Diese Konjunktion konnte ihre Herkunft aus der Kanzleisprache nie ganz vergessen machen. Das im 16. Jahrhundert eingedeutschte Wort, das auf das mittellateinische Adverb respective zurückgeht, hatte zunächst in amtlichen Schriften die Bedeutung ›berücksichtigungs-, beachtenswert‹. Bis heute bleibt es in belletristischer Literatur eher selten und wird dort meist nur verwendet, um eine gewisse Pedanterie anzudeuten, beispielsweise in Jens Sparschuhs Roman »Der Zimmerspringbrunnen« aus dem Jahr 1995. Dort erklärt ein ehemaliger DDR-Wohnungsverwalter, warum er einem Straßenmusiker kein Geld geben konnte: »Nur höhere Gewalt, respektive fehlendes Kleingeld, hatten es verhindert.«
Häufiger kommt das Wort, dass synonym mit beziehungsweise ist, in der wissenschaftlichen Literatur zum Einsatz. So erklärt Sigmund Freud in seiner 1899 erschienenen »Traumdeutung« die psychoanalytische Dimension von alltäglichen Handlungen in Träumen: »Stiegen, Leitern, Treppen respektive das Steigen auf ihnen und zwar sowohl aufwärts als abwärts, sind symbolische Darstellungen des Geschlechtsaktes.«