redundant

Bei diesem Adjektiv handelt es sich um einen nicht auf Anhieb zu erkennenden Anglizismus. Mehrmals verwendet es Karl Marx 1867 im ersten Band des »Kapitals«, um den britischen Wirtschaftstheoretiker David Ricardo im Original zu zitieren. Marx lobt diesen Vordenker: »Es ist eins der grossen Verdienste Ricardo’s, die Maschinerie nicht nur als Produktionsmittel von Waaren, sondern auch von ›redundant population‹ begriffen zu haben.« Auch der Mathematiker Ernst Schröder gebraucht es 1890 in seinen »Vorlesungen über die Algebra der Logik« zweimal als englisches Zitatwort, wenn er von »redundant terms« (Schröder übersetzt es mit ›überflüssige Glieder‹) und »redundant factors (›überflüssige Faktoren‹) spricht.

Eingedeutscht wurde das im Englischen seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare, aus dem Lateinischen entlehnte Adjektiv mit den Bedeutungen ›überflüssig, überreichlich‹ aber erst in den 1960er-Jahren. 1962 schreibt der »Zeit«-Wissenschaftsredakteur Thomas von Randow über den »Gefährlichen Telegrammstil« und kommt zum Schluss: »Je mehr Wert wir darauf legen, verstanden zu werden, um so redundanter wird unsere Sprache. […] In anderen Sprachen ist das nicht viel anders; im Deutschen ist die Redundanz noch höher.« Randow bezieht sich in dem Text, in dem redundant und das feminine Substantiv Redundanz mehrfach auftauchen, auf den fachsprachlichen Begriff der grammatischen Redundanz, die nicht negativ bewertet wird, denn sie schützt vor Informationsverlust und dient dem besseren Verständnis.

Möglicherweise beförderte die Verwendung beider Wörter in Linguistik und Informationstheorie, die von 1970 an als Wissenschaften geradezu in Mode kamen, den bildungssprachlichen Gebrauch von redundant und Redundanz. Selbst die Duden-Definition von Redundanz im Universalwörterbuch steht ganz im Banne der Linguistik: ›das Vorhandensein von eigentlich überflüssigen, für die Information nicht notwendigen Elementen; Überladung mit Merkmalen‹. Doch noch in den späten 1970er-Jahren hielt das Linguistenteam um Alan Kirkness, das das »Deutsche Fremdwörterbuch« von Schulz/Basler vollendet, beide Wörter offenbar nicht für wichtig genug, um in das Nachschlagewerk aufgenommen zu werden. In den Rechtschreibduden waren sie immerhin schon 1966 gelangt.