Hundert Jahre Einsamkeit

Hundert Jahre Einsamkeit
Authors
Márquez, Gabriel García
Publisher
Fischer Verlag
Tags
roman
ISBN
9783596162505
Date
2004-01-20T00:00:00+00:00
Size
0.56 MB
Lang
de
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Nach einem Mord, und nachdem der Geist des Ermordeten ihn

und seine Frau nicht mehr in Ruhe gelassen hatte, machen sich José Arcadio

Buendía, seine Frau Ursula und einige andere auf den Weg, um ein neues Dorf zu

gründen. Macondo liegt irgendwo im Urwald, keine Straße führt dorthin, und nur

die Zigeuner finden immer wieder ihren Weg zu ihnen, um ihnen die neuesten

Erfindungen zu präsentieren -- die von José Arcadio jeweils mit Begeisterung

gekauft und ausprobiert werden, ob es sich nun um Magneten oder um Chemikalien

handelt. Melchíades, der Weise, der diese Erfindungen jeweils präsentiert,

unterweist ihn im Gebrauch dieser Neuerungen.

Zwei Söhne werden ihnen geboren; José Arcadio und Aureliano. Das Haus füllt

sich auch sonst mit Menschen; immer mehr werden es, die Kinder der Gespielinnen

der Söhne werden ebenso im Haus deponiert wie entfernte Verwandte, von denen

keiner weiß, wer sie eigentlich sind. Über Generationen hinweg wird nun von

dieser Familie erzählt; vom General, der 32 Aufstände anzettelt und jedesmal

scheitert, der unzählige Attentate überlebt, der siebzehn Söhne zeugt und alle

in einer einzigen Nacht wieder verliert; von Eifersüchteleien, von unerfüllter

Liebe und Leidenschaft, von Inzest, vom Leben und vom Sterben. Mit der Familie

wächst auch das Dorf, wird immer weiter an die Errungenschaften der Technik

angeschlossen, eine Eisenbahn verkehrt, eine Bananengesellschaft wird gegründet;

bis das Rad sich wieder dreht und das Dorf wieder zu seinem Ursprung

zurückkehrt. Naturkatastrophen verhindern das Bleiben der Bananengesellschaft,

auch sonst passiert hier nicht mehr viel, und zum Schluss soll sich auch noch

die alte Prophezeiung erfüllen, dass zu viel Inzucht zu Söhnen mit

Schweineschwänzchen führt.

Zu diesem Buch eine Inhaltsangabe abzugeben, ist nahezu ein Ding der

Unmöglichkeit. Viel zu viel passiert auf diesen beinahe 500 Seiten; und vor

allem: Es ist ausgesprochen schwierig, bei diesen vielen sich überschneidenden

Generationen mit den ewig gleichen Namen den Überblick nicht zu verlieren. Wobei

der Autor mit dieser Unsicherheit ja auch ganz bewusst arbeitet; es gibt ein

Zwillingspärchen, das sich bis zum Tod immer wieder vertauscht und selber nicht

mehr weiß, wer nun wer ist.

Vor zehn Jahren hatte ich dieses Buch ja schon einmal gelesen. Meine

Erinnerung an den Inhalt war recht spärlich, aber woran ich mich noch genau

erinnern konnte, war das Gefühl, ein höchst beeindruckendes Buch gelesen zu

haben. Es lohnt sich sehr, sich für dieses Buch eine längere Zeitspanne zu

reservieren, in der man ununterbrochen lesen kann; der in diesem Buch begründete

magische Realismus kann so seine Wirkung am besten entfalten.

Woran ich mich auch nicht erinnern konnte, oder was mir damals vielleicht

auch noch gar nicht aufgefallen war, ist der unglaubliche Humor, der hier

versteckt ist. Allerdings ist es ein tiefgründiger Humor, der seine Wirkung

daraus bezieht, dass man die Figuren im Buch kennt, und der sich schwerlich

durch die Erzählung von Anekdoten wiedergeben lässt. Alles in allem bin ich

wiederum schwer begeistert und freue mich schon auf den Genuss, den dieses Buch

mir beim nächsten Lesen bieten wird. --Daniela Ecker