sardonisch

Wenn jemand sardonisch lacht, bedeutet das eigentlich immer etwas Schlechtes – entweder für den Lachenden oder für den Ausgelachten. Medizinisch bezeichnet man als sardonisches Lachen ein durch krampfhaftes Zusammenziehen der Gesichtsmuskulatur entstehendes Zähneblecken als Folge von Tetanus oder einer Vergiftung mit Strychnin. Das lateinische rirus sardonius ist eine Lehnübersetzung des griechischen sardonios gelos (›bitteres Lachen‹), das sich bereits auf das medizinische Phänomen bezieht.

Seit dem 17. Jahrhundert taucht sardonisch vereinzelt als Beschreibung von Gesichtszügen auf, etwa 1679 in der »Teutschen Academie« des Joachim von Sandrart. Dort wird das Wort für die auf einer Gemme festgehaltenen Physiognomie des römischen Philosophen Seneca verwendet, des Erziehers von Kaiser Nero.

In der Zeit um 1800 und unter dem Einfluss des gleichbedeutenden französischen sardonique wurde das Adjektiv auch im nicht medizinischen Sinne gebraucht. Christoph Martin Wieland definiert: »Sardonisches Lachen, ist so viel als ein lautes übermäßiges Lachen, das man nicht zurückzuhalten vermag.« Andere Stellen im Werk Wielands betonen ebenfalls das Unfreiwillige.

Doch das Wort nahm bereits die heute neben ›krampfhaft, fratzenhaft‹ vorherrschende Bedeutung ›höhnisch, boshaft‹ an, und ein heimtückisches Lächeln konnte von nun an sardonisch sein. So antwortet in Ernst Willkomms Roman »Die Europamüden« von 1838 ein Briefschreiber einem Freund namens Eduard, welcher eifrig die Tugend der Enthaltsamkeit predigt:

»Wenn ich verlange, Eduard,« fuhr ich fort, nur mit Mühe ein sardonisches Lächeln unterdrückend, »Du sollst die Moralität Deiner so gepriesenen Ascese durch Selbstausübung derselben an Dir darthun, bist Du dann geneigt, dieser Forderung zu entsprechen?«

Bald konnte sardonisch, völlig ohne Referenz auf Gesichtszüge und erneut wie im Französischen, ebenso ›mit boshafter Ironie‹ meinen. Die »Neue Rheinische Zeitung« zum Beispiel zitiert 1848 den französischen Abgeordneten Henry Auguste Ceyras, der sich gegen politische Vorwürfe verteidigen musste: »Die Liktoren des Berichts, ruft er sardonisch, geben sich entsetzlich Mühe, mich als Kommunisten und Sozialisten darzustellen.«

Dieser nicht physiognomische Gebrauch ist heute sehr verbreitet. In neueren Medien liest man Wendungen wie sardonischer Witz, sardonischer Ratschlag oder – als Charakterbeschreibung – sardonischer Typ. Meryl Streep etwa wird nachgesagt, sie habe im Film »Der Teufel trägt Prada« eine »sardonische High-Fashion-Dominatrix« gespielt.