Regenzauber

»Paß auf, jetzt sag’ ich den Regenzauber!« Nanni sagt ihn, und der Regen hört auf. Nach der endlos langen Regenzeit, die schon die Ernte bedrohte, scheint plötzlich wieder die Sonne. Und Nanni ist überzeugt, daß sie zaubern kann … Niemand sonst weiß davon außer Josefa, die Überlegene. Mit ihr allein teilt Nanni das Geheimnis und erkauft sich damit ihre Freundschaft. Zum ersten Mal ist es Nanni gelungen, Josefa zu beeindrucken. Ihre Phantasie verstrickt Nanni in ein Gespinst von Schuld und Angst. Denn nun folgt eine Hitzeperiode, unter der die Bauern noch mehr stöhnen als zuvor unter dem Regen. »Mach, daß der Regen wiederkommt«, sagt Josefa. Aber das kann Nanni nicht. Sie ist jetzt ganz in Josefas Hand. Nur Josefa weiß, daß Nanni an der Trockenheit und Dürre schuld ist. Und an dem Waldbrand, in dem Josefas Bruder ums Leben gekommen ist. »Du mußt jetzt alles tun, was ich will. Sonst sag’ ich den Leuten, was du angestellt hast!« Und Nanni tut alles, was Josefa von ihr verlangt. So lange, bis sie Josefas Spiel durchschaut. Und erkennt, daß es keinen »Regenzauber« und keine damit verknüpfte Schuld gibt.