[Jerry Cotton 967] • Nacht in Manhattan

Ein Zufall rettete das Leben des 19jährigen Luke Cordon. Wäre an der Kreuzung East 42nd Street und Third Avenue die Ampel nicht auf Rot gesprungen, hätten die beiden Männer ihn erbarmungslos zu Tode geprügelt. So aber war ich gezwungen, meine nächtliche Fahrt in die nördlichen Bezirke von Manhattan kurz zu unterbrechen. Ich bremste meinen Jaguar ab und hielt an.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich einen Mann, der wie eine Ramme mit dem Oberkörper auf- und ab wippte, jedesmal die geballte Faust hoch über den Kopf nehmend. Es sah aus, als dresche er auf jemand ein, der bereits am Boden lag. Die Szene spielte sich auf meiner Höhe in einem schmalen Durchlaß zwischen zwei Mietshäusern ab.

Blitzschnell stieß ich den Wagenschlag auf und umrundete meinen roten Flitzer. Während die Ampel auf Grün schaltete und die Autofahrer ein wildes Hupkonzert veranstalteten, spurtete ich dem Tatort entgegen. Der Mann, der mir den Rücken zukehrte, verrichtete stumm und verbissen seine brutale Arbeit.

»Halt! FBI!« brüllte ich und hielt schon meinen 38er in der Faust. Mich trennten noch etwa acht Schritte vom Gegner. Ich erkannte deutlich das Opfer. Ein junger Bursche in einem olivgrünen Parka lag zusammengekrümmt am Boden und versuchte, mit den Händen seinen Kopf zu schützen.

Da blitzte es in einem Hauseingang auf.

Ich sah den Flammenstrahl des Mündungsfeuers und lag schon platt auf dem Boden, als sich das Echo des Schusses donnernd an den Wänden brach. Die Kugel zirpte unangenehm dicht an meinem Kopf vorbei.