Sich konzis – also kurz und bündig – auszudrücken, gilt heute als Tugend. Das war nicht immer so eindeutig. Der Sprachwissenschaftler Johann Andreas Fabricius etwa urteilt 1729 in seiner »Philosophischen Oratorie«: »Ehrgeitzige lieben einen magnifiquen, wollüstige einen fluiden, geldgeitzige einen concisen ausdruck.« Meistens benutzte man das Wort, das im 18. Jahrhundert aus lateinisch concisus (›abgebrochen, kurz gefasst‹) entlehnt worden war, aber neutral oder gar lobend. So schwärmt Oskar Panizza 1895 in seiner Schrift »Der Illusionismus« vom Stil Max Stirners: »Stirner, der Schriftsteller, der in seiner knappen, konzisen, flinken und oft burschikosen Form bewiesen hat, dass Leichtigkeit und Flüssigkeit des Vortrags ein Vorteil sei für die Behandlung abstrakter Disziplinen gegenüber dem zähen Asfalt-Brei aus dem Munde patentirter Sanskritisten.«
Bei Kurt Tucholsky und anderen kann das Wort auch den Nebensinn ›gut gegliedert‹ haben. In seinem Nachruf auf Siegfried Jacobsohn, den Gründer der Zeitschrift »Die Schaubühne« (später »Die Weltbühne«) schreibt Tucholsky 1926:
Dabei hatte er eine außerordentlich konzise Art der Beantwortung; er pflegte seine Briefe in lauter kleine Absätzchen aufzuteilen, die er numerierte, und wenn ich aus Spaß eine Anfrage unter 117 rubrizierte, dann kam bestimmt unter 117 etwas zurück.
Seit Panizza und Tucholsky veränderten sich weder die Bedeutung noch die Gebrauchshäufigkeit des Wortes, weshalb dieser ihm gewidmete Abschnitt konzis bleiben kann.