Die Wörter Replik und Duplik gelangten gleichzeitig, gewissermaßen als Zwillinge, ins Deutsche – aber nur eines schaffte es, in die allgemeine Bildungssprache vorzudringen. Während Replik seit Jahrhunderten zu den literaturfähigen Wörtern gehört, führt die Duplik ein unscheinbares Nischendasein in der Fachsprache der Juristerei, wo im 16. Jahrhundert die Laufbahn beider Wörter ihren Anfang genommen hatte. Damals wurden das lateinische replicatio und sein Gegenwort duplicatio als Replik und Duplik eingedeutscht, wobei das französische réplique noch miteinwirkte. Replik bezeichnete die Antwort des Klägers auf die erste Einlassung des Beklagten in einem Prozess; wenn der Beklagte dann darauf reagierte, nannte man diese erste Gegenantwort Duplik, die zweite Triplik und so weiter. In einer Satire aus der Reformationszeit, in der Franz von Sickingen am Himmelstor die Heiligen Petrus und Georg überredet, ihn in den Himmel einzulassen, berichtet der streitbare Ritter, dass in der Hölle keine Seele von den Teufeln so hart geplagt wird wie ein Armer, den die Advokaten quälen: »Dann da sint so vil action, exception, replik, duplik, triplik, quadriplik […], also daß kein entledigung ist.«
Doch nicht nur in juristischen Wortwechseln sprach man zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Repliken, sondern auch in theologischen Streitgesprächen. Hieronymus Emser etwa, ein Widersacher Luthers, nennt 1521 eine Flugschrift, mit der er auf eine Antwort des Reformators an seiner Kritik reagiert: »Auff des Stieres tzu / Wiettenberg wiettende / replica«.
Die heutige bildungssprachliche Verwendung unterscheidet sich davon nicht wesentlich. Das Duden-Universalwörterbuch definiert sie als ›Erwiderung auf Äußerungen, Thesen oder Ähnliches eines anderen‹. Beispielhaft ist ein Satz aus Thomas Manns »Buddenbrooks« über einen Familienstreit mit Beteiligung des missratenen Bruders Christian Buddenbrook: »Christian, der sich schon während der letzten Repliken im Zimmer hin und her bewegt hatte, räumte endlich den Kampfplatz.«
Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet Replik auch die Nachbildung eines Originals, meist eine, die vom Künstler selbst angefertigt wurde. Ausgangspunkt ist die Bedeutung ›Wiederholung‹, die replicatio im Lateinischen haben kann. Cineasten sprechen zudem von Replikanten, künstlich geschaffenen Menschen, aber die gibt es bisher nur im epochalen Science-Fiction-Film »Blade Runner«.