[Ronco 290] • Das Totenschiff
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- Authors
- Conagher, Ken
- Publisher
- Pabel/Möwig Verlag
- Tags
- heft-ronco
- Date
- 0101-01-01T00:00:00+00:00
- Size
- 0.17 MB
- Lang
- de
3l. Mai 1881
Es ist eigenartig, welche Karten das Schicksal ausspielt. Als Lobo und ich von Don Correone den Auftrag übernahmen, seinen Sohn zu suchen, konnten wir nicht ahnen, was sich daraus entwickeln würde. Wir fanden Don Correones Sohn und brachten ihn zu seinem Vater zurück. Aber wir fanden mehr, viel viel mehr.
Wir fanden die Spur zu dem großen Unbekannten, zu dem Mann, der aus dem Dunkel heraus dabei war, ein grauenhaftes Geschäft zur Blüte zu bringen: den Anbau von Mohn und den Verkauf jenes Saftes, dessen Genuß den Menschen in ein Paradies entführt, das in der Hölle endet – Opium.
Dieser Mann war Andrew Hilton.
Jetzt, da ich diese Zeilen niederschreibe befindet sich dieser Mann nicht mehr im Dunkel der Anonymität. Die Karte, die mir das Schicksal zuspielte, verbarg sich in der Nachricht einer simplen Brieftaube.
Sie war von den Mohnfeldern der Sierra Hidalgo aufgestiegen, um dem Mann im Dunkel eine wichtige Nachricht zu überbringen. Er wird den Inhalt dieser Nachricht nie erfahren, weil ein Raubvogel über die Taube herfiel. Ich fand sie – und mit ihr die Nachricht, die sie Andrew Hilton überbringen sollte.
Wonach ich in den letzten Monaten gesucht hatte, das verriet mir die Nachricht: den Wohnort meines größten Feindes – jenes Mannes, der meinen Sohn Jellico hatte entführen lassen.
Andrew Hilton lebt in Santo Domingo, in der mexikanischen Provinz Chihuahua. Dorthin hatte er sich nach seiner Flucht aus den Staaten zurückgezogen – und von dort aus hatte er wiederum begonnen, sein verbrecherisches Lebenswerk fortzusetzen: Geld zu scheffeln, durch Intrige, Bestechung, Gewalt, Terror Enteignung, Landraub und – so nebenbei – Opiumhandel.
Noch etwas hat die Nachricht der Brieftaube offenbar werden lassen. In dem engen Kreis um Hilton scheinen Machtkämpfe ausgebrochen zu sein. Um was es sich da im einzelnen handelt, weiß ich nicht, aber ich habe den Eindruck, daß Hiltons bisherige uneingeschränkte Führungsposition zumindest leicht erschüttert ist.
Lobo und ich haben die Hazienda Don Correones verlassen und reiten ostwärts. Unser Ziel: Santo Domingo in Chihuahua. Seit ich weiß, wo sich Hilton aufhält, kann ich wieder hoffen. Denn es geht ja um meinen Sohn Jellico. Endlich habe ich die Spur, nach der ich solange gesucht habe.
Heute abend rasten wir in einem Arroyo, und ich habe mir wieder mein Tagebuch vorgenommen. Ich will von der Geschichte des Totenschiffs berichten – einer recht merkwürdigen Geschichte, die mich für einen kurzen Zeitabschnitt meines Lebens in die mir fremde Welt der Fischer, Seeleute und Hafenhaie versetzt hatte …