[Inspector Rebus 11] • Der kalte Hauch der Nacht
- Authors
- Rankin, Ian
- Publisher
- Manhattan Verlag
- Tags
- roman-krimi
- ISBN
- 9783442545216
- Date
- 2001-04-15T00:00:00+00:00
- Size
- 0.56 MB
- Lang
- de
Keine Superhelden, keine Action, kein geradliniges
Erzählen -- dennoch oder gerade deswegen ist dem Schotten Ian Rankin ein
großartiger Kriminalroman gelungen, der durchaus einen "mankellartigen" Erfolg
auf dem deutschen Buchmarkt verdient hätte. Rankin komplettiert den Kreis neuer
glänzender britischer Krimi-Erzähler wie Reginald Hill, Val McDermid und Mo
Hayder und stellt deren Extraklasse erneut unter Beweis.
Rankins Helden sind -- ob jung oder alt -- bereits vom Leben angefasste
Menschen. Ob im Trott des Alltags gefangen, desillusioniert, ohne
Selbstbewusstsein oder mit den unterschiedlichsten Defekten geschlagen, kämpfen
seine Figuren um ihr Leben, kultivieren ihren Ehrgeiz, ihr
Gerechtigkeitsempfinden oder ihre Rachsucht. Dies alles unter einem ewig düster
verhangenen bleigrauen Himmel in einem verregneten Edinburgh.
Inspektor John Rebus sieht sich mit einem merkwürdigen Fall konfrontiert. Auf
der Baustelle des künftigen schottischen Parlaments wird eine mumifizierte
Leiche gefunden, die bereits Jahrzehnte versteckt an ihrem Platz liegen muss und
nicht identifiziert werden kann. Echte Brisanz gewinnt der Fall, als wenig
später der designierte Labour-Abgeordnete Roddy Grieve am gleichen Ort ermordet
aufgefunden wird. Grieve entstammt einer der prominentesten und exzentrischsten
schottischen Familien. Rebus Chef setzt dem altgedienten und ob seiner
ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden berüchtigten Inspektor den ehrgeizigen und
karrieresüchtigen Derek Linford vor die Nase. Doch der erfahrene, vom Leben
enttäuschte und alkoholkranke Rebus ist nicht gewillt, den jungen Aufsteiger
gewähren zu lassen. Bald wird deutlich, dass groß angelegtes Spekulantentum und
Korruption den Hintergrund der Morde bilden.
Set in Darkness lautet der Originaltitel des Romans. Und in der der
Tat nutzt Ian Rankin das Genre zu einer großartigen Schilderung enttäuschter
Illusionen in einer hoffnungslos düsteren Stadt. Das Genre gerät dem Autor nicht
wie vielen seiner Kollegen zum Selbstzweck, sondern als hervorragendes Mittel
eindrucksvoller Milieu- und Charakterstudien. Von einem solchen Roman lässt sich
lange zehren! --Ulrich Deurer