Heute wird das Wort vorwiegend in der Bedeutung ›Jünger, Schüler, Bewunderer‹ gebraucht, manchmal auch analog zu ›Nachahmer‹. Doch ursprünglich bezeichnete Adept eine Person, die – im Gegensatz zu Anfängern oder Außenstehenden – in einen Kult, eine Kunst oder eine Wissenschaft eingeweiht war. Dies entspricht dem Sinn der aufklärerischen Maxime, die Christoph Martin Wieland in seinem Buch »Sympathien« mit dem englischen Untertitel »As soul approaches soul« aus dem Jahr 1756 zusammenfasst: »Verbreite die Wahrheit, welche kein Geheimnis unter etlichen wenigen Adepten seyn soll, über alle Arten von Ständen und Menschen.« Auch in Goethes »Faust« sind nicht etwa Schüler gemeint, wenn der Doktor über seinen Vater berichtet:
Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
Der über die Natur und ihre heilgen Kreise,
In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,
Mit grillenhafter Mühe sann.
Der, in Gesellschaft von Adepten,
Sich in die schwarze Küche schloss,
Und, nach unendlichen Rezepten,
Das Widrige zusammengoss.
Das Wort kam um 1700 in der Form Adeptus aus dem Lateinischen ins Deutsche. Nach 1800 herrscht dann ausschließlich die eingedeutschte, verkürzte Form Adept vor. Adeptus ist die substantivierte Form des Partizip Präteritum adeptus, das zum lateinischen Verb adipisci (›erringen, geistig erfassen‹) gehört.
Zu den Adepten, die das Wort im 20. Jahrhundert noch gebrauchten, zählten Elias Canetti und Thomas Mann, der 1930 seine Autobiografie »Lebensabriß« wie folgt beginnt:
Ich bin geboren am Sonntag, den 6. Juni 1875, mittags zwölf Uhr. Der Planetenstand war günstig, wie Adepten der Astrologie mir später oft versicherten, indem sie mir auf Grund meines Horoskops ein langes und glückliches Leben verhießen.
Hier ist das Wort eindeutig noch im älteren Sinne von ›Spezialist‹ gemeint, von dem das Duden-Universalwörterbuch heute sagt, er sei »früher« üblich gewesen.