[Zeitodyssee 20] • Das Licht ferner Tage
- Authors
- Clarke, Arthur C. & Baxter, Stephen
- Publisher
- Heyne, Wilhelm Verlag
- Tags
- roman-fantasy
- ISBN
- 9783453178038
- Date
- 2001-04-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.42 MB
- Lang
- de
Zeitreisen und ihre Auswirkungen sind seit jeher ein viel diskutiertes und dankbares Sujet der Science-Fiction-Literatur. Arthur C. Clarke und Stephen Baxter wenden sich in ihrem Roman Das Licht ferner Tage jedoch einem bisher weniger ausgeloteten Aspekt der Zeitreiseproblematik zu: der Möglichkeit mittels Technologie einen Blick in die Vergangenheit werfen zu können.
In der Mitte des 21. Jahrhunderts gelingt es dem Unternehmer Hiram Patterson Wurmlöcher gezielt zu stabilisieren und zur Informationsübermittlung zu nutzen. Er entwickelt mit Hilfe dieser Technologie eine Kamera, die quasi durch Wände sehen kann und setzt damit einen gesellschaftlichen Wandel in Gang, dessen Folgen er kaum erahnt. Doch damit nicht genug -- bald stellt er fest, dass seine Kamera nicht nur jeden beliebigen Ort in der Gegenwart, sondern ebenso in der Vergangenheit sichtbar machen kann. Die Menschheit beginnt ihre eigene Geschichte zu erforschen und muss dabei von so manchem Selbstbetrug Abschied nehmen.
Die Auswirkungen einer Technologie, die den Menschen kompromisslos mit den Wahrheiten seiner Existenz konfrontiert, stehen im Mittelpunkt des Romans. Segen und Fluch zugleich, bildet die Wurmlochkamera den Grundstein für eine neue Gesellschaft, in der es keine Kriminalität mehr gibt, aber auch keine Privatsphäre. Ein neues Bewusstsein der Gemeinschaft wächst in den Menschen heran, doch nicht jeder ist willens, sich dieser Entwicklung anzupassen.
Durchaus kontrovers und beeindruckend ideenreich entwerfen Clarke und Baxter ihre gesellschaftliche Utopie, wobei sie wie der große englische Schriftsteller Olaf Stapeldon ihre Perpektive von den frühsten Anfängen der Erdgeschichte bis in die ungewisse Zukunft der Menschheit verlängern. In Anlehnung an eine Kurzgeschichte von Bob Shaw (der diese selbst zu dem Roman Andere Tage, andere Augen ausgeweitet hat) thematisieren die Autoren das Verhältnis von menschlicher Erinnerung und Selbsttäuschung, technischer Innovation und deren ethisch-moralischer Implikationen und daraus folgende alternative Formen der Menschheitsentwicklung.
Auch wenn Hauptfiguren und Handlung bereits nach gut der Hälfte des Romans den ausgedehnten philosophischen Diskursen zum Opfer fallen (man kann förmlich vor sich sehen, wie beide begeistert bei einer Tasse Tee ihre Gedanken zum Thema austauschen), bleibt diese Gemeinschaftsproduktion zweier Meister der Science Fiction ein Ideenroman, der an visionärer Kraft und gesellschaftlicher Bandbreite Seinesgleichen sucht. --Sara Schade