, der Katzen nicht leiden kann, freut sich vielleicht insgeheim ein bisschen, während der andere, dem die Katze gehört, todtraurig und entsetzt wäre.
Wenn in einer Beziehung unsere Werte göttlich sind und unsere Wahrnehmung der Realität entspricht, werden auch unsere Gefühle gesund und angemessen sein. Wenn aber einer von uns leicht neben der Wahrheit liegt, geraten auch unsere Gefühle aus der Balance. Unser Ziel sollte es also sein, freudige Erregung bezüglich der Dinge zu spüren, die auch wirklich wichtig sind!
Die Weisheit besagt, dass wir unsere Gefühle auf wahre Informationen setzen sollen, nicht auf Vermutungen oder Verzerrungen. Das hat Julia nicht gemacht. Ihre Gefühle kreierten eine Fantasievorstellung von Matt, die nicht real war. Sie rannte mit geschlossenen Augen in diese ersten intensiven Gespräche und hatte das falsche Gefühl von Wissen und Vertrautheit. Sie erzählten sich sehr intime Dinge, hatten einander aber im „wahren Leben“ noch gar nicht erlebt. Das führte dazu, dass sie sich einander näher fühlten, als sie es tatsächlich waren.
In der Prüfungszeit müssen wir die Tendenz bekämpfen, unsere Wissenslücken in Bezug auf den anderen mit Fantasie-Gefühlen zu füllen. Wenn wir etwas über ihn oder sie nicht wissen, dann müssen wir darüber reden, unbequeme Fragen stellen und unser wahres Gegenüber entdecken: seine Werte, seine Motive, seine Ziele. Wir müssen über normale gemeinsame Aktivitäten wie Kinobesuche und Ähnliches hinauskommen und einander in allen möglichen Alltagssituationen beobachten – in der Familie, in der Gemeinde, mit Freunden, unter Stress. Diese Zeit ist dazu gedacht, die guten, schlechten und ätzenden Anteile der Person, die wir lieben beziehungsweise lieben wollen, kennenzulernen. Dann können sich in dieser Beziehung unsere Gefühle und Entscheidungen auf Tatsachen stützen.
So eine „gekonnte Romanze“ will aber keinesfalls Gefühle oder Leidenschaft mies machen. Es geht nur darum, dass diese Gefühle auf der Wirklichkeit basieren und nicht auf einem Wunschtraum. Der wahre Charakter einer Person soll unser Herz gewinnen. Unsere Gefühle sollen für das wirkliche Ich des Anderen entflammen und dem wirklichen Stand der Beziehung entsprechen.
Bist du bereit?
Die Probleme, die es in Beziehungen heute so gibt – Ungeduld, Ziellosigkeit und fehlgeleitete Gefühle –, sind genau genommen einfach eine Folge von Dummheit. Also ist das, was wir ganz dringend brauchen, Weisheit! Weisheit ergänzt nun einmal das Verliebtsein auf perfekte Art und Weise. Wie die Leine am Drachen bringt sie die Romantik erst richtig zum Fliegen. Sie gibt ihr einen festen Anker, kultiviert ihre Flugbahn und schöpft ihr volles Potenzial aus. Dabei ist die Spannung auf der Leine notwendig und gut!
Wenn die emotionalen Stürme richtig hoch hergehen, hält die Weisheit den Drachen mit dem Boden verbunden, damit er nicht zerstört wird. Genau das ist bei Rick und Christy passiert. Obwohl es schwierig war, haben sie sozusagen die „Leinen“ ihrer Gefühle füreinander eingeholt, weil es nicht die richtige Zeit zum Fliegen war.
Viele junge Paare wie Rick und Christy fragen: „Woher wissen wir denn, wann die richtige Zeit für so eine Prüfungsphase ist?“ Die Antwort darauf lautet: „Wenn du in der Lage bist, Romantik mit Weisheit zu kombinieren.“
Lass uns doch mal die drei Punkte, die ich eben angeführt habe, zu Fragen umwandeln, anhand derer du deinen gegenwärtigen Stand überprüfen kannst:
1. Bist du bereit und fähig, Geduld zu bewahren? Es ist natürlich nicht falsch, dass man sich eine Ehe wünscht. Aber was ist dein Hauptmotiv, um eine Beziehung anzufangen? Ist es das Wissen, dass du fürs Heiraten bereit bist und dass Gott den oder die Richtige/n in dein Leben gebracht hat? Oder ist es eher Sehnsucht und Ungeduld? Fühlst du dich im Frieden mit dir selbst? Fang nichts an, solange du nicht in aller Ruhe in diese Beziehung reingehen kannst.
