Banal, aber zentral: Zwei einfache Listen, die Ihr Leben von nun an begleiten und verändern

Die Magie von Ressourcen und Dankbarkeit

Wieder ein Kapitel ohne viel gesonderte Theorie mit zwei Übungen im Zentrum. Allerdings im Kontext all dessen, was Sie bisher gelesen haben, und nur so in seiner Bedeutung und Wichtigkeit zu verstehen.

Es ist ein Leichtes für Ihren kritischen Verstand, die ein oder andere Übung, das ein oder andere Kapitel in diesem Buch als unwichtig oder lächerlich abzutun. Folgen Sie diesem Impuls bitte nicht, nehmen Sie bitte all das, was Sie hier lesen, all die Übungen und Ratschläge sehr ernst. Alles, was ich Ihnen präsentiere, ist gut erforscht, die Wirksamkeit der Übungen ist empirisch belegt. Statt skeptisch darüber oder verwundert zu sein, wie wenig kompliziert so manche Unterbrechung oder Übung ist, freuen Sie sich doch lieber darüber, wie einfach der Weg in eine Veränderung ist. Um Gewissheit zu haben, müssen Sie alles Praktische, was in diesem Buch erwähnt ist, aber unbedingt tun und selbst erfahren. Nur dadurch kann es wirksam sein und Veränderung bringen.

Die beiden Übungen, die ich Ihnen hier empfehlen möchte, sind zwei einfache Listen. Einmal eine Liste, in der Sie festhalten, wofür Sie in diesem Leben dankbar sind, und einmal eine Liste, in der Sie Ihr Erlerntes, Ihre Talente und Fertigkeiten festhalten – es ist also eine »Könnens- und Ressourcenliste«.

Die Dankbarkeitsliste ist verwandt mit der Dankesliste aus dem vorhergehenden Kapitel, hat aber einen etwas anderen Fokus. Während Sie dort abgeschlossene Ereignisse und Erlebnisse aus Ihrer gelebten Vergangenheit aufführen sollten (wie zum Beispiel die Thailandreise oder die Geburt eines Kindes), wünsche ich mir, dass Sie in der aktuellen Dankbarkeitsliste gegenwärtig anhaltend verfügbare Erfahrungen und Erlebnisse notieren, für die Sie dankbar sind und die Sie bestmöglich immer wieder aktiv in Ihr Leben bringen können (wie zum Beispiel den Duft einer Tasse Kaffee, die Wärme eines Sonnenstrahls, den Geschmack von Brot, die Umarmung durch Ihren Partner, die Freude am Lesen oder am Sport).

Das Veränderungspotenzial und die Bedeutung dieser einfachen Liste verstehen Sie am besten, wenn Sie sich die Essenz des Gehirnkapitels »Hör mal, wer da hämmert« noch einmal vor Augen halten: Unser Gehirn neigt zu Katastrophen- und Angstdenken, bei kleinster Gefahr schaltet unser limbisches System in den Gefahren- und Sorgenmodus. Wir sind dann nicht mehr in unseren besten Ich-Zuständen. Unser Gehirn neigt zu Vereinfachungen und Wiederholungen. Einmal im Gefahrenmodus, sind wir Gefangene unserer neuronalen Muster und rasen wie auf einer Art Gehirnautobahn auf der immer gleichen Strecke in den gedanklichen Abgrund. Dieses Denkmuster, das aber gleichzeitig auch ein wirklich physiologisches Synapsenmuster im Gehirn ist, müssen wir durchbrechen. Das funktioniert, ist erforscht und nennt sich »neuronale Plastizität«. Neuronale Plastizität bedeutet, dass sich Nervenzellen, Synapsen, ja ganze Hirnareale je nach Art ihrer Nutzung ein Menschenleben lang anpassen, neu vernetzen, optimieren und verändern. Alle Gedanken, Ausführungen und Übungen in diesem Buch dienen diesem Zweck. Wenn wir unser Gehirn mit anderen Daten und Erfahrungen füttern, verändert sich unser Denken. Wenn sich unser Denken ändert, verändert sich unser Handeln. Wenn sich unser Handeln ändert, verändert sich unser Leben. Drunter sollten Sie es nicht machen.

Zur Routine und Handhabung der beiden Listen finden Sie in verschiedenen therapeutischen Schulen unterschiedliche Empfehlungen. Eine Variante ist, über einen Zeitraum von dreißig oder hundert Tagen eine Art Tagebuch zu führen, in dem Sie jeden Tag drei Dankbarkeits- und drei Ressourcenaspekte notieren sollen. Ich empfehle meinen Klienten immer, zwei lange Dauerlisten anzulegen, entweder auf dem Rechner, im Smartphone oder in einem kleinen DIN-A5- oder DIN-A6-Heft, und in diese Listen auf einen Schwung gleich eine ganze Menge einzutragen und dann regelmäßig a) in die Liste zu schauen und b) bei jeder Gelegenheit wieder etwas nachzutragen. Sie können natürlich diese Listen auch hier im Buch führen und dann immer wieder in das Buch schauen.

Für manche Klienten ist die Selbstverpflichtung, jeden Tag etwas einzutragen, sinnvoller, weil sie dadurch in die Routine der Dankbarkeit kommen, für andere die Konzentration auf eine Stunde und dann das sukzessive Nachtragen. Was ich Ihnen aber unbedingt empfehle, ist, die beiden Übungen als ständige Listen zu führen und nicht an verschiedenen Orten oder auf unterschiedlichen Seiten in Ihrem Tagebuch jeden Tag drei Dinge aufzuschreiben. Dann verliert sich das. Das Format der Dauerlisten hat nach meiner Erfahrung mehr Kraft, da Sie dann immer auf einen Blick all Ihre Dankbarkeiten und Könnens- sowie Ressourcenaspekte sehen. Ich habe Klienten, die diese Listen über zehn, fünfzehn Jahren einfach anhaltend pflegen und nachtragen und die damit ganz wunderbare Erfahrungen sammeln und immer wieder aus der Fülle der Liste spontan viel Kraft, Inspiration und Freude ziehen.

Übung
Meine Dankbarkeit

Mögliche Leitfragen, die Ihnen helfen, Ihre besten Antworten zu finden:

Wofür schlägt mein Herz? Wann fühle ich mich wohl und angekommen? Was bringt mich vor Rührung oder vor Freude zum Weinen? Worüber lache ich? Wovon kann ich nicht genug bekommen? Was gibt mir Energie? Worin kann ich mich verlieren? Wann bin ich im Flow und verliere das Zeitgefühl? Wozu sage ich immer wieder Ja? Wozu sage ich: Ich will? Was macht mir Freude? Wofür engagiere ich mich? Wofür stehe ich gern früh auf? Wozu sage ich: Bitte mehr davon?

Wofür ich jeden Tag dankbar sein kann/Was mir im Erleben immer wieder Freude macht:

Antwortbeispiele

Übung

Meine Ressourcen/Was ich kann/Meine Talente/Meine Kenntnisse/Meine Fertigkeiten/Was ich bislang in diesem Leben schon gelernt habe und mir anhaltend zur Verfügung steht:

Und auch hier wieder Antwortbeispiele aus meiner Praxis: