Gründe für Rosinen

Gründe für Rosinen
Authors
Corell, H.B.
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.41 MB
Lang
de
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Wie in seinem Roman ›Finger einer Hand voll Angst‹, aber im Thema weitgesteckter, zeigt H.B. Corell hier die Gesellschaft des Jahres 1988, einer Gesellschaft, die noch nackter geworden ist, die Persönlichkeitsreste sind durchschaubarer, lenkbarer als je zuvor. Nur der Sex bleibt noch als Möglichkeit der Persönlichkeitsbildung, alle Medien der Publizistik bedienen sich seiner, staatlich anerkannte, kalkulierte Aphrodisiaka. In der Nivellierung endlich beginnt die perfekte Austauschbarkeit von Idee und Mensch wirksam zu werden. Die Freiheit wird durch den Computer formuliert, interpretiert und dosiert. Er gibt dem Bürger was er braucht: Mythologie und Ideologie und Scharlatanerien um sein bürgerliches Ideal der Zufriedenheit zu erhalten.

Sean Simon, Produzent der United Television Channels droht auszubrechen. Aber Joy Jees Sex entläßt ihn nicht, obwohl er die ›sexuelle Obsession‹, den gegenseitigen Lustpakt zwischen zwei Einzelwesen zu analysieren vermag: Die Sexualität, die einst als heiß galt, ist kalt geworden, das ist das Ende einer biologischen Epoche.

Der Apparat beweist, wie austauschbar ein solcher Sean Simon ist. Zum ›Widerstand‹ der staatspolitischen Opposition versetzt, läßt er sich belehren ›Demokratie ist etwas unnatürliches wie ewiger Friede oder Gesellschaft ohne Grausamkeit und Unterdrückung‹. Simon wird zum Rad im Getriebe nützlicher, das politische Spannungsverhältnis belebender Transaktionen. Ein neuer Befehl führt ihn auf die ›andere Seite‹ seine programmierte Verurteilung im östlichen Schauprozeß, Orden und hoher Rang des Feindlandes, Rückkehr nach den USA, neuerliche Auszeichnungen und schließlich ein Mordauftrag sind Stufen seines Weges, der ihn als angepaßtes Mitglied in die ›Freiheit‹ seiner Gesellschaft zurückführt.

Dieses Buch versetzt den Leser mit nachvollziehbarer Logik in eine perfekte und darum dem Tode verfallene Welt. Amerika, Berlin und Rußland sind nur stellvertretende Schauplätze einer morgen schon elektronisch versklavten Menschheit, die das Grauen ergreift vor einer Welt, wie der Autor sie vor uns hinstellt. Hier tritt uns eine Wirklichkeit entgegen, deren Anfänge bereits heute erkannt werden können und müssen.