2. Kannst du die Beziehung auf einen klaren Kurs bringen? Ich weiß noch, wie mich einmal ein 13-jähriger Junge bei einer Konferenz ansprach. Er hielt seine Freundin an der Hand und sagte stolz: „Wir haben mit dem Daten aufgehört. Jetzt mache ich ihr den Hof!“ Ich musste natürlich grinsen. Wie soll man einer Beziehung eine so klare Ausrichtung geben, wenn es bis zu einer möglichen Ehe noch viele Jahre hin ist? Das gilt natürlich genauso für einen 30-Jährigen, der sich im Grunde nicht sicher ist, ob er überhaupt heiraten will. Hier ist der Weg genauso weit, nur nicht zeitlich. Wenn du nicht bereit bist, innerhalb eines überschaubaren Zeitraums einer Beziehung zu heiraten, solltest du auch nichts anfangen.
3. Beruhen deine Gefühle auf der Realität? Legst du in einer Beziehung auf die richtigen Dinge Wert? Vielleicht bist du noch nicht lange Christ und fängst erst an, auch diesen Bereich deines Lebens Gott anzuvertrauen. Überstürz nichts. Lass dir erst von Gott zeigen, was ihm in dieser Angelegenheit für dich am Herzen liegt und wie aus seiner Sicht eine Partnerschaft gelingen kann. Wie sieht’s mit deiner Erwartungshaltung aus? Siehst du deine eigene Situation und die deiner/s Auserwählten realistisch? Hast du den Rat anderer Menschen gesucht? Hast du dir die Zeit genommen, den anderen wirklich kennenzulernen? Folge nicht einfach deinen Gefühlen, wenn du sie nicht auf Herz und Nieren getestet hast!
Die richtige Zeit und das richtige Alter, um sich auf eine Ehe zu zu bewegen, sieht für jeden von uns anders aus. Aber eins sollten wir alle gemeinsam haben: warten zu können, bis wir das Verliebtsein mit Weisheit mischen können. Dann ist die Zeit reif und die Romanze kann ihren schönsten Lauf nehmen!
Der Rest der Geschichte
Jetzt sollst du endlich auch erfahren, wie die Geschichte von Rick und Christy ausgegangen ist! Einen Monat nachdem Rick ihre Liebesbriefe „beerdigt“ hatte, gingen Rick und Christy in ganz verschiedenen Städten aufs College. Sie verabschiedeten sich nicht voneinander, sie schrieben sich nicht und telefonierten auch nicht miteinander – ein ganzes Jahr lang. Das war ziemlich heftig, denn ihre Gefühle füreinander waren ja nicht auf einmal verschwunden.
Anderthalb Jahre nach ihrer Trennung sprach Christy mit ihren Eltern und erzählte ihnen, dass sie immer noch mit ihren Gefühlen für Rick zu kämpfen hätte. Ihr Vater fragte sie, ob sie wüsste, wie es Rick damit ging. Christy schluchzte: „Wie soll ich das denn wissen, ich habe doch seit über einem Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen!“
Ihr Vater war echt beeindruckt. Rick hatte also Wort gehalten und Christy auch. Also beschloss Mike, sich ein zweites Mal einzumischen. Als Rick einige Monate später in den Semesterferien zu Hause war, rief Mike ihn an und bat ihn zu einem Gespräch in sein Büro.
„Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte“, sagt Rick. „Ich dachte, ich hätte unbemerkt irgendwas ausgefressen, aber ich wusste nicht was!“
Wie sich herausstellte, gab es keineswegs Ärger. Mike wollte ihm einfach danken, dass er sich an sein Versprechen gehalten hatte. Und er sagte ihm, dass er Rick grünes Licht geben wollte, falls er weiter an eine Beziehung mit Christy dachte.
