Verve

»Verve« heißt ein bekanntes amerikanisches Plattenlabel, das ursprünglich auf Jazz spezialisiert war, und auch im Deutschen steht das Wort oft für künstlerische Ausdruckskraft. Die älteste Fundstelle in der Zeitung »Kölnischer Korrespondent« von 1830 attestiert einem Pariser Maler fehlende »Verve des Pinsels«. Weitere frühe Belege stammen ebenfalls aus Frankreich und betreffen Künstlerisches. Heinrich Heine etwa schreibt 1832 in »Französische Zustände«:

Alexander Dümas ist kein so großer Dichter wie Victor Hugo, aber er besitzt Eigenschaften, womit er auf dem Theater weit mehr als dieser ausrichten kann. Ihm steht zu Gebote jener unmittelbare Ausdruck der Leidenschaft, welchen die Franzosen Verve nennen, und dann ist er mehr Franzose als Hugo.

Mitte des 19. Jahrhunderts war das Wort bei uns so eingebürgert, dass man es unabhängig von seiner französischen Herkunft auch im Zusammenhang der italienischen Oper anwenden konnte. 1867 wurde es dann zum ersten Mal im Reichstag des Norddeutschen Bundes im Sinne von ›Engagement, politische Leidenschaft‹ gebraucht. Die Bedeutungsbandbreite des Wortes wird vom »Deutschen Fremdwörterbuch« so beschrieben: ›Begeisterung, Schwung, Elan, Feuer, Brio; Esprit, auch künstlerischer Funke, Inspiration; (schöpferische) Phantasie‹.

Bis heute wird das feminine Substantiv vor allem auf musikalische und politische Vorträge bezogen. Typisch ist die Verwendung in Hermann Kants Roman »Die Aula« von 1965: »Bei aller Verve, mit der er für die Bildungsrevolution eintrat, hielt er sich in allen Dingen zurück, die dem Sektor Herz zugerechnet werden mußten.«