[Lobo 07] • Eine Kugel für das Hal

Einen Augenblick sah man ihn gegen die aufgehende Sonne auf der Hügelkuppe auftauchen, dann ritt er hinunter in die Senke, parallel zum Rio Bravo. Ein Reiter, eine dunkle Silhouette gegen die kupferrote Scheibe der Sonne im Osten. Die Hufe seines Pferdes hinterließen kleine Staubwölkchen, ehe sie von einem leichten Südwestwind weggeweht wurden.

Am tiefsten Punkt der Senke zügelte der Mann sein Pferd. Er zog einen Beutel aus seiner Brusttasche und drehte sich mit dem letzten Tabak eine Zigarette. Dann riß er ein Streichholz an.

Die Sonne stand noch zu tief. Sie ließ die Senke und den Reiter noch in Dunkelheit. Für einen Moment fiel das flackernde Licht auf sein Gesicht. Er war ein Halbblut. Blauschwarze Haare rahmten sein von Narbendurchzogenes Gesicht ein. Ein dünner Bart wucherte auf seinen Wangen. Die Finger, mit denen er die Zigarette hielt, waren mit Schwielen bedeckt, mit noch nicht zugewachsenen Rißwunden und mit Schorf. Es war schwer, sein Alter zu schätzen. Seine Schultern waren breit und spannten das verwaschene Baumwollhemd, die Hüften waren schmal. Seine Schenkel, mit denen er das Pferd im Stand hielt, waren muskelbepackt und drohten die groben Jeans zu sprengen. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Calispel-Hut.

Er wedelte das Streichholz aus und griff wieder nach den Zügeln. In diesem Moment scheute sein Pferd und schnaubte leise. Der Mann nahm die Zigarette aus dein Mundwinkel und verdeckte die Glut mit seiner Handfläche. Dann beugte er sich vor und kraulte dem Pferd beruhigend hinter dem rechten Ohr.