Rick war völlig platt. Er sagte Mike, dass er erst darüber beten müsse. Mike schlug ihm vor, ihn wieder mal auf einer längeren Strecke zu fahren; unterwegs könnten sie sich ja dann ausführlich unterhalten.
Eine Woche später waren sie zusammen unterwegs, ganz wie in alten Zeiten. Rick hatte wirklich inständig gebetet, doch irgendwie hatte sich in ihm das Gefühl breit gemacht, dass es noch nicht die richtige Zeit für eine Beziehung mit Christy war. „Ich fühlte mich immer noch nicht zu einer Ehe bereit und wusste auch noch nicht, was ich einmal beruflich machen würde. Gott schien mir zu sagen: ‚Du hast dich für diesen Weg entschieden, jetzt bleib auch dabei, selbst wenn ihr Vater dir grünes Licht gibt!‘“
Als Rick dies Mike erzählte, war der völlig perplex … und erfreut. Es war, als hätten sich seit ihrem letzten Gespräch die Rollen vertauscht.
Ein Baum für Christy
Rick und Christy kamen noch nicht zusammen, aber sie ließen ihre Freundschaft erneut aufleben. Ein Jahr später begannen sie eine Art „Prüfungszeit auf Distanz“, weil Christy noch aufs College ging.
Diesmal lief alles ganz anders. Ihre Beziehung war mindestens so romantisch wie früher, aber nun hatte sie einen Sinn und ein Ziel. Und sie hatten den Segen ihrer Eltern. Jeden Tag wuchs ihre Gewissheit, dass sie heiraten würden.
All diese Jahre hatte die Schachtel mit den Briefen in ihrem dunklen Grab gelegen. Rick hatte Christy nie erzählt, dass er sie in ihrem Vorgarten vergraben hatte. Sie nahm an, er hätte sie verbrannt. An Weihnachten vor ihrem College-Abschluss erfuhr sie dann die Wahrheit …
Am Weihnachtstag kam Rick sie besuchen und überreichte ihr eine kleine Schachtel. „Das ist für dich.“ Sie packte das Geschenk aus – und fand ein Pflanzset für einen Ahornbaum mit genauer Pflegeanleitung.
„Ich habe dir einen Baum gekauft“, strahlte Rick.
„Oh“, meinte Christy und versuchte begeistert zu klingen.
Ihre Eltern, die eingeweiht waren, konnten es kaum noch abwarten. „Geht doch raus und pflanzt ihn in den Vorgarten“, schlug Christys Vater vor.
„Was denn, jetzt?“, fragte Christy erstaunt.
„Klar“, rief Rick. „Komm schon!“ Er zog sie nach draußen, wo schon ein junges Ahornbäumchen und ein Spaten warteten.
„Wo sollen wir ihn denn einpflanzen?“, fragte Christy.
„Hier ist ein guter Platz“, meinte Rick und fing an zu graben.
Noch ein Brief
Eins habe ich noch gar nicht erzählt: Als Rick damals die Briefe verpackt hatte, hatte er noch einen Brief geschrieben und ganz oben auf den Packen gelegt. Christy hatte diesen Brief nie zu Gesicht bekommen, denn in ihm machte Rick ihr einen Heiratsantrag.
Und so wurde an einem Weihnachtsmorgen, vier Jahre nach ihrer Beerdigung, die Schachtel mit den Briefen wieder ans Tageslicht befördert und Christy konnte Ricks Heiratsantrag lesen.
Christy und Rick erleben heute eine wunderschöne Lovestory, weil sie bereit waren, sich von der Weisheit leiten zu lassen. Jeder kann leidenschaftliche Gefühle empfinden, aber nur diejenigen, die Gottes Willen und sein Timing berücksichtigen, werden das volle Potenzial der großen Liebe erleben.
Das glaubst du nicht? Frag einfach Rick! An demselben Platz, an dem er seine Träume begraben hatte, kniete er vier Jahre später und machte seiner Liebsten einen Heiratsantrag. Und während er die Ringe aus der Tasche zog, hörte er, wie sie „Ja!“ sagte – von ganzem Herzen!