Man kann kein Fan von etwas sein, das profan ist. Zumindest dann nicht, wenn man sich streng an der etymologischen Bedeutung der Wörter orientiert. Denn das lateinische Adjektiv profanus bezeichnet den Bereich, der vor oder außerhalb eines fanum, eines heiligen Bezirks liegt. Unser Wort fanatisch und das englische fanatic, dessen Abkürzung fan ist, sind auf fanum zurückzuführen. Aber da die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch in der aktuellen Sprache ist – und nicht ein verborgen liegendes etymologisches Mysterium – wirkt sich das alles natürlich nicht auf die Gegenwart aus. Interessant zu wissen, ist es doch.
Das lateinische Adjektiv wurde im 16. Jahrhundert eingedeutscht und zunächst meist prophan geschrieben. Es hat die religiöse Bedeutung ›weltlich, nicht dem Gottesdienst dienend‹. So vermerkt beispielsweise die Chronik »Theatrum historicum« des Leonhardt Meyer für das »Jahr Christi 1612«: »Zu Regenspurg hielt Käiser Matthias einen Reichstag / um den Religion und prophan Frieden zu erhalten.« Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich allmählich die Schreibweise mit f durch.
In Friederike Helene Ungers Roman »Julchen Grünthal« von 1784/98 werden humoristisch die Schwierigkeiten mit dem Profanen, das uns immer wieder vom Heiligen weglockt, beschrieben: »Sonntags wagte ich nicht eher ein profanes Buch in die Hand zu nehmen, bis ich das mürrische zänkische Wesen, welches ich Gott nannte, durch das Lesen einer Predigt, oder mit sonst etwas Geistlichem, abgefunden hatte.« Ein solcher humoristisch-ironischer Gebrauch des Eigenschaftswortes, wie man ihn ungefähr zur gleichen Zeit auch bei Johann Karl August Musäus findet, bereitete die Profanierung des Wortes profan vor. Heute wird es viel seltener im religiösen Sinne, sondern in der allgemeinen Bedeutung ›gewöhnlich, alltäglich, geheimnislos, leicht (bezogen auf ein Rätsel und dessen Lösung)‹ gebraucht. Helmut Krausser etwa lässt 2006 in seinem Roman »Eros« den Helden vor Nahrung zurückschrecken: »Wollte die Lippen, mit denen ich Sofie geküßt hatte, nicht durch ein profanes Wurstbrot entweihen.«
Sehr häufig liest man in Medien und Unterhaltungsliteratur die Wendung, es gebe für irgendetwas eine profane Erklärung. Beispielsweise in einem »Julia«-Liebesroman oder im 2964. Perry-Rhodan-Heft »Späher in Dakkarraum« von 2018, wo aber das Wort freundlicherweise durch ein beigeselltes zweites Adjektiv erläutert wird: »Ich wollte nicht glauben, dass es eine ganz simple, profane Erklärung dafür gab.« Ob die Verwendung des Wortes in solchen Groschenheftsphären eventuell Anlass sein könnte, ihm den Status »bildungssprachlich« abzuerkennen, sollten Wörterbuchredakteure zumindest einmal erwägen.