[Gespenster-Krimi 127] • Das lebende Portrait

[Gespenster-Krimi 127] • Das lebende Portrait
Authors
Elliot, Brian
Publisher
Bastei/Lübbe Verlag
Tags
[heft] , gespenster krimi
Date
0101-01-01T00:00:00+00:00
Size
0.15 MB
Lang
de
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Massimo Bunavo schaute auf das Gemälde, das sein letztes sein sollte. Die Augen des hageren, ausgezehrten Mannes mit den roten Fieberflecken auf den Wangen funkelten irr und dämonisch. Ein abstoßendes Lächeln zuckte über sein Gesicht mit dem grauen Knebelbart.

»Dieses Bild übereigne ich der Adelsfamilie De Simone«, rief er. »Es soll mein Vermächtnis sein, mein Fluch, der aus dem Jenseits auf diese Elenden niederfährt. Furchtbar sollen die De Simones die Schuld büßen, die sie auf sich geladen haben.«

Bunavo atmete schwer. Von draußen brandete der Lärm der Lungotevere Sanzio, einer Hauptverkehrsstraße am linken Tiberufer, in sein düsteres, schäbiges Kelleratelier. Durch die staubigen Kellerfenster konnte man die Beine der Passanten sehen, die draußen vorbeischritten. Der Maler beachtete sie nicht.

Er konnte zufrieden sein, so fand er. Das Bildnis war schlechthin vollendet, ein makabres Kunstwerk, wie vielleicht noch nie eines auf der Erde geschaffen worden war. Eine Atmosphäre des Grauens, der sich niemand entziehen konnte, ging von dem Bild aus.

Es zeigte ein Schlachtfeld einen oder zwei Tage nach dem großen Morden. Es war hügeliges, mit Büschen bestandenes Gelände. Die Sonne stand schon tief, sie war blutrot und sandte einen düsteren Schimmer auf die grausige Szene. Tote lagen in allen möglichen Stellungen auf der Erde, grauenhaft verrenkt und bleich.